Handbuch E-Learning. Patricia Arnold

Читать онлайн.
Название Handbuch E-Learning
Автор произведения Patricia Arnold
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783846349656



Скачать книгу

und 5. „Lernprozesse und -ergebnisse dokumentieren“.

      Diese fünf Funktionsbereiche signalisieren die bereits kapiteleinleitend erwähnte Öffnung des bisher eher geschlossenen Systems Lernplattform zum virtuellen Bil­dungsraum. Öffnung meint, dass einerseits Instrumente und Inhalte aus dem Internet in die Lernplattform aufgenommen werden können, andererseits aber auch, dass Lernergebnisse nicht mehr nur durch Prüfungen attestiert werden (Kap. 7.5), sondern auch Artefakte, die im Prozess des Arbeitens mit dem Lerngegenstand entstehen, als Ergebnisse anerkannt werden (Kap. 7.6, Kap. 7.7). Die Öffnung ist Folge der Anpassung an die technischen Entwicklungen des Web 2.0 (Kap. 5.4) und die damit einhergehenden veränderten Verwendungsmöglichkeiten und -gewohnheiten der Nutzer. Weiterhin wird die Bedeutung der sozialen Komponente im Lehr-Lern-Prozess betont.

      Diese Funktionen werden in der folgenden Abb. 3.2 verdeutlicht. Dazu wurden exemplarische Anwendungsbezüge von den Lernplattformen in den virtuellen Bildungsraum ausgewählt. Lehrende und vor allem Lernende können über die Grenzen der geschützten Lernplattform und ihrer Funktionalitäten hinausgehen und einen virtuellen Bildungsraum erschließen, um dort Informationen, Lernmaterialien, Werkzeuge und Kooperationspartner zu finden. Diese reichen dabei wieder in die Lernplattform hinein und wirken auf die Lernprozesse und -ergebnisse.

      Abb. 3.2: Integration von virtuellem Bildungsraum und Lernplattform (in Anlehnung an Zimmer 2003 und Kerres u. a. 2009)

      Design des virtuellen Bildungsraums

      Das Design des virtuellen Bildungsraums, das sog. Graphic User Interface (GUI), muss dazu beitragen, dass die Nutzer sich leicht innerhalb des Systems zurecht­finden. Da nicht alle im virtuellen Bildungsraum verfügbaren Ressourcen entsprechend angepasst werden können, gilt dieser Aspekt insbesondere für die Gestaltung der Lernplattform, die vom Bildungsanbieter bereitgestellt wird. Die Lernplattform soll einen übersichtlichen und aufgeräumten Eindruck machen, Symbole und Bezeichnungen müssen eindeutig und verständlich sein. Hierzu trägt auch die Barrierefreiheit (Kap. 5.3) und Mehrsprachigkeit der Funktionsbeschreibungen bei. Darüber hinaus sollte die Lernplattform an das Corporate Design des Bildungsträgers (Schulmeister 2005a, 57) und idealerweise die Nutzungsgewohnheiten der Lernenden und Lehrenden anpassbar sein. Auch wenn weitere genutzte Informations- und Kommunikationswerkzeuge des virtuellen Bildungsraums nur bedingt angepasst werden können, lassen sich die Lernplattformen als zentrale Anlaufstelle für E-Learning-Angebote entsprechend gestalten, sodass eine Orientierung der Lernenden und Lehrenden unterstützt wird.

      Sechs Funktionsbereiche im virtuellen Bildungsraum

      Bei der folgenden inhaltlichen Erläuterung der Funktionsbereiche eines Lernraums wird auf das erweiterte Modell von Zimmer (2003, 12 f.) und Kerres u. a. (2009) zurückgegriffen (Abb. 3.2). Dabei sei darauf hingewiesen, dass in einem solchen Modell die Funktionsbereiche systematisch beschrieben werden; die konkrete Umsetzung in den unterschiedlichen Systemen kann eine andere Aufteilung enthalten. Wichtig ist jedoch, dass die hier aufgelisteten Funktionen vorhanden sind. Anzumerken ist auch, dass viele Bereiche und die darin enthaltenen Funktionalitäten vor allem auf einer Lernplattform gestaltet werden können und sich die folgenden Ausführungen daher vor allem auf dieses technische System beziehen.

      (1) Angebot und Auskunft

      In diesem Bereich finden die Lernenden zum einen allgemeine Beschreibungen zu den Lernangeboten, z. B. zu Zeitplänen, Zugangsvoraussetzungen, Lernzielen bzw. zu erwerbende Kompetenzen, Prüfungsformen, Zertifikaten und Kosten. Diese können durch Bewertungen durch Lehrende und Tutoren, aber auch durch Mitlernende sowie frühere Lernende, die die Lernangebote bereits absolviert haben, ergänzt werden. Solche Bewertungssysteme können die Lernenden unterstützen, gezielter nach eigenen Bedarfen, Vorwissen oder verfügbarer Lernzeit die entsprechenden Lerninhalte auszuwählen. Manche Bildungsanbieter binden zur Unterstützung der Lernenden bei der Auswahl geeigneter Lernangebote digitale Beratungssysteme ein, z. B. in Form von Online-Studienwahl-Assistenten oder online self assessments (Hardt/Marx 2015; für einen Überblick entsprechender Systeme siehe Iost/Iost 2014; Röder 2017; Kap. 7.2). Aktuelle Ankündigungen zum Lernangebot bzw. den belegten Kursen, etwa über Sprechzeiten, Gruppenarbeitszeiten, Terminverschiebungen etc., die von den Lehrenden eingestellt und aktualisiert oder auch von den Gruppenmitgliedern in Eigenverantwortung koordiniert werden können, werden hier hinterlegt. Eine Anbindung an die Kursverwaltungssysteme eines Bildungsträgers ist empfehlenswert, um die Daten über eine zentrale Datenbank zu pflegen und konsistent zu halten. Es empfiehlt sich, Hinweise und Auskünfte auf erwartbare Fragen der Lernenden in diesem Bereich zu geben. Da jedoch nicht alle Fragen vorhersehbar sind, müssen auch Möglichkeiten für persönliche Auskünfte (z. B. per E-Mail, Chat) implementiert sein. Ein Online-Hilfesystem sollte integriert sein, Listen mit regelmäßig gestellten Fragen (FAQs, Frequently Asked Questions) sind hier einzustellen und regelmäßig zu aktualisieren. Dabei ist es denkbar, dass nicht nur die Lehrenden oder Administratoren diese Listen pflegen, sondern sich die Lernenden gegenseitig bei Fragen und Problemen unterstützen und Lösungsansätze online zur Verfügung stellen, z. B. durch Links auf Diskussionsforen außerhalb der Lernplattform im Netz, in denen das Problem und dessen Lösung besprochen wurden.

      Da dieser Bereich zentral für die Orientierung, Planung und Organisation des Lernens ist, ist es hilfreich, wenn die Lernenden die Möglichkeit haben, diese Seite individuell zu gestalten, damit sie die für sie notwendigen Informationen auf einen Blick erfassen können. Die Integration von Push-Medien (Werle 2008, 204) kann helfen, neue Informationen schnell und direkt auf den Bildschirm gesendet zu bekommen.

      (2) Planung und Verwaltung

      Dieser Bereich dient der Planung individueller und der Abstimmung gemeinsamer Lernaktivitäten. Dazu müssen den Lernenden entsprechende Hinweise und Instrumente zur Verfügung gestellt werden, z. B. die Möglichkeit, über verschiedene Kalenderfunktionen eigene Termine wie auch Gruppentermine einsehen und verwalten sowie passwortgeschützte Informationen zu eigenen Lernaktivitäten und Lernerfolgen sowie anstehenden Aufgaben abrufen zu können.

      Schnittstellen zu elektronischen Organisations- und Informationssystemen (z. B. eigener Online-Kalender, ToDo-Verwaltung), die die Lernenden ggf. auch im Alltag nutzen, sollten durch standardisierte Formate (z. B. iCal, XML) gegeben sein. Zur Abstimmung und Information ist die Anbindung an Kommunikationsinstrumente notwendig. Hilfreich ist es, wenn biografische Hinweise zur eigenen Person von Lernenden, Lehrenden und Tutoren sowie ggf. auch externen Fachexperten eingestellt werden können. Diese können als eigene Seite in der Lernplattform angelegt werden. Wahlweise wäre auch eine Verlinkung auf externe Seiten in sozialen Netzwerken oder auf die eigene Homepage möglich. Somit können die Beteiligten in einem Bildungsangebot jeweils eine zentrale Seite zur eigenen Person pflegen und müssen nicht verschiedene Profilseiten auf die Gültigkeit der Daten prüfen.

      Darüber hinaus findet in diesem Bereich die Kursverwaltung, wie z. B. die Online-Registrierung, statt. Auch die Zuordnung von einzelnen Nutzern zu bestimmten Gruppen, Aufgaben oder Inhalten erfolgt hier. Lehrende können Informationen über die Kursbelegungen abrufen oder die Erstellung neuer Inhalte weitermelden, damit diese in das System eingepflegt werden, sofern sie selbst hierfür keine Berechtigungen haben. Idealerweise unterstützt das System die Möglichkeit, schnell und unkompliziert Lerninhalte durch die Lehrenden oder Tutoren selbst einzustellen, ohne Umwege über eine administrative Stelle nehmen zu müssen. Günstig ist die Anbindung der Lernplattform an die Verwaltung, um Nutzerdaten und Kursangebote zu portieren, die Teilnehmerverwaltung, die Gebührenerhebung, die Lehrplanung, die Erfassung von Prüfungsleistungen oder das Erstellen von Zertifikaten durchzuführen. Auch hier zeigen sich die Vorteile von Lernplattformen, da diese zum einen eine höhere Datensicherheit mitbringen und zum anderen die Möglichkeit bieten, über entsprechende Schnittstellen