Название | Handbuch E-Learning |
---|---|
Автор произведения | Patricia Arnold |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846349656 |
Leichterer Zugang zu Lehr- und Lerninhalten
In der Vergangenheit stellte die Entwicklung und Aufbereitung von Lerninhalten im E-Learning eine zeitaufwendige und kostspielige Herausforderung für Bildungsanbieter dar. Durch die Entwicklung neuer Standards (z. B. HTML 5 ist universell für alle Endgeräte nutzbar) oder Gestaltungsparadigmen (z. B. responsives Webdesign, welches den grafischen Aufbau von Internetinhalten an den jeweiligen Endgeräten optimal ausrichtet) entfällt zunehmend die Notwendigkeit, Lerninhalte jeweils an die verschiedenen Endgeräte anzupassen. Weitere Trends, wie z. B. das Angebot frei verfügbarer Lernressourcen im Internet (Kap. 5.5), ermöglichen es darüber hinaus, auf fremd erstellte Lernmaterialien zurückzugreifen und für die Gestaltung eigener Bildungsangebote zu nutzen. Durch die technische Entwicklung können zahlreiche Internetseiten mittlerweile problemlos über Smartphone und Tablet-PC abgerufen werden. Darüber hinaus finden sich in den verschiedenen App-Stores für die mobilen Geräte zahllose Lern-Apps für verschiedenste Themenfelder. So belegten im April 2015 im Apple-Store Apps der Kategorie Bildung den zweiten Platz bei der Anzahl der Apps (ca. 158.800 Apps entsprechen einem Anteil von ca. 10 % an allen Apps, Unger 2014; wobei im 1. Quartal 2015 ca. 10.000 neue Apps in der Kategorie Bildung hinzukamen). Neben den für Lernen ausgewiesenen Apps kommen weitere hinzu, die bspw. vorzugsweise zur Kommunikation, Kooperation oder Kollaboration entwickelt wurden und dem Lernen nicht originär zugeordnet, aber dafür genutzt werden können, z. B. Apps für soziale Netzwerke, zur mobilen Gestaltung von Weblogs, als Lerntagebuch oder E-Portfolio, zur Zusammenarbeit bei Wikis.
Ein limitierender Faktor scheint die eventuell fehlende Kreativität der Lernenden oder eine unzureichende didaktische Einbindung solcher Programme in die Lehre zu sein. Für Bildungseinrichtungen und Lehrende bedeutet dies, dass weniger Aufwand in die Entwicklung der Lerninhalte investiert, aber stärker überlegt werden muss, wie ein Lehr-/Lernszenario arrangiert sein sollte, damit es den Lernbedarfen und Lernwegen der Lernwanderer (Bachmann u. a. 2014, 42 ff.) entgegenkommt. Dies heißt nicht, dass mobile E-Learning-Angebote nun zwingend in die Lehre aufgenommen werden müssen. Lernende jedoch werden diese Kanäle für die Bewältigung von Lernanforderungen mitnutzen, was einige Änderungen mit sich bringt. So können z. B. Lehrkonzepte, die auf standardisierte Aufgabenstellungen und eindeutige Lösungsansätze zurückgreifen, ein Scheinlernen nach sich ziehen, da die Lösungen im Netz bereitliegen und von den Lernenden nur noch kopiert werden müssen. Komplexe, offene und individualisierte Aufgabenstellungen hingegen lassen sich nicht mehr einfach kopieren, jedoch auch nicht mehr standardisiert abprüfen. Sie können aber zur Kompetenzentwicklung der Lernenden beitragen. Zentral sind demnach Fragen der Integration und Orchestrierung (Specht/Ebner/Löcker 2013), wenn es um die Planung und den Einsatz von Mobile Learning geht. Lernende hingegen stehen u. a. vor den Hausforderungen, geeignete Informationen aus dem Überangebot herauszufiltern, sich bei der Vielzahl der Möglichkeiten auf einheitliche Kooperations- und Kommunikationskanäle mit anderen Lernenden zu verständigen und mit diesen adäquat zusammenzuarbeiten sowie die Lernergebnisse in der gewünschten Form zu präsentieren.
Vorteile
Waren die ersten Ansätze und Diskussionen zum Mobile Learning noch technikzentriert und beschäftigten sich mit Fragen zu den Funktionen der Geräte und deren Nutzung, folgten alsbald Bezüge zur Bedeutung und den Vorteilen des mobilen Lernens bzgl. der Flexibilität und Mobilität der Lernenden bei der Nutzung. Die technischen Aspekte sind mittlerweile bearbeitet, und die Mobilität der Lernenden ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Heute werden die Vorteile vor allen darin gesehen, dass eine Kontextualisierung, eine Personalisierung, eine multimodale Interaktion, Bewusstheit sowie Reflexion des Lernprozesses möglich sind (Specht/Kalz/Börner 2013). Damit ist mobiles Lernen „nicht einfach eine neue Form des E-Learning, die auf mobilen Geräten mit kleinen Displays stattfindet und für die klassische E-Learning-Inhalte direkt auf mobile Endgeräte übertragen werden können oder formelle Lernprozesse über mobile Endgeräte stattfinden. Vielmehr unterscheiden sich E-Learning und Mobile Learning zum einen durch die technologischen Eigenschaften der eingesetzten Endgeräte, zum anderen wird das bisherige internetbasierte Lernen durch ein Qualitätsmerkmal des Mobile Learning besonders erweitert: Kontextualisierung. Dieses Qualitätsmerkmal ist entscheidend für die neuen didaktischen Lernszenarien, die Lernen und Arbeiten verbinden“ (de Witt 2013, 16).
Welche Vorteile und didaktischen Potenziale bietet eine mobile oder ubiquitäre Lernunterstützung durch mobile Technologien? Zum einen können mit mobilen Technologien zahlreiche Brückenfunktionen realisiert werden zwischen formalen und informellen Lernszenarien, zwischen individuellen und sozial integrierten Unterstützungen der Lernprozesse, zwischen verschiedenen Orten und Zeiten, zwischen materiellem Umfeld und digitalen Informationen, zwischen verschiedenen Endgeräten und zwischen verschiedenen Lernaufgaben und Lernhandlungen (Specht/Ebner/Löcker 2013). Speziell können Lerngegenstände und -aufgaben in authentischer Umgebung situiert werden (z. B. Pflanzenbestimmungen auf einer Exkursion, kulturgeschichtliche Zusatzinformationen am individuellen Standort bei einer Stadtbesichtigung, z. B. im „Geschichtsunterricht außerhalb des Klassenzimmers“, Rachbauer 2015). Aber auch innerhalb eines klassischen Kursraums können mit mobilen Endgeräten und geeigneten Aufgabenstellungen die Interaktivität und die Personalisierung in der Lehre erhöht werden, z. B. durch Zusatzrecherchen zu Fachbegriffen oder reflexiven Blogeinträgen (Wegener u. a. 2011a). Lernende können so aktiv einbezogen und insbesondere in ihrer Reflexion unterstützt werden oder personalisierte und situierte Zusatzinformationen multimodaler Art erhalten (für verschiedene Klassifikationen der Einsatzmöglichkeiten sowie einzelne Beispiele siehe de Witt/Sieber 2013; Specht/Ebner/Löcker 2013; für weitere Beispiele siehe die Hinweise zu Augmented Reality in Kap. 4.3.2 und Kap. 5.1.2 und zu Geocaching in Kap. 5.1.3; Wegener u. a. 2011b). de Witt (2013, 18) fasst die Vorteile des Mobile Learning dahin gehend zusammen, dass es situatives und kontextualisiertes Lernen ermöglicht, was für das Lernen bedeutender ist als die permanente Netzanbindung. Mobile Learning löst damit konkret ein, was E-Learning allgemein versprach. Mit mobilem Lernen können bedarfsorientiertes Lernen aus aktuellem Anlass, eine Selbststeuerung des Lernprozesses bzgl. der Methoden- und Medienwahl, aber auch der genutzten Hilfsmittel und die Einbeziehung von Dritten zur Bewältigung von Lerngegenständen realisiert werden. Aktuelle Trends zeigen, dass die Anwendungspalette reichhaltig ist. Specht/Kalz/Börner (2013, 59 ff.) benennen unter anderem
mobile Endgeräte als persönliche Lernportale, auch als Erweiterung eingesetzter Lernplattformen im E-Learning,
ortsbasierte und kontextsensitive Lerntechnologien, z. B. zur Sammlung und Wiederverwendung von Lerninhalten,
mobile Augmented Reality zur Förderung der Vorstellungskraft, Illustration von Lerninhalten oder auch zur Steigerung psychomotorischer Fertigkeiten,
Tangible Interfaces (anfassbare Benutzerschnittstellen an realen Objekten, die Interaktion mit Computern ermöglichen) und Smart Objects, die die Verknüpfung von Realwelt und virtuellem Raum unterstützen,
cloudbasiertes unterbrechungsfreies Lernen zur Verknüpfung von bislang unverbundenen Arbeits- und Lernkontexten,
mobile