Название | Handbuch E-Learning |
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Автор произведения | Patricia Arnold |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783846349656 |
Herausforderungen
Herausforderungen beim mobilen bzw. ubiquitären Lernen bestehen einerseits darin, dass pädagogische Einsatzszenarien derzeit überwiegend experimentellen Charakter haben und erst entwickelt und getestet werden. Hinzu kommt, dass Dozentinnen und Dozenten über eine Affinität zu den Technologien verfügen sollten (Wegener u. a. 2011b). Auch wenn die Verbreitung mit mobilen Geräten in der Bevölkerung fortschreitet, bleibt weiterhin zu klären, wie die Lernenden mit den entsprechenden Endgeräten auszustatten sind (Leihgeräte, Teil einer Kursausstattung, Nutzung der privaten Endgeräte der Lernenden etc.) bzw. wie intelligente Technologien in die physische Umgebung integriert werden können (Sensoren, Displays etc.). Noch sind in diesem Bereich einige Hürden mit Blick auf angemessene didaktische Gestaltungen, Softwareentwicklungen und Finanzierungsmodelle zu überwinden, und es bedarf einer Medienkompetenz und Kreativität der Lehrenden, Mobile Learning in den Lehr- und Lernprozess zu integrieren. Denn ohne ein Wissen um die technischen Entwicklungen, ihre Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie Eignung und den Transfer in Lehr-/Lernszenarien ist es kaum möglich, die Potenziale auszuschöpfen. Damit würden jedoch die Möglichkeiten beschnitten, anregende und kompetenzfördernde Lehre anzubieten.
Eine weitere Herausforderung liegt darin, einer Verkürzung des Lernens durch die Nutzung mobiler Geräte vorzubeugen. Wenn Lernende den Eindruck gewinnen, dank der mobilen Geräte das Weltwissen in der Hand zu haben und in Echtzeit zur Problemlösung darauf zugreifen zu können, besteht die Gefahr, dass Lernen im Sinne eines Bildungs- und Kompetenzentwicklungsprozesses auf der Strecke bleibt. Lernen ist und bleibt ein anstrengender Prozess, in welchem z. B. neues Wissen aufgebaut oder eingespurte Erfahrungen revidiert werden, was zu krisenhaften Erlebnissen bei den Lernenden führen kann (Haug 1981; Heyse 2010, 71). Lehrenden kommt die Aufgabe zu, diesen Prozess zu begleiten und den damit verbundenen Mehrwert sichtbar zu machen. Dies kann durchaus mithilfe des Mobile Learning erfolgen, denn es bietet die Möglichkeit, „zur Reflexion impliziter Handlungsmuster und Lernerträge“ (Rohs 2013, 83–85) anzuregen. Im E-Learning und Mobile Learning stecken viele Potenziale, aber sie haben auch Nachteile, „wie die Beschleunigung und Verdichtung der Kommunikation, das Verschwinden von Gewissheiten, die Oberflächlichkeit virtueller sozialer Beziehungen, aber auch die zunehmende Unkontrollierbarkeit der eigenen personenbezogenen Daten. Daher ist es im Sinne eines Bildungsgedankens wichtig, sich mit den Veränderungen in Alltag, Beruf und Freizeit auseinanderzusetzen, dabei eben nicht in einer abwehrenden Haltung zu verharren, sondern gleichzeitig die digitalen Medien für den eigenen Lebensweg zu nutzen […] Bildung muss m. E. die Zielvorstellung auch für mobiles Lernen sein“ (de Witt 2013, 22 f.).
3.3 Funktionsbereiche im virtuellen Bildungsraum
In den vorangegangenen Abschnitten wurde bereits auf virtuelle Bildungsräume eingegangen, wobei ein Hauptaugenmerk auf den aktuellen Entwicklungen im E-Learning, insbesondere dem Mobile Learning, lag. Auch wenn mit den frei verfügbaren Instrumenten (Internetanwendungen, Lern-Apps, digitalen Endgeräten der Nutzer etc.) bereits Lernen im virtuellen Bildungsraum möglich ist, sollen im Folgenden die Funktionen von LMS (Learning Management Systemen) bzw. LCMS (Learning Content Management Systemen) als Lernplattformen für E-Learning dargestellt werden, da sie für die Gestaltung formaler E-Learning-Angebote eine zentrale Rolle spielen und Möglichkeiten bieten, die für Organisation, Gestaltung, Durchführung und Evaluation der Lehr-/Lernprozesse von anderen Instrumenten kaum oder gar nicht eingelöst werden. Exemplarisch sei darauf hingewiesen, dass in einer Lernplattform z. B. eine hoher Datenschutz gewährleistet ist, Lernende und Lehrende einen gemeinsamen virtuellen Treffpunkt zum Arbeiten haben, gemeinsame Instrumente zum Lernen bereitgestellt werden können, eine Administration möglich ist und anderes mehr.
Durch die technischen Entwicklungen lösen sich die einst strikten Grenzen zwischen Lernplattformen und virtuellem Bildungsraum auf. Lernplattformen behalten jedoch ihre Grundfunktionalitäten, die allerdings erweitert werden um Verbindungen zum virtuellen Bildungsraum (z. B. Informationen aus dem Internet, soziale Netzwerke und Communitys außerhalb der Lernplattform, externe Lernangebote wie MOOCs oder OER usw.). Für die Nutzung zahlreicher Plattformen werden inzwischen Apps angeboten, die auch einen mobilen Zugriff auf die Lernplattform ermöglichen. Damit wird Mobile Learning auch im klassischen E-Learning möglich. Weiterhin bestehen zunehmend Möglichkeiten, aus dem virtuellen Bildungsraum bekannte Instrumente zur Gestaltung des Lernprozesses und der Förderung der Kooperation und Kommunikation (z. B. Wikis, Blogs, E-Portfolio-System etc.) in Lernplattformen zu integrieren und dort in einem geschützten und lerngegenstandbezogenen Kontext einzusetzen. Insofern bieten viele Lernplattformen eine grundständige Flexibilität zur Anpassung an die Lehr- und Lernpräferenzen. Viele Lernende befürworten es, mit bereits aus dem Internet bekannten Werkzeugen zu arbeiten, da diese vertraut sind und einen souveränen Umgang erlauben. Eine Zwangsumstellung und Beschränkung auf die auf einer Lernplattform enthaltenen Grundfunktionalitäten und Instrumente kann auch zur Abwertung oder gar Verweigerung seitens der Lernenden führen. Die einzusetzende Lernplattform sollte daher eher als ein Lernportal gestaltet werden, als ein „Tor ins Internet, das Studierenden Wege zu Lernmaterialien und -werkzeugen weist“, das den Zugriff auf verfügbare Materialien zulässt, „soziale Gruppenprozesse“ unterstützt und „Lernprozesse und Lernergebnisse der Beteiligten“ dokumentiert (Kerres u. a. 2009, 103 f.). Lernportale ermöglichen somit eine Entgrenzung des Lernens (Arnold 2004) über die geschlossenen Lernplattformen hinaus. Durch die Erweiterungen der Funktionalitäten und das Aufweichen der Grenzen ist auch eine scharfe Trennung zwischen Lernplattformen und virtuellem Bildungsraum kaum mehr möglich.
Pädagogische Infrastruktur im virtuellen Bildungsraum
Zur Entfaltung der Bildungspotenziale des E-Learning (Kap. 2) bedarf es nicht nur eines technischen Rahmens, sondern einer pädagogischen Infrastruktur (Zimmer 2000b, 2000c). In der Literatur finden sich hierfür verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Funktionsbereichen. Dabei lassen sich bei den einzelnen Modellen Überschneidungen und Gemeinsamkeiten feststellen. Zimmer (2003, 12 ff.) nennt sechs Funktionsbereiche bzw. Aktivitätsklassen eines virtuellen Bildungsraums, die sich um einen zentralen Arbeitsbereich gruppieren, in dem die Lernmodule bearbeitet werden, und die sich aus den Aktivitäten aller Beteiligten ergeben: (1) Angebot und Auskunft, (2) Planung und Verwaltung, (3) Mediathek und (Arbeits-)Ergebnisse, (4) Schnittstellen zu Anwendungssoftware, (5) Kommunikation und Kooperation sowie (6) Prüfung und Evaluation. Diese Funktionsbereiche werden üblicherweise von Lernplattformen abgedeckt (siehe Abb. 3.2).
Baumgartner/Häfele/Maier-Häfele (2002, 26 f.) schlagen fünf Funktionsbereiche virtueller Bildungsräume vor: (1) Präsentation von Inhalten, (2) Kommunikationswerkzeuge, (3) Werkzeuge zur Aufgaben- und Übungserstellung, (4) Hilfen für die Bewertung und Evaluation und (5) Administration. Der von Schulmeister (2005b, 56 f.) im Rahmen einer Untersuchung von Lernplattformen für Hamburger Hochschulen vorgestellte Katalog mit den wichtigsten Merkmalen umfasst zehn Funktionsbereiche: (1) Administration, (2) Kursmanagement, (3) Didaktik, (4) Kommunikation, (5) Medien, (6) Design, (7) Evaluation, (8) Technologie und Technik, (9) Support und (10) wirtschaftliche Gesichtspunkte. Diese Beschreibungen der Funktionsbereiche weisen unterschiedliche Detailierungsgrade und Gewichtungen einzelner Aspekte auf. Bei genauerem Betrachten sind diese jedoch auch alle in den von Zimmer (2003) vorgeschlagenen Funktionsbereichen enthalten.
Neue Funktionen im virtuellen Bildungsraum
In den vergangenen Jahren fand eine Fortentwicklung der Internettechnologien statt, die auch neue Anforderungen an die Lernplattformen stellen. Kerres u. a. (2009, 105 ff.) reformulieren „die fünf zentralen Funktionen einer ‚Lehrplattform‘ im Licht dieser Entwicklungen“:
1. | „Rollen und Rechte in einer sozialen Inszenierung zuweisen“, |
2. | „Aktivitäten von Akteuren organisieren“, |
3. | „Lernmaterialien verknüpfen“, |