Am laufenden Band. Joseph Ponthus

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Название Am laufenden Band
Автор произведения Joseph Ponthus
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783751800518



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Kapitel 53

       Kapitel 54

       Kapitel 55

       Kapitel 56

       Kapitel 57

       Kapitel 58

       Kapitel 59

       Kapitel 60

       Kapitel 61

       Kapitel 62

       Kapitel 63

       Kapitel 64

       Kapitel 65

       Kapitel 66

       Ich danke

       Zitatnachweise

       I

      »Fantastisch, was sich alles ertragen lässt.«

      GUILLAUME APOLLINAIRE

      (Brief an Madeleine Pagès, 30. November 1915)

       1.

      Bevor ich in die Fabrik kam

      Dachte ich natürlich an

      Den Gestank

      Die Kälte

      Das Schleppen schwerer Kisten

      Die Erschöpfung

      Die Arbeitsbedingungen

      Das Fließband

      Moderne Sklaverei

      Ich bin dort nicht für eine Reportage hin

      Und schon gar nicht für die Revolution

      Nein

      Die Fabrik ist für die Kohle

      Ein Brotjob

      Wie man so sagt

      Weil meine Frau es satt hat mich auf der Couch auf eine Stelle in

      meiner Branche warten zu sehen

      Also

      Lebensmittelindustrie

      LM

      Wie man hier sagt

      Eine bretonische Fisch- und Garnelenproduktions- und

      -verarbeitungs- und -gar- und all das -fabrik

      Ich geh dort nicht zum Schreiben hin

      Sondern für die Kohle

      In der Zeitarbeitsfirma werde ich gefragt wann ich anfangen kann

      »Wenn morgens fahle Sonne frühe Gärten bleicht«

      Antworte ich so schlicht wie Hugo

      Beim Wort genommen fange ich am nächsten Morgen um sechs Uhr

      an

      Im Laufe der Stunden und Tage setzt sich das Bedürfnis das zu

      beschreiben hartnäckig fest wie eine Gräte im Rachen

      Nicht die Eintönigkeit der Fabrik

      Sondern ihre paradoxe Schönheit

      An meinem Förderband denke ich oft an eine Parabel von ich glaube

      Claudel

      Auf seinem Pilgerweg von Paris nach Chartres trifft ein Mann einen

      Arbeiter beim Steineklopfen

      Was machen Sie da

      Meinen Job

      Felsblöcke rollen

      Scheiße

      Mein Rücken ist hin

      Sauerei

      Müsste verboten sein

      Zum Verrecken

      Ein paar Kilometer weiter ein zweiter bei der gleichen Arbeit

      Gleiche Frage

      Ich schufte

      Muss die Familie ernähren

      Das ist hart

      Aber ist halt so und ist immerhin Arbeit

      Das ist das Wichtigste

      Noch weiter

      Kurz vor Chartres

      Ein dritter Mann

      Mit strahlendem Gesicht

      Was machen Sie da

      Ich baue eine Kathedrale

      Mögen meine Garnelen und meine Fische meine Steine sein

      Ich rieche den Gestank der Fabrik nicht mehr der mir zuerst in die

      Nase stach

      Die Kälte ist mit dickem Pullover Kapuzenpulli zwei Paar Socken und

      langer Unterhose erträglich

      Die schweren Kisten lassen mich Muskeln entdecken von denen ich

      bislang nichts wusste

      Die Knechtschaft ist freiwillig

      Fast beglückend

      Die Fabrik hat mich gekriegt

      Ich sage nur noch

      Meine Fabrik

      Als sei ich kleiner Zeitarbeiter unter all den anderen irgendwie

      beteiligt an der Fisch- und Garnelenproduktion oder den -maschinen

      Bald

      Produzieren wir auch Muscheln und Schalentiere

      Krebse Hummer Seespinnen und Langusten

      Ich hoffe bei dieser Revolution noch dabei zu sein

      Und Scheren zu klauen obwohl ich jetzt schon weiß

      Das wird nichts

      Nicht mal die kleinste Krabbe dürfen wir uns angeln

      Will man ein paar verdrücken muss man sich gut verstecken

      Noch nicht unauffällig genug hat die alte Brigitte gesagt

      »Ich hab nichts gesehen aber pass auf wenn die Chefs dich

      drankriegen«

      Seitdem pul ich sie klammheimlich unter der Schürze mit meinen

      drei Paar Handschuhen die mich vor Feuchtigkeit Kälte und

      allem anderen schützen und futtere an Naturalien was