Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt die Bibel, und da ist viel Wahres dran. Nur wer sich nicht verdammt, kann anderen entgegenbringen, was zu einem besseren Miteinander führt. Wie aber stellt man es an, wenn der Bedarf sich zu erkennen gibt? In der Regel sind Menschen schon von Natur aus mit sich einer Meinung und ganz und gar im Reinen, wenn bei ihrer Entwicklung nicht das eine oder andere schief gelaufen wäre. Das gilt es, aufzuarbeiten, wenn es sich einem in den Weg stellt, hinderlicher Ballast ist über Bord zu werfen. Damit wird frühzeitig begonnen. Nicht für immer ist das vorzeitliche Schlafgemach geeignet, wenn der rechte Zeitpunkt dafür gekommen ist, muss die Abnabelung erfolgen. Das mag schmerzhaft sein, doch unverzichtbar. Halten Sie nicht an Überkommenem fest; früher war es nur dann wirklich schöner, wenn man nicht vorankommt. Trennen Sie sich von dem, was war, damit Sie befreit Ihrer Zukunft entgegen schreiten können.
Wer Russisches ins Deutsche übertragen möchte, stößt gelegentlich auf Schwierigkeiten, exakt Entsprechendes ist nicht immer leicht zu finden. So kommt es, dass Dostojewskis Schuld und Sühne mal den Titel Raskolnikow trägt, mal auch unter der Bezeichnung Verbrechen und Strafe zu finden ist, wenn man sich spätere Versuche anschaut. Der Roman des bekannten russischen Dichters ist zunächst in periodisch veröffentlichten Fortsetzungen erschienen, während derer seine weitere Bearbeitung noch nicht abgeschlossen war. Ein gutes Jahr hat es bis zur Vollendung des umfangreichen Werks gedauert. Bei sämtlichen Übersetzungen klafft ein Spalt zwischen der juristischen Verwendbarkeit benutzter Begriffe und ihrer moralischen Dimension. Im Deutschen kam es erst kurz vor der Jahrtausendwende zur Betonung des Aspekts der Rechtsprechung, zu dem englischer und französischer Sprachgebrauch von Anfang an tendierten. Eine gewisse Neigung zum Dramatischen ist den Deutschen kaum abzusprechen, ein eher objektives Betrachten der Umstände ist anderen Völkern, auch den Polen, offenbar weniger fremd. Dass man sich berechtigter Zweifel halber darauf zurückzieht, den Namen der Hauptfigur als Titel zu verwenden, mag bezeichnend dafür sein. Die Geschichte des nicht mit Reichtümern gesegneten Studenten ist fraglos ein epochales Werk, das Grundsatzfragen von erheblicher Brisanz aufwirft. Darf der Mensch töten, wenn er sich dazu berufen fühlt?
Macbeth erklimmt Stück für Stück die steile Leiter auf den Königsthron, verwandelt sich dann aber zunehmend in einen Tyrannen und muss deswegen schließlich fallen. Dann hätte er sich die ganze Mühe auch ersparen können, ist man bei oberflächlicher Betrachtung anzumerken versucht, doch das würde diesem Herrscher nicht gerecht. Nur wer hoch aufsteigt, kann auch tief in den Abgrund stürzen und nur dann den himmelweiten Unterschied ermessen. Durchschnittliches ist hier nicht zu erwarten, es geht um extreme Positionen und darum, sie sich anzueignen. Weswegen sonst könnte ein Einzelner die Menge so begeistern, wenn er nicht einzigartig wäre? Wichtige Fakten sind in Shakespeares Bühnenstück eng verwoben mit dem Treiben dunkler Mächte, wobei nicht immer klar zu trennen ist, was wessen Einfluss unterliegt. Der berühmte Auftritt der drei Hexen zu Beginn zeigt gleich die Richtung auf, in die sich das Geschehen entwickeln wird. Macbeth war eigentlich ein treuer Diener seines Herrn, bis ihm prophezeit wird, dass er selbst einst König werden soll. Das macht ihn und seine Gattin zu Mördern, die sich mit Gewalt aneignen, was ihnen in Aussicht steht. Und ist die Machtgier erst geweckt, gibt es bald kein Halten mehr. Es kostet sie mit fortschreitender Grausamkeit letztendlich den Verstand.
Man glaubt es kaum, wenn man die Pilgerscharen sieht, wie sie ihrem Oberhirten zujubeln, was sich hinter den Mauern des Vatikans verbirgt. Der Staat im Staat Italiens zeigt sich gut abgeschottet, wenn auch behauptet wird, es wäre leicht, hier einzudringen und Schaden anzurichten. Verschiedene Geldmittel obskurer Herkunft scheinen indes vor offiziellem Zugriff sicher aufgehoben zu sein, es ist von Korruption die Rede, von Geldwäsche und gedeckten Machenschaften der organisierten Kriminalität. Konteninhaber, so heißt es, werden mithilfe von Tricks geheim gehalten, die selbst für amtliche Fahnder schwer zu durchschauen sind. Die, deren Vorgänger sich seit Jahrzehnten schon mit den Praktiken der Mafia herumschlagen, haben andere Gegner gefunden, die zwar vergleichbare Brutalität vermissen lassen, nicht aber die Durchtriebenheit. Vertreter der päpstlichen Bank haben durch die Fürsprache ihres Hüters wohl Besserung gelobt, es finden sich jedoch laufend neue Anhaltspunkte dafür, dass ihr Gebaren sie in die Nähe von Sekten und traditionellen Geheimorganisationen im Zeichen der Kirche rückt. Staatsanwälte fordern Aufklärung über die Art der Zusammenarbeit des Instituts religiöser Werte mit der Deutschen Bank. Der Verdacht der Steuerhinterziehung steht im Raum, weitergehende Vorwürfe wären noch zu untermauern. Dabei sollte nur Gutes getan werden.
Der große Gatsby führt uns mitten hinein in die Goldenen Zwanziger Jahre, und dementsprechend rauschend und glanzvoll geht es darin zu. Das Leben ist für den Handlungsträger eine Folge von Partys, die nicht enden will, mit deren Hilfe er das Herz seiner Liebsten zurückzuerobern trachtet. Ein fragwürdiges Ansinnen, doch es gibt gute Gründe dafür, die noch zu erläutern sind. Zumindest aus der Perspektive des Erzählers sind sie, wenn nicht angebracht, so doch bemerkenswert. Er zieht in dem Roman Bilanz und hält Rückschau auf die letzten beiden Jahre seines Lebens, während derer Jay Gatsby sich anhaltend einer Illusion hingibt, die abschließend dem Untergang geweiht ist. Nick Carraway selbst lebt in bescheideneren Verhältnissen, sieht sich aber seinerseits unwiderstehlich angezogen von der Verschwendungssucht arrivierter Emporkömmlinge, die nichts als dem Genuss zu frönen scheinen, doch schlussendlich sieht man ja, wohin das führt. Nick hat sich ein kleines Haus am Rande gemietet, er stammt aus dem Mittleren Westen der USA und versucht sein Glück an der New Yorker Börse. Während Nick sich an die Fersen der neuen Reichen auf Long Island heftet, hat seine Cousine Daisy als Objekt der Begierde von Jay Gatsby Stellung im noch mondäneren East Egg bezogen.
Die Bundeskanzlerin ist nicht unumstritten und vielleicht gerade deswegen so beliebt und ausharrend im Amt. Ihren politischen Ziehvater jedenfalls hat sie an Beständigkeit schon bald überdauert, wenn ihr die jüngste Krise nicht noch Steine in den Weg legt, über die sie böse stolpern kann. Doch es ist nicht die Erste, derer sie bislang schon so manche überstanden hat. Mehr schlecht als recht, sagen manche, besser als jeder andere ihre Befürworter. Sie ist eine der Wenigen, die als Staatschefin die Geschicke vieler lenken, von einer Frauenquote sind die Parlamentarier noch wesentlich weiter entfernt als die Bosse in den Chefetagen. Es ist schon viel geschrieben worden über eine bekannte Persönlichkeit, die weltweit als die mächtigste Frau verstanden wird, noch mehr bleibt im Dunkeln. Oft wird nicht recht klar, wie sie es anstellt, doch in der Regel meistert sie kritische Situationen über kurz oder lang mit Bravour. Was macht die gelernte Physikerin derart erfolgreich, dass einige sich förmlich die Zähne an ihr ausbeißen und andere ihr gleich scharenweise zu Füßen liegen? Ist es das Mütterliche, ihr untrüglicher Instinkt? Im Folgenden ist einiges zusammengestellt, dass Sie über die Pastorentochter wissen sollten.
Der eine lässt den Kopf schon von Natur aus gerne hängen, ein anderer behält den Blick stur geradeaus gerichtet, was immer ihm auch widerfahren mag. Es ist sicher eine Frage der Veranlagung, die Dinge eher aufmunternd oder aber enttäuschend anzusehen – doch lässt es sich auch erlernen, das Lager den negativ Denkenden zu wechseln? Ob das berühmte Glas nun tatsächlich halb voll und eben nicht genauso leer erscheint, ist bloß eine Frage der Anschauung. Es könnte wohl auch mehr dahinterstecken, eine Grundeinstellung nämlich, die auf alles ausstrahlt. Eine erheiternde Weltsicht hat gewiss Vorteile für sich zu verbuchen, die denjenigen, die sich ständig herabgezogen fühlen, fehlen müssen. Wer sich dazu durchringen kann, auf der gefühlten Sonnenseite des Lebens zu stehen, hat sicher mehr davon als einer, der dem Schatten nicht entfliehen kann. Der Optimismus verbindet Menschen aus den verschiedensten Schichten miteinander, es gelingt ihnen, sich über sämtliche Barrieren hinweg gegenseitig aufzubauen, wenn sie sich begegnen. Dann hilft einer dem anderen dabei, in ein besseres Licht zu rücken, was viele mit Dunkelheit umgibt, wenn nicht gar umnächtigt. Mit einem strahlenden Lächeln kann der Tag beginnen, ganz gleich, was er auch mit sich bringen mag. Es findet Widerhall in den Gesichtern derer, die sich davon angesprochen fühlen, und ihrerseits mit ähnlichen Mitteln reagieren. Kaum ist ein freundliches Wort aufzuschnappen, hebt sich schon die Stimmung, ungetrübte Zuversicht breitet sich aus, auch wenn sie noch so sehr angefeindet wird. Es ist ein Kraut gewachsen gegen um sich greifende Miesepetrigkeit.
Es ist ein vergleichsweise schmales Büchlein, das es in sich hat. Um Rätselhaftes geht es, verruchten Mord, und damit wird, wie es sich gehört gleich in Serie, quasi ein Grundstein für daraufhin bald ausufernde Kriminalliteratur gelegt. Schauplatz ist das Paris des 17. Jahrhunderts, ein schauriger Ort fürwahr, wobei die Titelheldin kaum zu verwechseln ist mit einer begabten, nach Spuren suchenden Schriftstellerin französischer, aber sehr ähnlich klingenden Namens. Die Fantasie kann einem doch durchaus in verschiedenen Metiers auf die Sprünge helfen, wobei manchmal eins mit dem anderen gut zu verbinden ist, man sich aber durchaus auch täuschen kann. Um bei den Fakten zu bleiben, gilt das Fräulein aus Italien als geschätzte Dichterin bei Hofe, dem des Louis XIV nämlich – von ihm weiß man ja, dass er sich als der einzige Sonnenkönig weit und breit einen Namen machte. Auch anhand gefälliger Verse aus seiner unmittelbaren Umgebung glänzen zu wollen, ist nur zu verständlich, nicht jedoch, dass er mit abstrusen Gräueltaten zu belästigen war, was sich aber aufgrund der besonderen Umstände nicht vermeiden ließ. Bei den Opfern handelte es sich ausnahmslos um Adelige, auf Freiersfüßen unterwegs zu der Geliebten. Der Dolchstoß traf sie allesamt mitten ins Herz.
Ihre Zeitgenossen wussten damals noch nicht recht zu schätzen, was Ellis Bell alias Emily B. ihnen süffisant kredenzt hat. Es sprengte ein bisschen den vornehmen Rahmen der viktorianisch Angehauchten, wurde hier und da gar brüsk zurückgewiesen, obwohl so mancher es insgeheim verschlungen haben dürfte. Das spricht für die differenzierte Moral einer glänzenden Epoche, die vieles geschickt unter den Teppich zu kehren wusste. Sturmhöhe ist eine Familiengeschichte derer von Stand, die über mehrere Generationen hinweg verfolgt wird, obwohl der Roman in relativ kurzer Zeit entstanden ist. Da muss wohl eine ganze Menge an Erfahrung im bereits fortgeschrittenen Alter der Autorin vorgelegen haben, die dessen rasche Entwicklung begünstigte. Was aber ist das eigentlich Aufrüttelnde an dieser Geschichte? Auf Anhieb fällt es schwer, danach zu suchen, es sei denn, die davon Betroffenen fühlten sich erwischt, als wäre ihnen ein Spiegel vorgehalten worden. Skandalös ist zunächst einmal vielleicht, dass ein Straßenjunge Aufnahme in eine angesehene Verwandtschaft findet, skandalös ist vor allem, wie er behandelt wird, nachdem sein Gönner verstirbt. Es gärt doch einiges unter der strengen Knute, das aufbegehrt, wenn sie abhandenkommt. Unterdrückte Gefühle beißen sich Raum, da explodiert, was für lange Zeit unter dem Deckel gehalten worden ist. Namensgebend war das von den Earnshaws bewirtschaftete Gut auf sturmgepeitschter Höhe.
Es war wohl zu verfänglich seinerzeit, ein Werk durch Nennung des vollen Namens urheberrechtlich zu kennzeichnen, noch dazu, wenn es so persönlich wird. Jane Austens Schilderung des Lebens in Mansfield Park weist in einer Ausgabe von 1816 lediglich darauf hin, dass die Autorin ebenfalls für Stolz und Vorurteil verantwortlich zeichnet. Dabei geht es eigentlich ganz gesittet zu, wenn auch nicht unkompliziert und manchmal überzeichnet. Von Skandalösem erklärtermaßen distanziert prägt Beschaulichkeit die Atmosphäre, jedoch nicht ungestört von allerlei Intrigen. Fanny ist die angenommene Cousine in einer kinderreichen, aber gut situierten Familie, ihr Elternhaus von Entbehrungen geprägt. Ihre Tante hat es besser getroffen. Lady Bertram ist mit dem wohlhabenden Sir Thomas den Bund der Ehe eingegangen, zwei Mädchen und zwei Jungen zählen inzwischen zu ihren Nachkommen. Natürlich wird Fanny zunächst als Außenseiterin betrachtet, und weil sie sich verloren vorkommt, hält sie den Kontakt zu ihrem Bruder aufrecht. Der hat bei der königlichen Marine angeheuert und vermittelt ihr schon von daher ein tiefes Gefühl von Sitte und Ehrbarkeit. Der Einzige, der sich innerhalb ihrer neuen Familie Fanny zuwendet, ist Edmund, der jüngere Sohn. Sein Wohlwollen wird von ihrer Seite her mit der Zeit durch aufrichtig wachsende Liebe erwidert.