Hans-Georg Gadamer ist eine der herausragenden Gestalten der Gegenwartsphilosophie. Sein Hauptwerk ›Wahrheit und Methode‹ ist ein Klassiker der philosophischen Hermeneutik. Der vorliegende Band ist ein Kompendium zu Gadamers Philosophie. Ideengeschichtlich werden die unterschiedlichsten Einflüsse untersucht, die Gadamer aufgenommen und in sein Denken integriert hat: Platons Anamnesis-Lehre, den Neukantianismus, Heideggers Existenzanalyse und Hegels Geschichtsphilosophie. Ferner behandelt das Buch die wichtigsten Interpretationsfragen zu Gadamer, diskutiert seine Grundgedanken und stellt dar, wie Gadamers philosophische Hermeneutik rezipiert und weitergeführt wurde. Damit bietet das Buch einen umfassenden Überblick zur Gadamer-Forschung auf internationaler Ebene.
Im Zentrum dieses Dialogs zwischen Sonderpädagogik und Philosophie über die normativen Grundlagen des Umgangs mit Menschen mit komplexen Behinderungen steht der Fähigkeitenansatz (capability approach) von Martha Nussbaum, deren Grundlagen-Beitrag die gesellschaftlichen Möglichkeiten behinderter Menschen reflektiert. Renommierte Expertinnen und Experten aus der Sonderpädagogik und der Philosophie beleuchten diesen Ansatz kritisch und entfalten auch alternative theoretische und praktische Vorschläge zur normativen Berücksichtigung von Personen mit komplexen Beeinträchtigungen. Mit diesem Thema wird eine zentrale gesellschaftliche und bildungspolitische Debatte aufgegriffen und erstmals mit philosophischer Schärfe grundlegend betrachtet. Die hier publizierten Beiträge von Martha Nussbaum sind von großer Bedeutung für ihr philosophisches Denken und ihr Gesamtwerk.
Dieser Sammelband durchleuchtet einen der grundlegenden Begriffe der Philosophie: den ›Logos‹. Nach der Meinung der antiken griechischen Denker ist der Logos der größte Herrscher, der mit seinem winzigen, unscheinbaren Körper die göttlichsten Werke vollbringt: er ist Wort und Zahl, mathematisches Verhältnis und Erzählung, Vernunft und Gesetz der Welt, Zusammenstellung und Verbindung, Akt des Einordnens und Auflistens und vieles mehr. In diesem Sammelband werden mithilfe aktueller und historischer Beiträge unterschiedlicher Fachrichtungen der Beziehungsreichtum und die Doppelsinnigkeit dieses grundlegenden Begriffs der Philosophie erfasst. So gelingt es, die Vieldeutigkeit des ›Logos‹ zu einer zugrundeliegenden Bedeutungseinheit zurückzuführen.
In den letzten 500 Jahren haben die Naturwissenschaften maßgeblich unser Denken und unser Weltbild geprägt. Doch der Weg dahin war lang, steinig und war ebenso von großen Triumphen und Umwälzungen wie von Umwegen und Sackgassen geprägt. Wie aber entstand wissenschaftliche Erkenntnis? Und was waren die großen Sternstunden, die die Entwicklung der modernen Wissenschaften entscheidend vorangebracht haben? An 50 Meilensteinen erzählen die Autoren die Geschichte der Naturwissenschaften der Neuzeit. Von der Entdeckung des Golfstroms, über die Revolution im astronomischen Weltbild bei Kopernikus und Galilei, von Darwins Evolutionstheorie bis zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms und dem Siegeszug des World Wide Web decken sie alle wichtigen Entwicklungen ab und zeigen, wie wissenschaftlicher und technischer Fortschritt entstand und sich unsere heutige naturwissenschaftlich geprägte Sicht auf die Welt entwickelte.
Als Charles de Gaulle und Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 in Paris den Élysée-Vertrag unterzeichnen, wird dieses Abkommen über die deutsch-französische Zusammenarbeit rasch zum Symbol einer seit 1945 allmählich aufgebauten Partnerschaft nach den Kriegen der vor-angegangenen anderthalb Jahrhunderte. Seitdem sind die beiden Nachbarn immer enger zu-sammengerückt und ihre Zusammenarbeit wurde zum wesentlichen Motor für die Einigung Europas. Zahllose Verträge, Staatsbesuche und inoffizielle Konsultationen, aber auch Kultur-austausch und Städtepartnerschaften haben diese Partnerschaft unverbrüchlich gemacht, die gleichwohl auch Konflikte und Spannungen kennt.
Hélène Miard-Delacroix hat diese besondere Beziehung im Nachkriegseuropa klar und kenntnisreich nachgezeichnet. In gesonderten Kapiteln geht sie auch auf gemeinsame wie unterschiedliche Probleme der beiden Länder ein: etwa auf die heftigen Erschütterungen durch 1968, auf den Terrorismus der RAF und der Action Directeoder auf den Umbau der Industriegesellschaft und den unterschiedlichen Umgang mit wirtschaftlichen Krisen.
Im Jahre 1875 werden bei Ausgrabungen in Pompeji im Haus des L. Caecilius Iucundus 153 kleine Wachstafeln gefunden. Sie erweisen sich als im römischen Rechtsverkehr übliche urkundliche Quittungen, die Zahlungsvorgänge im Zuge der Tätigkeiten des Iucundus als Auktionator und Einzieher städtischer Pachten – überwiegend aus den Jahren 52 bis 62 n.Chr. – dokumentieren. Mit ihnen erhalten wir einmaligen Einblick in konkrete Geschäftsvorgänge und in das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Gefüge Pompejis in der frühen Kaiserzeit. Sie stellen der Forschung das umfassendste pompejanische Personenregister, das wir haben, zur Verfügung. Arno Hüttemann legt erstmals eine vollständige zweisprachige Ausgabe dieser rechtshistorisch wie sozialwissenschaftlich aufschlussreichen Texte vor.
Mit der fünfbändigen, nach Erdteilen gegliederten Reihe „Planet Erde” gelingt den Herausgebern erstmals eine Gesamtschau möglicher geoökologischer Probleme an regionalen Beispielen. Die Autoren, allesamt renommierte Geographen, betrachten die Krankheitsbilder der Erde im regionalen Kontext und legen besonderen Wert auf die Konsequenzen des ›Global Change‹. Sie stellen damit für Studium und Schule grundlegende geoökologische Daten bereit. In jedem Band vermitteln rund zwanzig Autoren eine umfassende Bestandsaufnahme der natürlichen Lebensgrundlagen eines Kontinents. Zahlreiche Bilder, Karten und Grafiken runden die verständlich geschriebenen Texte ab.
Europa ist ein grandios reicher Kulturraum mit einer überwältigend vielfältigen Geschichte. Seit Ende des 15 Jh.s haben die Europäer begonnen, die Welt zu entdecken, sie zu unterwerfen und auszubeuten. In der Welt wird Europa vielfach bewundert, selbst fühlt es sich in einer Krise – all das ist Europa. Die unterschiedlichsten Aspekte europäischer Identitätsgeschichte analysieren nun über 100 Weltbürger: Historiker und Intellektuelle aus Frankreich und Deutschland, Italien, England, aber auch aus den USA, Indien oder Japan. Entstanden ist eine unvergleichliche Geschichte Europas, ein Riesenmosaik der Erinnerungsorten, von der Nymphe Europa bis Tschernobyl, vom Hadrianswall bis zur Berliner Mauer, von der Kalaschnikow bis zum VW-Käfer, von Demokratie bis Holocaust. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch Völkerkunde und Archäologie, durch Religion und Politik, durch Volkswirtschaft, Kunst und Kochkunst. Noch nie wurde Europa einer solch umfassenden Befragung unterzogen wie in diesem Großwerk. Was macht Europa aus? Hier finden Sie die Antwort.
Band 1: Lebendige Vergangenheit, mitherausgegeben von Akiyoshi Nishiyami u. Valérie Rosoux; Band 2: Europa im Plural, mitherausgegeben von Pierre Monnet und Olaf B. Rader; Band 3: Globale Verflechtungen, mitherausgegeben von Jakob Vogel.
Alles, was wir Menschen tun, tun wir als leiblich strukturierte Wesen: Vom Stoffwechsel angefangen über unsere Bewegungen bis hin zur Kommunikation. Nicht umsonst heißt es im Deutschen: »Wie er / sie leibt und lebt. In vielen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatten scheint dagegen die Leiblichkeit des Menschen aus dem Blick zu geraten. So kommt es z. B. in der Gehirnforschung vor, dass der Mensch auf ein Wesen aus Gehirn und Geist reduziert betrachtet wird. Der vorliegende Band greift die Leibthematik aus medizinischer, philosophischer und theologischer Sicht ebenso wie aus der Perspektive von Literaten, Tänzern und Künstlern auf. Mit Beiträgen von Mónica E. Alarcón Dávila, Thomas Fuchs, Manuela Fuelle, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Achim Hahn, Martin Hähnel, Christian Ide Hintze, Regine Kather, Marcus Knaup, Roland Kohlhaas, Jutta Pagel-Steidl, Günter Rager, Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.), Harald Seubert, Jörg Scheller, Eberhard Schockenhoff, Patrick Spät, Magnus Striet, Johannes Weise.
Die Veröffentlichung von Ingeborg Bachmanns Gedichten aus dem Nachlass war die literarische Sensation des Jahres 2000. Mehr als 100 lyrische Texte, die zwischen 1962 und 1964 entstanden, wurden erstmals publiziert. Diese Entdeckung zwingt dazu, das Bild von Ingeborg Bachmann als Lyrikerin grundlegend zu revidieren. Die 11 Originalbeiträge dieses Bandes untersuchen die Gedichte aus dem Nachlass endlich systematisch, indem sie die thematischen und formalen Charakteristika der Texte aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Dabei greifen die Autoren bewusst auf eine Vielzahl methodischer Ansätze zurück, darunter vor allem textimmanente, kulturwissenschaftliche, sozialgeschichtliche und diskursanalytische Lesarten. Der Band belegt überzeugend, dass wir in den posthumen Gedichten einer neuen Sprache begegnen, die den Vergleich mit den frühen Lyrik-Sammlungen nicht zu scheuen braucht.