Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten. Thomas Newton

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Название Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten
Автор произведения Thomas Newton
Жанр Языкознание
Серия Nick, Pionier des Weltalls
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863052959



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zu Bett ginge.« Er hielt inne. »Sollte unser geheimnisvoller Feind …?«

      Er wandte sich an den Arzt. »Haben Sie bei Ihrer Untersuchung gesehen, ob Miss Lee ein Medaillon um den Hals trägt?«

      Ferris schüttelte den Kopf. »Nein, ein Medaillon wäre mir bestimmt aufgefallen.«

      Nick bedankte sich und bat den Arzt, zur Krankenstation zurückzukehren.

      Nachdem er mit seinem Freund alleine war, schüttelte er leicht resigniert den Kopf. »Unser geheimnisvoller Feind hat keine Zeit verloren, Tom. In Miss Lees Kabine war alles in Ordnung. Er hat sie also nicht durchsucht.«

      »Miss Lee hat das Medaillon bestimmt immer bei sich getragen«, vermutete der Biologe. »Und der Schurke brauchte nur zuzugreifen, als er sie mit dem Schlafmittel betäubt hatte.«

      »Bleib bei ihr, bis sie erwacht, und benachrichtige mich dann sofort«, bat Nick seinen Freund. »Ich muss in die Zentrale.«

      *

      Nick wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Xutl hatte das Sternenschiff bereits in eine perfekte Ausgangsposition vor den Dimensionswirbel navigiert, und so musste der Weltraumfahrer es nur noch hindurchsteuern.

      Beim Eintritt in den Wirbel flimmerte wenige Augenblicke lang alles um sie herum in hellen Lichtern, die durch die Luft tanzten, doch das Phänomen verschwand so schnell, wie es gekommen war. Nick betrachtete den dunklen Sternenhimmel, der sich nun vor ihm erstreckte, und fragte sich, welche Geheimnisse dieses neue Universum bergen mochte.

      Er riss sich von dem Gedanken los und wandte sich zu Xutl um. »Berechne den Kurs«, bat er ihn. »Wir fliegen sofort den zweiten Planeten an.«

      »Ich habe die Daten bereits in die automatische Steuerung eingegeben«, antwortete der Marsianer.

      »Gut«, antwortete Nick. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie sehr er sich auf seinen außerirdischen Freund verlassen konnte.

      »Der zweite Planet steht in einer sehr günstigen Position«, fügte Xutl an. »Übrigens, meine Berechnungen über Andersons Schiff haben ergeben, dass der Zeitverlust, den wir durch die Sabotage gehabt haben, ihm genügend Vorsprung verschafft hat.«

      »Also doch«, brummte Nick.

      »Was nützt ihm das aber letzten Endes?«, erwiderte Xutl. »Ich verstehe diesen Anderson nicht. Ohne das Medaillon kann er doch gar nicht an die Diamanten heran.«

      Nick legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an.

      »Wenn wir nicht scharf aufpassen, bekommt er das Medaillon wohl …«

      »Was?«, stieß der Marsianer entgeistert aus, und mehrere Besatzungsmitglieder drehten sich zu ihm um.

      Nick zog ihn in eine stille Ecke der Zentrale. »Unser unbekannter Feind hat wieder zugeschlagen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist es ihm gelungen, Miss Lee das Schmuckstück zu entwenden.«

      Xutls Miene verfinsterte sich bei diesen Worten.

      *

      Einige Stunden später erhielt Nick von Jane Lee die Bestätigung seiner Vermutung. Er legte den Arm tröstend um die junge Frau, die ihre Tränen nicht unterdrücken konnte.

      »Mein Medaillon«, stieß sie aus. »Es ist verschwunden!«

      Nick und Xutl hatten sich auf den Weg zu ihrer Kabine gemacht, nachdem Tom Brucks über Funk mitgeteilt hatte, dass sie erwacht sei.

      »Beruhigen Sie sich, Miss Lee«, versuchte Nick sie zu trösten. »Ich treffe alle Vorkehrungen, um es dem Verräter unmöglich zu machen, nach unserer Landung mit dem Medaillon von Bord zu kommen.«

      Die Worte konnten sie nicht wirklich beruhigen, und so blieb den drei Freunden nichts anderes übrig, als zu hoffen, den Verräter und Saboteur bei der Landung zu stellen.

      *

      Nach zwei Tagen Raumfahrt durch das fremde Sonnensystem ging das Sternenschiff um den zweiten Planeten in eine Kreisbahn. Bisher war er oberflächlich abgescannt worden und trug nur eine nüchterne Bezeichnung, und so lagen ihnen über die Beschaffenheit keinerlei Daten vor. Daher untersuchten sie vor der Landung die Oberfläche, was mehrere Stunden in Anspruch nahm.

      »Von Andersons Schiff ist keine Spur zu entdecken«, meldete Dennis Gerald vom Ortungspult. Nick hatte die Besatzung inzwischen soweit eingeweiht und ihnen von Andersons waghalsigem Aufbruch erzählt. Die Geschichte über Baltimore Lee und die Diamanten behielt er bis auf Weiteres wohlweislich für sich. Er wollte, dass sich die Männer auf ihre Aufgabe konzentrierten.

      »Kreisen andere Schiffe um den Planeten?«, fragte der Weltraumfahrer nach.

      »Nein. Die großen Gesellschaften konzentrieren sich auf den dritten und vierten, die schon zum Teil erforscht sind.«

      »Dann ist Anderson schon gelandet«, überlegte Nick. »Richten Sie die Instrumente auf die Umgebung unseres vorgesehenen Landeplatzes.«

      Gerald bestätigte.

      Nick ging zum Tisch der Kartografie, an dem Jane Lee ungeduldig auf ihn wartete. Ihr war anzumerken, wie schwer es ihr bei ihrem aufbrausenden Naturell fiel, untätig abwarten zu müssen.

      Nick griff nach dem Tagebuch und schlug es auf. Er breitete eine ineinander gefaltete reißfeste Plastikfolie auf und betrachtete die einzelnen Markierungen darauf. »Gut, dass Ihr Vater eine recht detaillierte Karte beigefügt hat«, meinte er zu der jungen Frau. »Damit sollten wir nahe des Eingeborenendorfs landen können.«

      Er ging zurück zum Pilotenpult und bat die Besatzung darum, ihre Ergebnisse durchzugeben.

      »Die Instrumente sprechen an«, teilte Gerald mit.

      »Gut, dann ist Anderson erledigt«, antwortete der Weltraumfahrer und nickte zufrieden.

      Doch es verging keine Minute, bevor Nicks Zuversicht stark gedämpft wurde.

      »Fehlanzeige« musste Gerald eingestehen. »Es war ein Berg, der sich aus dem Sumpf erhebt. Er ist stark eisenhaltig, und unsere Instrumente haben darauf angesprochen.«

      Nick unterdrückte einen Fluch.

      »Wir landen«, beschloss er und wartete, bis alle Platz genommen und sich angeschnallt hatten.

      Das Sternenschiff senkte sich durch den Antigravitationsantrieb langsam herab und durchbrach die oberste Wolkendecke, die den Planeten einhüllte. Es vergingen Minuten, bis die weißen Schlieren endlich aufrissen und einen Blick auf die Landschaft freigaben. Die ersten Messungen ergaben, dass der zweite Planet durch seine Nähe zur Sonne deutlich wärmer war, und durch die Wolken herrschte ein tropisch-feuchtes Klima auf der Oberfläche. Unter ihnen breiteten sich weite, dicht bewachsene Dschungelwälder in einem grün-gelblich schimmernden Ton aus. Immer wieder wurden sie von bräunlichen, frei liegenden Sumpfflächen durchbrochen.

      Nick steuerte einen Sumpf inmitten einer Hügellandschaft an und ließ das Sternenschiff darin versinken, bis nur noch eine flache Kuppe erkennen ließ, wo das kugelförmige Schiff verborgen lag. Er aktivierte die Kamera auf der Oberseite und schwenkte sie einmal um ihre Achse, bis er das gewünschte Ziel ausgemacht hatte.

      Mit dem Finger deutete er auf eine im ersten Moment kaum erkennbare Schlucht, die zwischen zwei gewaltigen Felsen verlief. Jane Lee stellte sich neben ihn, und Tom Brucks und Xutl schlossen sich ihr an.

      »Nach den Tagebuchaufzeichnungen befindet sich das bewohnbare Gebiet des Planeten hinter dieser Schlucht. Um die Eingeborenen nicht zu erschrecken, schlage ich vor, eine kleine Expedition zu bilden, die sie zu Fuß aufsucht.«

      »Aber … die Wilden werden uns umbringen, wenn wir ohne das Medaillon zu ihnen kommen!«, warf Jane Lee ein.

      »Keine Sorge«, entgegnete Nick. »Die Expedition wird aus Freiwilligen bestehen. Und einer von ihnen ist der Bursche, der Ihnen das Medaillon gestohlen hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Eine andere Möglichkeit, aus dem Schiff zu kommen und es Anderson zu übergeben, gibt es für ihn nicht, weil außer