Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten. Thomas Newton

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Название Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten
Автор произведения Thomas Newton
Жанр Языкознание
Серия Nick, Pionier des Weltalls
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863052959



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hast du keinen Fehler gemacht«, meinte er zu seinem Freund. »Wir hätten Anderson nicht laufen lassen dürfen. Für den bewaffneten Überfall wäre er bestimmt zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und damit aus dem Verkehr gezogen worden.«

      Nick bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick, bevor er den Kopf schüttelte.

      »Ich glaube nicht, dass er noch etwas unternehmen wird, um Miss Lee zu schaden. Er weiß jetzt, dass sie nicht mehr allein ist. Außerdem kann er mit seinem Klapperkasten von Raumschiff nicht mit dem Sternenschiff konkurrieren.«

      Tom zog die Augenbrauen hoch. »Damit hast du allerdings recht!«

      Nick ging zur Bar hinüber und griff nach einer der Flaschen, in der eine bernsteinfarbene Flüssigkeit schimmerte. »Kommt, wir wollen Anderson vergessen und stattdessen auf Miss Lees künftiges Unternehmen anstoßen!«

      Tom Brucks lachte. »Das ist die beste Idee, die du seit Langem gehabt hast!«

      ZWEI

      Am nächsten Morgen startete Nick zusammen mit Jane Lee und seinen Freunden vom New Yorker Großflughafen zum Flug nach Nevada. Ihr Ziel war das Forschungsgelände, auf dem das Sternenschiff nach der Entführung durch Diktator Drago wieder instand gesetzt worden war und für die bevorstehende Expedition ausgerüstet wurde.

      Einen Feuerschweif hinter sich herziehend, schraubte sich der Jet in den wolkenverhangenen Himmel. Schon bald blieben die hoch auftürmenden Wolkenkratzer der Metropole hinter ihnen zurück.

      Nick setzte sich mit der Flugkontrolle in Verbindung und schwenkte nach Bestätigung durch den Tower seine Flugroute auf einen südwestlichen Kurs, dann schaltete er auf Autopilot. Der Jet würde schon bald die Stratosphäre erreichen und die Entfernung von mehreren tausend Kilometern binnen einer Stunde zurücklegen.

      »Ich habe übrigens eine Überraschung für Sie, Miss Lee«, meinte er zu der Tierfängerin, die direkt hinter ihm saß. »Kurz vor dem Start habe ich von der Weltraum-Forschungsbehörde alle Vollmachten für die Zusammenstellung der Sternenschiff-Besatzung erhalten. Sie stehen natürlich mit als Erste auf der Liste.«

      Die junge Frau konnte einen Freudenschrei nur mit Mühe unterdrücken. »Sie … sind wunderbar!«, entfuhr es ihr stattdessen.

      »He, keine Übertreibungen«, grummelte Tom Brucks hinter ihr. »Xutl und ich haben uns auch für Sie eingesetzt!«

      Nick musste bei dem kleinen Wortgefecht, das nun zwischen den beiden folgte, schmunzeln und lehnte sich entspannt zurück.

      *

      Zur gleichen Zeit herrschte auf einem Raumschiff-Flughafen in der Nähe New Yorks reger Betrieb. Die privaten Gesellschaften setzten alle verfügbaren Schiffe ein, um möglichst viele von den Gütern des neu entdeckten Sonnensystems für sich zu gewinnen. Nahezu im Minutentakt starteten und landeten die Raketen. Ein Grollen und Brausen der zahlreich aufheulenden Triebwerke erfüllte die Luft.

      Abseits der Gebäudetrakte der großen Gesellschaften lagen die Bürogebäude der kleinen Unternehmen. Sie waren in einem Halbkreis um ein kleines Landedeck angeordnet, auf dem soeben ein Helicar landete. Drei Männer warteten, bis die Maschine gelandet war und die Rotoren aufgehört hatten, sich zu drehen, bevor sie den Mann begrüßten, der mit seinen Begleitern ausstieg.

      Bereits an seinem Gesichtsausdruck konnten Vince Andersons Männer sehen, dass die Pläne ihres Chefs fehlgeschlagen waren. Mit verhärteter Miene schritt der Raumschiffkapitän auf sein Büro zu. Der Schnauzer in seinem Gesicht vibrierte vor unterdrückter Wut.

      »Sie hätten auf Miss Lees Vorschlag eingehen sollen, Chef«, wagte Theo ›Teddy‹ Cummings es, die Stille zu durchbrechen. »Ein Drittel des unermesslichen Schatzes …«

      »Halt den Mund!«, schnauzte Anderson ihn an, und Teddy zog unwillkürlich den Kopf ein. Die Gruppe betrat die Büros von Andersons alles andere als gut laufendem Transportgewerbe. Frank Stone, der als Letzter den Raum betrat, stellte sicher, dass die Tür hinter ihnen geschlossen war und niemand das Gespräch zufällig verfolgen konnte.

      Anderson herrschte seine Leute mit einer Geste an, sich um ihn zu versammeln. Sein Blick ging von einem zum anderen, bevor er ansetzte.

      »Noch ist gar nichts verloren«, grollte er.

      »Aber … ohne das Medaillon können wir doch gar nicht an den Schatz heran«, warf Ringo Olsen ein.

      »Das ist noch nicht das Schlimmste«, fügte Butch Saunders neben ihm an. »Jane Lee hat diesen Nick überredet, sie im Sternenschiff mitzunehmen!«

      Ein Raunen ging durch die Gruppe.

      »Was soll dann Ihr Gerede, dass nichts verloren ist, Chef?«, warf Ringo ein. »Mit dem Sternenschiff haben sie den Schatz gehoben, ehe wir überhaupt gestartet sind!«

      »Dummkopf!«, brauste Anderson auf. »Das Sternenschiff startet erst in vier Wochen. Und bis dahin wollen wir ja nicht untätig sein, oder?«

      Die Männer sahen ihn fragend an.

      »Wenn wir in den nächsten drei Tagen starten, können wir fast gleichzeitig mit dem Sternenschiff den zweiten Planeten erreichen«, führte der Kapitän aus.

      »Hm … das stimmt«, überlegte Matt Norris, der sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten hatte, um seinen Boss nicht gegen sich aufzubringen. »Aber was hätten wir damit gewonnen?«

      »Damit allein nicht viel. Aber wir werden an Bord des Sternenschiffs einen Verbündeten haben«, erwiderte Anderson mit einem Grinsen.

      »Was?!«, entfuhr es Teddy. »Sie kennen jemand der Besatzung?«

      Anderson wiegte den Kopf, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Noch nicht … aber du wirst mir die Besatzungsliste besorgen. Der Rest ist eine Frage des Geldes. Du wirst schon sehen!«

      *

      Nachdem Theo Cummings seine Kontakte eingesetzt hatte und zudem eine stattliche Summe Geld hatte springen lassen, lag Anderson die Besatzungsliste tatsächlich vor. Er ordnete seine Männer an, das Schiff startklar zu machen und teilte ihnen mit, dass er für eine ›kurze Reise‹ unterwegs sein würde.

      Keiner seiner Untergebenen wagte es nachzufragen, was er damit genau meinte, und so machten sie sich stattdessen an die vor ihnen liegende Aufgabe. Ihre Rakete war nach der letzten Reise alles andere als in einem guten Zustand, und so würden sie die verbleibende Zeit benötigen, um sie raumtauglich zu machen.

      Als Anderson nach zwei Tagen zurückkehrte, ging er vergnügt auf seine Männer zu, die ihn vor dem Büro erwarteten.

      »Ist die Kiste startklar?«, fragte er mit einem Nicken zu der Rakete, die nur unweit von ihnen entfernt in den Himmel ragte.

      »Ja«, bestätigte Butch Saunders, der als sein leitender Ingenieur die Triebwerke überwachte. »Donnerwetter«, fügte er an, als er sah, wie sein Boss mit ausladenden Schritten und schwungvoll auf die Einstiegsluke zulief. »Sie haben Erfolg gehabt?«, raunte er ihm zu.

      Anderson warf ihm nur einen verschwörerischen Blick zu und stieg die Leiter empor. Nachdem sich alle Männer auf ihren Plätzen eingefunden hatten, ließ er den Raketenmotor hochfahren und bat über Funk um Starterlaubnis.

      Die Zufriedenheit, die eben noch sein Gesicht erfüllt hatte, wich nun einer starren Grimasse, als er die Antwort hörte.

      »Raumschiff A-1 von Kapitän Anderson«, meldete sich ein Mitarbeiter aus dem Tower, »Ihr Startgesuch ist abgelehnt. Der Weltraum-Sicherheitsdienst verlangt eine technische Überprüfung Ihres Schiffes.«

      Anderson schlug mit der Faust aufs Instrumentenpult.

      »Bei allen Teufeln! Dahinter kann nur Nick stecken!«, stieß er aus. »Der Kerl hat seine Beziehungen spielen lassen, um uns aufzuhalten. Na warte …« Seine Finger huschten über die Kontrollelemente. »Ich kann auch ohne Erlaubnis starten!«

      »Aber Chef!«, wollte Frank Stone am Navigationspult einwerfen.