Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten. Thomas Newton

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Название Nick 6 (zweite Serie): Baltimore Lees Diamanten
Автор произведения Thomas Newton
Жанр Языкознание
Серия Nick, Pionier des Weltalls
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783863052959



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Brucks. »Ich verstehe nicht …?«

      Nick drehte sich zu seinen beiden Freunden um. Zwischen seinen Augen hatte sich eine tiefe Falte gebildet.

      »Es ist etwas geschehen, das mich vermuten lässt, dass wir jemanden an Bord haben, der … nun, sagen wir … unser Vertrauen nicht verdient.«

      Xutl und Tom Brucks sahen ihn fassungslos an. Nick bat sie, Platz zu nehmen, und unterrichtete sie über den geheimnisvollen Funkspruch. Der Marsianer legte die Hand ans Kinn und hörte ihm schweigend zu.

      »Das ist wirklich seltsam«, meinte Tom Brucks. »Wir …«

      Nicks Kopf ruckte herum. Jemand klopfte gegen die Kabinentür. Er warf seinen Freunden einen schnellen Blick zu und erhob sich, um die Tür zu öffnen.

      »Ah, die beiden Experten für den Überlichtantrieb«, begrüßte er Warren und Franks, die auf dem Gang standen.

      »Wir haben den Grund für die Störung gefunden«, entgegnete Chefingenieur Warren und warf ein kleines Knäuel in die Luft.

      »Ein Stückchen Draht?«, fragte Nick, nachdem er es aufgefangen hatte.

      »Ja, nur ein Stückchen Draht …«, antwortete der Ingenieur mürrisch. »Es hat einen Kurzschluss verursacht. Was mich nicht wundert. Das eigentlich Merkwürdige an diesem Draht ist, dass er nicht zu dem Gerät gehört, in dem wir ihn gefunden haben.«

      »Hm …«, überlegte Nick. »Haben Sie die Störung behoben?«

      »Ja«, antwortete John Franks. »Nachdem wir den Draht entfernt hatten, konnten wir das Aggregat wieder hochfahren. Die Anlage ist vollkommen überprüft worden. Sie funktioniert wieder einwandfrei!«

      »Danke«, antwortete Nick. »Bitte bewahren Sie Stillschweigen über diesen geheimnisvollen Draht.«

      Er hob das Knäuel an, und der Ingenieur wie auch der Techniker nickten. Ihnen war anzusehen, wie sehr sie sich über diesen Vorfall ärgerten. Sie verabschiedeten sich, und Nick schloss die Tür.

      Er warf seinen Freunden einen gedankenverlorenen Blick zu.

      »Es hat keinen Sinn, darum herumzureden … wir haben einen Verräter an Bord!«

      »Du hast recht«, entgegnete Xutl ernst. »Der Draht ist der Beweis dafür, dass jemand die Anlage sabotiert hat. Aber …«

      »… wer könnte das getan haben?«, fiel ihm Tom Brucks ins Wort. »Und warum?«

      Nick sah ihn unverwandt an. »Die Beschädigung der Überlichtgeschwindigkeits-Anlage war nur geringfügig. Aber sie bedeutet für uns einen Zeitverlust. Ich wüsste jemanden, dem das sehr gelegen käme!«

      »Du meinst Anderson?«, hakte Tom nach.

      »Genau«, bestätigte der Weltraumfahrer. »Anderson ist trotz Startverbot zu einer Raumreise aufgebrochen, und ich müsste mich schon sehr irren, wenn sie ihn nicht in das neu entdeckte Sonnensystem führt! Er hat vier Wochen Vorsprung, wenn ich mich an Murrays Information richtig erinnere, aber wir wären mit Überlichtgeschwindigkeit doch lange vor ihm auf dem zweiten Planeten gelandet.«

      Er wandte sich dem Marsianer zu.

      »Du kannst es ausrechnen. Xutl. Ich vermute, Anderson fehlte genau diese durch die Sabotage hervorgerufene Verzögerung, um vor uns ans Ziel zu gelangen.«

      Sein Freund nickte. »Ich rechne es nach. Aber selbst wenn sich dein Verdacht bestätigen sollte, wissen wir nicht, wer von unserer Besatzung mit ihm im Bunde ist.«

      Nick schob das Kinn vor. »Früher oder später wird er sich verraten«, überlegte er. »Er wird versuchen … Geh zu Jane Lee, Tom«, wies er den Biologen an. »Sie soll dir das Medaillon aushändigen. Es ist besser, ich verwahre es.«

      »Gut«, stimmte Tom Brucks zu.

      Die Männer verließen die Kabine. Während Tom zu Jane Lees Quartier ging, schlugen Nick und Xutl den Weg zur Zentrale ein. Nachdem das Aggregat wieder funktionierte, mussten sie nur wenige Kontrolldurchläufe durchführen und konnten dann auf Überlichtgeschwindigkeit schalten.

      VIER

      Das Sternenschiff schien sich in Nichts aufzulösen und ließ nur den leeren Weltraum zurück – nur um im Bruchteil von einer Sekunde an der vorausberechneten Stelle in der Nähe des Dimensionswirbels wieder zu materialisieren.

      Das Gebilde wirkte wie ein kleines Abbild der Milchstraße. Die Spiralarme waren durchzogen von Abertausenden glitzernder Bestandteile, die wie weit entfernte Sterne wirkten.

      Nick ließ sich einen Augenblick lang von dem Bild gefangen nehmen, dann wandte er sich Johnson an der Ortung zu. »Stellen Sie fest, ob in diesem Sektor Raumschiffe den Wirbel anfliegen.«

      Nach wenigen Sekunden kam die Rückmeldung. »Drei Schiffe halten Kurs darauf. Ich kann ihre Zeichen im Teleskop erkennen. Sie gehören der Interstellar-Gesellschaft. Ein weiteres Schiff kann ich mit keinem unserer Instrumente entdecken.«

      »Dann ist Andersons Schiff schon durch die Dimensionsspirale geflogen«, meinte Nick mit leiser Stimme zu Xutl im Kopilotensitz. »Na, wir wollen auf der Hut sein.«

      Gerade als er das Sternenschiff in das Zentrum des Wirbels steuern wollte, eilte Tom Brucks in die Zentrale und hielt auf ihn zu.

      »Nick, komm sofort mit zu Jane Lee!«, bat er ihn eindringlich. »Sie … scheint ohnmächtig zu sein.«

      »Was?«, stieß der Weltraumfahrer aus und erhob sich. »Übernimm du das Kommando, Xutl.«

      Der Marsianer bestätigte, und Nick folgte dem Biologen. Sie hasteten die Gänge entlang, bis sie Jane Lees Kabine erreichten. Nick öffnete die Tür und zuckte im ersten Moment zusammen.

      Wie leblos lag die junge Frau auf ihrem Bett. Der Kopf hing über der Kante.

      »Miss Lee!«, rief er, doch sie reagierte nicht.

      »Sie rührt sich nicht. Ich habe vergeblich versucht, sie zu sich zu bringen!« In Toms Stimme schwang Besorgnis mit.

      Nick griff sie bei den Schultern und drehte sie herum, sodass sie vollständig auf dem Bett lag.

      Er legte seine Finger auf ihr Handgelenk und atmete auf.

      »Gott sei Dank! Ihr Puls ist regelmäßig.«

      Nun konnte er auch sehen, wie sich ihre Brust schwach hob und senkte. Er schaltete das Licht an und sah sich aufmerksam um. Sein Blick fiel auf ein Glas, das halb unter das Bett gerollt war. Es war bis auf einen letzten Rest fast völlig geleert.

      Nick betrachtete die orangefarbene Flüssigkeit im Licht und hob das Glas an seine Nase. Er roch nur kurz daran und verzog den Mund. »Hm … dieses Fruchtgetränk hat einen merkwürdigen Geruch«, stellte er fest. »Hol den Bordarzt, Tom!«

      Sein Freund nickte und verließ mit schnellen Schritten die Kabine. Nick warf der jungen Tierfängerin einen besorgten Blick zu und sprach zu ihr. Doch sie zeigte weiterhin keine Reaktion.

      Wenige Minuten später war Tom Brucks mit Brian Ferris, dem Bordarzt, zurück. Der Mediziner bat die beiden Männer, die Kabine zu verlassen, um Jane Lee gründlich zu untersuchen.

      Nick und Tom standen auf dem Gang und hingen ihren Gedanken nach. Nach unendlich scheinenden Minuten öffnete sich die Tür, und Ferris erschien im Türrahmen.

      »Was ist mit Miss Lee, Doktor?«, fragte Nick voller Unruhe.

      Der Arzt wiegte den Kopf. »Sie muss eine Überdosis Schlafmittel genommen haben. Ihr Zustand ist nicht gefährlich. Am besten, wir lassen sie ausschlafen. Ich sehe nachher noch einmal nach ihr.«

      Tom Brucks gab einen unbestimmten Laut von sich. »Das verstehe ich nicht. Vor ein paar Tagen habe ich Miss Lee gegenüber über meine Schlaflosigkeit geklagt und sie nach ihrem Schlaf gefragt. Sie sagte, dass sie wie ein Kind auf der Stelle einschliefe, sobald sie sich zur Ruhe lege. Und nun soll sie plötzlich ein Schlafmittel benutzen? Da stimmt