Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 8
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954394975



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begann auch Ben Brighton zu grinsen. „Das ist gut, das ist sehr gut. Das beweist, daß wir es gar nicht nötig haben, noch fette Brocken zu schlucken. Ob er das kapiert?“

      „Klar kapiert er das, Ed Carberry wird ihm nämlich allein entgegensegeln – mit der Jolle, so allein wie damals, nachdem ihn Doughty über Bord gestoßen hatte. Und Ed wird dem Admiral das Geschenk präsentieren!“ Hasard fuhr herum. „Ed! Laßt die Jolle noch unten. Komm ’rauf, ich hab dir was zu sagen!“

      Der Profos enterte den Niedergang zum Achterdeck hoch, bereit zum Befehlsempfang. Als es ihm Hasard gesagt hatte, zeigte er sein wüstes Grinsen, vor dem es einen grausen konnte.

      „Das wird ein Spaß“, sagte er und rieb sich die Pranken.

      Fünf Minuten später segelte er mit der Jolle dem Flaggschiff des Admirals entgegen, mit nacktem, muskulösem Oberkörper, ein Mann aus Eisen und so grimmig wie der Tod. Dieses grimmige Grinsen blieb wie eingefroren in seinem wüsten, narbigen Gesicht.

      Er kreuzte einfach den Kurs des Flaggschiffes, so daß es gezwungen wurde, in den Wind zu gehen und die Segel aufzugeien.

      „Mann!“ brüllte Francis Drake von Achterdeck hinunter. Er hatte Carberry längst erkannt – und an der Kimm auch die „Isabella“. „Was spazieren Sie denn hier allein im Atlantik herum?“

      „Sir!“ brüllte Carberry zurück. „Das brauche ich manchmal, seit ich damals im Stillen Ozean allein mit einem Boot der ‚Golden Hind‘ spazierengehen mußte. Erinnern Sie, Sir? Ich hab mich damals so daran gewöhnt, daß ich das jetzt jeden Monat einmal brauche, sonst drehe ich durch.“

      „Sind Sie verrückt?“

      „Nein, Sir, ich bitte an Bord kommen zu dürfen!“

      „Wollen Sie wieder stänkern?“

      „Aber Sir! Ich habe noch nie gestänkert. Mein Kapitän schickt mich. Er wäre gern selbst erschienen, aber er muß dahinten aufpassen wegen des Dingsda!“

      „Was für ein Dingsda?“

      „Das soll ich Ihnen ja gerade melden, Sir. Mein Genick wird allmählich steif, Sir!“ Daß Carberry dabei so höllisch grinste, bewies, daß sein Genick keinesfalls steif war.

      Aber der Admiral ließ dennoch eine Jacobsleiter ausbringen. Carberry, er hatte das Segel gestrichen, wriggte die Jolle an die Jacobsleiter, vertäute sie dort und turnte die Sprossen hoch.

      „Melde mich an Bord, Sir“, sagte er artig, als er vor dem Admiral stand. „Hatten Sie eine gute Zeit vor Spaniens Küsten?“

      „Profos, Profos“, sagte der Admiral, „ich nehme nicht an, daß mich Ihr Kapitän das fragen wollte. Also?“

      „Ich meine, Sir, mit meiner Frage, ob Sie den Dons viel haben wegschnappen können. Hat es sich gelohnt – so wie damals mit der ‚Cacafuego‘, die wir dann in ‚Silberkacker‘ umtauften, erinnern Sie noch, Sir?“

      „Ja, ich erinnere mich“, erwiderte der Admiral etwas unwirsch. „Wenn Sie es genau wissen wollen, eine solche Beute ist mir noch nie wieder vor den Bug gelaufen – leider.“

      Carberry grinste.

      „Doch“, sagte er, „nämlich jetzt! Empfehlung von Kapitän Killigrew, Sir. Wir haben dort hinten bei Sao Miguel so einen fetten Brocken aufgebracht – eine Karacke. Sie hat Gold, Silber, Juwelen, Pfeffer, Zimt, Nelken, Kaliko, Seide und Elfenbein bis über die Luken geladen. Ich habe mich selbst davon überzeugen können, weil ich das Enterkommando führte, Sir.“

      Der Admiral starrte den Profos mit offenem Mund an.

      „Jawohl, Sir“, fuhr Carberry fort, „den Brocken haben wir also aufgebracht, und Kapitän Killigrew bewacht ihn solange, bis Sie da sind. Er möchte Ihnen die Karacke als Geschenk überreichen, Sir, denn wir können mit der Ladung nun wirklich nichts mehr anfangen, weil wir selbst bis zur Oberkante unserer Luken voll sind. Aber Sie freuen sich doch sicherlich, oder?“

      Der Admiral sah ziemlich rot aus.

      „Oder freuen Sie sich nicht, Sir?“ fragte Carberry freundlich und mit seinem wüsten Grinsen. „Aber Sie sollten sich freuen, denn wie Sie eben sagten, scheint Ihr Raid vor Spanien nicht allzuviel eingebracht zu haben, was, wie?“

      Der Admiral schluckte, dann räusperte er sich die Kehle frei, schluckte wieder und quälte sich ein Lächeln ins Gesicht.

      „Danke, Mister Carberry, vielen Dank! Meine Empfehlung an Kapitän Killigrew. Ich – äh – nehme sein Geschenk an.“

      Carberry strahlte. „Ich bin entzückt, Sir. Habe ich nicht einen feinen Kapitän, Sir?“

      „Äh – ja, das haben Sie, Mister Carberry“, quetschte der Admiral heraus, jetzt bereits sichtlich nervös. Er spähte voraus, wie um sich zu vergewissern, ob ihm die Beute auch nicht entginge.

      „Ich melde mich von Bord, Sir“, sagte Carberry, „und freue mich, daß Sie so kampflos und ohne viel Mühe und Bedrängnis so eine andere Art ‚Silberkakker‘ einstreichen können. Das freut auch meinen Kapitän ganz besonders und alle Männer von der ‚Isabella‘, die jederzeit bereit sind, für Sie Ihr Leben in die Schanze zu schlagen. Aber das wissen Sie ja, nicht wahr, Sir?“

      Der Admiral nickte nur stumm – und steckte den Hohn ein, der aus den Worten des Profos sprach.

      Ed Carberry enterte ab.

      Und der Admiral segelte einer Beute entgegen, die, wie sich später herausstellte, einen Wert von 114000 Pfund Sterling hatte. Und das war eine Summe, die den Wert aller gekaperten, versenkten oder verbrannten Schiffe und Ladungen in der Bucht von Cadiz um das Dreifache überstieg.

      Der Kapitän Killigrew hatte dem Admiral Drake ein wahrhaft königliches Geschenk übergeben …

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      1.

      Der Sturmwind, auflandig und von staubfeinem Nieselregen begleitet, grub sich in Pinho Brancates Bartgeflecht und zerrte daran. Er schien diesem rauschenden Vollbart und dem ganzen wuchtigen Mann mit den breiten Schultern den Kampf angesagt zu haben. Der aber ließ sich nicht umwerfen, nicht einmal aus dem Gleichgewicht bringen. Wie eine aus dem Gestein der wilden Küstenlandschaft gehauene Statue stand Pinho da, breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen.

      Unbewegt war seine Miene, und er schien sich der Anwesenheit seiner Frau Emilia nicht bewußt zu sein. Sie hatte neben ihm auf den schroffen Klippfelsen verharrt. Der Wind heulte und zerzauste ihre schwarzen Haare.

      Schweigend blickten sie eine Weile auf den schäumenden Atlantik. Das Bild der aufsteigenden und gischtend gegen die Felsen anspringenden Wogen drohte jede Minute in der herabsinkenden Dunkelheit zu verschwinden.

      Jenen schwärzlichen Widerstand draußen im Wasser, nur eine Viertelmeile von der Küste entfernt, der für die Brancates von so großer Bedeutung war, konnte man bereits nicht mehr erkennen.

      Ohne den Kopf zu wenden sagte Pinho Brancate: „Wenn der Wind in dieser Nacht auch nur ein einziges Schiff weit genug auf Legerwall drückt, gibt es endlich wieder Arbeit für uns.“

      „Es wird höchste Zeit“, entgegnete Emilia, eine verblühte herbe Schönheit aus der Serra da Guardunha, mit Würde. „Unsere Vorräte sind fast aufgebraucht, und in dem ausgehöhlten Ziegelstein, den wir als Versteck für unsere bescheidenen Besitztümer benutzen, befindet sich kein einziger Piaster mehr.“

      „Das Riff läßt uns nicht im Stich, Emilia.“

      „Die hungrigen Mägen wollen zu essen haben.“

      „Laß mich nur machen“, erwiderte der große, bärenstarke Mann. „Mich und meine beiden Söhne.“

      „Gott schicke uns ein Schiff“, äußerte