Название | Seewölfe Paket 8 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954394975 |
„Sie steuern Kollisionskurs, Mister Borough, Sir“, sagte der Admiral drohend. „Denn Sie haben hier nicht zu kritisieren, sondern zu gehorchen. Ihr Alleingang im Südkanal war bereits eine Insubordination, wenn nicht deutliche Mißachtung meines Befehls, dem Flaggschiff zu folgen.“
„So?“ fragte der Viceadmiral mit kaltem Hohn. „Dazu darf ich feststellen, daß ich am Tampen des Verbandes hing. Oder hatten Sie eine Reihenfolge festgelegt? Nein, das hatten Sie nicht. Also bildete ich den Schluß, zumal sich die Kapitäne und Kommandanten der anderen Schiffe in die Haare gerieten, welche Positionen sie hinter dem Flaggschiff einnehmen sollten. Ich ließ ihnen als höflicher Mensch den Vortritt.“
Mit arroganter Stimme fragte Kapitän Seymour: „Sie waren wohl zu feige, die Degenspitze unseres Verbandes zu sein, Mister Borough, Sir?“
„Die Degenspitze?“ Der Viceadmiral grinste geringschätzig. „Diese Position übernimmt doch wohl ein Flaggschiff, oder?“
„Mein Schiff segelte hinter dem Admiral“, erklärte der Gockel Seymour und reckte die Brust, „um jederzeit bereit zu sein, dem Flaggschiff in gefährlichen Situationen beizustehen.“
„Wie im Falle der Kriegsgaleere, nicht wahr, mein lieber Seymour?“ sagte der Viceadmiral gemütlich. „Aber da waren Sie wohl zu sehr damit beschäftigt, Ihre Artillerie auf wehrlose Frauen und Kinder abzufeuern. Hatten Sie denn Verluste, mein Guter? Wurde Ihre Kanonade von der Stadt aus beantwortet?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Kapitän Seymour von oben herab. „Der Feind hatte unserem trefflichen Feuer nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.“
„Na, wie sollte er auch, mein lieber Seymour! Es wäre städtebaulich wirklich ein Novum, in die Bürgerhäuser Kanonen einzubauen, woraus folgert, daß Sie mit Ihrer Degenspitze an völlig nutzlosen Stellen herumgestochert haben!“
Der Admiral schaltete sich wieder ein, ziemlich gereizt.
„Das zu beurteilen, steht Ihnen nicht zu, Sir!“ fauchte er.
Jetzt wurde der Viceadmiral massiv.
„Ich wurde von diesem Perückenkapitän der Feigheit bezichtigt und stelle dazu fest, daß nur zwei Schiffe echte Feindberührung hatten – die ‚Isabella‘ des ausgezeichneten Kapitäns Killigrew und meine ‚Golden Lion‘. Mit echter Feindberührung meine ich das Gefecht mit einem wehrhaften, soldatischen Gegner, bei dem mir selbst die Kugeln um die Ohren fliegen, nicht aber das sinnlose Draufloshämmern auf Häuser, in denen Frauen und Kinder wohnen, die sich nicht wehren können. Eine solche Kriegsführung ist eines Soldaten Ihrer Majestät der Königin unwürdig!“
In der Admiralskammer brach tumultartiger Lärm los. Noch während er tobte, stand Hasard mit lächelnder Gelassenheit auf – ein Riese, der sich etwas ducken mußte, um mit dem Kopf nicht gegen die Dekkenbalken zu stoßen.
Der Lärm verstummte. Verärgerte, empörte, wütende Gesichter starrten zu ihm hoch – mit Ausnahme des Viceadmirals.
Hasard sagte: „Ich darf mich empfehlen, Gentlemen. Mein Vormars wurde zerschossen, und eine Menge Arbeit wartet auf mich. Im übrigen teile ich Viceadmiral Boroughs Ansichten über eine Kriegsführung, die Frauen und Kinder und Wehrlose verschont. Statt deren Häuser zu zerschießen, sollte man sein Feuer besser auf die Forts und Batterien konzentrieren …“
„Sie schaffen es ja noch nicht einmal, eine Kriegsgaleere zu versenken!“ unterbrach ihn Kapitän Seymour höhnisch. „Sie lassen diese Galeere sogar noch davonrudern!“
„Richtig, Mister Seymour, ich bewundere bei Ihrer sonstigen Schlafmützigkeit, daß Sie das bemerkt haben“, erwiderte Hasard ruhig. „Offensichtlich reicht aber Ihr Verstand nicht aus, eine solche Handlungsweise zu begreifen. Ich erkläre es Ihnen gern. Galeeren werden mittels der Muskelkraft angeketteter Sklaven vorangetrieben. Ein angeketteter Mann ist für mich ein wehrloser Mann. Wenn ich eine Galeere versenke, dann verurteile ich diesen Mann zu einem erbärmlichen, furchtbaren Tod. Ich bin kein Henker und erst recht kein Mörder.“
„Pah!“ erklärte Kapitän Seymour. „Das sind doch alles nur Verbrecher! Abschaum ist das, Gesindel …“
Hasard umrundete mit zwei Sätzen den Tisch, packte den Perückenkapitän am Kragen, riß ihn hoch, schüttelte ihn und drückte ihn mit eiserner Faust gegen einen hölzernen Stützpfosten.
„Sagten Sie Gesindel, Sie Hampelmann?“ fauchte er. „Dann lassen Sie sich von Admiral Drake erklären, welche Männer mein Bootsmann und ich vor über sieben Jahren als Rudersklaven von einer spanischen Galeere befreiten! Das waren gute, tapfere englische Seeleute, die kämpfend und zum Teil schwerverwundet vor der irischen Küste in spanische Hände gefallen waren! Bei Gott, Scheißkerle wie Sie sollten wie räudige Hunde davongejagt werden, Sie sind eine Beleidigung für die englische Marine!“
Und dann klatschten zwei Ohrfeigen, und dem Kapitän flog die Perükke vom Kopf. Aus der Perücke stieg eine Puderwolke. Die Kopfhaut des sehr ehrenwerten Kapitäns hingegen war recht grau. Und da er auf dem Kopf geschwitzt hatte, war das Grau da und dort der helleren Hautfarbe gewichen, woraus zu schließen war, daß Robert Seymour, Kommandant Ihrer Majestät Schiff „Dreadnought“, mit Wasser und Seife auf Kriegsfuß stand und daher keineswegs als ein Muster der Reinlichkeit bezeichnet werden konnte.
Das tat Hasard auch nicht.
Noch in das schreckerstarrte Schweigen hinein sagte er: „Ich muß mich korrigieren – in der Marine Ihrer Majestät der Königin fahren nicht nur Schlafmützen zur See, sondern auch Schweinigel. Und so was wagt, ehrliche, saubere Seeleute zu beleidigen und Abschaum und Gesindel zu nennen.“ Angewidert wandte Hasard den Blick und schaute den Admiral an, in dessen Gesicht es wetterleuchtete. „Fürwahr, Sir, ich muß mich wundern, mit was für Kapitänen Sie sich umgeben – mit Ausnahme Viceadmiral Boroughs. Ich bin hier wohl wirklich überflüssig.“
„Sind Sie jetzt fertig?“ fragte der Admiral eisig.
„Allerdings.“
„Dann gebe ich Ihnen genau eine Viertelminute Zeit, sich bei Kapitän Seymour zu entschuldigen.“ Der Admiral drehte eine kleine Sanduhr um, die vor ihm stand.
Hasard verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte amüsiert, während er den ausrinnenden Sand beobachtete.
Als der Sand ausgelaufen war, fragte er: „Und jetzt?“
„Betrachten Sie sich als unter Arrest stehend“, sagte der Admiral schneidend. „Vor einem Bordgericht werden Sie Ihre Unverschämtheiten zu verantworten haben.“
„Sie vertragen die Wahrheit nicht, Drake“, sagte Hasard verächtlich. „Wenn ich jemals Achtung vor Ihnen hatte, dann mußte ich wohl mit Blindheit geschlagen gewesen sein. Ich hätte es wissen müssen. Damals, auf der ‚Golden Hind‘, deckten Sie ja auch einen Meuchelmörder, genauso wie Sie sich jetzt auf die Seite eines schwachsinnigen Großmauls stellen. Sie wollen mich vor ein Bordgericht zerren? Dazu müssen Sie mich erst einmal haben!“
„Wache!“ brüllte der Admiral.
Hasard war mit einem Satz bei dem Schott und knallte von innen die beiden schweren Riegel vor. Er drehte sich um und lehnte sich leicht dagegen. Sein scharfgeschnittenes, braungebranntes Gesicht hatte sich verändert. Es drückte einen unbezähmbaren Willen aus, eine wilde Entschlossenheit, sich zur Wehr zu setzen.
Seine eisblauen Augen bohrten sich in die Augen des Admirals.
„Na los, Drake“, sagte er, und jetzt klirrte wieder Eisen in seiner Stimme, „versuchen Sie’s doch mal. Oder brauchen Sie einen Handlanger? Wie wär’s mit Ihnen, Seymour?“ Hasards eisblaue Augen funkelten den Kapitän an. „Sie faselten doch was von Degenspitze. Jetzt haben Sie Gelegenheit, Ihrem bedrängten Admiral zu helfen …“
Hinter Hasard wurde gegen das Schott gewummert.
„Sir! Die Wache