Название | Seewölfe Paket 8 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954394975 |
„Na?“ fragte Hasardd.
„Ich hab ihnen den Hintern versohlt, daß das Tauende nur so geraucht hat“, erwiderte Old O’Flynn grimmig. „Meinst du, die haben einen Mucks getan? Nichts davon. Am liebsten hätten sie mir die Krücken geklaut, diese Lümmel.“
Hasard hatte Mühe, ernst zu bleiben. „Und wo stecken sie jetzt?“
„In der Vorpiek. Strafe muß sein.“ Ein Funkeln trat in Old O’Flynns Augen. „Sie müssen stehen, auf ihrem Hintern können sie ’ne ganze Weile nicht sitzen.“
„Gut so“, sagte Hasard. „Danke, Donegal.“
„Die nächste Tracht kannst du ihnen verpassen“, sagte Old O’Flynn verbissen. „Ich mußte immer an Gwen denken.“
Gwendolyn Bernice Killigrew, geborene O’Flynn, ertrunken in einem Sturm vor der Küste Englands …
Hasard preßte die Lippen zusammen. Old O’Flynn hatte eine unnachahmliche Art, ihn jetzt daran zu erinnern. Er wischte die Gedanken an Gwen beiseite.
Old O’Flynn stampfte zum Besanmast und löste dort von einer Klampe den Bootstaljenläufer, der zur Besansaling hochlief und den sie häufig benutzten, wenn sie achtern ein Beiboot einsetzten oder an Deck hieven wollten.
„Was soll das denn?“ fragte Hasard.
Old O’Flynn schlang einen dicken Knoten in das Läuferende, nahm das Ende zwischen die Beine, so daß der dicke Knoten an seinem Hintern anlag, klemmte sich eine Krücke unter die Arme, umfaßte den Taljenläufer und brummte: „Hiev mich hoch, Mister Killigrew, Sir. Oder soll ich beim Entern vielleicht zuschauen?“
Das war’s wohl. Hasard konnte schon wieder lächeln. Zusammen mit Ferris Tucker hievte er Old Donegal Daniel O’Flynn am Besanmast hoch bis zur Saling. Dort schaukelte der Alte und spähte mit grimmiger Miene hinüber zur Galeere.
Noch fünfzig Yards.
Hasard trat zum Ruderhaus. „Aufpassen, Pete, gleich geht’s los.
Pete Ballie nickte schweigend.
„Ben!“ rief Hasard. „Seht zu, das Vorkastell zu besetzen. Ich möchte nicht, daß die Kerle unter Umständen das Flaggschiff entern, falls wir zu dicht dort herantreiben!“
„Aye, aye, Sir!“
Noch zwanzig Yards!
Entsetzte Gesichter starrten von der Galeere her auf die heranrauschende „Isabella“. Männer brüllten Befehle. Ein paar Musketen blafften und hieben ihr Blei in die Bordwand der „Isabella“. Das waren noch nicht einmal Mückenstiche. Die Schiffshaut der Galeone bestand aus solidem eisenhartem Eichenholz. Die Seewölfe hatten sich längst hinter das Schanzkleid geduckt.
„Jetzt, Pete!“ zischte Hasard.
Pete Ballie legte Ruder, die „Isabella“ schwang nach Backbord in den Wind. Tausendfach geübt wurden die Segel sofort aufgegeit, die Rahen schwangen in Längsschiffsrichtung. Der Winddruck auf die Segel war weg, aber die „Isabella“ mit der Masse ihres Schiffskörpers hatte auch ohne den Windantrieb noch genügend Fahrt drauf, um das auszuführen, was Hasard geplant hatte.
Es begann bei den Steuerbordbugriemen der Galeere. Zwei Yards von deren Bordwand entfernt wurden die schweren Riemen wie dürre, ausgetrocknete Hölzer weggeknickt, zersplittert, aus den Duchten geprellt.
Der Bug der „Isabella“ schnitt durch die riemenstarrende Front der Galeere und zerbrach sie. Nichts, gar nichts vermochte ihre auslaufende Fahrt zu bremsen, erst die eigene Trägheit.
Da flogen bereits von der „Isabella“ die Enterhaken zu der Galeere hinüber und verkrallten sich dort, wo sie Widerstand fanden. Die „Isabella“ rutschte mit ihrer vollen Steuerbordbreitseite krachend gegen die Bordwand der niedrigeren Galeere. Flinke Hände holten die Lose der Entertaue durch und belegten sie.
Und schon gellte der Kampfschrei der Seewölfe über den Hafen und steigerte sich zum rhythmischen, abgehackten Ruf.
„Ar-we-nack! Ar-we-nack! Ar-we-nack!“
Und Hasards Stimme peitschte wie ein Trompetensignal über die Decks.
„Entert sie! Drauf, Männer der ‚Isabella‘! Es lebe die Königin!“
„Es lebe die Königin!“ brüllten die Seewölfe und sprangen hinter ihrem Kapitän hinunter auf die Galeere.
Und ein Mann stieß sich von der Saling des Besanmastes ab, sitzend auf einem Tau, das Holzbein vorgestreckt.
Old Donegal Daniel O’Flynn!
Wie ein riesiger, lebender Pendel schwang er über das Vorkastell der Galeere, das Holzbein pflügte über drei behelmte Spanier und stieß sie wie Puppen außenbords. Und die Krücke, die er wie ein Ritter beim Lanzenturnier unter den rechten Arm geklemmt hatte, fegte zwei andere Spanier von den Füßen.
Ferris Tucker, der einzige, der an Bord der „Isabella“ zurückgeblieben war und den Flug des Alten verfolgt hatte, riß die Augen auf – und dann lachte der Riese. Er lachte derart, daß er sich den Bauch halten mußte. Die schwere Axt fiel ihm auf die Zehe, und da hüpfte er.
Der gellende Kampfruf ließ Francis Drake zusammenzucken. Sein Kopf fuhr herum, und sein Blick traf auf Kapitän Thomas Fenner, seinen Stabschef. Bei dem stand der Mund offen, als habe er die Absicht, einen ganzen Kloß in seine Futterluke zu schieben.
Sieht der dämlich aus, dachte Drake und knurrte: „Was war das, Fenner?“
Fenner stürzte vom Steuerbordschanzkleid auf dem Achterdeck der „Elizabeth Bonaventura“ hinüber zum Backbordschanzkleid.
Drake rührte sich nicht von der Stelle, seine Finger trommelten einen Marsch auf das Holz des Schanzkleides, sein Blick war wieder auf Cadiz gerichtet.
Kapitän Fenner, ziemlich blaß, tauchte wieder neben ihm auf.
„Die – die Seewölfe!“ stieß er hervor.
Der Admiral runzelte die Stirn. „Wer, bitte, Mister Fenner?“
„Äh, Kapitän Killigrews ‚Isabella‘, Sir.“
„Müssen die so brüllen?“
„Sie entern eine spanische Kriegsgaleere.“
„Wie bitte?“
Kapitän Fenner trampelte sich vor Aufregung auf die Füße. „Sie – sie entern eine spanische Kriegsgaleere, Sir“, wiederholte er. „Entschuldigung, Sir, ich vermute fast, Killigrew hat sie noch rechtzeitig geschnappt, bevor sie uns mit ihrem Rammsporn …“
Der Admiral hörte schon nicht mehr zu. Mit drei Sätzen war er am Backbordschanzkleid.
„… aufspießen konnte“, vollendete Kapitän Fenner und schüttelte den Kopf.
Der Admiral indessen stierte mit fassungslosen Augen auf das chaotische Geschehen, das sich etwa dreißig Yards von der „Elizabeth Bonaventura“ entfernt abspielte.
Und da wurde auch der sehr ehrenwerte und tapfere Admiral blaß um die Nasenspitze.
Er sah den zerschossenen Stummel von Rammsporn, er sah das zerfetzte und zertrümmerte Vorkastell, er sah die Brände an Bord der Galeere – und er sah die wilden Kämpfer der „Isabella“, pulvergeschwärzt im Gesicht, aus dem grell das Weiß der Augen und Zähne herausleuchtete, er sah ihre Fäuste fliegen, mit denen sie Schlag um Schlag die Galeere von Spaniern leerräumten, er sah die Spanier ins Wasser fliegen wie Putzlumpen, er sah den verrückten Alten, der an einem Tampen über der Galeere hin und her schwang und mit seinem Holzbein die Spanier gleich reihenweise von den Füßen holte.
Das alles sah der Admiral.
Und erschüttert murmelte er: „Mein Gott – und sie kämpfen alle nur mit den Fäusten, bis auf den Alten und den verdammten Carberry,