Название | Katholisches Medienhandbuch |
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Автор произведения | Andreas Busch |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766642097 |
18 Vgl. Gehrke: (Anm. 15), S. 80.
19 Initiative D21: (Anm. 13); vgl. Gerhards / Mende: (Anm. 16), S. 366.
20 Vgl. van Eimeren / Frees: (Anm. 2), S. 335.
21 Die Deutschen Bischöfe. Publizistische Kommission; 35: Virtualität und Inszenierung. Unterwegs in der digitalen Mediengesellschaft. Ein medienethisches Impulspapier, Bonn 2011.
22 Ebd., S.59f.
23 Vgl. dazu die breit aufgestellten Forderungen als Ergebnisse der Arbeitsgruppen im Rahmen des Medienpädagogischen Kongresses 2011 „Keine Bildung ohne Medien“, online unter: www.keine-bildung-ohne-medien.de/kongress-dokumentation/medienpaedagogischer-kongress-2011_ergebnisse-der-arbeitsgruppen.pdf.
24 Vgl. Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien. Opladen 2004.
25 Vgl. u. a. Büsch, Andreas: Medienerziehung 2.0. Neue Antworten auf neue Herausforderungen?
In: AmosInternational (3/2010), S. 24–27.
2. Religion, Kommunikation und Medien
Michael N. Ebertz, Professor an der Katholischen Hochschule Freiburg und Privatdozent an der Universität Konstanz
Kommunikation und Medialität gehören zur Religion, das ist „ihr Normalfall“26. Allerdings geht es bei der Thematisierung von medialer „Kommunikation“ im Zusammenhang mit Religion nicht um Banales, denn zum einen steht fest: „Nur als Kommunikation hat Religion ... eine gesellschaftliche Existenz. Was in den Köpfen der zahllosen Einzelmenschen stattfindet, könnte niemals zur Religion zusammenfinden – es sei denn durch Kommunikation.“27 Dies gilt für die aktuelle Präsenz von Religion ebenso wie im Blick auf ihren jeweiligen Ursprung, ihre Tradierung und den in ihr gepflegten Dialog zwischen dem Göttlichen und Menschlichen, in monotheistischen Religionen also Gebet, Verehrung und Offenbarung als Selbstmitteilung Gottes. Darin gibt Gott aus der Sicht der Gläubigen den Menschen etwas zu verstehen, wie umgekehrt ihm – etwa im Lob-, Dank- oder Klagegebet – etwas zu verstehen gegeben wird. Und auch die missionarische Sendung, die zum Selbstverständnis vieler Religionen gehört, ist ohne Kommunikation nicht realisierbar.
Zum anderen hat religiöse Kommunikation ein „besonderes Verhältnis zur Wahrnehmung“28, geht es doch um Mitteilungen, Verstehen und Glauben von Unglaublichem („Gott ist Mensch geworden“) und von Sachverhalten, welche die Wahrnehmung übersteigen – „kein Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört“. Gott ist empirisch nicht verfügbar und bedarf des – kommunikativen – „Amen“ – nicht nur in der Kirche.
Noch ein weiterer Aspekt zeigt die hohe Bedeutung des Zusammenhangs von Kommunikation und Religion. Wie ein Blick auf die Geschichte des Christentums zeigt, ist trotz oder sogar wegen dieses speziellen Verhältnisses der religiösen Kommunikation zur Wahrnehmung die Wahl des Kommunikationsmediums nicht gleichgültig, sondern hochgradig normativ besetzt und somit ein Konfliktthema.
—Welche Kommunikationsmittel (Tanz, Bild, Ritus, Schrift, Predigt) sind für die Gottesverehrung zugelassen und welche nicht?
—Mit welchen Kommunikationsmitteln ist die Treue zum Ursprung (Ritus oder Schrift oder Lebensnachahmung) zu sichern?
—Mit welchen Kommunikationsmitteln ist die religiöse Verbundenheit untereinander, also zwischen den „Gläubigen“, zu gewährleisten?
—Mit welchen Kommunikationsmitteln sind die religiösen Heilswahrheiten auszulegen, die Heilsmittel zu spenden und zu verkündigen?
In diesem Zusammenhang muss die Reformation in ihrer Eigenschaft als Kampf um das rechte Medium der Glaubenskommunikation29 als Medienrevolution gesehen werden, die schließlich – über die Druckerpresse – auch zu einer wachsenden Marktorientierung und Demokratisierung bzw. Popularisierung der Religion beigetragen hat30. Damit wird auch Gott bzw. werden bestimmte Gottesbilder wählbar und abwählbar 31. Kaum weniger bedeutend ist deshalb die Frage, wer über die jeweiligen Kommunikationsmittel verfügen darf („Schriftgelehrte“) und wie die Bedingungen der religiösen Kommunikation beschaffen sind.
Kommunikationsbedingungen und -medien in der Geschichte des Christentums
Kann einer Religion jede Kommunikationsbedingung recht sein? Die Kommunikationsbedingungen und Kommunikationsmittel waren zu frühchristlichen Zeiten völlig andere als im Christentum der voll durchmedialisierten Gegenwartsgesellschaft. Seine Frühgeschichte war primär durch orale Kommunikation unter Anwesenden bestimmt. Predigend, bezeugend, bekennend und diskutierend kommunizierte Jesus, „der Aussteiger, der seinen Beruf aufgab und sich von der Verwandtschaft trennte“, in direkter Interaktion auch seine prophetisch-charismatische Kritik am Tempel und seinem Kultbetrieb, die „ihm am Ende das Leben gekostet hat“32.
Danach wurde der „Wortverkündiger“33 selbst – vermittelt auch über eine mündlich und schriftlich tradierte Sammlung seiner Sprüche, die Logienquelle – zum „gepredigten Jesus“, also zum Kommunikationsobjekt in der frühchristlichen Bewegung. Nicht zuletzt zur kommunikativen Bestätigung der von ihr verkündigten „Unerhörtheiten“ (der Botschaft vom Mensch gewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Gott), sondern auch zur Vernetzung der neu gegründeten, räumlich voneinander unabhängigen christlichen Gemeinden, bediente sie sich – unter Rückgriff auf die jüdische Praxis der sogenannten Synagogenbriefe, welche das jüdische Zentrum in Jerusalem mit den Diasporagemeinden kommunikativ überspannten – der Form des Briefes, der „als ein nachgehendes, bewegliches, die persönliche Anrede suchendes und so auch verbindliches Medium“ erscheint34. Zusammen mit den Evangelien wurden 22 Briefe (einschließlich der Johannesapokalypse) nicht nur „zum Grundstock für die Schriftensammlung des Neuen Testaments“, sondern auch „prägend für die theologische Kommunikation“35 des Christentums als „Buchreligion“. Briefe und Evangelien wurden aber auch Bestandteile ritueller Kommunikation36, die allen Gläubigen ein Schema auferlegte, mit dem Ergebnis, dass Elemente des Ritus wie des Bildes die religiöse Kommunikation vervielfältigten und somit die mündliche und schriftliche Kommunikation ergänzten, diese schließlich aber auch überlagern und verdrängen konnten. Die Reformation schließlich kann als eine „Phase der Neuordnung und Hierarchisierung der religiösen Medienkonstellation“37 betrachtet werden, die das Mediendreieck