Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

Читать онлайн.
Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



Скачать книгу

ich erwartet hatte. Plötzlich richteten sich zwei Strahler auf mich, während der dritte seine Waffe auf die Hyperfunkanlage schwenkte und damit begann, sie zu zerstrahlen.

      Ohne Warnung eröffneten die beiden anderen auf mich das Feuer. Gedankenschnell aktivierte ich meinen Schutzschirm und konnte so den Angriff abwehren.

      »Das werdet ihr mir büßen«, brüllte ich und stürzte mich wutentbrannt auf die Drillinge.

      Wie ein Unwetter fiel ich über sie her, voller Grimm über ihre Skrupellosigkeit. Ich hatte nicht vor, sie zu töten, aber ich musste sie kampfunfähig machen. Meine linke Faust traf Evodix am Nacken. Er taumelte zur Seite, hielt die moderne Hochleistungswaffe jedoch eisern fest und löste sie aus. Pausenlos rasten die vernichtenden Energiebündel auf mich zu.

      Meine rechte Hand schoss vor. Ich erwischte Evroom am linken Hinterbein und riss ihn zu Boden. Er rollte sich zur Seite. Bevor ich ihn zu fassen bekam und ihm den Strahler entwinden konnte, schleuderte mir einer der Brüder ausrangiertes Mobiliar vor die Füße, so dass ich ins Stolpern geriet. Und dann nahmen sie mich zu dritt unter Feuer.

      Die Feldbelastung wuchs bis in einen bedrohlichen Bereich, und ich hatte kaum die Möglichkeit, auszuweichen. Hier konnte ich meine Schnelligkeit nicht ausspielen, weil der Raum zu eng und zu vollgestopft war.

      An mehreren Stellen züngelten Flammen empor, die in dem ausgetrockneten Holz reichlich Nahrung fanden. Rauch breitete sich aus. Ich kümmerte mich nicht darum.

      Wieder attackierte ich Evodix und brachte ihn mit einem Fußtritt zu Fall, meine Arme wirbelten herum wie Windmühlenflügel und deckten die anderen mit Schutt und Plunder ein, hochgewirbelter Staub verschlechterte die Sicht. Sie wichen zurück, doch sie gaben nicht auf. Mein Schirm leuchtete in dem Dunst wie eine glühende Fackel.

      Mit einem gewagten Sprung war ich bei Evodix und verpasste ihm einen Haken, der jeden Kaytaber ins Land der Träume geschickt hätte, doch der Bursche steckte ihn weg, ohne Wirkung zu zeigen. Ich setzte nach, trat nach der Waffe – und erhielt im gleichen Augenblick einen Punkttreffer von zwei Salven gleichzeitig. Mein Schutzschirm drohte instabil zu werden und zusammenzubrechen.

      Sofort katapultierte ich mich weg und landete in einem Haufen alter Töpfe und Fässer, die unter meinem Gewicht zu Bruch gingen. Das reichte Evodix, um wieder auf die Beine zu kommen. Bevor ich mich von dem Gerümpel befreit hatte, das auf mir lag, hatten sie mich von mehreren Seiten ins Visier genommen. Drei gluthelle Strahlenbahnen konzentrierten sich auf eine Stelle.

      Nun wurde es brenzlig. Farbige Schlieren durchzogen die energetische Hülle, die Belastungsgrenze war längst überschritten. Mit beiden Händen warf ich die Trümmer hoch, die auf mir lasteten, und stürzte mich mit einem Satz nach vorn. Meine Rechnung, dass Everyhan durch die Attacke in Deckung gezwungen wurde, ging nicht auf. Er durchschaute die Finte und feuerte weiter. Mir blieb keine andere Wahl, als zu verschwinden, wenn ich meine Existenz nicht aufs Spiel setzen wollte.

      Ein Balken kam mir unter die Finger. Ihn hochzureißen und auf die Drillinge zu schleudern, war eins. Ohne mich umzusehen, spurtete ich zur offenen Tür und rannte ins Freie. Hinter einem Erker hielt ich an und desaktivierte den Schutzschirm. Sein Aggregat hatte geringe Beschädigungen davongetragen, war jedoch noch funktionsfähig.

      Froh, diesem Inferno heil entkommen zu sein, hielt ich nach einem Verfolger Ausschau, doch offensichtlich begnügten sich die Drillinge damit, mich in die Flucht geschlagen zu haben. Aus welchen Gründen auch immer schien es ihnen vorrangig darum zu gehen, den Sender unbrauchbar zu machen.

      Der Brand hatte sich weiter ausgebreitet, schon schlugen Flammen aus dem Dach der Hütte. Allmählich mussten auch die drei den Rückzug antreten, wenn sie nicht in den Flammen umkommen wollten. Oder waren sie in ihrem Zerstörungsdrang blind für alles, was um sie herum vorging?

      Ich verließ meine Deckung hinter dem Mauervorsprung und schlich zu der Kate zurück. Eng an den Boden gepresst, robbte ich die letzten Meter bis zur Rückwand vor und spähte zwischen halbverkohlten Brettern in das verwüstete Innere. Die Hitze und das Feuer mussten auch den Halunken zusetzen, doch es schien sie nicht zu stören. Mit geradezu pedantischer Sorgfalt zerstrahlten sie die Hyperfunkanlage. Keiner redete ein Wort oder gab Anweisungen, und trotzdem gingen sie so planmäßig und zielstrebig vor wie ein Ganzes. Niemand kam dem anderen in die Quere, jeder handelte, als wenn der andere wüsste, was als nächstes an die Reihe kam.

      Und dann, als der Sender nicht mehr als solcher zu gebrauchen war, ging plötzlich eine unheimliche Veränderung mit den Drillingen vor: Ihre Körper begannen regelrecht zu zerschmelzen, wurden konturenlos und verflüssigten sich. Wie Regenwasser versickerte ihre Substanz im Boden.

      Mein Ego-Speicher war fassungslos, doch meine Positronik war auch durch ein solches Ereignis nicht zu erschüttern und stellte gleich eine logische Folgerung. Um dieses Phänomen zu ergründen, musste ich etwas von dem benetzten Erdreich mitnehmen und untersuchen. Leider machte mir das Feuer einen Strich durch die Rechnung.

      Stützpfeiler, die die Dachkonstruktion getragen hatten, brachen verkohlt entzwei, polternd stürzte die brennende Hütte in sich zusammen und begrub das Geheimnis der Drillinge unter sich. Glühende Scheite wurden weggeschleudert, heiße Asche wirbelte empor, ein Funkenregen überschüttete mich. Irgendwo erklang eine Feuerglocke.

      Ich machte, dass ich davonkam, denn mit dem Brand mochte ich nicht in Zusammenhang gebracht werden. Ratlos kehrte ich zu meinen kranken Freunden zurück.

      Die ungelösten Fragen waren um ein weiteres Rätsel erweitert worden: Wer oder was waren die Drillinge, woher kamen sie? Denn dass es sich um keine Kaytaber handelte, stand für mich fest. Die konnten sich nämlich nicht auflösen, und sie bauten und besaßen keine Strahler.

      *

      Es widersprach meinem von Blödel eingebrachten geistigen Erbe, einfach aufzugeben. Ungezählte Stunden hatte ich inzwischen wieder im Labor verbracht und war doch nicht schlauer als am Anfang. Dass es noch zahlreiche Gesunde gab und Perlmutt ebenso wenig infiziert war wie Links und Rechts, war nur ein schwacher Trost, denn der Zustand der Kranken veränderte sich rapide.

      Wenn die Pustel erst einmal eine bestimmte Ausdehnung erreicht hatte, wuchs sie nicht mehr langsam und kontinuierlich, sondern vergrößerte sich quasi über Nacht. War erst einmal die Hälfte der Haut glasig geworden, schlug die kreatürliche Angst der Befallenen vor der Krankheit in Resignation um, die Panik wich Gleichgültigkeit. Damit war der Prozess zu meinem Leidwesen aber immer noch nicht abgeschlossen.

      Hilflos und voller Verzweiflung musste ich mit ansehen, dass auch die Kopfpartie und das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde, unabhängig davon, wo die Schwellung entstanden war. Die Körperteile wurden fast transparent, doch es war nicht nur eine äußere Veränderung, es trat auch eine regelrechte Umwandlung ein, wie ich bei verschiedenen Untersuchungen festgestellt hatte. An die Stelle der Spezialisten, die als Haut-, Blasen- oder Darmzellen Dienst taten, traten Einheitszellen, die zwar ihre ursprüngliche Gestalt behielten, möglicherweise sogar zur Stabilisierung des Körpers beitrugen als inneres Skelett, aber sie erfüllten keine spezielle Funktion. Mehr als Organzellen, wie es sie bei den Einzellern als Organersatz gab, konnten sie nicht sein.

      Jede Körperzelle enthält den kompletten Bausatz des Individuums in ihren Genen. Nur – die Natur macht von diesem Reservoir keinen Gebrauch. Leberzellen etwa, die durch Fetteinlagerung zugrunde gehen, werden nicht durch »wissende« Zellen ersetzt, sondern es bildet sich Bindegewebe, das die eigentliche Aufgabe des körpereigenen Zentrallabors nicht bewältigen kann. »Umschulungen« finden also im Organismus nicht statt.

      Zellen lassen sich bekanntlich nicht verschieben wie Schachfiguren, und nach welchen Kriterien sollte eine solche Auswahl auch vorgenommen werden? Ist eine Herzzelle, die das Einzelwesen leben lässt, wichtiger als eine Zelle des Eileiters, die mithilft, die Art zu erhalten? Vielleicht nicht bei einer jungen Frau, was aber, wenn sie nicht mehr im gebärfähigen Alter ist? Hat eine Lungenzelle eine wichtigere Aufgabe zu erfüllen als eine Nierenzelle? Nein, da sind keine Prioritäten zu setzen. Dass das Gehirn als Sitz der Intelligenz eine gewisse Ausnahme bildet, indem andere Zellen den Part geschädigter Bereiche übernehmen können, ist kein Widerspruch in sich, denn das Gehirn ist ein Organ