Название | Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) |
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Автор произведения | Hans Kneifel |
Жанр | Языкознание |
Серия | Atlan classics Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845347400 |
»Nun?«
»Wenn euch etwas gestochen haben sollte, müsste es Virengröße haben, und so sensibel sind Nervenzellen nicht, um das zu registrieren.«
»Dann haben wir den Einstich also nur geträumt?«, ereiferte sich Tranoque. »Wir sind demnach Spinner, das wolltest du doch damit sagen, oder?«
»Nein, ich gehe nur von den biologischen Realitäten aus. In den empfindlichsten Hautbereichen sind auf einem Quadratzentimeter bis zu 200 schmerzmeldende Sinneszellen zu finden. Das ...«
»Mag sein, das haben wir ja auch nicht in Abrede gestellt. Tatsache ist, dass zumindest eine Schmerzzelle angesprochen hat. Wir sind gestochen worden.«
Subjektiv gesehen, mochten sie durchaus noch nicht einmal Unrecht haben, aber wenn sich tatsächlich etwas in ihren Körper gebohrt hätte – egal, ob es ein winziger Splitter oder der Stechrüssel eines Insekts war –, ich hätte es entdeckt. Meine Vermutung war, dass es sich um eine Neuralgie handelte, lokal sehr eng begrenzt und von minimaler Intensität. Es blieb abzuwarten, ob sich diese Anfälle von Nervenschmerzen wiederholten.
Atypisch war der Juckreiz. Er deutete auf eine Allergie hin, doch dafür hatte ich keine Anzeichen festgestellt. Gewiss, bei der so genannten Neurodermitis, einer Ekzemerkrankung, gab es keine äußeren Einwirkungen, weil sie sich sozusagen von innen heraus entwickelte, doch die Hautreaktion war deutlich.
Die nicht miteinander zu vereinbarenden Krankheitsbilder ließen einen Verdacht in mir aufkommen: Es war nicht auszuschließen, dass meine Freunde verunreinigtes Mannanna in geringer Dosis zu sich genommen hatten. Bei den geernteten Mengen war nicht auszuschließen, dass ein paar Körner ungenießbar waren, obwohl die Kaytaber das eingebrachte Getreide fast handverlesen hatten.
»Was ist nun?«, wollte Maronx wissen. Er wälzte sich auf dem Boden, um sich Linderung zu verschaffen. »Mich juckt es immer stärker.«
Auch Tranoque kratzte sich wie ein Verrückter. Mir tat es weh, meine Freunde so leiden zu sehen – und ich war hilflos. Sollte ich ihnen sagen, was ich vermutete, sollte ich sie in eine Diskussion verwickeln, die ihnen letztendlich doch nichts brachte? Ich sah ihnen an, dass sie von mir Hilfe erwarteten, keine Hypothesen oder akademische Vorträge.
»Ich werde aus Kräutern und verschiedenen Substanzen ein Gel zusammenstellen, das kühlt und die Beschwerden lindert.« Ich gab meiner Stimme einen zuversichtlichen Klang. »Links und Rechts werden euch je einen Tiegel davon bringen, sobald ich eine wirksame Zusammenstellung gefunden habe.«
»Wird das lange dauern?«
»Ich denke nicht. Mittlerweile kenne ich die meisten pflanzlichen Inhaltsstoffe, und einiges kann ich synthetisch herstellen. Lasst euch also deshalb keine grauen Haare wachsen.«
»Aber ich habe sie schon!«, rief Restjue entsetzt und blickte an sich herunter. »Ich habe mich angesteckt, und du hast mich nicht einmal gewarnt, Traykon.«
»Nun werde nicht hysterisch«, fuhr ich Rechts an. »Dein Pelz ist wie immer, und der Juckreiz ist nicht infektiös. Überlasse mir die Diagnose und betreibe hier keine Panikmache. Deine medizinischen Kenntnisse sind nämlich mehr als erbärmlich, wenn ich dich daran erinnern darf. Als ich neulich von Nierensteinen sprach, hast du bereits Hacke und Schaufel zusammengepackt und wolltest los, um dir die Schürfrechte zu sichern, weil du Nierensteine für wertvolle Mineralien gehalten hast. Soll ich weitere Beispiele aufzählen?«
Restjue sackte förmlich in sich zusammen.
»Nein, es reicht, Chef. Hast du bestimmte Anweisungen für mich? Soll ich ausschwärmen, um Kräuter zu suchen?«
Chef – die Anrede weckte vertraute Erinnerungen in mir, nur galt sie diesmal mir. Es klang so gut, dass mein Unmut sich in positronischen Dunst auflöste.
»Das Sammeln von Heilpflanzen sollten wir besser Fachleuten überlassen. Maronx, könntest du dafür zwei, drei Flurhüter abstellen?«
»Zehn, wenn es sein muss«, bot der Kaytaber an, und Tranoque ergänzte: »Und die gesamte Tixudabwehr dazu, wenn ich endlich von diesem grässlichen Juckreiz befreit werde.«
Ich nannte eine Reihe von Namen, die recht blumenreich das Aussehen oder die erprobte Wirkung der Gewächse in der Volksheilkunde beschrieben. Da gab es beispielsweise das Tatzenkräutlein und die Fellwurz, Augentrost und Mannanna-Beere, dann Fingerdorn und Zungenblüte. Maronx nickte bei jeder Erwähnung und gab die Anweisung sogleich per Funk weiter mit dem ausdrücklichen Vermerk, sofort tätig zu werden und die Wurzeln, Kräuter und Beeren umgehend bei mir im Labor abzuliefern.
Diese Eile schien mit zwar ebenso übertrieben zu sein wie der Vorrang, der der Wildkräuterernte eingeräumt wurde, doch meine beiden Freunde litten offensichtlich sehr unter der quälenden Hautreizung, für die es keine erkennbare Ursache gab.
»Geht jetzt, ich habe noch ein paar Vorbereitungen zu treffen, bei der mir Links und Rechts helfen können. Ich schätze, dass die Salbe am frühen Nachmittag zu eurer Verfügung steht.«
Sich kratzend, reibend und schabend, verabschiedeten sich die zwei und trollten sich, nicht, ohne mich noch einmal auf die Dringlichkeit hingewiesen zu haben, die die Herstellung des Gels hatte.
»Die stellen sich ja an, als wäre ihre Krankheit das schlimmste Übel, was unseren Planeten je heimgesucht hat«, mokierte sich Linque, als die beiden gegangen waren. »Wie kann man nur einen solchen Aufwand wegen ein bisschen Juckreiz betreiben?«
»Juckreiz kann sehr unangenehm sein«, antwortete ich lakonisch. »Lasst alles stehen und liegen und sorgt dafür, dass wir an die Arbeit gehen können, sobald die erste Lieferung eintrifft. Destillierapparat, Zentrifuge ... Na ja, ihr wisst schon.«
Meine beiden Assistenten, die nun endlich konkret wussten, was sie zu tun hatten, huschten geschäftig hin und her, räumten ab und bauten auf. Da wurde ein antiquierter Mörser vor einem von mir umgebauten Untersuchungsgerät deponiert, und ein Bunsenbrenner nebst Erlenmeyerkolben stand neben einer zusammengebastelten Apparatur, die Spektralanalysen ermöglichte.
Ich schenkte dem ganzen Tun wenig Beachtung. Was mich beschäftigte, war nicht die Behandlung der Symptome, denn die waren nach meinem Dafürhalten leicht in den Griff zu bekommen, nein, das Problem war, die Ursache abzustellen. Und da lag der Hund oder wie auch immer dieses Säugetier heißen mochte, begraben.
Die Kaytaber lebten von und mit dem Mannanna, es war ihre Ernährungsgrundlage. Wenn meine Vermutung zutraf – und da war ich ziemlich sicher – befanden sich in dem Getreide Körner, die für den Verzehr unbrauchbar waren. Dass Maronx und Tranoque betroffen waren, stufte ich als Zufall ein. Über kurz oder lang würde ein Großteil der Bevölkerung die gleichen Beschwerden haben, und das sah dann nach einer Epidemie aus, mit allen ihren Folgen. Die einzige Möglichkeit, die Planetarier davor zu bewahren, bestand darin, ihnen den Verzehr von Mannanna zu verbieten, doch das kam ihrer Ausrottung gleich.
Mit Mühe und Not hatten sie es geschafft, so viele Feldfrüchte einzubringen, dass sie nicht verhungern mussten. Propagierte ich nun, dass sie – als Nahrungsspezialisten und Vegetarier – das vernichten sollten, was seit Generationen ihre Lebensgrundlage bildete, beschwor ich einen Aufruhr hervor und leitete möglicherweise den Selbstmord eines ganzen Volkes ein. Dazu durfte ich es nicht kommen lassen. Blieb mir also nur, abzuwarten. Und Salbe in Unmaßen herzustellen.
»Guten Morgen, meine Lieben. Schon so fleißig?«
Da stand sie auf einmal im Labor, meine kleine Perlmutt, anmutig und bezaubernd wie ein Frühlingstag.
»Willkommen,