Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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mit Verschwörermiene.

      Zwei Augenpaare starrten mich ungläubig an.

      »Bist du sicher?«

      »Nein, es ist eine Vermutung, aber vielleicht kann ich bald Beweise vorlegen.«

      »Und wie willst du das anstellen?«

      »Ganz einfach – indem ich ihnen folge. Wenn sie vorhaben, hier dunkle Geschäfte zu machen, werde ich sie auf frischer Tat ertappen.«

      »Ich werde dich begleiten.«

      »Nein, Perlmutt. Es könnte gefährlich werden«, lehnte ich ab und lief aus dem Gebäude.

      Einen zu großen Vorsprung durfte ich den Kerlen nicht lassen, denn ich wollte sie ja verfolgen und nicht suchen. Schon warf die Sonne lange Schatten. Bald würde es Nacht werden, und dann war es auch für mich nicht einfach, jemanden aufzuspüren. Yutlamal war doch recht verwinkelt und bot besonders in der Dunkelheit allerlei Verstecke und Unterschlupfmöglichkeiten. Eins allerdings war unmöglich: Die Stadt zu verlassen, weil bei Anbruch der Dämmerung die Tore geschlossen wurden.

      *

      Die öffentliche Herberge war ein weißgetünchter Fachwerkbau mit zwei nach oben ausladenden Stockwerken. Ich postierte mich so, dass ich sowohl die Vorderfront als auch den Hinterausgang im Auge behalten konnte und nahm per Funk Kontakt mit dem Wirt auf. Zu meiner Überraschung meldete sich Valabog, der verkannte Dichter. Er war für den erkrankten Besitzer eingesprungen und verdiente sich so ein Zubrot.

      Meine Abfuhr von neulich schien er mir nicht mehr übelzunehmen, denn auf meine Frage nach den Drillingen reimte er sofort los:

      »Eingetroffen sind die drei, und harren aus in Zimmer 2. Der Raum, der liegt im Hinterhaus, das Fenster führt zum Hof hinaus. Sie wollten gleich zur Ruhe gehen, seitdem hab' ich sie nicht gesehen. Wünschst du schnell Kontakt mit ihnen, oder kann ich sonst dir dienen?«

      »Danke, mehr wollte ich nicht wissen.«

      Sie waren also tatsächlich im Gasthaus angekommen und hatten offensichtlich ihr Zimmer nicht verlassen. So richtete ich mich auf eine längere Beobachtungszeit ein und harrte der Dinge, die da kommen würden.

      Viel Verkehr war nicht mehr. Irgendwo in der Nähe ratterte ein Holprig vorbei, einige Passanten strebten ihren Unterkünften zu oder waren unterwegs zu einem Schwatz im Gasthaus. Die Handwerker, die ihre Werkstatt ins Freie verlegt hatten, waren dabei, Material und Geräte ins Haus zu schaffen, die meisten Verkaufsstände waren schon abgebaut. Schon flammten die ersten Lichter in den Wohnungen auf, und bald würden der Nachtwächter und seine Gehilfen die Fackeln anzünden, die an markanten Kreuzungen, Plätzen und den Stadttoren angebracht waren. Dann würde es auch nicht mehr lange dauern, bis die Kaytaber sich zur Ruhe legten und die Stadt schlief.

      Noch war es aber nicht soweit, denn jetzt war die Zeit, in der die Planetarier Muße hatten, ihrer Leidenschaft zu frönen. Der Äther war erfüllt von den unterschiedlichsten Funksprüchen. Da tauschten Flurhüter ihre Erfahrungen aus, Ersatzteile für Holprigs wurden im Nachbardorf gesucht, ein Schreiner bot preiswertes Mobiliar an. Klatschbasen aus Yutlamal, Vorntleyt und anderen Ortschaften versuchten, sich gegenseitig mit Neuheiten und Indiskretionen zu übertreffen, Tante Niquas gratulierte Onkel Plesgun zum Geburtstag, ein Teenager offerierte selbstgemachte Salbe für ein glänzendes Fell und was der Dinge mehr waren. Nur von Evodix, Evroom und Everyhan war nicht die Rede – sehr zu meinem Leidwesen.

      Ein Funksignal mit meiner Kennung erreichte mich. Sofort ging ich auf Empfang.

      »Ich bin's, Perlmutt. Ich bin bei Linque und Restjue.«

      »Was gibt es denn, meine Kleine?«

      »Vor ein paar Minuten hatten die Forscher Besuch«, platzte die Kaytaberin heraus. »Von den Drillingen.«

      Üblicherweise war meine Reaktionszeit kaum messbar, aber nun war ich doch ziemlich perplex.

      »Das ist unmöglich. Ich habe die Herberge unter Kontrolle, niemand hat das Gebäude verlassen.«

      »Die Beschreibung ist eindeutig, ein Irrtum ist ausgeschlossen.«

      »Links und Rechts sollen sofort nachsehen, ob ihnen etwas gestohlen wurde. Ich melde mich wieder.«

      Ich schaltete ab und stürmte auf das Gasthaus zu. Der Raumgeist mochte wissen, wie es ihnen gelungen war, unbemerkt das Haus zu verlassen. Und ausgerechnet mich hatten sie übertölpelt.

      Wie ein Wirbelwind tauchte ich in der Gaststube auf. Zwei Kaytaber, die ihr Nachtmahl zu sich nahmen, vergaßen zu kauen und starrten mich an wie einen Geist. Valabog, der gerade einen Krug mit frischem Quellwasser füllte, ließ das Gefäß vor Schreck fallen. Er brachte keinen Ton geschweige denn einen Reim heraus.

      Ohne mich um die drei zu kümmern, sauste ich die Treppe hinauf in den ersten Stock. Dank der Beschreibung, die mir der Flurhüter in Versform gegeben hatte, fand ich Zimmer 2 auf Anhieb. Ich nahm mir nicht die Zeit, mit meinen eingebauten Sensoren zu analysieren, ob sich jemand in dem Raum befand, sondern riss gleich die Tür auf. Die spärlich möblierte Kammer – mehr war es wirklich nicht – war leer, die Lager unberührt. Nichts deutete darauf hin, dass hier jemand logiert hatte, und das Fenster war, wie ich mich sofort vergewisserte, verschlossen.

      Da es schlichtweg unmöglich war, dass sich ein Lebewesen wie ein Kaytaber in Luft auflöste, unterzog ich die Stube einer gründlichen Untersuchung. Hinter der Wand, an der ein klobiger Schrank stand, ortete ich einen Hohlraum. Das Echo war so typisch, dass ich mir gar nicht erst die Mühe machte, das Möbelstück wegzurücken. Ich öffnete die Türen und versuchte, die Rückwand zur Seite zu schieben, ohne sie zu zerbrechen. Nichts tat sich, doch als ich dagegen drückte, schwang sie knarrend zurück.

      Die Luft, die mir entgegenschlug, roch abgestanden und muffig. Ein winziger, unbeleuchteter Flur war zu erkennen, eigentlich mehr ein Treppenabsatz, der sich in einer wackeligen Holzstiege fortsetzte, die nach unten führte. Fußspuren in der Staubschicht ließen keinen Zweifel daran, dass die Drillinge diesen Weg genommen hatten, um die Herberge zu verlassen.

      Vorsichtig vertraute ich mich dem angejahrten und teils recht morsch wirkenden Gebälk an, das unter meinem Gewicht bedenklich ächzte und knarrte. Unversehrt und ohne einzubrechen, erreichte ich die untere Ebene und stand vor einer winzigen Pforte. Behutsam zog ich sie auf und fand meine Vermutung bestätigt: Ich befand mich im Keller des Nachbarhauses.

      Vorbei an Gerümpel und altem Plunder tappte ich dorthin, wo spärliches Licht durch eine massive Bohlenkonstruktion drang. Behutsam hob ich einen Flügel der Klappe an und spähte nach draußen – niemand war in Sicht. Hastig verließ ich das Gewölbe und schloss die Luke wieder. Ich musste mich nicht erst lange orientieren, sondern wusste sofort, wo ich war. Diese Seitengasse war von meinem Beobachtungsposten aus nicht einsehbar gewesen. Sie lag in der Nähe der Stadtgrenze und gehörte zu einem Bezirk, der traditionell das Gros der Tixudabwehr stellte.

      Hier zu wachen, schien mir ein gutes Omen zu sein, schließlich war ich auch so etwas wie ein Abwehrexperte und ein Jäger dazu. Von Grimm erfüllt, legte ich mich auf die Lauer. Wenn die Drillinge unbemerkt in ihre Unterkunft zurückgelangen wollten, mussten sie den bereits benutzten Schleichweg wählen, denn noch einmal würde ich mich nicht an der Nase herumführen lassen. Sie mussten mein Versteck passieren, und dann würde ich sie zur Rede stellen. Ich freute mich schon jetzt darauf, ihre Argumente zu zerpflücken und sie zu überführen, denn die Heimlichtuerei ließ nur einen Schluss zu – die Drillinge waren kriminell.

      Als der Morgen graute, wusste ich, dass sie mir erneut ein Schnippchen geschlagen hatten. Valabog, den ich mittels Funk auf Trab brachte, meldete verschlafen, dass die Drillinge schlummernd in ihren Betten lagen und vermutlich in die Herberge zurückgekehrt waren, als er mal eingenickt war. Nach einer ersten Bestandsaufnahme war im Labor nichts abhanden gekommen. Es gab keine Verlustmeldungen oder Einbrüche, keinen Raub und keinen Diebstahl. Maronx war zu Ohren gekommen, dass die drei darauf aus waren, heimlich Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten zu knüpfen, und meine kleine Perlmutt wusste zu berichten, dass sie sich anbiederten und Erkundigungen einzogen – auch über mich. Diese Ausfragerei betrieben sie recht geschickt und