Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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Augenblicklich verdrängte er diese Überlegung und nickte seinem Gegenüber zu.

      »Sie scheinen tatsächlich mürrisch zu sein«, erwiderte er und gab sich einen unbekümmerten Ausdruck.

      »Gibt es für uns eine wirkliche Chance, so schnell das Nötige zu tun?«, fragte Lorad zurückhaltend. Er, Anhänger der Gward-Lehre, betrachtete den gesamten Komplex von einer anderen Warte. Überdies war er auf seine Art ein guter Kenner der Hyptons und ein scharfer Beobachter.

      »Nicht gerade in den nächsten Stunden.«

      »Aber langfristig, nicht wahr? Ich werde vorschlagen«, sagte Lorad und hob das Glas an die schmalen Lippen, »Hilfe anzufordern.«

      »Ich werde das Gegenteil vertreten«, erklärte Felur ungerührt.

      »Das wird von dir erwartet.«

      »Weil es die einzige Möglichkeit ist, richtig und entschlossen zu handeln.«

      Die beiden Ligriden vertraten, schon auf den ersten Blick zu erkennen, Gward und Gwyn. Felur war hochgewachsen, muskulös und breitschultrig. Sein Körper befand sich in bester Form. Sein kantiges Gesicht drückte ebenso Entschlossenheit und die Fähigkeit aus, sich auch mit körperlicher Stärke nachdrücklich durchzusetzen.

      Anders Lorad. Nicht weniger groß, war er schlank und sehnig. Das scharfgeschnittene Gesicht mit den schmalen Lippen und den großen Augen ließ erkennen, dass er den Geist und den analytischen Verstand über die Stärke des Körpers stellte. Er schien bedächtig zu sein, aber seine Handlungen waren von langer, intensiver Überlegung geprägt.

      Die Schar der überzeugten Anhänger war bei beiden Kriegsherren etwa gleich groß.

      »Und auf welche Weise wollen wir die Hyptons überzeugen?«, erkundigte sich vorsichtig der Gward-Diener.

      »Ich habe noch keinen festen Strategieansatz«, entgegnete der Gwyn-Anhänger. »Diskutieren wir die Sache erst noch ein paar Stunden. Schließlich sind wir Partner, nicht die Untergebenen der Hyptons.«

      Sie nickten einander zu, und jeder kehrte zu der Gruppe der Berater und Kommandanten zurück. Die Konferenz sollte in Ruhe ablaufen. Aber schon zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich eine schwere Auseinandersetzung in aller Deutlichkeit ab.

      Felur lachte innerlich.

      Er würde auch diesen Kampf überstehen.

      *

      Wieder begann ein Hypton, indem er einen deutlichen Vorwurf formulierte:

      »Hauptsächlich wir Hyptons und die Ligriden kämpfen erbittert und keineswegs überzeugend gegen den Erleuchteten und die zusammengeschlossenen Daila an.«

      Dieses Stichwort brachte – gute Taktik, dachten Lorad und Felur gleichzeitig – den anderen Hypton dazu, fortzufahren.

      »Die Erfolge sind nicht ermutigend. Der Einfluss des Konzils, den wir auf Aklard stabilisierten, scheint drastisch zu schwinden.«

      Es stimmte. Die Galaxis Manam-Turu hatte sich in einen Unruheherd verwandelt. Einige der Vorgänge waren schwerlich auf das Wirken des so genannten Erleuchteten zurückzuführen.

      »Die Suche nach Atlan war bis heute erfolglos«, schaltete sich ein dritter Hypton ein. Die Aufregung der Wesen war mittlerweile abgeklungen, aber sie wirkten nicht im mindesten zufrieden oder beruhigt.

      »Atlan ist ein Hauptstörenfried«, bemerkte das Fledermauswesen und spreizte unter dem weichen Gewand die Schwingen. »Er verhält sich, als könne er jedem Jäger innerhalb der Galaxis mühelos entkommen. Höchst seltsame Berichte gibt es im Zusammenhang mit ihm. Ist er unsichtbar? Ist er unverwundbar?«

      »Keineswegs«, sagte ein Raumflottenkommandant. »Er verwendet nur einige Tricks, die nicht einmal die mächtigen und überaus klugen Hyptons kennen.«

      »Sehen die Ligriden mittlerweile ein, dass die Kontrolle über Manam-Turu schwerer zu erlangen ist, als sie es sich vorgestellt haben?«, fragte der Erste Sprecher der Hyptons.

      »Das steht außer Zweifel!«, bestätigten Lorad und Felur.

      »Was bietet sich als Gegenzug an? Als Lösung dieses Problems?«

      Lorad lehnte sich in seinem schweren, gefederten Sessel zurück und hob den Arm. Er wartete ruhig, bis wieder Schweigen eingetreten war und sich das Interesse aller Konferenzteilnehmer auf ihn konzentriert hatte. Dann begann er mit beherrschter Stimme seine Erklärung.

      »Es gibt zwei Möglichkeiten, den gegenwärtigen, misslichen Zustand zu ändern.

      Wir können versuchen, mit noch größerer Härte so weiterzumachen wie bisher. Dieses Verfahren wird Felur bestens und beredt erklären können. Ich bin jedoch einer anderen Meinung.

      Niemand drängt uns, niemand hetzt Hyptons und Ligriden. Wir haben Zeit. Wir brauchen nicht Männer und Schiffe im Übermaß zu opfern, denn die Zeit arbeitet für einen Gegner ebenso wie für uns. Wir kontrollieren als einzige Macht einen Großteil der Galaxis. Die Anteile anderer raumfahrender Sternenvölker sind denkbar gering.

      Nach einer kurzen Phase des Überlegens und der Analyse sollten wir Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn ich alles recht bedenke, so ist diese Hilfe nur von den Hyptons zu erwarten. So, wie sie uns als Partner haben, sollten sie einen anderen Partner finden.«

      Sofort wurde er unterbrochen.

      »Woher willst du wissen, dass wir weitere Völker zur Hilfe holen können?«

      »Ich halte es für sicher«, antwortete Lorad. »Bis ganz Manam-Turu von den Ligriden und Hyptons kontrolliert werden könnte, vergeht nach meiner Schätzung ein Jahrhundert.«

      »Willst du uns unterstellen«, schrillte in offener Aufregung ein Hypton, »dass wir euch die Wahrheit verschweigen? Dass wir die Ligriden, unsere besten Verbündeten, belügen?«

      Sofort fragte der Ligride, noch immer im Tonfall äußerster Ruhe:

      »Der Ausdruck ›beste Verbündete‹ bedeutet, dass es andere Verbündete gibt, und darüber hinaus, dass diese Helfer nicht unseren anerkannt höchsten Standard erreichen konnten.«

      Recht so!, dachte Felur. Gib's ihnen!

      Er war, was die Taktik betraf, völlig entgegengesetzter Meinung, aber die Art des Verhandelns imponierte ihm. Der Stolz dieses kriegerischen Volkes war getroffen worden. Solche Wunden schmerzten lange.

      Wieder packte die Erregung die Fledermauswesen. Sie bewegten sich schnell und ruckartig. Ihre Haut entfärbte sich. Die Pupillen der riesenhaften Augenbälle richteten sich auf die Ligriden, als wollten sie deren geheimste Gedanken erkennen.

      »Das ist eine unsinnige Unterstellung«, rief der Sprecher. Ungerührt gab Felur zurück:

      »Eine Frage der Wortwahl. Aber selbst wenn es noch ein Konzilsvolk geben sollte, das wir nicht kennen, werden wir es schaffen. Mit euch zusammen. Ohne Hilfe von außen.«

      Lorad, der sich nicht weniger gründlich und lange auf jedes Argument und jedes Thema vorbereitet hatte, das auf dieser Sitzung zur Sprache kommen würde, führte die anderen Punkte seines Misstrauens nicht ins Gespräch. Er sagte sich, dass es unklug war, das Energiemagazin einer Waffe vollständig zu leeren, ehe der Sieg feststand.

      »Wenn das die Überzeugung der Ligriden ist«, antwortete ein Hypton, »dann sind wir zufrieden. Das Thema wurde verfehlt – gehen wir auf einzelne Punkte ein, die noch nicht analysiert worden sind.«

      »Das ist mein dringendes Anliegen!«, rief Felur.

      Für die nächste Stunde versachlichte sich die Themenwahl der Konferenz. Daila-Aklard, Atlan und die erstaunlichen Eigenschaften seines Raumschiffs, der Erleuchtete und eine schemenhafte Gefahr, die unter dem Begriff EVOLO geführt wurde, ferner das Thema Guray und, was schwerer wog, der Komplex Cairon ... ein Punkt, ein Name, ein Störfeld nach dem anderen wurde ohne unangebrachte Polemik angesprochen.

      Kommunikationsgeräte summten und zirpten. Ständig bildeten sich neue Grafiken auf den Bildschirmen. Einzelne Szenen