Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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gegenübersitzt, Fartuloon?«

      »Ja. Er ist zugleich der Körper, in dem ich – angeblich – vor langen Jahren geboren wurde. Ein hervorragender, calurischer Körper.

      Ich kam aber vor kurzer Zeit im Colemayn-Körper hierher zurück. Halb war es eine Flucht«, sagte Fartuloon. »Dieser Colemayn-Körper bereitete mir ernsthafte Sorgen. Ich wurde krank, die Leistungsfähigkeit ließ nach, und ich gefährdete nicht nur mich, sondern auch Atlan und dessen Mission. Deswegen die Flucht.«

      »Ich verstehe. Und nun brichst du im Galopp auf zu neuen Abenteuern im neuen und alten Körper, Fartuloon?«

      »So ungefähr habe ich es mir gedacht. Keine Sorge, wir haben Zeit.«

      Artamay und Fartuloon grinsten sich mit Verschwörermiene an.

      »Schließlich befinden wir uns im absoluten Schutz des Zeitverstecks. Niemand weiß, wann wir sind, und wo wir sind. Und im Zeitversteck gibt es eines im Überfluss.«

      »Nämlich Zeit.«

      »So ist es. Du hast den Nagel auf den berüchtigten Kopf getroffen.«

      Fartuloon war gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Es verhielt sich mit dieser Einrichtung der ausgestorbenen Rasse so, wie er es eben ausgesprochen hatte. Sein alter, nunmehr kraftstrotzender Körper hatte die gesamte Zeit in einer dieser Kugeln geruht; in der größten Kugel, in einem undurchsichtigen Omirgos-Kristall. Alle Untersuchungen und Tests bescheinigten Fartuloon, dass der gedrungene, von Muskeln förmlich starrende Körper wieder so leistungsfähig war wie in seinen besten Zeiten als »Bauchaufschneider«. Er selbst fühlte, bei aller kritischen Betrachtung, nichts anderes als Erleichterung und Zuversicht.

      »Was ist dein nächstes Unternehmen?«, fragte Artamay.

      »Die Suche nach Atlan.«

      »Du hast nicht sehr viel über ihn erzählt. Über die Zeit, während der du im Colemayn-Körper unter verschiedenen angeblichen Bedeutungen unterwegs warst.«

      »Es hat mich ziemlich weit herumgebracht. Ich erlebte Ausschnitte aus zwei Galaxien. Und recht aufregende Dinge geschahen, bis ich Atlan fand – und danach nicht viel weniger.«

      In seinem Privatraum, in einem verschlossenen Schrank, lagen die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, ohne die er sich nackt vorkam: das Skarg und der scheinbar uralte, zerbeulte und zerschrammte Harnisch.

      »Bedeutet das etwa, dass du nicht wusstest«, fragte Artamay und strich in einer unbewussten Bewegung die Menge ihrer Haare in den Nacken, »wie lange dein bemerkenswerter Körper in diesem Kristall brauchte, um sich wieder zu regenerieren?«

      »Genau das ist es«, sagte Fartuloon wahrheitsgemäß. »Ich musste auf einen unvollkommenen Körper ausweichen. Dass er versagte, konnte ich nicht ahnen. Es war, alles in allem, doch recht beschwerlich.«

      »Die Suche nach Atlan ... rechnest du damit, ihn schnell zu finden?«

      Fartuloon lachte dröhnend und schwenkte fröhlich sein Glas.

      »Nicht im mindesten.«

      »Und du suchst ihn trotzdem?«

      »Er ist mein Freund und war einst mein Schüler.«

      »Aber ...?«

      »Inzwischen kenne ich in der Galaxis Manam-Turu zumindest einige Punkte, an denen ich über seinen Aufenthalt etwas erfahre. Mit etwas Glück, natürlich. Du weißt, wie das ist.«

      »Nein. Weiß ich nicht.«

      Die Omirgos-Kristalle, das Versteck in der Zeit und auf dieser einsamen und unbekannten Welt, so sicher dies alles war, hatten ihre Tücken. Die Kristalle hatten ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. Fartuloon, der sich der Steine mit großer Meisterschaft zu bedienen wusste, kannte nicht alle Eigenheiten und Eigentümlichkeiten. Überdies verhielten sich die Kristallstrukturen, je größer sie waren, desto eigenwilliger.

      »Ich werde es dir beim Abendessen erklären«, versprach Fartuloon. »Ich serviere dir ein herrliches Essen. Morgen reite ich auf Eiskralle auf die Jagd. Wünsche dir etwas. Wild natürlich.«

      Artamay dachte an Fartuloon-Colemayn-Sharnamons Weinvorräte, besonders an einen dunklen Rotwein, und entgegnete mit reizvoll hochgeschobenen Augenbrauen:

      »Ein guter Entenbraten. Und ein Rehschlegel mit dem breiten Spektrum deiner unnachahmlichen Gewürze. Einverstanden?«

      »Überredet«, stimmte er zu.

      Die Unterhaltung schien ein leichtes Geplänkel zu sein. Tiefer Ernst lag dahinter. Da keiner ahnen konnte, wann Fartuloon wieder dieses Versteck betreten mochte, würde die Frau wieder in ihre Stasiskugel zurückkehren. Aber vorher würde sie die Schönheit des Planeten, der milden Natur dort draußen, genießen. Dass es sinnlos war, Fartuloon von seinem Vorhaben abzuraten, wusste sie mit absoluter Sicherheit.

      »Gibt es schon ein festes Ziel?«, wollte Artamay wissen.

      »Ja. Ein Planet namens Sandy Dala. Jedenfalls hieß er so, damals, als ich meine Vorbereitungen traf.«

      »Sagt mir nichts.«

      »Du kannst ihn drüben sehen, in der Halle. Ich zeige ihn dir. Vielleicht ist er inzwischen namenlos, oder er hat einen anderen Namen, und natürlich kann es sein, dass es ihn gar nicht mehr gibt. Außerhalb unserer Zeit ist es nämlich mitunter recht gefährlich, musst du wissen.«

      »Ich schätze deine sarkastischen Hinweise.«

      Es war zweifellos eine seltsame Freundschaft, die den unbekannten Atlan mit Fartuloon verband. Unbekannt war Atlan für Artamay, nicht für Fartuloon, der seinerseits darüber nicht sehr viel sprach. Dass seine Vorbereitungen so perfekt waren, wie es nur irgend möglich war, dass er in dieser Hinsicht nicht nur über Erfahrungen, sondern auch über technische Möglichkeiten verfügte, darüber brauchte sie gar nicht erst nachzudenken.

      »Ich bin und bleibe ein Schlitzohr«, bekannte er.

      Sie leerten die Gläser und gingen ohne Eile in die halbrobotische Küchenabteilung hinüber. Die Anlage war riesengroß, wirkte aber keineswegs ausgedehnt. Die Calurier, sagte sich Artamay, mussten kluge und fähige Überlebensarchitekten gewesen sein.

      Sie setzte sich, ein Glas von diesem fabelhaften Rotwein in der Hand, auf einen Arbeitsschrank, ließ ihre langen Beine baumeln und sah mit wachsender Begeisterung zu, wie Fartuloon mit den sparsamen, aber schnellen Bewegungen eines Virtuosen mit Nahrungsmitteln, Pfannen und den anderen einschlägigen Zutaten und Einrichtungen hantierte.

      Vor einem langgezogenen Fenster, das in die Richtung auf die Seen, Hügel und Berge wies, war der Tisch bereits von Robotern gedeckt worden. Ein einschmeichelnder und aufreizender Geruch zog durch die Räume und Hallen des Zeitverstecks.

      3.

      BASTION II, eine gigantische Konstruktion, ließ sich von der Wichtigkeit der Konferenz nicht im geringsten beeindrucken.

      Raumschiffe schwebten zu den Andockstellen, legten an und wurden in die Hangars gezogen. Andere Schiffe starteten und verloren sich nach wenigen Sekunden in der Kulisse der unzähligen Sterne und fernen Schleier.

      Hyperfunksprüche trafen aus allen Richtungen ein, wurden bearbeitet und beantwortet. Anordnungen und Befehle gingen hin und her. Tausende Ligriden gingen ihrer gewohnten Arbeit nach, und ebenso viele Fäden spannten sich zu den vielen Raumschiffen und kleinen Flotten, die in Manam-Turu unterwegs waren.

      Der abgeschirmte Sektor, in dem sich die Konferenzräume und die Aufenthaltsräume der Teilnehmer befanden, war nur ein verschwindend kleiner Teil der Raumstation. Dennoch liefen auch hier unzählige Kommunikationskanäle zusammen. Die Ligriden und ihre Partner waren stets vollkommen im Bild: alle Informationen konnten abgerufen werden.

      Aber in diesen Augenblicken schien sich niemand für eventuelle Neuigkeiten zu interessieren.

      Die Hyptons hatten sich auf Lorads Vorschläge konzentriert und reagierten auf ihre Art.

      »Du willst also