Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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Rinnen eingegraben, in deren Schatten Aksuum und Tolden sich sicher fühlen durften und in denen sie zudem recht zügig vorankamen.

      Noch bevor sie den Kamm des Walles erreicht hatten, machte Aksuum seinen Gefährten auf einen näherkommenden Gleiter aufmerksam. Nahezu gleichzeitig sprach der Funkempfang an. Der Oberste Rat wurde blass.

      »Was ist?«, wollte Tolden wissen, der sich schräg hinter ihm zu Boden geworfen hatte.

      »Sie scheinen uns entdeckt zu haben. In der Meldung war davon die Rede, dass jemand Bewegungen ausgemacht hat.«

      Der Gleiter schwebte heran und ging tiefer. Ungefähr dreißig Meter über dem Wall verharrte er.

      »Was wird jetzt?«, fragte Tolden.

      »Ich weiß nicht.«

      *

      Eine plötzliche Turbulenz schien die Maschine erfasst zu haben. Wie ein welkes Blatt im Wind begann sie zu taumeln.

      Schrill heulte der Antrieb auf. Der Gleiter vollführte einen regelrechten Satz, und für einige Sekunden sah es so aus, als würde der Pilot ihn wieder unter Kontrolle bekommen. Doch dann schmierte er über den rechten Stummelflügel ab, geriet endgültig ins Torkeln und raste mit voller Schubkraft gegen die nächste Felswand.

      Dem Aufprall folgte eine Serie heftiger Detonationen. Stichflammen schossen gut ein Dutzend Meter hoch empor und verschwanden dann hinter dem brodelnden Rauchpilz, der von der Unglücksstelle aufstieg. Keine tausend Meter trennten die Daila von dem lodernden Wrack.

      Aksuum wandte sich zu Tolden um, der erschöpft am Boden kauerte. »Spätestens in einigen Minuten sind die nächsten Gleiter über uns. Wir müssen weiter. Vielleicht ...« Er stutzte, als Tolden den Kopf hob und ihn aus blutunterlaufenen Augen ansah. »Was ist mit dir? Du bist bleich wie der Tod und schweißüberströmt.«

      »Es geht schon wieder.« Tolden winkte ab. »Ich glaube, der Schreck ist mir in die Glieder gefahren, als die Ligriden plötzlich da waren.«

      Aksuum nickte verständnisvoll. »Hast du das auch gesehen? Einen Moment lang glaubte ich, eine unsichtbare Faust hätte den Gleiter gepackt. Teile der Verkleidung brachen ab, noch bevor er aufschlug.«

      Sie hasteten los. Tolden war froh, dass der Oberste Rat nicht weiter in ihn drang. Der Glücksstein auf seiner Brust pulsierte wieder heftig, aber er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als den Gleiter zum Absturz zu bringen. Zum Glück war Aksuum weit davon entfernt, Verdacht zu schöpfen.

      Sie brauchten sich nur umzudrehen, um zu erkennen, dass die Ligriden ihnen auf den Fersen waren. Drei Gleiter näherten sich aus verschiedenen Richtungen.

      Die letzten Meter richtete Tolden sich einfach auf und rannte. Wozu auf Deckung bedacht sein? Aksuum tat es ihm gleich.

      Vor ihnen erstreckte sich eine buschbestandene Hochebene. Ein nahezu kreisrunder See glitzerte darin wie ein unergründliches Juwel. Vor Jahrtausenden mochte an seiner Stelle ein brodelnder Krater gewesen sein, heute war der Boden fruchtbar und trug üppiges Grün.

      »Dort hinüber!« Aksuum deutete auf eine steile Felswand zu ihrer Linken, die etliche Einschnitte und Höhlungen aufwies.

      Schon war das dumpfe Brummen der Gleiter zu hören. Als er sich noch einmal umwandte, entdeckte Tolden eine Herde Schlammspringer am Seeufer. Er machte Aksuum darauf aufmerksam. Vielleicht hatte der Pilot der abgestürzten Maschine lediglich die Tiere entdeckt gehabt. Auf jeden Fall bedeuteten sie die Rettung. Die Ligriden würden nun zumindest hier oben nicht weitersuchen.

      Zwei Gleiter landeten. Der dritte zog langsam über die Ebene dahin.

      Aus dem halbwegs sicheren Schutz einer Gruppe dicht stehender Büsche beobachteten die Daila. Das Wrack brannte noch immer. Die von den hochgehenden Treibstoff- und Munitionsvorräten ausstrahlende Hitze musste enorm sein.

      Einige Ligriden begannen, das Gelände zu durchsuchen. Allerdings wandten sie sich dem See zu.

      »Was soll das?« Aksuum deutete auf die Schlammspringer, die sich wie auf ein geheimes Kommando hin in Bewegung setzten. Die Tiere näherten sich mit weiten Sätzen dem Versteck der Daila. Zuerst zögerten die Ligriden, dann wandten sie sich ebenfalls in diese Richtung.

      »Verdammt!«, entfuhr es Tolden. Er musste daran denken, was Musan'J'irkis über die Schlammspringer von Tirspun gesagt hatte, nämlich dass sie tückisch sein konnten. Tolden wurde das Gefühl nicht los, dass die Tiere genau wussten, was sie taten.

      Ihnen blieb kein anderer Ausweg, als eine der Höhlen zu betreten.

      Kreischend näherten sich die Schlammspringer dem Höhleneingang.

      Der Stollen führte etwa dreißig Meter schräg in die Tiefe und endete abrupt vor einer Wand.

      »Aus«, sagte Aksuum und ließ sich in die Hocke sinken. »Hier ist der Weg für uns zu Ende.«

      Die Falle war perfekt. »Komm raus!«, rief ein Ligride in schwer verständlichem Dailanisch. »Andernfalls holen wir dich.«

      »Gehen wir«, seufzte Aksuum. »Es ist ohnehin sinnlos ...«

      »Sie wollen dich«, murmelte Tolden, und plötzlich huschte ein Aufleuchten über seine Züge. »Kennen sie dich?«

      »Ich weiß nicht.«

      »Dann werde ich gehen. Sie haben keine Ahnung davon, dass wir zu zweit sind.«

      »Kommt nicht in Frage, dass du dich für mich opferst.« Aksuum versuchte, den Begleiter festzuhalten, doch der stieß ihn kraftvoll zurück. »Ich opfere mich nicht«, raunte Tolden ihm noch zu, dann verschwand er hinter der Biegung des Stollens.

      Aksuum wollte aufspringen, aber er schaffte es nicht. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Boden ihn festhielt.

      *

      Mit erhobenen Händen verließ Tolden die Höhle. Vier Ligriden erwarteten ihn, die Strahler entsichert im Anschlag.

      »Du glaubst, besonders schlau zu sein?«, herrschte ihn der größte der Fremden an, der es sich mit seinen 2,20 Meter durchaus erlauben konnte, auf ihn herabzuschauen.

      »Wir bringen dich schon zum Reden, darauf kannst du dich verlassen«, schimpfte er, als Tolden schwieg, und stieß den Daila vor sich her zum Gleiter.

      Tolden hätte die vier telekinetisch außer Gefecht setzen können, damit aber herzlich wenig gewonnen. Wichtig war, dass sie das Hochplateau verließen. Immerhin handelte er nicht ganz uneigennützig. Aksuum durfte nicht erfahren, dass er Mutantenfähigkeiten besaß.

      Die Ligriden fesselten ihn und stießen ihn in den Laderaum des Gleiters. Er konnte nichts sehen, nur an den Geräuschen erkennen, dass das Fahrzeug startete.

      Tolden konzentrierte sich. Lass mich jetzt nicht im Stich, Glücksstein, dachte er. Seine Psi-Sinne tasteten nach der Steuerung des Gleiters, stießen auf Widerstand ... Jemand schimpfte heftig. Auch wenn der Daila die Worte nicht verstand, ihr Tonfall war eindeutig.

      Er packte fester zu, blockierte die Steuerung. Der Gleiter wurde in eine steile Rechtskurve gezwungen. Gleich darauf begann das Triebwerk zu stottern. Tolden hatte das Gefühl, in einem rasend schnell in die Tiefe fallenden Fahrstuhl zu liegen. Spontan zog er seine mentalen Kräfte aus der Elektronik zurück; Sekunden später setzte die Maschine hart auf, schrammte kreischend über Felsen und kam mit einem heftigen Ruck zum Stillstand.

      Der Daila wurde herumgewirbelt und schlug gegen die Trennwand zur Pilotenkanzel. Vorübergehend wurde ihm schwarz vor Augen.

      Jemand zerrte die Außentür auf. »Raus mit dir!«, herrschte ihn der Ligride an. Tolden grinste nur. Es gab ein dumpfes Geräusch, als sein Gegenüber mit dem Kopf gegen den Schottrahmen stieß und lautlos zusammenbrach. Gleich darauf zerrissen Toldens Fesseln.

      Zwei Ligriden saßen noch in der Kanzel und rätselten offenbar über das völlige Versagen der Technik. Den dritten konnte Tolden im Augenblick nirgendwo entdecken, aber das war ihm egal. Telekinetisch schlug er zu – er begann allmählich,