Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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in die Außentaschen seiner Kombination.

      »Nimm die Hände hoch«, erklang es von irgendwo hinter ihm. »Bei der geringsten Dummheit bist du tot.«

      Anstatt die Waffen an sich zu nehmen, hätte er sich lieber um seinen letzten Gegner kümmern sollen. Tolden bedachte sich selbst und seine Dummheit mit einigen üblen Schimpfwörtern. Aber jetzt war es zu spät. Er musste seine Kräfte blindlings einsetzen, ohne zu sehen, was er damit erreichte.

      Der Ligride stöhnte gequält. Sein Strahlschuss ließ die Kanzelverglasung zersplittern.

      Aus den Augenwinkeln heraus sah Tolden es erneut aufblitzen. Der nadelscharfe gebündelte Thermostrahl konnte ihn nicht verfehlen.

      *

      Er schrie ...

      ... und wurde sich erst zögernd bewusst, dass seine Umgebung sich schlagartig verändert hatte. Er befand sich wieder in der Höhle, in der er bis zum gestrigen Tag gehaust hatte. Von hier aus konnte er das gelandete Raumschiff der Ligriden deutlich sehen.

      Immer wieder schüttelte Tolden den Kopf und blinzelte. Zu begreifen, was vorgefallen war, fiel verdammt schwer. Und wären nicht die Brandspuren an seinem Rucksack gewesen, er hätte sich wohl selbst für verrückt erklärt.

      Es gab nur eine plausible Folgerung: Im Augenblick der größten Gefahr hatte er mit Geisterkraft den Ortswechsel vollzogen. Tolden holte den Glücksstein unter seiner Kleidung hervor. Der Kristall pulsierte kaum noch, aber sein rotes Leuchten erschien dem Daila wie eine stumme Verheißung.

      Irgendwann in der vierten Woche

      Immer wieder versuche ich, mir das dumme Gesicht des Ligriden vorzustellen, als ich plötzlich vor seinen Augen verschwand. Gestern haben sie noch den ganzen Tag nach mir gesucht. Obwohl ich mich damit völlig verausgabe, zeige ich mich ihnen noch einmal draußen in der Schlammebene. Nur so kann ich sie endgültig von Aksuum weglocken.

      Drei Tage später

      Schade, dass ich vor einiger Zeit das Zählen aufgegeben habe, sonst wüsste ich, wie lange ich mich inzwischen auf Tirspun befinde. Heute bleibt beim Raumschiff der Ligriden alles ruhig. Sollten sie die Sinnlosigkeit ihrer Suche wirklich eingesehen haben? Ich kann es kaum glauben.

      7.

      Zwei Tage und zwei Nächte hielt Aksuum sich in dem Stollen auf, bis er mit sich selbst ins reine kam. Erst Geriag, nun ein für ihn fremder Daila – was mochte Tolden dazu getrieben haben, sich ebenfalls zu opfern? Zugegeben, sein Verhalten war manchmal ein wenig seltsam gewesen, vor allem dann, wenn die Rede auf seine Vergangenheit gekommen war. Tolden selbst mochte das nicht aufgefallen sein, aber Aksuum war ein guter Beobachter, der jede Kleinigkeit registrierte. Ihm war auch nicht entgangen, dass Tolden eine Art Tagebuch führte.

      Aksuum blieb auf der Hochebene, die ihm gleichermaßen Nahrung und ein Versteck bot. Die Schlammspringer hatten sich zurückgezogen, und nur selten sah er noch Gleiter der Ligriden am Himmel kreisen. Nie kamen sie näher als bis auf etliche Kilometer.

      Als das Raumschiff endlich startete, nahm der Oberste Rat dies mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis. Dafür schreckte er auf, als er, noch während er dem im Blau des Himmels verschwindenden Punkt nachblickte, aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung am Rand des Erdwalls wahrnahm. Jemand winkte. Und dieser Jemand war Tolden.

      »Ich sehe es deinem Gesicht an, dass du mich abgeschrieben hattest«, sagte Tolden, als sie sich gleich darauf gegenüberstanden. »Aber so schnell bekommen mich nicht einmal die Ligriden.«

      »Du bist ihnen entkommen?«, stellte Aksuum wenig geistreich fest.

      »Wie du siehst«, lächelte Tolden.

      »Erzähle!«

      »Da gibt es nicht viel ...« Tolden berichtete von seiner Festnahme und dass der Gleiter, in dem er sich befand, wegen eines Triebwerkschadens notlanden musste. »Ich konnte meine Wachen überwältigen, ihnen die Waffen abnehmen und fliehen. Hier ...«, er warf Aksuum einen Strahler zu. »Dass sie mich nicht mehr gefunden haben, siehst du.«

      Aksuum nickte bedächtig. Irgend etwas, das spürte er intuitiv, stimmte nicht, obwohl alles logisch klang. Er dachte an den ersten Gleiter, der abgestürzt war. Sollte es wirklich eine derartige Häufung von Zufällen geben?

      Besonders ausgeprägte Mutantenfähigkeiten wären eine Erklärung gewesen. Aber glaubte Tolden wirklich, dass er, falls er zu den Verbannten gehörte, auf Dauer unerkannt bleiben würde? Er war zumindest verwirrt, schien sich in einem Zustand zu befinden, in dem Kurzschlusshandlungen nicht auszuschließen waren. Aksuum hätte einiges klarstellen können, hätte nur zu sagen brauchen, dass er Mutanten gegenüber keine Vorurteile hegte, aber er war überzeugt davon, dass Tolden ihm nicht glauben würde. Das Misstrauen, das Mutanten und »Normale« gegeneinander hegten, saß längst zu tief, als dass ein paar freundliche Worte genügt hätten, alle Ressentiments vergessen zu lassen. Selbst gutgemeinte Vorschläge wurden oft als Provokation empfunden.

      Für Aksuum stand fest, dass er sich von der Wahrheit überzeugen musste.

      In der kommenden Nacht lag er lange wach und lauschte Toldens gleichmäßigen Atemzügen: Irgendwann, obwohl er sich dabei vorkam, als würde er Tolden in den Rücken fallen, erhob er sich leise und öffnete dessen Rucksack. Nur das Tagebuch nahm er heraus und verließ damit die Höhle, die sie als Schlafplatz hergerichtet hatten, um den Gefährten nicht durch das Licht der Taschenlampe aufzuschrecken.

      Was er las, war im Grunde eine Bestätigung seiner Vermutungen.

      Vorsichtig schob er die zusammengehefteten Blätter an ihren Platz zurück, als Tolden sich plötzlich herumwälzte und sein Handgelenk umklammerte.

      »Was hast du gelesen?«

      »Genug, um dich nun besser zu kennen als zuvor.«

      Schlaftrunken richtete Tolden sich auf. »Soll ich gleich verschwinden, oder hat das wenigstens bis zum Morgen Zeit?«

      »Du kannst bleiben, solange du willst.«

      »Schöne Worte«, spottete Tolden. »Noch dazu von einem, der dem Obersten Rat angehört. Ich hätte wissen sollen, dass ich dir nicht trauen darf. Was wirst du unternehmen?«

      »Nichts. Wenn du willst, kannst du mich nach Aklard begleiten.«

      Tolden begann zu lachen. Es klang nicht echt. »Spare dir deinen Zynismus«, stieß er hervor.

      *

      Siebte Woche

      Ich kann es immer noch nicht glauben, aber Aksuum scheint es tatsächlich ehrlich zu meinen. Er wirft alles über den Haufen, was ich je über uns Daila gelernt habe. Sollte wirklich eine neue Zeit angebrochen sein? Ich werde abwarten müssen. Zum Glück weiß Aksuum nicht, dass ich auch die Teleportation beherrsche. Zumindest diese Fähigkeit konnte ich vor ihm geheim halten.

      Die Rettungskapsel haben wir unversehrt vorgefunden. Für Aksuum ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Ligriden noch längst nicht aufgegeben haben. Wahrscheinlich lauern sie irgendwo im Tirspun-System darauf, dass ein dailanisches Schiff auftaucht, um ihn abzuholen. Trotzdem bin ich zuversichtlich.

      Zehn Tage später

      Auch wenn meine präkognitive Gabe durch die neuen Fähigkeiten überlagert wurde, muss mir doch ein Teil davon erhalten geblieben sein. Ich hätte schwören können, dass ich Recht behalte, und heute morgen fing Aksuum erstmals verschlüsselte Symbolgruppen auf, die die Annäherung eines dailanischen Schiffes vermuten lassen.

      So froh ich bin, Tirspun endlich den Rücken kehren zu können, so sehr fürchte ich mich vor dem Augenblick, in dem ich meinen Fuß auf den Boden von Aklard setzen werde. Mir wäre wohler, hätte ich Aksuum nicht als Mitwisser. Ausgerechnet ein Mitglied des Obersten Rates. Kann ich ihm wirklich vertrauen? Ich weiß es noch immer nicht. Und wie weit geht seine Macht tatsächlich?

      Aksuum hat versprochen, ein gutes Wort für mich einzulegen. Das ist