Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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      »Zu welchem Zweck?«

      Fartuloon, der sicher sein konnte, dass seine Kameraden zuhörten, antwortete mit lauter, quengelnder Stimme:

      »Wir sind keine Roboter, sondern lebendige Wesen. Wie die Pflanzen brauchen wir zum Leben Sonnenlicht, Wind und frische Luft, nicht nur euer gefriergetrocknetes Essen. Wir müssen unsere Muskeln beschäftigen, sonst werden wir krank. Überdies kannst du weitergeben, dass wir den Planeten nicht verlassen können. Unser Schiff liegt als Wrack auf der antipodischen Seite Yumnards. Und wir sind beim ersten Mal nicht weggelaufen, werden es also auch bei unserem Freigang nicht tun. Das ist ein Versprechen.«

      Er hatte so schnell und so viel gesprochen, um der obersten Instanz dieser Maschine Gelegenheit zu geben, mehr Argumente zu verarbeiten. Er kannte die Kapazität dieser einzelnen Maschine nicht und wusste nicht, wie entscheidungsfähig sie war.

      Der Robot kam einige Schritte näher. Entweder entschied er jetzt, oder er stand mit seinem Zentralcomputer in schneller, lautloser Verbindung. Fartuloons durchsichtige Argumente wurden untersucht und analysiert. Abermals näherte sich die Maschine um mehrere Meter. Sie stand jetzt fast in Reichweite Fartuloons.

      »Na, wie lautet der Befehl, dem du gehorchst?«, fragte der Bauchaufschneider herausfordernd.

      Für einen überzeugenden Dialog mit dem Robot oder der verantwortlichen Zentralanlage rechnete er sich nur wenige positive Chancen aus.

      »Das ist alles sehr verwirrend«, brummte er und wartete weiter.

      Aus dem Kopfteil des Stahlmanns kamen knappe, schnarrende Worte.

      »Zu gegebener Zeit werden die Individuen der Techniker-Traube über dieses Ansinnen entscheiden. Ihr habt zu warten.«

      »Danke«, antwortete Fartuloon. »Dann werden wir euch auch nichts über den Erleuchteten und EVOLO sagen können.«

      Er drehte sich um und ließ den Robot stehen. Langsam zog sich die Maschine zurück.

      Sein Vorstoß hatte keinen Erfolg gehabt. Also musste er mit Frechheit und Mut zum Wagnis vorgehen. Er zuckte die Schultern und schaute wieder zum Fenster hinaus. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den bienenhaften Fleiß der Ikuser und der Maschinen zu bewundern. Die riesigen Teile der Anlage standen, rein optisch, kurz vor der Fertigstellung. Und die Geräusche der startenden und landenden Schiffe rissen nicht ab.

      Inzwischen konnte Fartuloon die Einzelheiten besser unterscheiden.

      Die ehemalige Savanne wurde stark bewacht. In einem weiten Kreis zogen bewaffnete Gleiter ihre Bahnen. Die winzigen Punkte, die er am Rand der Anlage, jenseits der neu angesäten und planierten Bezirke gerade noch mit bloßem Auge erkannte, waren Wachroboter, die ebenfalls auf programmierten Pfaden eine Art Kontrolle ausübten.

      Wer sollte hier Hyptons und Ikuser angreifen?

      »Das können doch nur die Ligriden sein. Gegen EVOLO dürften Gleiter und Roboter wenig ausrichten«, überlegte er laut.

      Er rief seinen Gefährten zu, sie sollten durch die Fenster jede Einzelheit der Arbeiten beobachten und ihre eigenen Schlüsse ziehen. Er würde sich melden, wenn es an der Zeit wäre.

      Er hoffte, dass sie ihn richtig verstanden und wartete in steigender Ungeduld bis zum Anbruch der Nacht.

      Das Skarg errichtete, nachdem sich Fartuloon auf das gefährliche Vorhaben konzentriert hatte, um ihn und Sparken ein Schutzfeld.

      Unbemerkt und offensichtlich unsichtbar für den Robot verließen die beiden Raumfahrer das Gefängnis und tasteten sich entlang eines kaum sichtbaren Pfades genügend weit vom Gefängnisbauwerk hinweg. Dann erst riskierte es Fartuloon, zu sprechen.

      »Du hast die KLINSANTHOR sehen können, Sparken?«

      »Und ich war nicht wenig verblüfft. Warum hast du die beiden Zyrpher nicht mitgenommen?«

      »Ganz einfach«, erwiderte der Bauchaufschneider. »Weil zwei Personen weniger auffallen als vier.«

      »Verständlich. Was hast du vor?«

      »Nichts anderes als mit den Leuten sprechen, die unser schönes Schiff reparieren – dankenswerterweise.«

      »Etwa zu Fuß?«

      »Ich denke nicht daran.«

      Sparken deutete auf das Wrack, das im Licht verschiedener Scheinwerferbatterien deutlich zu sehen war. Durch aufmerksames Studieren der Ikuser, die sich in rascher Folge ablösten, war Fartuloon zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Mechaniker das Schiff in ihrer Freizeit reparierten. Höchst seltsam, sagte er sich und packte den Daila am Oberarm.

      »Dort stehen die Gleiter«, sagte er. »Denke daran: Wir sind nichts anderes als leicht verblödete Ex-Gefangene der Ligriden und kennen nur Gerüchte.«

      »Ich habe schon verstanden.«

      Sie gaben sich keine Mühe mehr; Sparken und Fartuloon verhielten sich, als wären sie offiziell freigelassen worden. Sie gingen ohne Eile auf einen kleinen Gleiterabstellplatz zu. Zwei Roboter mit aktivierten Schockstrahlern waren an diagonal gegenüberliegenden Ecken postiert. Ständig starteten und landeten Gleiter, von denen die Ikuser abgeholt und zurückgebracht wurden.

      »Von nichts beeindrucken lassen, Sparken!«, mahnte Fartuloon. »Los!«

      Sie gingen nebeneinander auf die annähernd schalenförmigen, flachen Gleiter zu. Die Maschinen waren genormt und entstammten einer Produktionslinie. Nur der Grad der Abnutzung und, wie erwartet, breite Farbmarkierungen, unterschieden sie voneinander. Fartuloon mischte sich in einen dünnen Strom von Technikern, die ausgeruht aussahen, und deren Ausrüstung und das dichte Fell einen durchdringenden Geruch nach Frische und Reinigungsmitteln ausstrahlten.

      »Ist hier jemand vom Reparaturkommando des fremden Schiffes?«, fragte der Bauchaufschneider in gemütlichem Ton. Er traf den eigentümlichen Dialekt ziemlich genau.

      »Hier. Unsere Gruppe. Du bist einer der Gefangenen, nicht wahr?«, fragte ein Ikuser.

      »Ich soll euch beim Reparieren wertvolle Ratschläge geben«, meinte Fartuloon. »Zusammen mit meinem Kumpel hier.«

      »Steigt ein. Wir verschenken keine Minute.«

      Sekunden später zwängten sich der Daila und Fartuloon in die ungewohnten Sitze. Für den Bauchaufschneider war die Sitzfläche viel zu schmal. Aber er grinste, als der Gleiter sich einige Handbreit über den Boden hob, um hundert Grad drehte und dann knapp über der Gasse zwischen den beiden Reihen losflog.

      Fartuloon kannte diesen Teil der Anlage bereits vom ersten nächtlichen Besuch. Er stieß von Zeit zu Zeit seinen Nachbarn an, um ihn auf bestimmte Dinge aufmerksam zu machen.

      Immer wieder nickte der Daila und musterte seine Umgebung mit großen, dunklen Augen, in denen sich die vielen Scheinwerfer spiegelten. Der Gleiter wurde entlang eines nicht markierten, aber streng eingehaltenen Zwangsweges gesteuert und setzte nach einer engen Kurve vor dem Wrack auf. Fartuloon schwang sich mit einem Satz über den Rand und blieb abwartend stehen. Die Ikuser und, kurz darauf, zwei weitere Mannschaften, verließen in Eile den Gleiter und verteilten sich nach einem geheimnisvollen Plan in alle Richtungen. Immer wieder blickten sie auf ihre Chronometer.

      Fartuloon begriff in diesen Sekunden, dass diese sympathischen Pelzwesen mit den auffallenden Fingern geniale Supertechniker waren, völlig harmlose Wesen, die nichts anderes zu kennen schienen als technische Probleme aller Art – und deren blitzschnelle Erledigung.

      »Verstehst du, Telekinet?«, flüsterte Fartuloon seinem Gefährten zu. »Sie kennen nichts anderes als die Arbeit an technischen Aufgaben. Keinen Ehrgeiz in irgendeiner Richtung.«

      »Das musst du mir nachher erklären«, gab der Daila zurück. »Aber ich sehe, dass sie unsere KLINSANTHOR ganz hervorragend repariert haben.«

      »Genau das meine ich, Sparken.«

      Die Außenhülle des Schiffes glänzte an allen Stellen unversehrt und wie poliert. Die Spuren der Hochenergiestrahlen waren buchstäblich verschwunden.