Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

Читать онлайн.
Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



Скачать книгу

Gesicht seiner platinblonden Frau.

      „Ich fahre rasch mal zu Lizzy“, sagte sie. „Nur auf ein Stündchen.“

      „Das kenne ich“, sagte er brummig.

      „Hier ersticke ich! Du mit deiner ewig miesepetrigen Laune“, maulte sie.

      Er fuhr fort, sie anzusehen. Gloria war seine dritte Frau. Von den ersten beiden hatte er sich scheiden lassen. Gloria war seine erste Partnerin, um die andere ihn beneideten. Sie war fünfzehn Jahre jünger als er und sehr attraktiv, aber er hatte schon wiederholt bereut, mit ihr die Ehe geschlossen zu haben. Sie taugte nichts, wie er fand. Er hatte Angst, dass sie ihn betrog. Es gab viele Anzeichen für die Richtigkeit dieses Verdachtes, aber Gloria war trickreich und fand für alles, was ihn beunruhigte, eine Ausrede, so dass er es schließlich aufgegeben hatte, sie zu attackieren, aber insgeheim wartete er, hoffnungsvoll und furchtsam zugleich, auf den Moment, wo er sie einmal in flagranti ertappen würde.

      Er blickte ihr hinterher, als sie durch den Garten zur Garage ging. Seine Mundwinkel zuckten. Es hatte mal eine Zeit gegeben, wo Glorias Art, sich zu bewegen, seine Sinne erhitzt hatte, aber jetzt fand er das Kreisen ihrer Hüften nur noch schamlos und provozierend.

      „Flittchen!“, presste er durch seine Zähne, griff nach dem Glas und trank. Er leerte es, stellte es ab und fühlte sich danach ein wenig besser.

      Er hörte, wie Gloria den Wagen startete und davonfuhr. Dann war er allein mit seinen Gedanken, dem Gezwitscher der Vögel und der enervierenden Erkenntnis, in der Isolation zu leben, von keinem verstanden, von niemand geliebt. Zugegeben, er war in Hammond ein geachteter und respektierter Mann, aber die Anerkennung, die seine Arbeit fand, war nicht genug, um sein Hera zu erwärmen. Es gab Momente, wo er an den Tod dachte, sogar an den Freitod, weil er aufgehört hatte, an irgendetwas im Leben Freude zu haben. Da er intelligent war und auch zur Selbstkritik neigte, wusste er sehr wohl, wann diese Phase seines Lebens begonnen hatte, aber er vermied es, sich näher mit ihr zu befassen. Es war ihm jedoch längst klargeworden, wie wenig ihm diese Verdrängungspolitik half, mit seinen Schwierigkeiten fertig zu werden.

      Er blickte hoch, als er im Garten eine Bewegung wahrnahm. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Freunde und Bekannte diesen Weg wählten. Sie wussten, dass er um diese Stunde, kurz vor dem Abendessen, im Allgemeinen auf der Terrasse seines Hauses anzutreffen war. Den Mann, der gleich darauf in Conroys Blickfeld trat, kannte er allerdings nicht. Es war ein hochgewachsener Bursche, der eine Hand in die Hosentasche gesteckt und etwas in seiner Art hatte, das Conroy irritierte und zutiefst beunruhigte.

      Conroy hatte eine Witterung für Gefahr. Sie war noch niemals so stark gewesen wie in diesem Moment.

      Der Mann blieb am Fuße der Terrasse stehen. Er lächelte nicht. Seine Augen waren stahlblau. Stählern wirkte überhaupt sehr vieles an ihm: Der kühle, scharfe Schnitt des Gesichtes, die Linie der verkniffenen Lippen, und die Muskeln, die sich unter dem dünnen Stoff des hellen, modischen Anzugs verbargen.

      „Es ist heiß heute, nicht wahr?“

      „Schrecklich“, sagte Conroy. „Hat meine Frau Ihnen gesagt, Sie sollen gleich durch den Garten gehen?“

      „Nein, aber ich habe sie wegfahren sehen.“

      „Sie kennen Gloria?“, fragte Conroy. Sein Pulsschlag hatte sich beschleunigt. Warum, um alles in der Welt, hatte er vor diesem Fremden bloß Angst?

      „Ja, ich kenne Gloria.“

      „Wollen Sie nicht Platz nehmen?“, fragte Conroy. Er glaubte zu wissen, was ihn erwartete. Es betraf Gloria. Wahrscheinlich war dieser ganz auf starke Männlichkeit getrimmte Bursche ihr Liebhaber. Vielleicht war er gekommen, um Gloria für sich zu fordern.

      „Danke“, sagte der Mann und setzte sich zu Conroy an den runden Tisch.

      „Ich habe Ihren Namen nicht verstanden“, sagte Conroy.

      Der Mann schlug ein Bein über das andere. Conroy fand, dass seine Gelassenheit etwas Herausforderndes hatte.

      „Ich habe ihn nicht genannt“, erklärte der Besucher.

      Conroy lächelte leer.

      „Wollen Sie nicht zur Sache kommen, Mister?“

      „Aber gern“, sagte der Mann. „Sie erinnern sich gewiss besonders gut an das Jahr 1956?“

      Conroy blinzelte.

      „Kann schon sein. Warum fragen Sie?“

      „Es interessiert mich. Ich frage mich, wie ein Mann, der das Leben eines anderen auf dem Gewissen hat, mit einer solchen Last fertigzuwerden vermochte. Oder hat es Ihnen nichts ausgemacht, Gilbert Osborne auf den elektrischen Stuhl zu schicken?“

      „Moment mal“, stammelte Conroy erschreckt. „So war das nicht. Ich war nur ein Zeuge unter vielen ...“

      „Sie waren der Hauptbelastungszeuge.“

      „Was hätte ich denn tun sollen? Ich musste zu Protokoll geben, was man mich fragte. Das habe ich später in der Gerichtsverhandlung wiederholt.“

      „Unter Eid.“

      „Selbstverständlich unter Eid.“

      „Es war ein Meineid.“

      Conroy schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

      „Das ist unerhört! Ich verwahre mich gegen eine solche Diffamierung!“, stieß er hervor und merkte gleichzeitig, dass sein Aufbegehren eher nervös und furchtsam als überzeugend wirkte.

      „Sie haben damals gelogen.“

      „Wer sind Sie? Das ist schon so lange her..

      „Gilbert könnte noch leben, wenn Sie nicht gewesen wären“, sagte der Mann.

      „Ich habe ihn nicht am Tatort erwischt“, verteidigte sich Conroy. „Das war die Polizei. Ich habe nur erklärt, dass ich gesehen habe, wie er gegen neunzehn Uhr das Haus von Oliver Marlowe betreten hat, mit einer Waffe in der Anzugstasche ...“

      „Wie wollen sie es geschafft haben, durch den Stoff hindurchzublicken?“

      „Das hat mich damals auch Gilbert Osbornes Verteidiger gefragt“, sagte Conroy. „Ich konnte überzeugend darlegen, dass es sehr wohl möglich ist, die Konturen einer Waffe unter einem dünnen Anzugstoff zu erkennen.“

      „Sie sind für diese Aussage bezahlt worden. Das Geld reichte Ihnen, um Ihre zweite Scheidung durchzuboxen und das Ingenieurbüro zu gründen. Sie haben mit dem Geld ein neues Leben begonnen. Hat es sich gelohnt?“

      „Ich weigere mich, darauf zu antworten“, schnaubte Conroy. „Verschwinden Sie! Ich habe keine Lust, mir Ihre Unverschämtheiten auch nur noch eine Minute länger anzuhören.“

      „Ich will Ihnen sagen, wie es war - obwohl Sie selbst sehr gut wissen, was damals passierte. Gilbert Osborne und Hank Craig waren miteinander verfeindet, weil sie beide um dasselbe Mädchen kämpften, um Cynthia Hopkins. Gilbert war ein Nobody, ein armer Hund, während Craig der Sohn eines Ölmühlenbesitzers war. Cynthia liebte Gilbert, aber Hank Craig wollte das nicht wahrhaben. Er beanspruchte Cynthia für sich. Der Streit war damals Stadtgespräch. Die Eingeweihten verfolgten das Geplänkel mit gespannter Anteilnahme; und es gab nicht wenige, die ein gewaltsames Ende fürchteten. Erinnern Sie sich?“

      „Ja.“

      „Eines Tages war Cynthia verschwunden. Man fand sie unweit von Gilbert Osbornes Wohnung. Erwürgt. Am gleichen Abend wurde Oliver Marlowe erschossen. Rekonstruktionen des Geschehens ergaben, dass Gilbert Osborne das Mädchen erwürgte, weil sie sich dazu entschlossen hatte, den reicheren Hank zu heiraten. Oliver, ein Zeuge der Tat, wurde von Gilbert Osborne mit zwei Pistolenschüssen aus dem Wege geräumt.“

      „Ja, so war es.“

      „So war es nicht. Das Ganze war nur eine Konstruktion der Staatsanwaltschaft, gefördert und unterstützt von Hank Craigs Vater, der