Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

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Название Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745214024



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Kollegin dahinter. Sie haben keine Ahnung, welches Intrigenspiel meine Berufssparte beherrscht.“

      „Der Mann, der Sie gesehen hat, ist kein Schauspieler. Er hat keinerlei persönliche Vorteile von der Information, die er mir lieferte.“

      „Dann stellen Sie mich ihm gegenüber!“, fauchte Lorraine Banter und zeigte mit einem plötzlichen Aufblitzen ihrer Augen, wie temperamentvoll und kratzbürstig sie sein konnte. „Ich werde ihn zwingen, seine albernen Behauptungen zurückzunehmen.“

      „Fahren Sie einen weißen Porsche?“

      „Ja, warum?“

      „Er hat ihn erwähnt. Es könnte leicht sein, dass ein paar Leute sich daran erinnern, dass der Porsche gestern vor dem genannten Haus parkte.“

      „Ich habe den Porsche seit Tagen nicht benutzt. Er steht in der Tiefgarage unseres Hauses - hoffe ich“, fügte sie einschränkend hinzu. „Offenbar hat jemand diese Verwechslung provoziert.“

      „Das kauft Ihnen keiner ab.“

      „Ich will es nicht verkaufen. Es ist die Wahrheit.“

      „Es ist durchaus nicht als Kompliment gedacht, wenn ich feststelle, dass Sie schön sind. Ungewöhnlich schön. Man kann einen Porsche klauen und ausleihen, um damit in Ihre Rolle zu schlüpfen, aber es gibt keinen Maskenbildner, der imstande wäre, Ihr Gesicht nachzuformen.“

      Lorraine Banter starrte ihm in die Augen, dann entspannte sie sich und sagte: „Also gut, ich war dort.“

      „Wir machen Fortschritte.“

      „Ich hoffe, Sie erweisen sich als Gentleman, Mister Reiniger - ich baue darauf, dass Sie meine delikate Situation verstehen und zu würdigen wissen.“

      „Ich höre.“

      „In dem Haus, von dem Sie sprechen, wohnt ein Mann, den ich schätze. Es ist nicht Mister Dark.“

      „Nein? Ich habe herumgefragt. Die Bewohner haben übereinstimmend versichert, Sie nicht empfangen zu haben.“

      „Das ist kein Wunder. Von diesem Zusammentreffen sollte aus gutem Grund niemand etwas erfahren. Ich bin nämlich verheiratet, Mister Reiniger.“

      „Wenn ich Sie recht verstehe, wohnt im Hause einundsechzigste östliche Straße siebenundneunzig ein Mann, zu dem Sie eine Beziehungen unterhalten, die den Bestand Ihrer Ehe gefährden könnten. Ist das richtig?“, fragte Bount und überlegte gleichzeitig, wer der Mann sein könnte, von dem Lorraine Banter sprach.

      Unter den Mietern gab es zwei, die um die 30 waren und gut aussahen, aber Bount bezweifelte, dass sie das Zeug hatten, einer Lorraine Banter zu gefallen.

      „Das haben Sie wunderschön in Worte gekleidet“, spottete Lorraine Banter. „Mein Mann ist älter als ich. Viel älter. Er ist ein sehr aufmerksamer Partner, ein ungewöhnlich reicher dazu. Er verwöhnt mich auf rührende Weise, aber er kann mir leider nicht das geben, was eine Frau wie ich am dringendsten braucht ... nämlich Liebe. Präziser ausgedrückt: Er liebt mich zwar, aber ich bin außerstande, seine Gefühle so zu erwidern, wie er sich das wünscht.“

      „Eine kleine Tragödie.“

      „Das sieht nur so aus. Er ist glücklich. Es liegt an Ihnen, diesen Zustand nicht zu stören. Wenn er erführe, dass ich ihm untreu bin ...“ Sie führte den Satz nicht zu Ende und stieß einen Seufzer aus, der recht theatralisch wirkte,

      „Würde er Sie umbringen?“

      „Ich traue ihm zu, dass er sich selbst ein Leid antun würde. Schon deshalb müssen Sie über das, was ich Ihnen anvertraue, absolutes Stillschweigen bewahren. Oder wollen Sie es auf sich nehmen, dass er sich ...“ Wieder unterbrach sie sich, senkte den Kopf und schüttelte ihn. „Manchmal hasse ich mich“, fuhr sie fort. „Dan ist ein so guter Mann. Er trägt mich auf Händen. Ihm verdanke ich diese Rolle ... und dennoch betrüge ich ihn.“ Sie schlug die Augen auf, öffnete die schillernden Lippen und flehte beinahe: „Verurteilen Sie mich! Nennen Sie mich ein Flittchen, aber erzählen Sie niemand, was Sie wissen.“

      „Sie müssen noch viel lernen“, stellte Bount fest.

      „Wie bitte?“

      „Die Show, die Sie gerade abgezogen haben, mag für die Laienbühne reichen, aber mich hat sie nicht überzeugt.“

      Lorraine Banters Augen zeigten erneut das scharfe, gefährliche Blitzen.

      „Wollen Sie mich beleidigen?“

      „Ich will Ihnen nur klarmachen, was ich von diesen Lügen halte. Wenn Sie meinen, mir die Wahrheit scheibchenweise verabfolgen zu müssen, kann ich damit leben. Immerhin haben Sie schon zugegeben, in dem Haus gewesen zu sein. Nennen Sie mir den Namen des sogenannten Liebhabers und ich spreche mit ihm.“

      „Sie sind verrückt. Ich bin schon weit genug gegangen. Der Mann, den ich besuchte, ist seinerseits gebunden ... er kann sich keinen Skandal leisten.“

      „Wäre es denn ein Skandal, eine so schöne, prominente Geliebte zu haben?“

      „Er hat strenge Eltern. Sie wären imstande, ihn zu enterben“, sagte Lorraine Banter.

      Bount blickte auf seine Uhr.

      „Ich habe Zeit“, stellte er fest, „aber Sie ...“

      Das Telefon klingelte. Lorraine Banter nahm den Hörer ab.

      „Ja?“, fragte sie, nickte kurz, meinte: „Er ist hier“, und reichte den Hörer an Bount weiter. Der stand auf und meldete sich. Der Portier war am anderen Ende der Leitung. „Ein Anruf für Sie. Ein Mister Rogers möchte Sie sprechen.“

      Es knackte in der Leitung.

      „Bount?“, fragte der Captain.

      „Am Apparat.“

      „Ich habe eine Überraschung für dich. Wir haben in Darks Papierkorb eine entwertete Theaterkarte gefunden. Rate mal, was er sich angesehen hat!“

      „Hot Drops“, sagte Bount.

      „Genau ... und zwar vor drei Tagen. Kannst du damit etwas anfangen?“

      „Ich denke schon“, meinte Bount, bedankte sich und legte auf.

      „Ich muss mich jetzt umziehen und Sie bitten, meine Garderobe zu verlassen.“

      „Was wollten Sie von Dark?“

      „Fragen Sie lieber, was er von mir wollte!“

      „Liebe?“

      „Das haben Sie gesagt.“

      „Er ist tot. Er wurde ermordet, und zwar auf eine höchst ungewöhnliche Art. Alles spricht dafür, dass seine Mörder ihn auf einen elektrischen Stuhl gesetzt haben. Der Fall wird Schlagzeilen machen. Vieles spricht dafür, dass Sie in ihnen eine bedeutsame Rolle spielen werden.“

      „Diese Art von Publizität kann ich mir nicht leisten“, stieß Lorraine Banter hervor.

      „Dann sagen Sie mir die Wahrheit.“

      „Er hat mich in der Garderobe besucht. Er war wie besessen. Er hat mir etwas versprochen, das mich dazu brachte, ihn zu besuchen“, schloss sie zögernd.

      „Geld?“

      „Eine Erbschaft. Er behauptete, niemand zu haben, dem er eines Tages sein Vermögen hinterlässt. Er sagte, dass ich es haben könnte, wenn ...“

      „Wenn?“

      „Er wollte, dass ich ihm gehöre.“

      „Sind Sie darauf eingegangen?“

      „Ich glaube nicht, dass ich darauf antworten muss.“

      „Sie müssen auf keine meiner Fragen antworten. Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie sich selbst belasten, aber wenn Ihr Verhalten erkennen