Manipuliert. Teri Terry

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Название Manipuliert
Автор произведения Teri Terry
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783649629078



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sie, Finger am Abzug. Und das gilt nicht nur für die beiden Soldaten am Auto, sondern auch für die anderen, die uns aus der Ferne beobachten.

      »Nach links.« Die Soldaten gestikulieren. Die Zeltstadt liegt rechts, links sind Gebäude und so etwas wie eine Raststätte. Davor befinden sich noch mehr Soldaten mit noch mehr Waffen.

      »Was soll das hier? Wir sind immun. Im Radio hieß es …«

      »Still. Sie werden getestet. Wenn Sie tatsächlich immun sind, haben Sie nichts zu befürchten.«

      Kai und Bobby tauschen Blicke, dann laufen sie zu einem Gebäude und treten ein. Es ist tatsächlich eine Raststätte. Doch die Tische und Stühle wurden entfernt, um Platz zu schaffen. Die Essensausgaben sind verrammelt und dahinter befindet sich ein Haufen medizinisches Zeug. Ein paar der Laboranten tragen keinen Schutzanzug, dafür haben sie ein seltsames Mal auf der linken Hand.

      An ihrer Seite stehen weitere Wachen in Schutzanzügen, aber sie hängen nicht einfach gelangweilt herum, sondern sind angespannt und schussbereit.

      »Setzen«, sagt einer und deutet auf eine Stuhlreihe. Zwei Leute, ein Mann und ein etwa zehnjähriges Mädchen, sitzen bereits dort. Kai und Bobby hocken sich dazu.

      Hinter einer Trennwand ertönt ein merkwürdiges dumpfes Klopfen, dann hört man gar nichts mehr. Gedämpftes Gemurmel. Eine Tür geht auf.

      Eine Laborantin erscheint. »Nächster!«

      Auf Drängen des Vaters erhebt sich das kleine Mädchen völlig verängstigt.

      Die Miene der Laborantin hellt sich auf. »Das tut nicht weh, versprochen«, sagt sie. »Du wirst nur gescannt.«

      Das Mädchen verschwindet mit der Laborantin hinter der Tür. Kurz darauf brummen und summen irgendwelche Geräte. Wieder dumpfes Klopfen, das einige Minuten anhält. Gedämpfte Stimmen, eine Tür wird auf- und zugemacht.

      Die Laborantin kommt zurück. »Nächster!«

      Der Mann steht auf. Neugierig schließe ich mich ihm an. »Wonach suchen Sie denn bei Ihren Scans?«, fragt er.

      Die Laborantin antwortet nicht. »Machen Sie einfach, was man Ihnen sagt. Die sind hier sehr schießwütig.« In dem Zimmer sind weitere Soldaten, einer richtet die Waffe direkt auf den Mann.

      »Legen Sie sich einfach dort auf die Liege. Auf der werden Sie weitertransportiert. Die Maschine ist ein wenig laut. Je ruhiger Sie liegen bleiben, desto schneller ist es vorbei.«

      Wie befohlen legt sich der Mann hin. Die Unterlage erwacht zum Leben, befördert ihn in eine Art Röhre. In so ein Ding hat man mich im unterirdischen Labor auch schon mal für irgendwelche Tests gesteckt. Mich hat das wahnsinnig gemacht, auf so kleinem Raum eingepfercht zu sein. Da mussten sie mich festbinden, und als ich immer noch gezappelt habe, haben sie mir was gespritzt, das mich ausgeknockt hat.

      Als der Mann in der Röhre verschwindet, sirrt und summt und klopft es laut. Wie befohlen bleibt er ganz ruhig liegen. Hinter einer Trennwand schaue ich der Laborantin über die Schulter. Sie blickt auf einen Bildschirm mit Zahlen und Graphen.

      Ich gleite hinter der Trennwand hervor, um mir die Maschine genauer anzusehen, dann schlüpfe ich in die Röhre. Irgendwas daran erinnert mich an den Wurm, dieses riesige metallische Teil aus dem unterirdischen Labor. Mich hat dieses Summen im Wurm magisch angezogen, genauso ergeht es mir jetzt. Aber dieses Ding ist viel kleiner und …

      Piep-piep. Piep-piep. Piep-piep

      Ist das ein Alarm?

      Die Maschine stoppt und die Liege fährt heraus. Wie aus dem Nichts tauchen zwei Wachen auf, die den Mann packen und wegzerren. Brutal drehen sie ihm die Arme auf den Rücken.

      »Moment mal«, sagt die Laborantin. »Die Werte waren viel zu hoch. Vielleicht war das eine Störung im Gerät. Ich möchte ihn noch mal scannen.«

      Die Soldaten nehmen keine Notiz von ihr. Der Mann wehrt sich, brüllt. Einer der Soldaten schlägt ihm die Waffe über den Kopf. Blut rinnt dem Mann übers Gesicht, tropft auf den Boden. Da wehrt er sich nicht mehr.

      Die Soldaten schleifen ihn aus der Tür und durch den Wartebereich.

      »Was machen Sie denn da?«, fragt Bobby und will aufstehen. Sofort ist ein weiterer Soldat zur Stelle und hält Bobby und Kai den Lauf seiner Waffe direkt ins Gesicht. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck.«

      Der Mann wird nach draußen bugsiert.

      »Wo bringen Sie ihn hin?«, fragt Kai.

      »Ruhe!«

      Die Tür geht auf, die Laborantin erscheint erneut, diesmal ein wenig bleicher. »Nächster!«

      »Du!« Die Waffe ist auf Kai gerichtet, er erhebt sich.

      Ich habe Angst um ihn. Hat die Maschine bloß gesponnen, wie die Laborantin vermutet hat? Und wenn es noch mal passiert?

      Moment mal. Der Alarm ging los, als ich mich in der Röhre umgesehen habe. Habe ich vielleicht den Alarm ausgelöst?

      Mir wird schlecht. Die Wache hat den Mann geschlagen und weggeschleppt. Was werden sie mit ihm machen?

      Ich rücke so weit wie möglich von Kai ab, sodass ich aber noch mitbekomme, was vor sich geht. Kai legt sich auf die Liege. Die Maschine surrt und gibt komische Geräusche von sich.

      Dann verstummt sie. Ängstlich warte ich auf den Alarm, doch alles bleibt still.

      Als Kai durch die Tür kommt, sause ich zu ihm und drücke ihn, auch wenn er es nicht merkt.

      »Geh da rein«, sagt die Laborantin und deutet zu einer Tür am anderen Ende des Zimmers.

      Ich folge ihm in ein Büro. Dort sitzt eine Frau am Schreibtisch, vor sich einen Computer und Papiere.

      »Nimm Platz«, sagt sie und zeigt auf einen Stuhl gegenüber vom Schreibtisch. »Wie heißt du?«

      Fast hätte Kai es verpatzt und seinen richtigen Namen genannt, schnell hustet er noch und sagt: »John MacIver.«

      »Bist du allein gekommen?«

      Kai schüttelt den Kopf. »Nein, mit meinem Onkel. Er war gleich nach mir dran.«

      »Gut, dann warten wir noch einen Moment.«

      Kurz darauf tritt Bobby ein.

      Die Frau stellt Fragen, gibt Namen, Adressen, Geburtsdaten und Beschäftigung in den Computer ein. Kai ist angeblich Schüler. Bobby ist Golfprofi. Das ist mir neu.

      »Was passiert nun?«, fragt Bobby. »Dürfen wir die Quarantänezone jetzt verlassen?«

      »Es gibt noch eine letzte Phase.« Sie drückt einen Summer am Schreibtisch und eine Tür geht auf. Dahinter stehen zwei Soldaten in Schutzanzügen. »Folgen Sie uns«, sagt einer.

      Kai und Bobby werden innerhalb der Raststätte zu einer weiteren Tür geführt, die wohl ursprünglich mal zu einem Zeitungskiosk gehört hat. Man sagt ihnen, dort müssten sie rein, und wenn sie nach vierundzwanzig Stunden noch am Leben seien, dürften sie gehen.

      Kaum wird die Tür geöffnet, sausen ein Mädchen und ein Junge darauf zu, aber die Wachen drängen sie zurück. Das Mädchen kenne ich schon aus dem Warteraum.

      Die Tür fällt ins Schloss und wird verriegelt.

      Die beiden Kinder sind nicht die Einzigen im Raum. Insgesamt sind es bestimmt um die vierzig Leute, Männer, Frauen und Kinder. Manche stehen, andere sitzen, haben die Arme um sich geschlungen, die Gesichter ausdruckslos, die Augen weit aufgerissen. Manche liegen auch am Boden.

      »Wo ist unser Daddy?«, fragt das kleine Mädchen. »Er war doch vor euch dran. Warum ist er nicht hier?«

      Mit jedem Wort wird ihre Stimme lauter und hysterischer, bis sie am Ende schreit.

      Alle schauen voller Angst und Abscheu zu den beiden Kindern hinüber.

      »Dein Vater hat wohl den Test nicht bestanden«, sagt eine Frau anklagend.