Der letzte Leopard. Lauren St John

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Название Der letzte Leopard
Автор произведения Lauren St John
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783772543432



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eignet, und zur Fleischgewinnung gezüchtet. Diese Farm jedoch war ein Asyl für Strauße, die misshandelt oder von der Schlachtbank gerettet worden waren.

      Martine und Ben hatten in der Abenddämmerung auf dem Bretterzaun des Straußenpferchs gesessen und die Tiere dabei beobachtet, wie sie in sonnendurchfluteten Staubwolken umherstolzierten und ihre runzligen Hälse wie Periskope auf- und abwärtsbewegten. Der Farmer hatte Martine erzählt, dass Strauße mitunter schlechter Laune sein konnten und mit ihren Saurierkrallen Hiebe austeilten, wenn ihnen etwas oder jemand nicht in den Kram passte. Sie wirkten äußerst selbstgefällig, als fühlten sie sich allen anderen Lebewesen auf der Farm überlegen. Auf jeden Fall schienen sie in keiner Weise dankbar zu sein, dass man sie gerettet hatte.

      Martine spürte einen Druck in den Ohren. Mittlerweile fuhren sie steil bergauf. Lange waren die Berge nur als violette Konturen in der Ferne zu sehen gewesen. Jetzt befanden sie sich mitten im Gebirge. Bewaldete Flanken wurden von schroffen Gesteinsformationen und zerklüfteten Felswänden abgelöst. Sie hatten inzwischen eine solche Höhe erreicht, dass jetzt direkt unter ihnen ein messerscharfer Bergkamm zu sehen war, von dem gekräuselte Rauchschwaden aufstiegen.

      Aus der Nähe betrachtet stellte sich der Rauch als Sprühnebel heraus, über den sich ein perfekter Regenbogen spannte.

      «Rainbow Ridge!», rief Ben, der sich voller Aufregung aus dem Fenster lehnte. «Von hier aus sieht man es nicht, aber etwas weiter hinten befindet sich einer der höchsten Wasserfälle im südlichen Afrika. Dort gehen wir heute Nachmittag hin, Martine, um zu klettern.»

      Auf dem Beifahrersitz des Landrovers durchfuhr Martine ein unfreiwilliger Schauer. Wenn sie nicht gerade mit Giraffen zu tun hatte, konnte sich Martine weder für tiefe Abgründe noch für große Anstrengungen begeistern.

      Das kleine Feriendorf lag abseits von den Touristenströmen in einem abgeschiedenen Tal. Umso erstaunter waren sie, dass eine aufgeregte Menschentraube den Empfang belagerte. Ein Fotograf schoss Bilder, und Autogrammjäger drängelten sich um die besten Plätze. Als sich die Menschenmenge langsam auflöste, erhaschten Martine und Ben schließlich einen Blick von zwei bärtigen Männern in Klettermontur. Sie hatten die gesunde Ausstrahlung und den sonnengebräunten Teint von Menschen, die viel Zeit an der frischen Luft verbringen. Auf die scheue Frage nach dem Namen der Prominenten erfuhren sie, dass es sich um die berühmten kanadischen Bergsteiger Red West und Jeff Grant handelte, die gerade auf einer Tour durch Südafrika waren.

      Schließlich wurden die Kletterer aus dem Empfangsraum geleitet, und die Fangruppe löste sich allmählich auf. Gwyn Thomas und die beiden Kinder checkten bei einer aufgeregten Rezeptionistin ein und erhielten den Schlüssel für ihre Blockhütte. Die Frau war von den beiden prominenten Hotelgästen immer noch hingerissen. «Solche Gentlemen», schwärmte sie, «und so gut aussehend!»

      Gwyn Thomas hatte alle Mühe, die Aufmerksamkeit der jungen Dame zu gewinnen. Als es ihr schließlich doch gelang, hatte sie schlechte Nachrichten. Alle Bergführer waren ausgebucht, und die nächsten Gruppenführungen zur Rainbow Ridge fanden erst wieder am nächsten Tag statt.

      «Aber es ist eine ganz einfache Wanderung, und die Wege sind gut ausgeschildert», sagte sie. «Solange man sich an die markierte Route hält, kann nichts passieren.»

      «Vielleicht bin ich ja altmodisch, aber ich hätte wirklich ein schlechtes Gefühl, die Kinder allein auf eine dreistündige Wanderung durch Wälder und Berge zu lassen, in denen nicht einmal ich mich auskenne», sagte Gwyn Thomas schnippisch. «Ich habe jetzt stundenlang am Steuer gesessen und habe keine Energie mehr, sie zu begleiten. Martine und Ben, es tut mir leid. Ich muss euch einmal mehr enttäuschen.»

      Martine wollte gerade zu einem Protest – nicht für sich selbst, sondern für Ben – ansetzen, als die Rezeptionistin wieder ganz verträumte Augen bekam.

      «Entschuldigen Sie, Ma’am.»

      Als sie sich umdrehten, stand der größere der beiden Bergsteiger vor ihnen.

      «Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Red», sagte er mit kanadischem Akzent. «Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich hier einfach so einmische. Aber ich habe ihre Notlage mitbekommen und denke, mein Kletterpartner Jeff und ich könnten Ihnen vielleicht unsere Hilfe anbieten. Wenn unsere charmante Vicky für uns bürgt, dürfen vielleicht wir diese jungen Leute zur Rainbow Ridge begleiten. Unser Weg ins Gebirge führt ohnehin dort vorbei. Wir können sie zwar nicht zurückbegleiten, würden ihnen aber den Weg zeigen.»

      Vicky wurde puterrot und brachte keinen zusammenhängenden Satz heraus. Stattdessen schaltete sich ein Journalist ein, der die Bergsteiger gerade eben interviewt hatte, und versicherte Gwyn Thomas, dass er für Red und Jeff jederzeit die Hand ins Feuer legen würde. Zusammen mit dem Direktor des Feriendorfs überzeugte er sie schließlich, dass Martine und Ben bei den beiden kanadischen Bergsteigern sicher aufgehoben sein würden.

      Schon bald wanderten Martine und Ben mit zwei der weltbesten Bergsteiger durch einen Kiefernwald. Mit offenem Mund hörten sie Red und Jeff zu, die von ihren heroischen Expeditionen auf die höchsten Gipfel aller sieben Kontinente berichteten.

      «Und welcher war der schwierigste?», fragte Ben.

      «Der Denali in Alaska», antwortete Red, ohne zu zögern. «Bei einem minus 40 Grad kalten Sturmwind an einem Eisvorsprung zu baumeln, ist schon ziemlich abartig.»

      Der Weg zur Rainbow Ridge war, wie die Rezeptionistin versprochen hatte, unproblematisch und gut ausgeschildert. Doch nachdem Martine eine Stunde lang versucht hatte, mit dem strammen Schritt der Bergsteiger mitzuhalten, begannen ihre Beinmuskeln vor Schmerzen aufzuheulen. Sie war froh, als sie an einen Picknickplatz gelangten und Jeff sagte, er habe gewaltigen Kohldampf.

      «Und ich würde alles geben für eine Tasse Tee», pflichtete ihm Red bei. Martine wurde zwar das Gefühl nicht los, dass sie nur aus Rücksicht auf Ben und sie einen Halt einschalteten. Aber sie hatte natürlich nichts gegen eine Rast einzuwenden.

      Während Jeff seinen Miniaturgasbrenner in Gang setzte, kramte Red einen Wasserkessel, Teebeutel und Sandwiches hervor. Martine saß auf einem Baumstrunk – dankbar für die Erholungspause und die schöne Aussicht. Ben übte sich in höflicher Geduld. Doch der Bergkamm war schon in Sichtweite, und es entging Martine nicht, dass er ihn wie gebannt anstarrte. Sein Eifer entlockte ihr ein Lächeln. Sobald Ben in der Natur draußen war, lebte er förmlich auf.

      «Du kannst schon mal vorgehen», sagte sie. «Ich komm dann nach.»

      «Wäre das okay?», fragte Ben Red und Jeff.

      «Kein Problem», sagte Red. «Wir sind eh gleich da. Pass einfach auf.»

      «Echt?» Ben sprang auf die Füße. «Super. Dann bis gleich», rief er aus und joggte den steilen Weg hoch.

      Die Bergsteiger waren beeindruckt.

      «Ist ganz schön fit, dein Freund», sagte Red. Er drehte den Gasbrenner aus und schenkte Tee ein. Jeff kaute ein Sandwich und wühlte in seinem Rucksack herum. Er wollte Martine ein Bild seiner Kinder zeigen.

      Ben wurde immer kleiner, bis er schließlich ganz oben auf dem Grat stand, wo er sich inmitten wallender Dunstschwaden vom Regenbogen und dem dunstig-grauen Himmel abhob. Martine sah, wie er sich über den dampfenden Abgrund hinablehnte, als wolle er in dessen Innerstes hineinblicken.

      Ben war der am wenigsten nervende Junge, den Martine kannte, doch jetzt ärgerte sie sich plötzlich über ihn. Was dachte er sich bloß dabei, sich einer solchen Gefahr auszusetzen? Seine Eltern würden einen Schlaganfall bekommen, wenn sie sehen könnten, wie er in schwindelnder Höhe über dem Wasserfall balancierte. Martines Herz pochte schwer in ihrer Brust.

      «Zucker?», fragte Red.

      «Was?», platzte es aus ihr heraus. In ihrer Angst hatte sie den Tee und die Bergsteiger ganz vergessen. «Oh, Entschuldigung. Zucker? Nein danke.»

      Sie ergriff die Tasse, die er ihr reichte, nippte an ihrem Tee und blickte wieder zum Grat hinauf. Ben war weg. Sie schirmte die Augen mit der