Malvina Moorwood (Bd. 1). Christian Loeffelbein

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Название Malvina Moorwood (Bd. 1)
Автор произведения Christian Loeffelbein
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783649633716



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      Mist. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem meine kleine Lügengeschichte aufflog.

      »Hm«, machte ich. Das hatte ich mir gerade bei Onkel Frank abgeguckt. Hm war immer gut. Das konnte alles Mögliche bedeuten.

      »Vielleicht kannst du noch mal mit ihm reden«, schlug Onkel Frank vor.

      »Wie mit ihm reden?«, fragte ich.

      »Herausfinden, was er so plant«, erklärte Onkel Frank. »Natürlich darf er nicht Lunte riechen, dass du genau das verhindern willst.«

      »Lunte riechen?«, fragte ich.

      Onkel Frank lachte wieder. »Das ist so ein altes Sprichwort. Eine Lunte ist eine Art Schnur, die mit ein wenig Schießpulver gefüllt ist und die zu einem Fass führt, in dem sich richtig viel Schießpulver befindet. Wenn man die Lunte anzündet, dann wandert die Flamme langsam zu dem Fass und dann …«

      »Dann macht es rums!«, sagte ich.

      »Genau«, sagte Onkel Frank. »Und wenn jemand die Lunte riecht, dann merkt er, dass es gleich rums macht.«

      Ich kicherte.

      »Meinst du, du kriegst das hin?«

      »Klar«, sagte ich. »Das mache ich gleich morgen.«

      »Prima. Ruf mich danach sofort an.«

      »Alles klar.« Ich nickte heftig.

      »Ach, Prinzesschen, und noch was«, sagte Onkel Frank und senkte dabei die Stimme. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn du niemandem von unserem Telefonat erzählst.«

      »Logo«, sagte ich.

      »Dann mach’s gut«, verabschiedete er sich.

      »Mach’s besser«, erwiderte ich.

      Onkel Frank lachte und legte auf.

      Ich holte tief Luft. Zwar hatte ich noch keinen Plan, wie ich an diesen dämlichen Mr Bommel herankommen, geschweige denn, ihn in ein Gespräch verwickeln sollte –, aber ich würde es schaffen, das stand schon mal fest. So wahr ich Malvina Moorwood hieß.

      Kapitel 4

      Ich starte meine Karriere als Detektivin

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      Zunächst musste ich erst mal den Ball flach halten, um nicht weiter Aufsehen zu erregen und am Ende noch irgendwelche Strafen wie Zimmerarrest zu kassieren. Deshalb war ich sehr froh, dass ich Mamas chinesische Vase nicht zerdeppert hatte. Überhaupt galt es jetzt, sich von Mamas unbeschreiblicher Coolness eine Scheibe abzuschneiden.

      Am nächsten Tag stapfte ich also mit gleichmütigem Gesicht in die Küche und wünschte Tante Frida, die am Herd stand und in einer Pfanne Speck brutzelte, einen guten Morgen. Das Rührei war schon fertig und stand in einer Schüssel auf der Anrichte. Ich schnappte mir einen Toast und eine nicht allzu kleine Portion Rührei und verzog mich damit an den hintersten Winkel des Esstischs, gewissermaßen in die Schmollecke.

      Das klappte prima.

      Opa kam und legte mir einen seiner starken Arme auf die Schultern.

      »Was sein muss, muss sein, das ist nun einmal so, meine Kleine«, sagte er.

      »Warum muss es sein?«, fragte ich.

      Eine Weile starrte Opa auf mein Rührei, und ich dachte schon, er wollte es mir wegfuttern, aber dann sagte er nur: »Wir haben kein Geld mehr, Malvina, und Moorwood verfällt so langsam. Der Dachstuhl muss renoviert werden, sonst stürzt er ein. Der Keller ist noch baufälliger. Und wir können das nicht bezahlen.«

      Wenn Opa mich Malvina nannte, dann meinte er all das, was er um meinen Namen herum äußerte, ernst. Sehr ernst. Eigentlich nannte er mich nur Malvina, wenn er sauer auf mich war. Zum Beispiel, wenn ich am Waffenschrank herumhantiert oder Poldi einen seiner Orden umgehängt hatte.

      Widerworte waren jetzt also eher nicht angebracht, trotzdem konnte ich sie mir nicht ganz verkneifen: »Papa und Onkel Bob haben doch die Reitschule. Und Mama ist Zahnärztin und bohrt ganz Moorwood für Geld in den Zähnen herum. Und du kriegst eine Pension oder wie das heißt, das haben wir in der Schule gelernt, alle alten Leute kriegen so was. Und Tristan könnte sich auch mal nützlich machen und arbeiten gehen. Er könnte bei McDonald’s Hamburger braten und ich würde mein ganzes Taschengeld …«

      Opa drückte mich kurz an sich. Er drückte ziemlich doll.

      Und da fiel mir noch etwas ein, weil ich gerade an den Waffenschrank gedacht hatte. Es gab nämlich noch so einen Schrank, drüben im Schloss. Da lagerten Opas antike Gewehre und Flinten. Und die waren echt was wert, das hatte Opa mir selbst mal gesagt.

      »Du könntest dich von deiner antiken Waffensammlung trennen«, schlug ich vor.

      Opa lachte einmal kurz, aber so richtig fröhlich klang es nicht.

      »Eher erschieße ich mich«, sagte er dann, wurde aber sofort wieder ernst.

      »Das reicht alles nicht, meine Süße. Allein das Dach kostet Millionen.«

      Opa hatte sehr leise gesprochen, deswegen verstand ich, dass es Melonen kostete. Das war witzig, aber mir war nicht zum Lachen zumute.

      Opa auch nicht.

      Er stand auf, goss sich eine Tasse Tee ein und ging dann aus der Küche.

      Als Nächstes kam Tristan ins Zimmer, gefolgt von Onkel Bob, der sogleich die Kaffeemaschine anschmiss, weil er Tee nicht ausstehen konnte.

      Tristan setzte sich neben mich. Genau wie Opa legte er seinen Arm um meine Schulter.

      »Das wird schon alles, Schwesterherz«, erklärte er vergnügt. »Wenn wir die Hütte erst mal vertickt haben, dann haben wir richtig Asche.«

      »Asche interessiert mich nicht«, brummelte ich. »Ich will hier wohnen bleiben.«

      »Ach, komm«, sagte Tristan und warf einen gierigen Blick auf mein Rührei.

      Ich umfasste die Gabel etwas fester und machte mich bereit, mein Frühstück zu verteidigen, aber Tristan hatte flinke Finger und plötzlich Ei im Mund.

      »Die Bude hier kracht demnächst zusammen«, verkündete er kauend. »Da ist es besser, wir wohnen woanders.«

      »Geh lieber Burger braten«, sagte ich, »und lass mich in Ruhe.«

      Den ersten Teil des Satzes verstand Tristan nicht, aber er ließ mich trotzdem in Ruhe und verzog sich.

      Seinen Platz nahm Papa ein, der während des tiefsinnigen Gesprächs mit meinem Bruder zusammen mit den Zwillingen die Küche betreten hatte. Und wieder hatte ich einen männlichen Arm auf der Schulter liegen.

      »Es geht leider nicht anders, Mäuschen«, sagte er.

      »Ja, ja«, antwortete ich. »Hat mir Opa auch schon erklärt. Wir haben kein Geld für das Dach.«

      Papa seufzte.

      Er hatte schlecht geschlafen und sah ziemlich zerknittert aus. Das geschah ihm ganz recht, fand ich, aber er tat mir auch ein bisschen leid. Trotzdem sagte ich mit einem Anflug von Bockigkeit in der Stimme: »Lieber ein Schloss ohne Dach als gar kein Schloss.«

      Papa seufzte erneut.

      Bildete ich mir das nur ein oder schielte auch er auf mein Rührei? Vorsichtshalber stopfte ich mir eine große Portion davon in den Mund.

      »Es ist nicht nur der Dachstuhl«, sagte er. Wie Opa sprach er sehr leise. »In den Keller sickert Moorwasser ein. Das ganze Gebäude müsste auf ein neues Fundament gestellt werden. Das kostet Millionen.«

      Da waren sie wieder, die Melonen.

      Von Dächern und Kellern und Fundamenten hatte ich natürlich keine Ahnung. Ich wusste nur, dass unser Schloss schon seit Jahrhunderten da