Название | Herzrasen 2.0 |
---|---|
Автор произведения | Elmar Sprink |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783667112002 |
Da ich gerade sowieso dabei war, mein Leben umzukrempeln, hatte ich mich in der Zwischenzeit beworben und eine neue Stelle in Neuss bei der Firma Imation im Marketing gefunden. In diesem Unternehmen sollte ich dann von Juli 2002 bis 2011 bleiben. In den fast zehn Jahren veränderte sich meine Tätigkeit zusehends, ich übernahm erste Vertriebsaufgaben. Zum Ende hin betreute ich als Key Account Manager die komplette Distribution sowie die Reseller in Deutschland, der Schweiz und in Österreich.
Hamburg sollte nicht nur sportlich gesehen mit meinem ersten Marathon ein Highlight im Jahr 2002 werden, sondern auf einem Stadtfest in Paderborn lernte ich im August 2002 auch meine jetzige Frau Karin kennen, die zu diesem Zeitpunkt in Hamburg lebte und arbeitete. Wir pendelten fünf Jahre lang jedes Wochenende zwischen Hamburg und Köln hin und her und trafen uns auch sehr häufig in Paderborn, da wir beide unsere Familien und Freunde dort hatten. Die Jahre flogen nur so dahin, wir hatten eine tolle Zeit, auch wenn die Fernbeziehung sich nicht immer ganz einfach gestaltete. 2007 fassten wir einen Entschluss: Karin zog zu mir nach Köln. Mein Leben hätte zu diesem Zeitpunkt nicht schöner sein können. Ein Jahr später fanden wir eine neue Wohnung in einer ganz besonderen Nachbarschaft, die wir in den nächsten Jahren noch schätzen lernen sollten.
Sport und Bewegung haben in meinem Leben immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. In der Kindheit versuchte ich mich in verschiedenen Sportarten: Basketball, Schwimmen in der DLRG, Skifahren, Leichtathletik und Fußball. Die Leidenschaft zum Fußball sowie zum Wintersport und den Bergen sollte sich aber durchsetzen. Später probierte ich auch noch Wellenreiten. Im Fußball hat es sportlich gesehen bis zur Bezirksliga gereicht, feiertechnisch bewegten wir uns aber immer auf Bundesliganiveau. Ich habe in all der Zeit eine Menge toller Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen, die teilweise bis heute bestehen.
Die Leidenschaft zum Wintersport sah so aus, dass ich über viele Jahre mit Freunden ein- bis zweimal pro Jahr zum Skifahren oder Snowboarden nach Österreich fuhr. Das waren immer besonders lustige und feuchtfröhliche Touren, an die wir uns heute noch gern zurückerinnern, wann immer wir uns irgendwo treffen.
Das wirkliche Hochgebirge lernte ich bei einer Reise nach Nepal zum Basislager des Mount Everest kennen und lieben – ein Wahnsinnsabenteuer. Gleich im darauffolgenden Jahr machte ich einen Kurs namens »Fels und Eis« und bestieg die Wildspitze, den zweithöchsten Berg Österreichs.
Meine Fußballlaufbahn endete im Jahr 2000 beim ASV Lank. Da ich in der Zwischenzeit mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, empfahl mir ein Orthopäde Schwimmen und Radfahren. Also kaufte ich mir ein Rennrad und fuhr nach der Arbeit ab und an eine kleine Runde über 30 Kilometer; einmal pro Woche ging ich schwimmen.
Wie im Kapitel zuvor schon erwähnt, lief ich 2002 mit meinem damaligen Chef Markus meinen ersten Marathon in Hamburg. Ich hatte vom Laufen und speziell vom Lauftraining zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung. Ich lief halt zur Frustbewältigung – wegen dem überraschenden Ende meiner damaligen Beziehung – immer meine zwölf Kilometer: sechs Kilometer bis zur Rheinbrücke in Rodenkirchen und sechs Kilometer zurück. Markus und ich beschlossen als Vorbereitung auf den Marathon, beim Osterlauf in Paderborn am Halbmarathon teilzunehmen. Es war mein erster Lauf mit einem Zeitchip und einer offiziellen Zeitmessung. Ich benötigte für die Strecke zwar respektable 1:37 Stunden, fand die ganze Schinderei ansonsten aber äußerst anstrengend. Viel weiter hätten mich meine Beine nicht mehr getragen. Doch zum Marathon war es nicht mehr lange hin. In der Zwischenzeit hatte ich mich etwas schlau gemacht. Lange Trainingsläufe waren die Zauberformel. Ich machte mich die verbleibenden Wochenenden bis zum Hamburg Marathon daran, 25 bis 27 Kilometer am Stück zu laufen. Da ich in Köln aber wenig Läufer kannte, fand ich das ausgesprochen langweilig. Markus pendelte zwischen Hamburg und Köln, er verbrachte die Wochenenden immer bei seiner Frau in Hamburg und fiel als Laufpartner für die langen Läufe leider aus.
Der Marathon lief für uns beide dann aber sehr gut. Ich hatte mich vorab informiert und wusste, dass es Tempomacher gibt, die – mit Luftballons gekennzeichnet – eine ganz bestimmte Geschwindigkeit einhalten. Ich wollte unter vier Stunden ins Ziel kommen, doch genau an dem Wochenende gab meine Uhr den Geist auf, also musste ich halt ohne starten. Nach einiger Zeit merkte ich, dass der Vier-Stunden-Mann mit dem Ballon irgendwie für mich zu langsam unterwegs war, also überholte ich die Gruppe. Im Ziel stellte ich dann fest, dass ich dem 3:30-Stunden-Pacemaker gefolgt war. Ich kam nach 3:26 Stunden ins Ziel, Markus war 20 Minuten schneller als ich, hatte jedoch gezielt dafür trainiert (was ich aber erst später erfuhr). Ich kann mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass mir Markus’ Frau Maria im Ziel die Schuhe aufbinden musste, da ich nicht mehr dazu in der Lage war.
Meine Arbeitskollegin Sandra von Imation wohnte auch in Köln und lief ebenfalls, endlich hatte ich durch den Wechsel zu meinem neuen Arbeitgeber auch eine Laufpartnerin gefunden. Sie besuchte zudem auch einen Fitnessklub, den ASV Köln. Hier lernte ich schnell ein paar Gleichgesinnte kennen. Der ASV verfügte über eine Lauf- und eine kleine Triathlongruppe.
Im Oktober 2003 startete ich bei meinem zweiten Marathon, dieses Mal quasi vor der Haustür in Köln. Karin kam an jenem Wochenende zu Besuch, um mich anzufeuern. Ich verbesserte meine Marathonzeit um zwölf Minuten auf 3:14 Stunden. Die neue Saison startete traditionell für viele Läufer in Köln mit dem Pulheimer Staffellauf, bei dem es gilt, in einer Gruppe von fünf Personen die Marathonstrecke zu absolvieren. Ich meldete mich 2004 aber nicht nur für den Staffelmarathon an, sondern auch gleich beim ASV Köln Triathlon. Ich ging regelmäßig zum Training auf der Tartanbahn, um Intervalle zu laufen; wenn es die Zeit erlaubte, nahm ich auch am Schwimm- und Radtraining teil. Eigentlich hatte ich gedacht, Triathlon sei eine Sportart für Solisten, aber auch hier lernte ich eine Menge sehr netter Menschen kennen, mit denen ich mittlerweile schon lange gut befreundet bin.
Im Juni 2004 war es schließlich so weit: Mein erster Triathlon in Gütersloh stand auf dem Programm. Mein Start ging über die sogenannte Sprintdistanz, also 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Ich hatte mir kurz vorher noch eine Triathlonhose und ein Oberteil gekauft. Beides sehr eng und damit sehr gewöhnungsbedürftig, aber so trug Triathlet das halt. Im Nachhinein war es modisch gesehen absolut kein Highlight. Ich schaute mich am Morgen des Wettkampftages in der Wechselzone zunächst um, was die anderen Teilnehmer so machten, und versuchte es dann irgendwie zu kopieren. Sie legten ein Handtuch auf den Rasen und stellten die Laufschuhe darauf ab. Einige befestigten die Radschuhe, die bereits in den Pedalen eingeklickt waren, mit Gummibändern am Rad. Mir war jedoch nicht ganz klar, warum sie das machten, und warum einige Babypuder in die Schuhe schütteten, war mir noch weniger klar. Da ein paar Athleten im Vorfeld Bananen aßen, tat ich das einfach auch mal. Startnummer, Helm, etc. waren am Rad vorbereitet, nun konnte es losgehen. Mein erster Triathlon! Das Schwimmen fand in einem 50 Meter Becken statt. Ich bekam mit einem wasserfesten Stift meine Startnummer auf meinen Oberarm geschrieben und durfte dann ins Wasser. Ich schwamm mich nur zwei Bahnen ein, denn ich hatte schon Respekt vor den zehn Bahnen, die noch kommen sollten, und wollte möglichst keine Kraft verschwenden. Nach dem Startzeichen schwamm ich auf meiner Bahn zunächst irgendwo im Mittelfeld, aber nach und nach zogen alle anderen Athleten vorbei. War das anstrengend! Irgendwann hielt ich Kraul nicht mehr durch und wechselte auf Brust. Ich kann mich an Folgendes erinnern, als wäre es erst heute passiert: Als ich das Becken verließ, schwamm nur noch ein älterer Herr im Becken, der mit einer Lesebrille(!) unterwegs war. Am Rad angekommen, traf ich zumindest noch auf einige Teilnehmer, die sich auch gerade zum Radfahren fertig machten. Ich war nur in der Hose geschwommen und sollte jetzt gefühlte fünf Minuten damit verbringen, das Oberteil über meinen nassen Oberkörper zu ziehen. Dann ging es mit dem Rennrad auf die Radstrecke. Karin, meine Schwester Gudrun und meine Cousine Doris waren mitgekommen, um sich das Schauspiel anzugucken. Das Radfahren klappte sogar ganz gut und ich konnte einige Mitstreiter überholen. Ich fuhr immer schneller, angetrieben von diesem Glücksgefühl und dem Frust, den ich noch vom Schwimmen hatte. Es ging zwei Runden durch die Felder rund um Gütersloh, und schwupps war man schon wieder am Schwimmbad – runter vom Rad und rein in die Laufschuhe. Der Wechsel klappte dieses Mal bedeutend schneller. Auch wenn ich die Schuhe noch zubinden musste und nicht wie fast alle anderen Teilnehmer Schnellverschlüsse an den Schuhen hatte. Das Laufen fühlte sich die ersten zwei Kilometer an wie auf Eiern, und es wurde zunehmend anstrengender. Nach