Unbändig berührt. Jessica Martin

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Название Unbändig berührt
Автор произведения Jessica Martin
Жанр Языкознание
Серия Berührt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958238527



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er hatte noch nie erlebt, dass jemand quasi aus dem Nichts einen Orgasmus hatte. Irgendwas hatte ihn getriggert, aber er wusste gerade noch nicht, was seinen Nachbarn so in Fahrt gebracht hatte. Marek hätte sich gern eingeredet, dass es seine Dominanz an sich war, aber vermutlich übersah er den tatsächlichen Grund gerade, was ziemlich an seiner Dom-Ehre kratzte.

      Dennoch schlang er seine Arme fester um Jonas und hielt ihn aufrecht, während der sich an ihn klammerte, seine heiße Stirn an Mareks Halsbeuge vergrub und keuchend von seinem Höhenflug zurückkam.

      »Wo ist das Loch im Boden, wenn man es braucht?«, murmelte Jonas plötzlich noch etwas atemlos, was Marek zum Grinsen brachte.

      Aufmunternd tätschelte er ihm den Rücken und löste sich von ihm. Jonas hatte immer noch einen hochroten Kopf und mied Mareks Blick, war aber endlich nicht mehr so angespannt. Allerdings fühlte es sich in seinem Schritt garantiert ziemlich unangenehm an. »Wir gehen mal eben zur Toilette, hm?«

      Jonas nickte und ließ ihn kommentarlos seine Hand nehmen. Im Waschraum angekommen, verschwand er eilig in eine Kabine. Marek konnte ihn vor sich hin murmeln hören, aber vermutlich waren die Worte nicht wirklich für ihn bestimmt.

      »Brauchst du irgendwas? Am Empfang lagern sie feuchte Tücher, die kann ich dir holen.«

      »Geht schon«, nuschelte Jonas, dann war nur noch das Rascheln von Stoff zu hören.

      Gerade als Marek schon befürchtete, dass sein Nachbar nicht wieder herauskommen würde, rauschte die Toilettenspülung. Es dauerte noch fast eine Minute, bevor Jonas die Kabinentür öffnete und zögerlich herauskam. Ihre Blicke begegneten sich und Jonas senkte sofort den Kopf, während seine Wangen erneut rot wurden.

      Marek konnte nachvollziehen, dass er sich schämte, auch wenn es absolut unnötig war. Sobald sie sich in eine ruhige Ecke zurückgezogen hatten, würde er es Jonas erklären und hoffentlich erfahren, was ihn dermaßen heißgemacht hatte, aber hier war nicht der richtige Ort.

      Nachdem Jonas sich die Hände gewaschen hatte, hielt Marek ihm die Tür auf und legte eine Hand auf seinen Rücken, um ihn beruhigend zu streicheln, während sie ins Foyer gingen. Es war noch eine gute halbe Stunde Zeit, bis Frank und Noah ihren großen Auftritt hatten, aber sie würden bereits mit der Vorbereitung beschäftigt sein.

      »Hey, ich, ähm...« Jonas blieb stehen, bevor Marek die Tür zum Hauptbereich öffnen konnte. »Ich fahr dann jetzt lieber nach Hause.«

      »Warum?« Er versuchte, ruhig zu bleiben, denn er konnte ihm nicht vorschreiben, dass er bleiben sollte. Seiner Meinung nach machte Jonas aber einen Fehler, wenn er jetzt ging. Allerdings hätte es ihn vermutlich eher verschreckt, wenn er jetzt den Dom raushängen ließ, daher strich er über Jonas' Arm und lächelte ihn hoffentlich aufmunternd an. »Ich finde, wir sollten uns darüber unterhalten, was passiert ist.«

      Sein Nachbar lachte, doch es klang eher verzweifelt. »Das ist das, was ich vermeiden will.«

      Schmunzelnd schüttelte Marek den Kopf. »So funktioniert das nicht, mały.«

      Argwöhnisch kniff Jonas die Augen zusammen. »Was heißt das? Mawil?«

      »Es bedeutet Kleiner oder Junge.«

      »Oh.«

      Durchaus ein wenig zu Mareks Überraschung, ließ Jonas zu, dass er seine Hand nahm und ihn in die Haupthalle zurückzog. Ihr Sofa war leider schon wieder belegt, doch Marek wollte auch nicht auf den Spielbereich ausweichen. Wer weiß, wie viel da jetzt nach der Vorführung los war.

      »Lass uns noch was trinken«, beschloss er und dirigierte Jonas zur Bar. »Was möchtest du?«

      »Eine Cola, aber diesmal lade ich dich ein.« Er hatte bereits sein Portemonnaie in der Hand, daher bedankte Marek sich und bestellte ihre Getränke.

      Als er sich mit ihren Gläsern zu Jonas umdrehte, bemerkte er dessen unbehaglichen Blick zur anderen Seite der Bar. Die beiden übereifrigen Kerle, die ihn vorhin hatten aufreißen wollen, standen dort und beobachteten sie. Offenbar bereitete Jonas ihre Anwesenheit immer noch Unbehagen, daher stellte Marek die Gläser auf die Theke und räusperte sich.

      »Blick zu mir!« Jonas wandte sofort den Kopf zu ihm um, sodass er zufrieden nickte. »Sehr gut.«

      Ohne weitere Umschweife holte er Noahs Leine aus der Hosentasche und klippte sie wieder an Jonas' Gürtelschlaufe. Der ließ seine Finger nicht eine Sekunde aus den Augen und als Marek das andere Ende der Leine um sein eigenes Handgelenk wickelte, sodass sie kein halber Meter trennte, atmete Jonas tief durch.

      »Weißt du noch, was du sagen sollst, wenn dir was zu viel wird?«, fragte Marek sicherheitshalber und hielt Jonas' Kinn fest, als der sich wieder zu den beiden Typen umblicken wollte.

      »Stopp?«

      »Richtig. Sehr gut. Im Prinzip ist es egal, welches Wort du sagst, solange wir beide die Bedeutung dahinter kennen. Dieses Wort nennt man in der BDSM-Szene Safeword.«

      Jonas nickte. »Ja, das weiß ich.« Plötzlich riss er die Augen auf, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. »Oh Mist. Ich muss dich Herr nennen, oder? So wie Noah seinen Dom vorhin?«

      Lächelnd schüttelte Marek den Kopf und ließ die Hand sinken, jetzt da er Jonas' ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Ganz ruhig. Du musst niemanden Herr nennen. Davon abgesehen, bin ich gerade nicht dein Dom.«

      »Nicht?« Er klang absolut verwirrt und auch ein wenig enttäuscht, aber das konnte auch Wunschdenken sein. »Aber die Leine...«

      »Glaub mir, wenn ich dein Dom bin, dann merkst du das schon. Die Leine dient nur dazu, den anderen zu signalisieren, dass du gerade tabu bist. Wenn sie dich stört, können wir dir auch einfach ein rotes Band vom Eingang holen.«

      »Oh, verstehe. Dann danke. Die Leine ist okay.« Jonas seufzte. »Marek, ich... hab keine Ahnung, was ich hier mache.«

      »Warum bist du hergekommen?«, hakte er nach und reichte ihm sein Glas. »Ich weiß, dass du die Frage vorhin schon beantwortet hast, aber ich konnte es wirklich nicht hören.«

      Für einen Moment huschte Argwohn über Jonas' Gesicht, doch dann nickte er, trank einen großen Schluck Cola und stellte das Glas anschließend mit einem tiefen Seufzer auf der Theke ab. »Ich wollte wissen, ob es sich noch so anfühlt wie früher.«

      Jonas sprach nicht weiter, wartete offenbar auf Mareks Reaktion, aber auch wenn er absolut überrascht war, konnte er mit dieser Antwort leider noch nicht viel anfangen. Daher bedeutete er ihm weiterzusprechen und nippte an seinem Getränk.

      »Also, komplett neu ist das hier für mich nicht. Ich war zwar noch nie auf einer solchen... Veranstaltung, aber früher, also im Studium, habe ich ein bisschen experimentiert und festgestellt, dass ich es mag, wenn ich... na ja, rumkommandiert werde.«

      Marek wollte ihn nicht unterbrechen, denn Jonas schien sich endlich etwas mehr zu öffnen und er wollte wirklich die ganze Geschichte hören, weil sie wirklich vielversprechend klang, aber es fiel ihm auch schwer, Jonas nicht auf sein falsches Bild von BDSM hinzuweisen.

      »Anja ist eher der souveräne, aber manchmal etwas unnahbare Typ. Das hat mir gefallen. Mir ihre Aufmerksamkeit auch mal verdienen zu müssen oder eben zurückgewiesen zu werden, wenn sie nicht mochte, hat es aufregend gemacht.«

      »Wusste sie, dass du sie als Domme angesehen hast?«, hakte Marek zweifelnd nach.

      Mit gesenktem Blick schüttelte Jonas den Kopf. »Nein. Vermutlich hat es deswegen nicht funktioniert.«

      »Trotzdem bist du mit ihr zusammengeblieben.«

      »Richtig. Als ich erkannt habe, dass ich sie eher damit nerve, wenn ich eine Reaktion provozieren wollte, obwohl sie eigentlich für eine Prüfung lernen musste oder sich für einen Mädelsabend fertig gemacht hat, habe ich damit aufgehört. Ich habe sie geliebt und wollte mit ihr zusammen sein, daher bin ich der Mann geworden, den sie lieben konnte. Damals war mir nicht klar, dass das so nicht funktionieren kann.«

      Verwirrt runzelte Marek die Stirn. »Aber ihr habt trotzdem geheiratet