Unbändig berührt. Jessica Martin

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Название Unbändig berührt
Автор произведения Jessica Martin
Жанр Языкознание
Серия Berührt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958238527



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wir nicht so lange durchgehalten. Darüber hinaus... Anja wollte keine Hausfrau sein, immerhin hat sie nicht studiert, um dann den ganzen Tag zu bügeln und die Wohnung zu putzen. Also hat sie an ihrer Karriere gearbeitet, während ich für meine Praxis geschuftet habe. Nebenbei haben wir Thea großgezogen und das Haus gebaut. Wir waren ein tolles Team, die besten Freunde, aber wir hatten einfach zu viel zu tun, um zu merken, dass wir uns nicht das geben können, was wir wirklich brauchen.«

      »Und was brauchst du wirklich?«, bohrte er nach.

      Jonas seufzte. »Das versuche ich noch rauszufinden.« Kurz zögerte er, daher hielt Marek sich mit seiner nächsten Frage ebenfalls zurück. »Das vorhin... da am Sofa... Das hat mir gefallen. Offensichtlich.«

      Schmunzelnd zog er Jonas noch ein Stück näher, sodass er über dessen Oberarm reiben, ihm aber noch ins Gesicht sehen konnte. »Es muss dir wirklich nicht unangenehm sein, dass du gekommen bist. Die meisten sind genau dafür hier.«

      Sein Nachbar verzog das Gesicht. »Aber sie überraschen den jeweils anderen damit sicher nicht dermaßen.«

      »Das stimmt«, sagte er leise lachend und trank sein Glas leer. »Was hat dich so scharfgemacht?«

      Die Röte war zurück und Marek stellte fest, dass es ihm immer besser gefiel, Jonas' Wangen zum Glühen zu bringen. Da er sowieso ein heller Typ war, sah man ihm schon die kleinste Verlegenheit an.

      »Ich... Es... Also...« Er schluckte schwer und seine Hand zuckte zu seinem Schritt, der sich deutlich ausbeulte. »Genau das.«

      »Es gefällt dir, wenn ich dich auffordere, etwas zu tun oder zu offenbaren, was dir eigentlich peinlich ist«, erkannte Marek und der Dom in ihm bombardierte ihn förmlich mit Spielideen, aber das war völlig unangemessen. Er wusste schließlich nicht mal, ob Jonas es überhaupt in Erwägung ziehen würde, mit ihm zu spielen. Außerdem war der Ausflug hierher nur ein Experiment für ihn und genau das wollte Marek nicht sein.

      »Ja«, bestätigte Jonas nickend. »Davon abgesehen, dass es mich schon völlig überwältigt hat, überhaupt hier zu sein. Das tut es immer noch.«

      »Verstehe.«

      Einen Moment lang schwiegen sie, bis ein Gong ertönte, der Marek daran erinnerte, warum er eigentlich hier war.

      »Trink dein Glas aus und komm mit zur Bühne«, bat er und als Jonas die Cola runtergestürzt hatte, zog er ihn hinter sich her, damit sie noch einen guten Platz bekamen.

      »Was passiert jetzt?« Panik schwang in Jonas' Stimme mit, daher legte Marek einen Arm um dessen Taille und zog ihn an seine Seite, als sie vor der Bühne standen.

      »Frank und Noah geben eine Wachs-Vorführung«, erklärte er und deutete auf die mit einem Plastiklaken abgedeckte Liege, die neben dem Tisch mit den Kerzen stand.

      Einen Augenblick später hatten sich alle Interessierten um die Bühne versammelt und die Veranstalterin der Party kündigte Frank und Noah an, die kurz darauf die Bühne betraten. Frank sah furchtbar nervös aus, während sein Sub über das ganze Gesicht strahlte und vor lauter Energie förmlich vibrierte.

      »Er freut sich tatsächlich darauf, gleich mit heißem Wachs übergossen zu werden, oder?«, murmelte Jonas, was Marek grinsen ließ.

      »Oh, auf jeden Fall. Als Frank ihm von der Vorführung erzählt hat, gab es kein Halten mehr.«

      Jonas nickte, doch er sah dabei eher nachdenklich aus. »Noah wirkt auf mich gar nicht devot.«

      Im ersten Moment war Marek zu perplex, um angemessen zu reagieren, aber zumindest konnte er sich das Lachen verkneifen. »Wieso nicht?«

      »Ich weiß nicht.« Mit ratloser Miene zuckte Jonas mit den Schultern. Er legte sogar den Kopf schief, während er das Treiben auf der Bühne beobachtete, was absolut putzig aussah. »Er wirkt eher... aufgedreht und nicht so, als würde er auf das hören, was man ihm sagt.

      »Genau das macht für Frank den Reiz aus«, verdeutlichte Marek. »Noah ist zwar eine Herausforderung, aber er ist Sub durch und durch. Er liebt es, von Frank dominiert zu werden. Seit die beiden zusammen sind, ist er erst richtig aufgeblüht.«

      »Dann gibt es unterschiedliche Arten, ein Sub zu sein?«

      »So viele, wie es Subs gibt«, sagte er lächelnd, denn Jonas' Erkenntnis war süß und zeigte gleichzeitig, wie unerfahren er war. »Es gibt verschiedene Grundtypen, aber den Sub gibt es nicht.«

      Als Jonas nickte und den Blick über das Publikum schweifen ließ, beschloss Marek, ihn noch etwas mehr zu locken. Schließlich war sein Nachbar hier, um mehr über sich und das, was er brauchte, herauszufinden.

      »Was denkst du, was du für ein Sub bist?«

      Abrupt fuhr Jonas zu ihm herum und starrte ihn mit großen Augen an. »Wie meinst du das?«

      Marek deutete auf Noah, der sich mit eingeöltem Oberkörper auf der Liege rekelte und es sichtlich genoss, dass Frank seine Arme über dem Kopf fixierte. »Bist du eher der aufgedrehte, rebellische Sub? Oder eher ruhig und hingebungsvoll? Brauchst du Disziplin und eine starke Hand, die dein Fehlverhalten konsequent bestraft, oder eher einen Dom, der dich mit Belohnungen locken und dazu bringen kann, deine schmutzigen Geheimnisse zu offenbaren?«

      Tief durchatmend schüttelte Jonas den Kopf. »Weiß ich nicht.«

      »Du hast vorhin erzählt, dass du Anja provoziert hast, um das zu bekommen, was du brauchst. Klingt für mich also eher nach Rebell als nach devotem Gehorsam«, warf Marek ein, woraufhin Jonas' Wangen wieder so bezaubernd rot wurden.

      »Ja, das stimmt. Aber ich weiß nicht, ob es nur der Reiz des Verbotenen war, der mir so gefallen hat. Sie kannte die Hintergedanken meiner Provokationen ja nicht. Daher konnte sie auch nicht angemessen darauf reagieren, also weiß ich auch nicht, ob es mir gefallen hätte.«

      »Welche Reaktion hast du dir denn gewünscht?«, hakte er nach, als Jonas nicht weitersprach, doch der zuckte nur mit den Schultern. Um ihm nicht das Gefühl zu vermitteln, bedrängt zu werden, und ihm etwas Freiraum zu geben, ließ Marek seinen Arm sinken und rückte ein wenig von ihm ab. »Okay, ich lasse dich vom Haken, aber dir muss klar sein, dass echtes BDSM auf Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen beruht. Egal, was du in Pornos gesehen oder in Geschichten gelesen hast, BDSM ist weit mehr als Rumkommandieren, Verhauen und Ficken.«

      Aus Jonas' Augen blickte ihm pure Unsicherheit entgegen und auch das zaghafte Nicken konnte Marek nicht davon überzeugen, dass er es wirklich verstanden hatte.

      »Tut das sehr weh?«, wollte Jonas wissen und deutete auf die Bühne, wo Frank routiniert damit begann, Noahs Bauch mit Wachs zu dekorieren, und nebenbei über die richtige Kerzenwahl und Fallhöhe sprach.

      Er ging auf Jonas' Themenwechsel ein, denn ihm war wichtig, dass sein Nachbar wusste, worauf er sich möglicherweise einließ. »Schon ein wenig. Aber jeder ist anders empfindlich und gerade am Bauch ist die Hitze in der Regel erträglich. Das Adrenalin hilft zusätzlich, den Schmerz in Lust zu verwandeln.« Der ausgewachsene Ständer in Noahs knappem Slip und das lustvolle Stöhnen, als Frank die Kerze nun über seine Brust bewegte, waren eindeutige Beweise für seine Worte.

      Neugierig, ob Jonas aus echtem Interesse am Spiel mit Wachs gefragt hatte, warf Marek einen Blick in dessen Schritt. Die vielversprechende Beule in seiner Jeans verriet seine Erregung, im Gegensatz zu seiner Mimik, denn er schaute sich die Vorführung zwar gespannt an, wirkte aber nicht sonderlich beeindruckt von dem, was er sah.

      »Heiß, hm?«

      Marek blickte sich nach rechts zu der fremden Stimme um. Ein Typ, den er hier noch nie gesehen hatte, war neben sie getreten und grinste Jonas an, während der ihn wie ein Reh im Scheinwerferlicht anstarrte.

      »Ähm... ja?«, brachte er hervor und tastete gleichzeitig nach der Leine, die sie immer noch miteinander verband. Als er sie in der Hand hatte, zog Marek von seiner Seite aus daran, um Jonas zu signalisieren, dass er bei ihm sicher war.

      Der Typ bemerkte die Bewegung und als er erkannte, wo die Leine endete, begegneten sich ihre Blicke. »Oh, Entschuldigung.