Chirurginnen. Volker Klimpel

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Название Chirurginnen
Автор произведения Volker Klimpel
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783942825887



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ist Chefärztin der ersten deutschen Adipositas­-Klinik an der Schön Klinik in Hamburg-Eilbek. Beate Herbig ist im Übrigen zusammen mit ihrer thoraxchirurgischen Kollegin Dr. Gunda Leschber aus Berlin die einzige Frau im 60 Köpfe umfassenden wissenschaftlichen Beirat der Chirurgenzeitung CHAZ.

      Für Aufsehen in den Medien sorgte 2015 die Wiener Professorin für Chirurgie Adelheid End (*1958), die sich gemobbt fühlte und ihren Arbeitgeber, das AKH Wien, und die Republik Österreich verklagte. Die „Thoraxchir­urgin aus Leidenschaft“ fühlte sich aus dem Operationsprogramm „eliminiert“. Wie so oft stand Aussage gegen Aussage. Die Chirurgin gewann zwar einige Prozesse, wird aber im Personalverzeichnis der Universität nicht mehr gelistet <QI19>. Zu den außergewöhnlichen Chirurginnen zählt auch Prof. Natascha Nüssler (*1966), die 2012 zur Ersten Vorsitzenden des „Konvents der leitenden Krankenhaus­chirurgen“ gewählt wurde. Frau Nüssler leitet die Abteilungen für Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Münchner Krankenhäusern Harlaching und Neuperlach <QI20>. Sie ist Mutter von drei Kindern! Ihre Devise: „Frauen müssen lernen, im Wettbewerb zu bestehen. Dazu brauchen sie Selbstbewusstsein. Bescheidenheit bringt einen nicht weit“. Als sie 2004 Zwillinge bekam, merkte sie, „dass ich an der Charité beruflich nicht mehr weiterkommen würde. Die Vorstellung, dass auch eine Frau im akademischen Umfeld mehr als Oberärztin werden kann, passte nicht in die gedankliche Welt meines Chefs!“ <QI21>.

      Oder nehmen wir Vera Kühne (*1968), die in Bischberg/Oberfranken lebt und international als „Notärztin aus Leidenschaft“ und Schiffsärztin tätig ist. Sie ist Chirurgin, Rettungsärztin und Tropenmedizinerin, Oberfeldärztin der Reserve und mit einem Bundeswehroffizier verheiratet [72].

      Die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg, Prof. Martina Kadmon (*1960) ist Chirurgin. Sie erwarb 2008 in Bern den Master of Medical Education, habilitierte 2010 in Heidelberg für Chirurgie und war von 2014 bis 2017 Studiendekanin an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswesen der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Ihr Amt als Gründungsdekanin in Augsburg trat sie im Mai 2017 an <QI22>. Martina Kadmon ist verheiratet und hat eine Tochter, den Operationssaal sieht sie nunmehr selten.

      Wie Miriam Rusznak engagiert sich auch die Chirurgin Inga Osmers (*1973) bei „Ärzte ohne Grenzen“. Sie ist an der Unfallklinik des Klinikum „Benjamin Franklin“ der FU Berlin und an der University of Alabama in den USA ausgebildet worden und hat an zahlreichen Hilfseinsätzen in Krisenregionen teilgenommen.

      Nicht unerwähnt bleiben darf, dass sich eine größere Anzahl von Chirurginnen in der DDR nach ihrem Facharztabschluss aufgrund der geregelten Arbeitszeiten der ambulanten Chirurgie in den staatlichen Polikliniken zugewandt hat. Hier haben sie fast die Hälfte der poliklinisch tätigen Chirurgen ausgemacht und bei allen Aufgaben, so auch in den Bereitschaftsdiensten, „ihren Mann gestanden“. Diese Chirurginnen haben viel zur Entwicklung des ambulanten Operierens beigetragen und sind auch als Chefärztinnen bzw. Abteilungsleiterinnen eingesetzt worden.

      Chirurginnen in den Medien sind heute eine alltägliche Erscheinung. Es wird viel kommuniziert. In einem Blog unter der Überschrift „Lehrjahre einer Schneiderin – Schneiden, Nähen, Knüpfen“ schildert eine junge Chirurgin, die sich selbst als „Chirurgenwelpe“ bezeichnet, auf erhellende Weise ihre Befindlichkeiten während und nach der chirurgischen Ausbildung <QI23>. In anderen Blogs heißt es humorig: „Werde Änderungsschneiderin“ oder „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: Chirurgin“ <QI24>. Mit „XX Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin“ gab es ein Spezialforum. Die Schlagzeilen sind heute freilich andere als vor Jahrzehnten. Die Frage, ob Frauen Chirurginnen werden können, sollen, dürfen, ist längst im positiven Sinne entschieden. Dass die Chirurgie „weiblicher“ geworden ist, ist ein Gemeinplatz. „In absehbarer Zeit werden wir deutlich mehr Chirurginnen als Chirurgen haben“, sagte 2014 Prof. Matthias Anthuber (*1959) auf dem Chirurgenkongress <QI25>. Stand 2000 waren allerdings erst 14 Prozent aller praktizierenden Chirurgen Frauen, 2017 dann immerhin schon 18 Prozent. Etwa 30 Prozent werden von den Frauen angestrebt, denn die Devise lautet „Frauen an die Front, sie sind fleißiger, bluttrockener und zarter“ [119].

      Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) veranstaltet Seminare wie „Chirurginnen auf dem Weg nach oben“, und für das Problem „Operieren in der Schwangerschaft“ existiert das Netzwerk OPIDS. Auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie startete 2015 auf Initiative der Chirurginnen Dr. Maya Niethard und Dr. Stefanie Donner die Aktion „Operieren in der Schwangerschaft“; nebenbei bemerkt konnten die beiden Damen auf eigene Erfahrungen mit dem Operieren in der Schwangerschaft verweisen <QI26>. Dürfen Frauen nun in der Schwangerschaft operieren? Ja, sie dürfen, wie in zahlreichen Studien und Statements nachgewiesen werden konnte [49]. Eine Ausgabe des ärztlichen Verlautbarungsorgans in der Heimat des Autors macht den „Mutterschutz im stationären Gesundheitswesen“ zu einem Hauptthema des Heftes [107]. Eine Kernaussage lautet: „Schwangere Ärztinnen sollen mit entscheiden“. Solche und ähnliche Berichte erreichen auch die Tagespresse. Dr. Frauke Fritze-Büttner (*1974), als chirurgische Oberärztin in nichtselbständiger Stellung in Berlin Lichtenberg Mitglied des Vorstandes des BDC, operierte nach eigenen Angaben bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat. Zwei