Название | Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert |
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Автор произведения | Malte Riemann |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783170327696 |
Irreguläre Kriege
Irreguläre Kriege müssen im Gegensatz zu regulären Kriegen verstanden werden. Diese Kriege bezeichnen Konflikte, in denen ein oder mehrere Staaten gegen irreguläre Kampfgruppen wie etwa Rebellen, Partisanen, Guerilleros oder Terroristen kämpfen. (Heuser 2013) Kennzeichnend für diese Form des Krieges ist das asymmetrische Verhältnis der Kriegsteilnehmer. (Münkler 2006) Diese Asymmetrie ist sowohl konzeptueller Natur, da sich nichtstaatliche und staatliche Kampfgruppen als Gegner gegenüberstehen, als auch materieller Natur, da irreguläre Kräfte zumeist über weit geringere Ressourcen als deren staatliche Gegner verfügen. Da irreguläre Kräfte im Allgemeinen nicht über weitreichende Ressourcen verfügen, ist das Kampfgebiet der irregulären Kriege zumeist das Land. Obwohl irreguläre Kräfte meist qualitativ und quantitativ schwächere Kräfte im Vergleich zu dessen staatlichen Kontrahenten haben, so können sie jedoch auf besondere Stärken zurückgreifen. Dies sind »ihre Beweglichkeit, ihr Tarnvermögen aufgrund ihrer geringen Stärke und leichten Bewaffnung und ihrer Möglichkeit, Zeit und Ort des Angriffs bestimmen zu können.« (Heuser 2013, S. 16) Hinzukommt, dass die ihnen zahlenmäßig und qualitativ überlegenen konventionellen Truppen in einem irregulären Krieg selbst Schwächen aufweisen. Konventionelle Truppen müssen meist in einem ihnen unbekannten Gebiet und inmitten einer fremden Kultur operieren. Außerdem stellt die Versorgung konventioneller Truppen oft eine Achillesferse dar. Irreguläre Kriege machen gegenwärtig die Mehrzahl der weltweiten kriegerischen Konflikte aus. In der Forschung hat sich daraufhin der Begriff der »Neuen Kriege« etabliert (Kaldor 2000; Münkler 2002), um diese von den regulären Kriegen, welche als »alte Kriege« bezeichnet werden, abzugrenzen. (
Tab. 1: Unterschiede zwischen regulären und irregulären Kriegen.
Reguläre KriegeIrreguläre Kriege
1.3 Moderne Kriegsführung
Dieses Buch beschreibt Entwicklungen des modernen Krieges. Hierbei soll jedoch nicht der philosophischen Frage nachgegangen werden, was »modern« bedeutet oder die »Moderne« als Epoche ist. (siehe hierzu z. B. Habermas 1989; Walker 1993; Bauman 2005) Moderne Kriegsführung in diesem Buch bezieht sich auf Entwicklungen des Kriegsgeschehens seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Obwohl sich der Krieg, wie oben beschrieben, nicht oder nur schwer definieren lässt, so muss doch eine Abgrenzung zu früheren Kriegen erfolgen. Dennoch lassen sich beim modernen Krieg eigentümliche Prozesse identifizieren, die den modernen Krieg von vorherigen Kriegen unterscheidet. Der moderne Krieg ist das Produkt dreier eigenständiger, jedoch eng miteinander verbundener Prozesse und Veränderungen, welche bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Diese sind administrativer, technologischer und ideologischer Natur.
Der administrative Aspekt des modernen Krieges bezieht sich auf den Aufstieg des modernen Staates. Die Schaffung von Staatlichkeit und staatlichen Streitkräften führte zu klaren Unterscheidungen, die zuvor nicht existierten oder vage waren. Zu diesen gehören die Unterscheidung zwischen
1) öffentlich und privat (d. h. staatlich und nichtstaatlich);
2) intern (was innerhalb des klar definierten Staatsgebiets geschieht) und extern (außerhalb dieses Gebiets);
3) dem rechtmäßigen Waffenträger (Soldat) und dem unrechtmäßigen (Kriminellen);
4) der zivilen und militärischen Domäne.
Auf der technologischen Ebene ist zunächst die sich stetig erhöhende Feuerkraft seit dem 16. Jahrhundert hervorzuheben. Hinzukommt die durch technologische Entwicklungen möglich gewordene Erschließung weiterer Ebenen (z. B. unter Wasser und in der Luft) der Kriegsführung. Ein letzter Aspekt bezieht sich auf die Kommunikationstechnologie. Telegrafen, Telefone, Computer und andere Informationssysteme erhöhten die Mobilisierungsgeschwindigkeit, verbesserten die Gefechtssteuerung und kreierten eine, wenn auch umstrittene (Rid 2018), neue Domäne der Kriegsführung (Cyber). Die ideologische Komponente bezieht sich auf die vor allem durch die Französische Revolution (1789) beschleunigte Verbindung von Massenarmee und Nationalismus, welche den Weg in eine Totalisierung des Krieges ebnete.
Ebenen der Kriegsführung
Generell wird bei der Führung eines Krieges zwischen drei Ebenen mit andersgearteter Entscheidungsgewalt unterschieden. (
• Die strategische Ebene der Kriegsführung ist der Politik zuzuordnen. In einem militärischen Konflikt formuliert die politische Ebene die Zielsetzung und legt das grundsätzliche militärische Vorgehen fest. Unter der Ägide der strategischen Zielsetzung ermittelt und bestimmt die Politik die nationalen Ressourcen, welche zur Erfüllung dieser notwendig sind und im Bereich des Möglichen liegen.
• Die operative Ebene der Kriegsführung bezieht sich auf die Planung und Ausführung militärischer Operationen im Hinblick auf die strategische Zielsetzung. Aufgabe der operativen Führung ist es, politische Absichten und militärstrategische Vorgaben in Befehle an die taktische Führung zu vermitteln. Hierbei definiert die operative Führung mögliche Ziele, fasst diese in operative Konzepte, Operationspläne sowie Operationsbefehle und koordiniert die Gesamtheit der dazu erforderlichen taktischen und logistischen Maßnahmen.
• Die taktische Ebene der Kriegsführung umschließt alle Sphären des direkten militärischen Gefechtes. Aufgabe der taktischen Ebene ist es, die Zielsetzungen der operativen Stufe durch die Planung und Ausführung militärischer Schlachten und Auseinandersetzungen auf dem Gefechtsfeld umzusetzen.
Abb. 1: Ebenen der Kriegsführung.
Formen und Domänen der Kriegsführung
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