Winterpony. Iain Lawrence

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Название Winterpony
Автор произведения Iain Lawrence
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783772545689



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der nächsten an Land gebracht wurde. Die Männer bauten eine Winterstation auf, angefangen mit einem großen Zelt und dann einer Hütte, die sie daneben errichteten. Ich hatte das Gefühl, dass ich nie zum Einsatz kommen würde.

      Doch endlich hörte ich das Klirren von Ponygeschirr. In meinen Ohren war es ein lieblicher Klang, aber es stellte sich heraus, dass die Arbeit härter war, als ich gedacht hatte. Es gab so viele Vorräte! Wir hatten genügend Nahrung und Ausrüstung dabei, um uns alle – Männer, Ponys und Hunde – durch den Winter zu bringen. Ich merkte, dass es etwas anderes ist, einen Schlitten zu ziehen, als Eisenschienen oder schwere Baumstämme zu schleppen. Wenn ich langsamer ging, überholte mich der Schlitten manchmal. und die schwere Querstange schlug mir gegen die Beine. Aber wenn ich versuchte, schneller zu gehen, blieb er im weichen Schnee stecken, und ich wurde in den Riemen zurückgerissen. Trotzdem zog ich fast achthundert Pfund auf einmal, quer über das Eis zum Strand und den Hügel hinauf zu der Stelle, wo die Station entstand. Dann trottete ich zurück und holte eine neue Ladung.

      Alle mussten mit anpacken, und wir gingen immer im Kreis, wie die Ketten an den Motorschlitten. Die lange Reihe von Ponys war ein schöner Anblick, wobei das Zugtier an der Spitze ständig wechselte. Onkel Bill, das größte Pony von allen, hatte tausend Pfund auf seinem Schlitten aufgeladen. Aber Michael, das kleinste, zog seinen Schlitten meistens am schnellsten.

      Ich wurde oft überholt. Der Weg vom Schiff zur Hütte, über das Eis und den Hügel hinauf, kam mir endlos lang vor. Der Teil der Arbeit gefiel mir nicht besonders. Viel schöner fand ich es, wenn ich mit dem leeren Schlitten zurücklaufen und warten konnte, bis die Männer ihn neu beladen hatten. Ein netter kleiner Mann namens Birdie Bowers war für das Material und die Vorräte zuständig, und er zählte jeden Sack und jede Kiste wie eine Henne ihre Eier. Er sorgte dafür, dass mein Schlitten nie zu schwer beladen wurde. Dann nahm der Ire Patrick Keohane mein Halfter und ließ mich in meinem eigenen Tempo den Hügel hinaufgehen.

      Der sture alte Weary Willy zog an mir vorbei, genau wie Nobby, der ungefähr so groß war wie ich, und auch der kleine Michael. Ich aber überholte Blossom und Blucher, die ziemlich alt waren. Und ich schoss geradezu an dem armen, uralten Jehu vorbei, der so langsam lief wie eine Schnecke. Die Reise hatte den ältesten Ponys arg zugesetzt, und er, Blossom und Blucher kämpften sich mit gesenkten Köpfen über das Eis, als ob sie durch einen Schneesturm marschierten. Jehus Ladung war kaum dreihundert Pfund schwer, und doch keuchte er bei jedem Schritt.

      Als ich ihn das erste Mal überholte, ging ich langsamer. Unsere Hufe knirschten gemeinsam im Schnee, hinter uns kratzten die Kufen der Schlitten. Jehu drehte den Kopf gerade so weit, dass er mich erkannte, und in seinem Blick lag die pure Angst. Wir wussten beide, was mit Ponys passierte, die nicht mithalten konnten.

      Dann sah ich, wer ihn führte: Es war Mr. Atkinson, einer der Doktoren, und er sah genauso sorgenvoll aus wie das Pony.

      «Armer alter Kerl», sagte er. «Er ist jetzt schon völlig fertig. Er wird den Winter nicht überstehen, keine Chance.»

      Mr. Keohane hielt mein Halfter fest. Seine Hand war immer an meinem Kopf. Durch seine pelzgefütterten Lederhandschuhe spürte ich seine Fingerknöchel an meiner Wange – ein Gefühl, das ich mochte. Kurz darauf hatten wir Jehu hinter uns gelassen.

      Mr. Atkinson rief uns nach: «Er wird der Nächste sein, nicht wahr? Dein Pony, meine ich.»

      «Oh nein, nicht James Pigg. Das glaube ich kaum», sagte Mr. Keohane. Er packte mein Halfter fester, und ich fühlte, wie sich seine Finger verkrampften. «Mach dir keine Sorgen, mein Junge», sagte er mit seiner weichen Stimme. «Mach dir bloß keine Sorgen.»

      Ich kümmerte mich nicht um das, was Mr. Atkinson sagte. Aber während ich meine Last zog, fragte ich mich unwillkürlich, ob ich wirklich bloß ein Klepper war, kaum besser als Jehu. Natürlich konnte ich mich nicht mit Onkel Bill messen. Ich war auch nicht so stark wie Bones, Guts, Punch und Nobby und konnte nicht so gleichmäßig laufen wie Snatcher und auch nicht so flink wie Victor. Aber ich hasste die Vorstellung, ein Klepper zu sein.

      Ich trat in den Schnee und schnaubte. Ich beschloss, dass ich noch härter arbeiten würde, so hart wie es mir möglich war. Ich würde Mr. Atkinson beweisen, dass er sich irrte.

      Als ich eines Tages am Schiff stand und wartete, ging Mr. Keohane zu Mr. Oates, um ihm mit Christopher zu helfen. Ich stand ein paar Meter vom Rand der Eisplatte entfernt, in der Nähe der mächtigen Ankerkette, die das Schiff an seinem Platz hielt. Zwei der Hunde waren an der Kette angebunden und hatten sich zu großen Pelzknäulen zusammengerollt.

      Hinter ihnen tauchten im Wasser die Finnen von Killerwalen auf. Ich hörte ihren prustenden Atem und sah die schmalen Gischtfontänen. Die Hunde wachten auf, gähnten und streckten sich und beäugten mich hungrig.

      Die Finnen glitten schnell durch das Wasser, stiegen auf und sanken wieder nach unten. Dann verschwanden sie alle miteinander, und das Meer war leer.

      Doch kurz darauf tauchten ihre Köpfe auf. Wie auf Kommando hoben sie sich aus dem Wasser, sieben Stück auf einmal, junge und alte Wale, und sie alle starrten mich mit diesem unheimlichen Blick an.

      Vom Schiff aus rief Mr. Scott: «Ponting! Schauen Sie sich die Wale an!»

      Mr. Ponting machte gerade Fotos von Pinguinen. Er griff sich seine große, hölzerne Kamera und kam über das Eis gerannt, mit Mantel, Fellstiefeln und einer Fellmütze, die auf seinem Kopf auf und ab wippte.

      Die Wale starrten weiter. Ihre weißen Zahnreihen glänzten. Mr. Ponting rannte zu den Hunden und kniete sich mit seiner Kamera hin.

      Plötzlich verschwanden die Wale. Sie versanken im Wasser, alle gleichzeitig, und Mr. Ponting machte ein enttäuschtes Gesicht. Einen Augenblick lang passierte gar nichts. Dann fingen die Hunde an zu bellen. Sie zerrten an ihren Stricken, als ob sie ins Meer springen wollten.

      Das Eis erzitterte. Einmal. Zweimal. Mr. Ponting schaute nach unten, und ich sah, wie sich das Eis rings um ihn nach oben schob. Die Hunde kläfften ohrenbetäubend laut. Von unten kam ein donnernder Knall; das Eis knackte, und dann drückte sich der Rücken eines Killerwals durch.

      Er schob sich einfach durch die Eisplatte, durch sechzig Zentimeter dickes Eis. Mr. Ponting fiel hintenüber. Ein zweiter Aufprall ertönte, gefolgt von einem Knall, und dann erschienen große Risse im Eis, wie ein Spinnennetz, das sich in alle Richtungen ausbreitete. Ein Riss raste geradewegs auf mich zu und wurde zu einer Zickzacklinie, je weiter er kam und je breiter er wurde. Direkt vor mir bog er ab. Ein zweiter Wal brach durch die Eisplatte, dann ein dritter, und unter mir donnerte und knallte es.

      Das Kläffen der Hunde verwandelte sich in ein jaulendes Heulen. Mr. Ponting sprang auf und rannte über das Eis, während sich rings um ihn herum Risse öffneten und er von Eisscholle zu Eisscholle springen musste. Die Schollen schaukelten und neigten sich zur Seite, dann flogen sie auseinander, und direkt hinter Mr. Ponting schoss der Kopf eines Wals in die Höhe. Die kleinen runden Äuglein zuckten hierhin und dorthin, dann erblickten sie den Mann. Die Kiefer öffneten und schlossen sich mit einem schlagenden Geräusch. Und Mr. Ponting rannte um sein Leben.

      Rechts und links, vor und hinter mir splitterte das Eis. Die Hunde heulten und kreischten. Mr. Meares rannte zu ihnen hin und brüllte die Wale an. Mr. Keohane eilte mir zu Hilfe.

      Ein Streifen Wasser umspülte meine Hufe, breit und schwarz, ein klaffender Spalt. Ich wollte zurückweichen, aber mein Schlitten hielt mich auf dem nachgebenden Eis fest. Ich drehte mich nach rechts und dann zum Schiff, und in Sekunden hatte ich mich in den Strängen verheddert. Das Auge eines Wals, glühend wie ein gelber Stein, spähte durch das Wasser zu mir empor. Dann krachte der Kopf durch das Eis.

      Die Eisscholle, auf der ich stand, legte sich schräg, und ich hätte beinahe mein Gleichgewicht verloren. Ich blickte dem Wal direkt in den Rachen, vorbei an den scharfen Zahnreihen, hinunter in die weit geöffnete Kehle, der ein fauliger und fischiger Atem entströmte.

      Überall stemmten die Wale jetzt ihre Köpfe durch das Eis. Sie lauerten, beäugten die Hunde, mich, Mr. Ponting, der sich auf dickerem Eis in Sicherheit gebracht hatte und schwer keuchend auf die Knie gesunken war. Ich sah, wie Mr. Meares über das Eis zu seinen Hunden sprang. Der