Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740951276



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Telefon klingelte. Der Geistliche nahm den Hörer ab.

      »Pfarrhaus St. Johann.«

      »Guten Abend«, hörte er eine Frauenstimme. »Delta Film- und Fernsehproduktion, Brigitte Granzinger. Spreche ich mit Pfarrer Trenker?«

      »Ja, der bin ich.«

      »Grüß Gott, Hochwürden«, sagte die Frau.

      »Herr Markus Bruckner hat mir Ihre Telefonnummer gegeben. Vielleicht haben Sie schon davon gehört, daß in Ihrem schönen Dorf eine Telenovela gedreht werden soll?«

      »Das habe ich, in der Tat, Frau Granzinger.«

      »Ja also…, ich bin die Produktionsassistentin. Der Bürgermeister rief vorhin an und äußerte die Vermutung, daß Sie vielleicht etwas dagegen einzuwenden hätten, wenn die Dreharbeiten in Ihrer Kirche stattfinden würden. Deshalb möcht’ ich mich gern’ mit Ihnen persönlich darüber unterhalten. Ich könnte übermorgen in St. Johann sein. Wäre es möglich, daß ich Sie dann aufsuche und wir darüber sprechen?«

      »Das ist sehr gut möglich, Frau Granzinger. Es wär’ mir auch ein Anliegen, über das Ganze informiert zu werden.«

      »Darf ich Ihren Worten entnehmen, daß Sie dem Projekt nicht gänzlich abgeneigt gegenüberstehen?« fragte sie hoffnungsvoll.

      »Das dürfen Sie, ja«, schmunzelte Sebastian.

      »Wunderbar.« Sie schien erleichtert aufzuatmen.

      »Dann sehen wir uns am Freitag. Paßt Ihnen fünfzehn Uhr?«

      »Ja, das paßt sehr gut, Frau Granzinger. Ich freue mich darauf, Ihre Bekanntschaft zu machen.«

      »Ich mich auch, Hochwürden. Bis übermorgen, und vielen Dank.«

      Sebastian legte auf. Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, daß der Bürgermeister erst Max vorgeschoben und dann bei der Frau vom Fernsehen angerufen hatte.

      »Als wenn ich ihm gleich den Kopf abreißen tät’!« murmelte er und ging in die Küche zum Abendessen.

      »Wer weiß, vielleicht werden S’ auch noch zum Fernsehstar«, meinte Sophie Tappert schmunzelnd, als sie sich über die Angelegenheit unterhielten.

      Der gute Hirte von St. Johann sah seine Haushälterin in gespieltem Entsetzen an.

      »Gott bewahre«, rief er, »das fehlte mir gerade noch!«

      *

      In ihrem Büro gab Brigitte Granzinger einen erleichterten Stoßseufzer von sich. Das Gespräch mit Pfarrer Trenker war beruhigend, hatte der Anruf des Bürgermeisters doch recht bedrohlich geklungen. Ein Verbot der Dreharbeiten in der Kirche hätte die ganze Produktion gefährdet. Dabei war alles schon weit fortgeschritten. Man hatte bereits die Schauspieler unter Vertrag genommen, und die ersten Drehbücher waren auch schon geschrieben.

      Die junge Frau stand auf und fuhr sich durch das lange blonde Haar. Brigitte Granzinger war sechs­undzwanzig Jahre alt, schlank und mittelgroß. Sie hatte ein apartes Gesicht, in den Mundwinkeln zeigten sich zwei lustige Grübchen, wenn sie lachte.

      Sie warf einen letzten Blick auf den aufgeräumten Schreibtisch, bevor sie in die leichte Jacke schlüpfte und das Büro verließ. Zwei Türen weiter klopfte sie an und betrat das ›Allerheiligste‹ der Delta Film- und Fernsehproduktion. Hier drinnen residierte der Chef der Firma, Hans Morgenthaler. Mit ihm saßen zwei weitere Männer in der elegant eingerichteten Besucherecke; Eduard Bachmann, genannt ›Eddy‹, und Thorsten Hofer, der Regisseur, der für die Fernsehserie verpflichtet worden war. Nachdem Markus Bruckner angerufen und seine Bedenken wegen Pfarrer Trenker geäußert hatte, waren sie zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Es stand viel auf dem Spiel. Zwar hätte man notfalls auf einen anderen Ort ausweichen können, aber gerade St. Johann brachte genau das Flair mit, das man sich vorgestellt hatte, als ›Rosen und Tränen‹ ausgebrütet worden war.

      Die drei Männer blickten der Produktionsassistentin gespannt entgegen.

      »Und?« fragte Eddy Bachmann.

      Brigitte lächelte.

      »Ich habe übermorgen einen Termin in St. Johann mit dem Pfarrer«, erklärte sie. »Am Telefon klang er gar nicht so übel. Jedenfalls scheint er nicht grundsätzlich gegen unser Vorhaben zu sein. Gleich morgen reise ich ab.«

      »Klasse!« rief Hans Morgenthaler erleichtert. »Komm, setz’ dich, Brigitte, darauf müssen wir anstoßen!«

      »Aber nur ein Glas«, sagte sie. »Ich möchte gleich nach Hause und alles für die Reise vorbereiten.«

      »Klar«, nickte der Chef. »Wie lange wirst du fort sein?«

      »Das Team reist Anfang übernächster Woche an«, antwortete sie. »Ich denk’, daß ich gleich dort bleibe und alles vorbereite. Es gibt da noch ein paar Gespräche, die ich führen muß, vor allem mit ein, zwei Bauern, auf deren Höfen einige Szenen gedreht werden sollen.«

      Sie nahm die Proseccoflasche aus dem Kühler und schenkte ein.

      Thorsten Hofer sah sie mit wohlgefälligem Blick an. Sie hatten sich erst vor kurzem, im Laufe der Vorgespräche, kennengelernt, und der Regisseur ließ keinen Zweifel daran, daß ihm die junge Frau ausgesprochen gut gefiel. Mehrmals hatte er schon versucht, sie zum Essen einzuladen, doch Brigitte hatte sich bisher standhaft geweigert.

      »Dann wäre es doch vielleicht von Vorteil, wenn ich Sie begleite«, meinte er. »Zusammen soll es uns schon gelingen, die Dörfler zu überreden.«

      Dabei zwinkerte er ihr zu.

      »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, entgegnete sie charmant. »Vielleicht wären wir zu abgelenkt…!«

      Thorsten Hofer verzog enttäuscht sein Gesicht, während die beiden anderen sich feixend angrinsten.

      »Nein, im Ernst«, setzte Brigitte hinzu, »ich kenne die Leute dort. Sie sind Fremden gegenüber nicht unbedingt gleich aufgeschlossen. Es ist besser, wenn ich alleine hinfahre und erst einmal vorfühle.«

      Außerdem gibt es noch einen anderen Grund, warum ich alleine ins Wachnertal will, dachte sie wenig später, als sie mit ihrem Wagen nach Hause fuhr. Einen sehr wichtigen Grund!

      *

      Brigitte Granzinger fuhr von der Bundesstraße ab und bog auf eine wenig befahrene Landstraße ein. Zwar verfügte ihr Auto über ein modernes Navigationssystem, aber das brauchte sie nicht, schließlich war ihr diese Gegend bekannt wie die eigene Westentasche.

      Ein wenig Herzklopfen hatte sie gehabt, als sie am Morgen die Fahrt antrat, und ein bißchen Aufregung war immer noch da. Es war das erste Mal seit sieben Jahren, daß sie wieder nach Hause fuhr, und sie fragte sich, ob sie willkommen sein würde…

      In Waldeck hatte sich kaum etwas verändert, stellte sie fest, als sie den Ort erreichte. Ein paar neue Häuser waren gebaut worden, wie es aussah, hatte man die Praxis des Doktors renoviert.

      Brigitte fuhr langsam und schaute sich alles ganz genau an. Und plötzlich überkam sie ein Kribbeln und eine Unruhe, die sie zuerst nicht recht einordnen konnte. Als sie dann vor dem Elternhaus stand, wußte sie es – es war das überwältigende Gefühl, wieder daheim zu sein!

      Die junge Frau strich ihre langen blonden Haare zurück und stieg aus. Ein paar Gesichter drehten sich neugierig nach ihr um. Sie blickte zurück, erkannte aber niemanden. Dann schritt sie zur Tür und legte den Finger auf den Klingelknopf.

      Es dauerte eine Weile, bis sich hinter der Milchglasscheibe etwas rührte. Ein Schlüssel wurde herumgedreht, und die Tür öffnete sich einen Spalt.

      »Grüß dich, Rosel«, sagte Brigitte zu ihrer Schwester. »Darf ich hereinkommen?«

      Die Augen der Frau in der Tür weiteten sich.

      »Du?« stieß Rosel Granzinger hervor.

      Brigitte nickte.

      Das Gesicht ihrer Schwester zeigte eine Mischung aus