Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740951276



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sagte er. »Hast’ mal wieder eine Heilquelle auf Gemeindegrund entdeckt, oder was ist der Grund für deinen grenzenlosen Optimismus?«

      Sepp kam mit einem schwerbeladenen Tablett an den Tisch, natürlich hatte er für sich auch ein Bier mitgebracht, und setzte sich dazu.

      »St. Johann wird Schauplatz einer Fernsehserie«, verkündete der Bruckner-Markus und schaute triumphierend grinsend in die Runde. »Da staunt ihr, was? Da hat’s euch die Stimme verschlagen. Prost!«

      »Was ist das denn jetzt wieder für ein Schmarrn?« wollte Max Trenker wissen und wischte sich den Mund ab. »Fernsehserie! Geht’s net ein bissel genauer?«

      »Gemach«, winkte der Bürgermeister ab. »Ich spann euch ja net länger auf die Folter. Also, vor ein paar Wochen hat mein Büro eine Anfrage von seinem Fernsehsender erhalten, ob wir die Erlaubnis geben würden, daß hier eine… äh, Telenovela heißt das, glaub’ ich, gedreht werden darf.«

      Markus Bruckner lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

      »Na ja, ich hab’ dann ein paarmal mit einem der Herren vom Fernsehen telefoniert und mir auch ein paar Unterlagen schicken lassen«, erzählte er, »und gerad’ eben bekam ich die Nachricht, daß in zwei Wochen das erste Team herkommt und alles vorbereitet, damit in der Woche darauf mit den Dreharbeiten begonnen werden kann.«

      Beifallsheischend schaute er in die Runde.

      »Na, was sagt ihr jetzt?«

      Natürlich wurde diese Neuigkeit sofort diskutiert. Während die einen sich der Euphorie ihres Bürgermeisters anschlossen, waren andere eher skeptisch.

      »Was ist denn das überhaupt, so eine Telenovela, oder wie das heißt?« rief ein Bauer von einem der Nachbartische herüber.

      »Genau das, was deine Frau jeden Nachmittag im Fernsehen anschaut, während du auf dem Feld bist«, feixte ein anderer.

      »Ein Fernsehserie halt«, antwortete der Bürgermeister. »Mit hübschen Madln und feschen Burschen, und Liebe und Romantik gehören freilich auch dazu. Ich sag’ euch, das wird ein Renner, wenn ›Rosen und Tränen‹ erst einmal über die Mattscheibe flimmert.«

      »Und das soll also hier bei uns im Dorf gedreht werden?« hakte Max nach.

      »Ja«, nickte Markus Bruckner. »Es geht darum, so eine Serie einmal im alpenländischen Milieu spielen zu lassen. Wie mir der zuständige Produzent erzählte, war vor geraumer Zeit einer seiner Mitarbeiter hier und hat sich umgeschaut. Und herausgekommen ist dabei, daß es genau bei uns die romantischen Orte gibt, die dafür gebraucht werden.«

      »Und was sollen das für Orte sein?« fragte der Polizist.

      »Na ja, das Dorf selbst natürlich, dann wollen s’ auf einer Almhütte drehen, oben an der Kachlachklamm.«

      »Überall im Dorf?« wollte Max es genau wissen.

      Markus Bruckner wand sich, schien irgend etwas noch für sich behalten zu wollen.

      »Tja… in der Kirche…«, antwortete er stockend, »und vielleicht im Jagdschloß…«

      »Und du denkst wirklich, daß mein Bruder dazu seine Einwilligung gibt?« lachte Max auf. »Das glaub’ ich nie und nimmer, Markus. Das schlag’ dir mal aus dem Kopf.«

      Der Bürgermeister sah ihn beinahe flehentlich an.

      »Bitte, Max«, sagte er, »diese Serie ist ungeheuer wichtig für St. Johann! Denk’ doch nur an das

      Image, das wir als romantisches Dorf weltweit bekommen. Was glaubst’ wohl, wie das den Tourismus ankurbelt? Max, du mußt deinem Bruder gut zureden. Es steht dabei für uns viel auf dem Spiel.«

      »Also, wenn’s richtig läuft, dann bau’ ich an«, meinte Sepp Reisinger sofort.

      »Für dich ist da ohnehin einiges drinn«, meinte Markus. »Das Vorbereitungsteam wird in der Pension Edelweiß untergebracht, aber wenn nachher die ganzen Schauspieler kommen, dann geht’s erst richtig los – die sollen alle bei dir im Hotel wohnen.«

      Die Augen des Wirtes leuchteten.

      »Fang’ bloß net jetzt schon an, das Geld zu zählen«, mahnte Max. »Noch klingelt’s net in der Kasse. Und was deine Bitte angeht, Bürgermeister, ich glaub’ net, daß mein Bruder sich da wird beeinflussen lassen. Auch net von mir. Der entscheidet nämlich, nach bestem Wissen und Gewissen, selbst.«

      Er zuckte die Schultern.

      »Aber wer weiß«, setzte er schulterzuckend hinzu, »vielleicht ist er ja damit einverstanden, daß in der Kirche gedreht werden soll, und was Hubertusbrunn angeht, im Jagdschloß sind in den nächsten Woche eh keine Jugendgruppen untergebracht.«

      Markus Bruckner holte tief Luft. Vor dem Gang zum Bergpfarrer hatte er am meisten Angst. Aber das, was Max eben gesagt hatte, machte ihm schon wieder ein bissel Mut.

      »Also, Sepp, dann bring’ uns eine Runde Obstler, und dann stoßen wir auf die neue Telenovela ›Rosen und Tränen‹ an.«

      Zustimmendes Gemurmel schien jetzt die Skeptiker zu übertönen, was freilich auch an der Freirunde liegen konnte…

      *

      »Eine Telenovela?«

      Sebastian Trenker schaute seinen Bruder ungläubig an.

      »Hier, bei uns?«

      Max nickte.

      »Der Bruckner sagt, die Fernsehleute während ganz wild darauf, hier zu drehen.«

      »Ich weiß net«, meinte der Bergpfarrer. »Das gibt doch allerhand Aufregung, wenn so eine ganze Fernsehserie gedreht wird.«

      Er breitete die Arme aus.

      »Einerseits hat unser Bürgermeister natürlich recht, wenn das Dorf erst einmal im Fernsehen ist, gibt das natürlich einen gewissen Reklameeffekt. Andererseits – denk’ nur mal an diese Krankenhausserie, die vor über zwanzig Jahren im Schwarzwald gedreht wurde, Da sind die Zuschauer mit Bussen hingepilgert, um sich das alles anzuschauen. Ob ich soviel Auftrieb hier haben will, also das möcht’ ich bezweifeln.«

      Sein Bruder schmunzelte.

      »Ja, ich weiß noch. Die Mama hat’s sich auch immer angeschaut.«

      Sebastian lächelte.

      »Gott sei Dank hat sie aber genau zwischen Realität und Fernsehen unterscheiden können. Für sie war es eben nur Unterhaltung.«

      »Dafür hat der Papa lieber die Sportschau eingeschaltet«, schwelgte Max in Erinnerung an die Eltern.

      Er sah Sebastian fragend an.

      »Und hättest’ was dagegen, wenn in der Kirche und im Jagschloß gedreht würd’?«

      »Hubertusbrunn steht ja frei, und in die Kirche kommen tagtäglich Touristen und fotografieren oder machen Videoaufnahmen. Freilich werd’ ich mit den Verantwortlichen reden und mit ihnen alles absprechen müssen. Das Filmen ist während der Messe natürlich untersagt, aber sonst werd’ ich wohl kaum was dagegen haben können.«

      »Da wird dem Bürgermeister aber ein Stein vom Herzen fallen«, grinste Max. »Der hat nämlich eine Heidenangst, daß du es verbieten würdest.«

      Der Polizist schaute auf die Uhr.

      »So, Claudia wird gleich zu Haus’ sein«, sagte er und stand auf. »Einen schönen Abend noch.«

      »Euch auch«, erwiderte der Bergpfarrer und brachte seinen Bruder zur Tür. »Liebe Grüße an Claudia.«

      »Richt’ ich aus!« Max verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken, er hatte es sehr eilig, zu seiner Claudia zu kommen.

      Sebastian schloß die Tür hinter ihm und ging nachdenklich in sein Arbeitszimmer. Dort setzte er sich hinter den Schreibtisch und ließ sich die Angelegenheit noch einmal durch den Kopf gehen.

      Im Grunde hatte er nichts gegen