Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Название Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman
Автор произведения Toni Waidacher
Жанр Языкознание
Серия Der Bergpfarrer Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740951276



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geh’n, wenn er wieder ausgeschmollt hat.«

      »Ich weiß wirklich net, was er hat«, hob Peter hilflos die Arme.

      »Das geht schon wieder vorüber, mach’ dir keine Gedanken.«

      Das tat der Vater indes doch. Es war gar nicht mal das Füttern der Hündin gewesen, das ihn so aufgebracht hatte, sondern vielmehr die Reaktion, die Martin gezeigt hatte, als Alexandra an seine Stirn faßte. Gerade ihr gegenüber hätte Peter es nicht vermutet.

      »Irgendwas brütet der Bursche aus«, meinte er kopfschüttelnd. »Hoffentlich wird er net wirklich krank.«

      »Wir werden ihn genau beobachten und wenn’s nötig ist, gehst’ mit ihm zum Arzt.«

      Sie schauten zum Fenster hinaus. Am Himmel hingen graue Wolken, auch wenn es heute noch nicht geregnet hatte. Aus diesem Grund war im Frühstücksraum gedeckt worden.

      »Viel unternehmen kann man heut’ wohl net«, sagte die Anwältin. »Hoffentlich ist morgen besseres Wetter, damit Martin und ich wieder ausreiten können.«

      »Vielleicht können wir nachher in die Stadt fahren«, schlug Peter Reinicke vor. »Der Bub braucht dringend ein paar neue Schuhe. Die, die er jetzt anhat, sind ihm schon wieder zu klein.«

      »Aus kleinen Kindern werden eben große Leut’«, schmunzelte sie.

      »Wem sagst du das«, nickte er.

      Gestern abend waren sie noch eine ganze Weile auf der Terrasse gewesen. Das heikle Thema ›Heirat‹ wurde nicht mehr angesprochen, und heute morgen begrüßten sie sich, als habe es nie dieses Gespräch gegeben.

      »Na, dann schau’ ich mal nach ihm«, meinte Peter und erhob sich. »Klopfst du, wenn du soweit bist?«

      »Mach’ ich«, antwortete Alexandra und stand ebenfalls auf.

      Sie ging die Treppe hinauf, während Peter in das Zimmer ging, das er und Martin bewohnten. Sein Sohn lag ausgestreckt auf dem Bett und starrte an die Decke. Er setzte sich zu ihm.

      »Was ist los, hm?« fragte er sanft.

      Der Bub wischte sich über das Gesicht und drängte sich an seinen Vater.

      »Es tut mir leid«, sagte er leise.

      Peter strich ihm über den Kopf.

      »Hast du Lust, die Kirche anzuschauen?«

      Martin nickte.

      »Na, dann komm. Biene wird ein kleiner Spaziergang auch guttun, und nachher fahren wir in die Stadt und kaufen ein Paar neue Schuhe für dich.«

      Es klopfte an der Tür. Alexandra stand davor, als Peter öffnete.

      »Wir sind soweit«, lächelte er.

      Die Anwältin verlor kein Wort über Martins Verhalten. Sie nickte ihm nur aufmunternd zu, als sie aus der Pension gingen.

      »Du mußt leider draußen bleiben«, sagte Martin zu seiner Hündin und band sie vor der Kirche fest.

      Vater und Sohn staunten, als sie das Gotteshaus betraten.

      »Wunderschön«, flüsterte Peter Reinicke.

      Langsam gingen sie durch das Kirchenschiff und schauten sich um. Alexandra, die schon öfter hier gewesen war, führte sie herum und zeigte ihnen die wertvolle Madonnenstatue.

      »Einmal sind Diebe eingebrochen und haben sie gestohlen«, erzählte sie. »Aber Pfarrer Trenker und sein Bruder, der ist bei der Polizei, haben die Kirchenräuber überführt und die Madonna zurückgeholt. Jetzt ist die Statue durch eine Alarmanlage gesichert.«

      »Ach, da sind ja meine Bergkameraden«, vernahmen sie plötzlich die Stimme des Geistlichen.

      Von ihnen unbemerkt hatte Sebastian die Kirche betreten.

      »Grüß Gott. Na, habt ihr uns’re Wanderung gut überstanden?«

      Die drei bejahten. Der gute Hirte von St. Johann freute sich zu hören, daß Alexandra und Peter am Abend zum Tanzen gehen wollten.

      »Dann schlag’ ich vor, daß ihr vorher zum Essen ins Pfarrhaus kommt«, sagte er. »Anschließend geh’n wir zusammen in den Löwen. Ich war schon lang’ net mehr dort. Und mein Bruder und seine Frau werden sich freuen, euch kennenzulernen.«

      Der letzte Satz galt Vater und Sohn, denn Alexandra war schon öfter Gast im Pfarrhaus gewesen.

      »So eine Einladung können wir natürlich net ausschlagen«, meinte sie. »Da würd’ uns ja was ganz Besond’res entgehen.«

      Damit spielte sie auf die Kochkünste der Haushälterin an.

      »Fein, dann erwarten wir euch so gegen halb sieben, damit es net gar so spät wird«, verabschiedete sich Sebastian.

      »Daß Hochwürden auch auf den Tanzabend geht, hätt’ ich net gedacht«, sagte Peter, als sie die Kirche verließen und den Kiesweg hinuntergingen.

      »Du wirst dich wundern, wenn du siehst, was für eine flotte Sohle er aufs Parkett legt«, lachte Alexandra. »Pfarrer Trenker ist nämlich ein ausgezeichneter Tänzer.«

      *

      Dr. Adrian Heller fluchte fürchterlich und hielt am Straßenrand. Vor ihm blinkte es im Armaturenbrett. Vor wenigen Minuten fing der Motor des teuren Luxusautos an zu stottern, dann leuchteten plötzlich sämtliche Lichter auf, und schließlich rollte der Wagen immer langsamer. Dem Arzt gelang es gerade noch, rechts ran zu fahren und die Warnblinkanlage einzuschalten.

      »Himmelherrgott, was ist das denn?« rief er ungehalten.

      Nicht weniger als Neunzigtausend Euro kostete das Auto. Vor sieben Wochen erst hatte er es angeschafft, und nun streikte der Wagen.

      Draußen prasselte der Regen auf das Dach und die Windschutzscheibe. Über ganz Oberbayern ging ein starkes Gewitter nieder. Blitze zuckten am Himmel, und der Donner grollte.

      Adrian Heller wartete einen Moment. Die Lichter waren verloschen, und er versuchte zu starten.

      Nichts!

      Der Wagen tat keinen Mucks. Weder die Batterie schnarrte, noch der Anlasser, geschweige, daß der Motor angesprungen wäre.

      Mißmutig starrte der Arzt nach draußen. Die Motorhaube öffnen und selber nachschauen hatte wohl keinen Sinn. Abgesehen davon, daß in modernen Autos mehr Technik und Elektronik steckte, als noch vor ein paar Jahren, und er ohnehin nichts davon verstand, würde er in Sekunden bis auf die Haut durchnäßt werden. Verärgert nahm er sein Handy und wählte die Nummer der Pannenhilfe. Nachdem er seinen Standort durchgegeben hatte – er befand sich gut dreißig Kilometer von St. Johann entfernt – versprach der Mann am anderen Ende der Leitung, sofort die nächstgelegene Werkstatt zu informieren. Allerdings würde sich der Anrufer gedulden müssen; es sei Samstagabend, und fraglich, ob überhaupt ein Notdienst in dieser abgelegenen Ecke verfügbar wäre.

      Also lehnte sich Adrian zurück und wappnete sich mit Geduld.

      Der Tag hatte schon denkbar schlecht angefangen. Eigentlich hatte er am Morgen losfahren wollen, doch dann war ein Notruf aus der Klinik gekommen. Einer seiner Privatpatienten war am frühen Morgen, nach einer komplizierten Operation am Vortag, kollabiert. Sein Zustand war so besorgniserregend, daß der diensthabende Arzt die Verantwortung nicht übernehmen wollte und veranlaßte, daß Dr. Heller gerufen wurde. Es dauerte einige Stunden, bis es Adrian gelang, den Kranken zu stabilisieren. Allerdings konnte er erst am späten Nachmittag in Richtung St. Johann fahren.

      Vor ihm tauchten die Scheinwerfer eines Autos aus der Dunkelheit auf. Der Arzt atmete erleichtert auf, als er den Wagen einer Reparaturwerkstatt erkannte. Gott sei Dank hatte der Regen nachgelassen, als er ausstieg.

      »Grüß Gott, was hat er denn?« fragte der ältere Mann.

      Adrian erklärte, was geschehen war.

      »Hm, hört sich kompliziert an«, meinte der Monteur und setzte sich in das Auto des Arztes. »Wahrscheinlich