Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Название Die Legende vom Hermunduren
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347035836



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mir Scribonius das zutrauen, ohne misstrauisch zu werden?“ fahndete der Germane nach des Legats Ansicht.

      Verginius Rufus betrachtete sich Gerwin genauer. „Jeder sieht dir deine Jugend an. Letztlich bist du doch nur mein Diener… Warum soll dir nicht ein Glücksfall widerfahren sein, zumal der Kerl förmlich auf deine Füße zu kroch… Der Gladius in deiner Hand war wohl überzeugend genug.“ Rufus lächelte. „Du bist ein gerissener Hund! Und weiter…“

      „Das reicht, um den Treverer vor dem Statthalter zu erniedrigen… Jetzt lügen wir ein wenig… Von den Brüdern, dem Senat und dem Auftrag zu deiner Tötung wird, aus unserer Richtung, kein Wort fallen. Das hört der kluge Treverer und wird sehr wohl begreifen, dass unser Schweigen dazu einen Grund besitzt.“

      Gerwin lächelte den Legat an und dieser grinste zurück.

      „Dafür bezichtigen wir ihn ein falscher Hund zu sein, der dir, im Auftrag der Gallier, einen Vorschlag unterbreitete, den du als Verrat an Rom bezeichnest und niemals annehmen würdest… Der Kerl verdiene den Tod, die schlimmste Folter und den Zorn aller gerechten Götter! Du kannst an dieser Stelle ruhig all deine Wut über den Überfall ausnutzen, nur musst du darauf achten, kein falsches Wort auszusprechen.“

      Der Legat nickte. Er verstand und je weiter des Germanen Worte drängten, desto sicherer wurde er sich im bevorstehenden Spaß.

      „Der Kerl ist doch Treverer, also auch ein Kelte und was liegt näher, als zu vermuten, dass der Kerl zu diesen Aufständischen gehört… Scribonius kennt doch diese Zusammenhänge…“ Gerwin wartete auf ein günstiges Zeichen des Legats, sah dessen Glitzern in den Augen und setzte fort: „Er könnte zwei Dinge glauben… Erstens könntest du von dem Haeduer selbst angesprochen worden sein… Das aber schließt du allein durch deine Wut gegenüber dem Treverer aus. In dem du den Namen des Haeduer, wir wissen ja das er diesen kennt, aus dessen Mund abforderst, täuschst du Scribonius und weist gleichzeitig auf deine Quelle für die Mitteilung hin. Was also wird der Statthalter glauben?“

      Verginius Rufus schwieg. Er wartete und wollte des Hermunduren Gedanken nicht unterbrechen.

      „Erst einmal begreift Scribonius bei dieser Anklage, dass der Treverer Julius Tutor, der diesen Anschlag vorbereitete und durchführte, sowohl zur Beteiligung der Brüder geschwiegen und in seinem Verhör nur vom Haeduer gesprochen hätte… Die Brüder sind, durch des Mannes Täuschung uns gegenüber, sicher und werden den Treverer, für seinen Misserfolg, kaum tadeln… Dessen Täuschung, so werden die Brüder glauben, schließt eine Widerholung des Anschlags doch nicht aus…“ Gerwin wartete, bis der Legat die Hinterlist erfasste.

      „Auch Tutor ist über jeden Verdacht erhaben, ja er wird deren Bewunderung ernten, weil er uns erfolgreich zum Narren hielt. Letztlich glauben sie an seine Treue, ihnen und der Sache gegenüber… und lachen sich über unsere Dummheit tot. Was aber denkt der Treverer?“

      „Hermundure Gerwin, ich zolle dir Hochachtung. So ein verwerflicher Plan wäre mir niemals eingefallen… Was denkt der Treverer?“ wiederholte der Legat Gerwins letzte Frage.

      „Der Treverer sieht sich zwischen zwei Fronten, die ihn beide mit dem Tod bedrohen… Uns fürchtet er, weil nur ein Wort von dir, gegenüber dem Scribonius, dessen Tod bewirkt!“ Der Legat nickte gedankenverloren.

      „Das begreift auch Julius Tutor sehr schnell. Weil wir ihn beim Statthalter lassen, könnte er uns, nach dieser Scharade, zwar verraten, doch das würde seine Glaubwürdigkeit deshalb erschüttern, weil er zuvor unsere Lügen mit trug. Dann eine weitere Täuschung anzuführen, er hätte nur geschwiegen, weil wir noch zugegen waren, dürfte bei Scribonius Proculus wenig Verständnis finden…“ Gerwin blickte zu dem neben ihm schreitenden Legat und grinste.

      „Der Statthalter neigt zu Wutausbrüchen und erkennt dann kaum seinen eigenen Bruder! Warum sollte ihn dann der Tod des Julius Tutor beirren… Ist Tutor tot, dann ist es eben so… Wir haben keinen Schaden dadurch. Aber Tutor kennt die Brüder und soweit wie ich hörte, unterscheiden sich beide nicht so sehr… Also wird er des Statthalters Wut zu vermeiden trachten und einen derartigen Leichtsinnsfehler kaum begehen… Er wird an uns keinen Verrat begehen. Diese Sache ist zu fein geplant… Also bleibt er in der Gnade der Statthalter Scribonius, wird seinen Verrat an uns verschweigen und hoffen, dass sich an unserem Schweigen nichts ändert. Als Nächstes wird er sich unser Schweigen, mit der einen oder anderen Nachricht, erkaufen…“

      Sie gingen langsam zurück, stiegen die Treppe hinauf und plötzlich hielt der Legat Gerwin zurück.

      „Was machen wir mit Tremorinus?“ fragte er.

      „Den nehmen wir mit! Der Obertribun ist ein zu kluger Mann und was weiß er schon? Sind wir zu dritt, wird es keiner wagen, uns anzugreifen… Außerdem, davon bin ich überzeugt, ist Tremorinus dir treu! Er weiß, was er dir verdankt und solange du Legat bis, bleibt er dir als Obertribun erhalten. Der Mann ist zu gut für einen anderen Posten und höher… kann er kaum steigen…“

      „Diese Erkenntnis, Germane, sollten meine Götter gehört haben…“

      5. Die Anklage

       66 nach Christus - Sommer (20. Augustus)

       Imperium Romanum – Mogontiacum

      Dieses Mal schlug Verginius Rufus den schweren Vorhang zu seinem Arbeitsraum selbst zur Seite. Mitten im Raum saß der Gefangene auf dem Boden und Tremorinus im Korbsessel, etwa zwei Schritte von dem Mann entfernt.

      Tremorinus spielte, in seinen Händen, mit einem kleinen zierlichen Dolch, dessen Klinge zu einer äußeren Rundung gezogen war und in einer nach Innen verlaufenden zweiteiligen Spitze endete.

      „Ich sehe, ihr habt euch inzwischen angefreundet…“ bemerkte der Legat mit Sarkasmus und Hohn in der Stimme.

      „So kann man es auch bezeichnen…“ knurrte der Gefangene und erhob sich. Ein Blick von Tremorinus warnte ihn.

      „Gut, dann werden wir jetzt einen kleinen Gang an die frische Luft unternehmen und unsere Gemüter etwas abkühlen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies deine Erinnerungen auffrischt und du mit weiterem Wissenswertem aufwarten wirst…“

      Gerwin ergriff das Ende des Strickes, das in der Schlinge um den Hals des Treverer mündete. In seiner kompletten Verschnürung blieb dem Gefangenen nur übrig, in Folgsamkeit jedem Ruck am Ende des Seils, zu gehorchen.

      „Verdammt Legat, du könntest mich von dieser lästigen Verpackung meiner Arme befreien und auch die Schlinge erscheint mir, nach unserer Übereinkunft, unangebracht.“

      Der Legat überging die Worte des Gefangenen.

      Ein kurzer Ruf, mit der Forderung von zwei Legionären zur Begleitung und die Anweisung, das Ende des Seils und die Arme des Gefangenen zu ergreifen, vergrößerte die Gruppe, die zielstrebig auf die Principia und die dort befindlichen Arbeitsräume des Legatus Augusti pro Praetore zuhielten.

      Als die Posten am Eingang zur Principia erkannten, wer auf sie zumarschierte, ergriff die Männer einesteils Verblüffung und andererseits Neugier. Alle jemals als Wachen dort eingesetzten Miles wussten von der Tatsache, dass Verginius Rufus das Betreten dieses Gebäudes tunlichst vermied. Es stellte sich dem Aufzug, weder in einem der Korridore, noch am Eingang zum Allerheiligsten des Statthalters, auch nur ein Legionär in den Weg. So verbissen wie der Legat der Primigenia blickte, schien ein Aufhalten des Zuges schier unmöglich, ohne einen Ausbruch des Vulkans in Verginius Rufus herauszufordern. Die Tür zum Arbeitsraum des Statthalters flog auf und der Blick des Scribonius erfasste einen in Wut entbrannten Legatus Legionis.

      Nach einigen wenigen Schritten zur Seite tretend, gab der Legat den Blick auf einen Gefangenen frei. Im gleichen Augenblick trafen Stoss und Tritt, den am ganzen Körper Gefesselten, so dass dieser auf Bauch und Brust landete, ohne sich mit den Armen abfangen zu können.

      „Was soll der Auftritt, Verginius Rufus?“ Zorn wallte in dem Mann auf, der die Macht im Militärterritorium ausübte. Sein Gesicht lief hochrot an, sein ins Graue wechselndes Kopfhaar stand wie immer und verlieh ihm den Ausdruck eines hinter einem Tisch