Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse

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Название Die Legende vom Hermunduren
Автор произведения G. K. Grasse
Жанр Контркультура
Серия Die Legende vom Hermunduren
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347035836



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ins Praetorium begeben und auf der Empore, vor dem schweren Vorhang, auf allzu Neugierige achten. Bringe ihn vor Ort und dann stürze zu mir ins Zimmer. Wer auch immer dort anwesend ist, nimm ihn fest! Stecke ihn in den Carcer. Der Legat und ich werden noch einen kleinen Umweg nehmen, damit du Zeit für diese Vorbereitungen hast. Warte vor meinem Zimmer auf uns.“

      Tremorinus zeigte sein Erstaunen. „Herr…“ sprach er den Legat an, wurde jedoch sofort unterbrochen.

      „Tue, was Gerwin dir sagt!“

      Tremorinus schwenkte ab und suchte seine Unterkunft auf, dort seinen Gefährten und Freund vermutend.

      „Herr, vertraust du deinem Obertribun?“ Gerwins Frage überraschte den Legat.

      „Hast du mich nicht selbst seiner Treue versichert…“

      „Ich traue ihm, nur ist das nicht wichtig… Du musst ihm vertrauen… oder ihn wegschicken… Wenn wir in deinem Dienstraum verschwinden, ist dort deine Sicherheit geprüft. Deine eigenen Wachen versehen ihren Dienst im Praetorium.“

      „Warum deine Sorge?“ Verginius Rufus schien ungehalten.

      „Herr, mit unserem Rückzug vom Scribonius ist dein Leben, selbst hier im Castellum, bedroht. Er ist der Befehlshaber und wird seine Macht nutzen, um dir zu schaden… Vielleicht dich selbst hier zu töten versuchen… Der Treverer könnte auch uns getäuscht haben…“

      Ein nicht mehr so ganz zufriedener Legat begann über des Hermunduren Worte nachzudenken. Gerwin sah aus seiner entfernten Position, wie Belletor und Obertribun Tremorinus das Praetorium betraten.

      Obertribun Tremorinus, die Wachen nach dem Legat sowie dem Germanen befragend, drang anschließend in das Zimmer des Hermunduren ein. Bei offener Tür übersah er den Raum und fand weder den Germanen noch einen Anderen vor. Er schloss die Tür und begann zu warten. Belletor stand bei der Wache am Aufgang zur Empore und sprach mit dem Posten.

      Der Legat und sein Germane betraten das Gebäude, passierten die Posten am Eingang, strebten dann der Treppe zu und stiegen empor, um dort auf den Obertribun zu treffen. Gerwins Blick wanderte von Mann zu Mann, musterte jeden Miles und fand keinen Fremden. Trotzdem blieb er aufmerksam und folgte seinem Herrn sowie Tremorinus durch den schweren Vorhang. Ein dann folgender kurzer Blick in des Legaten Schlafraum bestätigte ihm die Ungestörtheit. Der Germane wandte sich dem Legat zu. Bevor er auch nur eine weitere Bemerkung machen konnte, fuhr ihn der Legat an.

      „Was soll das? Bist du jetzt der Legat, Tremorinus dein Obertribun und ich…“ Weiter kam er nicht. Eine energische Handbewegung Gerwins unterbrach seine Worte.

      „Dass ihr Römer immer nur darauf bedacht seid, eure Ehre zu schützen… Ihr solltet besser an den Erhalt eures Lebens denken, denn dein Leben, Legat, ist ab jetzt, selbst im Castellum, bedroht! Ich sagte es dir bereits und du solltest mir glauben. Also wappnet euch in Geduld und hört mir zu! Dir aber antworte ich noch, dass ich nicht der Legat bin, aber dein Schild! Wenn dir dein Schild sagt, ‚tue dies‘ und ‚lass das‘ dann folgst du seinen Worten…. Oder du wirst am Ende des Tages ein Toter sein… Und Herr, deinen Tod kann ich nun gar nicht gebrauchen!“

      Der Legat nahm auf seinem Stuhl Platz. Er wirkte verstört. Erneut belehrte ihn der Germane und besaß auch noch recht. Tremorinus ließ sich grinsend in den Korbsessel fallen.

      „Herr, auch ich hatte schon den von dir geäußerten Verdacht…“

      „Tremorinus, höre auf, Unsinn von dir zu geben und zum Grinsen fehlt uns die Zeit…“ fauchte der Germane den Obertribun an.

      „Aber Gerwin, das lief doch besser als wir hofften…“ unterbrach ihn der Legat unwirsch.

      „Ja, sicher, es lief besser als ich glaubte und deshalb schwebst du jetzt in Gefahr…“

      „Wieso?“

      „Hat der Statthalter sein Ziel erreicht?“ Gerwin antwortete selbst. „Nein!“

      „Wird er glücklich darüber sein, dass eine dreifache Übermacht nicht ausreichte, deinen Tod herbeizuführen?“ Wieder gab er selbst die Antwort. „Nein!“ „

      „Also, zu was ist er möglicherweise gezwungen?“

      Der Germane gab seinen Zuhörern keine Gelegenheit einzugreifen.

      „Er wird den Angriff ändern! Scheitert Übermacht, muss List und Lüge helfen… Außerdem kommt noch ein Faktor der Unsicherheit zum Tragen: Der Treverer Julius Tutor!“

      „Ich verstehe nicht… der ist doch in des Statthalters Händen…“ Verginius Rufus wirkte irritiert. „Der wird ihn doch wohl kaum schon jetzt laufen lassen?“

      „Das wohl nicht… Und trotzdem könnte der Treverer, aus Angst vor dem Zorn des Statthalters und aus Furcht um sein Leben schweigen… Andererseits könnte er aber auch über seinen Verrat sprechen… Was wissen wir von deren Verhältnis? Zumindest zuwenig… Was aber weiß der Treverer von uns?“

      „Nichts! Was nicht Scribonius bereits jetzt auch wüsste…“ warf der Legat ein.

      „Herr du irrst! Er weiß wo die ich die verletzten Treverer hinbrachte.“ Nutz er dieses Wissen, könnte er sich Scribonius Gunst zurückkaufen… und unser ganzer schöne Lug und Trug verfehlt seine Wirkung…“

      Sie starrten den Germanen beide an. Gerwin ließ ihnen keine Zeit, noch weitere Vermutungen, Wünsche oder Hoffnungen zu offenbaren und verhinderte auch einen Taumel ins Glück.

      „Es wird Zeit, dass ihr zuhört, begreift und zu Handeln beginnt! Dein Leben, Legat, ist kaum noch eine Sesterze wert. Hier befiehlt Scribonius und wenn der den Mut besitzt, stürmt er mit seinen Männern das Praetorium. Dann dir, einem Toten die Schuld anzuhängen, dürfte wenig schwierig werden… Dieser Mut und die zugehörige Entschlossenheit fehlen dem Scribonius! Deshalb wird er einen anderen Weg wählen. Bestimmt lässt er schon heute jeden deiner Schritte beobachten, denn seine Furcht vor dir ist ihm allgegenwärtig. Also, wo sitzen seine Spione? Dort wo du lebst: im Praetorium!“

      Gerwins Worte bewirkten Erschrecken. Sie begriffen es beide.

      „Derzeit hast du in diesem Castellum, außer mir, nur vier dir treue Verbündete. Das ist Belletor, sein Gefährte…“ Gerwins Nicken in Tremorinus Richtung zeigte, wen er meinte.

      „Was auch immer diese beiden Männer verbindet, wird keiner von den Beiden gefährden… Der Zweite ist dein Obertribun, denn er dankt dir seinen Aufstieg. Die Götter statteten den Tribun mit Vorzügen aus, die ihn weit herum brachten, manche Pflicht auferlegten und ihm, selbst in ausweglosen Lagen, zum Sieg verhalften. War es in Armenien nicht so, Tremorinus? Doch hier, unter dir, Verginius Rufus, fand er den Platz, der ihm gefällt und der ihn aus seinem Geburtsrecht sonst niemals zugefallen wäre… Zeigtest du deinem Kaiser an, dass dir dieser Mann als Obertribun erhalten bleiben sollte, glaube ich kaum, dass dieser, wenn er klug ist, dein Ansinnen ausschlagen würde… Der Dritte, dir bis in den Tod treue Mann ist Centurio Flaminius! Er dankt dir sein Leben. Du warst sein Schild, als sein Leben wertlos wurde. Ich weiß zwar nicht alle Einzelheiten, aber der Charakter des Mannes, seine Klugheit, sein Mut und seine Ehre sind ohne Tadel, aber das weißt du sicher auch schon, oder bist du anderer Meinung? Der Vierte im Bunde ist Centurio Ofilius! Ofilius wurde zum Helden der Legion… Das wisst ihr besser als ich. Flaminius und Ofilius verbinden Erlebnisse, über die keiner von den Beiden spricht. Diese Erlebnisse schmiedeten eine genau solche Freundschaft, wie sie zwischen Tremorinus und Belletor besteht…“

      „Woher weißt du das?“ Der Legat war betroffen.

      „Das zu erklären, fehlt mir die Zeit. Belletor sichert zurzeit unsere Ungestörtheit. Die beiden Nachbarräume sind überprüft und ohne Gefahr. Belletor und Tremorinus nächtigen in meinem Zimmer und einer von euch ist ständig wach und bereit zum Handeln! Bei Gefahr, ruft die Wache! Prüft des Legats Speisen, sein Trinken und lasst keinen Fremden in seine Nähe, wer immer es auch sei. Das macht ihr, bis ich zurück bin!“

      Tremorinus nickte seine Zustimmung. Er hatte noch niemals ein Problem damit, der Anweisung eines Klügeren zu folgen,