ANGESTRANDET. Rainer Teklenburg

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Название ANGESTRANDET
Автор произведения Rainer Teklenburg
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347113237



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beim Gehen in den Hüften wiegte, musste jeden normal veranlagten Mann zum Träumen bringen. Genau wie bei Dolores reichten ihre Haare bis zum Gesäß, nur war sie dunkelblond und ihre Haut weiß wie Milch. Schon als Carlo ihr in der Rezeption gegenüberstand, wurden ihm beim Anblick dieses engelsgleichen Wesens die Beine schwach. Er starrte sie an und konnte seinen Blick nicht von ihren strahlend blauen Augen wenden.

      Mein Gott, ich kann mich nicht an die gestrige Nacht erinnern, dachte Carlo, das heißt, an sie kann ich mich nicht erinnern, verdammter Alkohol. Angel hatte Recht, ich hätte nicht so viel trinken sollen.

      „Hi Carlo“, begrüßte sie ihn.

      „Hi Patricia.“

      Ob ich sie geküsst habe, dachte er.

      „Bist du gut nach Hause gekommen?“

      Sie sah Carlo seltsam an und sagte dann gedehnt: „Jaaaa klar, du hast mich schließlich nach Hause gebracht.“

      „Oh sicher“, ich meine ob du gut geschlafen hast“, sagte er ziemlich dämlich.

      Patricia schaute überrascht zu Angel, doch der zuckte nur mit den Achseln und verdrehte ein wenig die Augen.

      ,Na, dann will ich dir einmal dein neues Zuhause zeigen“.

      Mit diesen Worten eilte sie voran, Angel und Carlo hinterher. Während der Araber ziemlich gelassen blieb, musste Carlo seine ganze Kraft zusammen nehmen, um nicht unentwegt auf den süßen und prallen Po von Patricia zu starren.

      "Man-oh-man, wenn das mal gut geht“, sagte er leise zu sich selbst.

      Es war ein weites und geräumiges Eckappartement. Großes Bad, zwei Schlafräume, der Wohnraum versehen mit einer ausladenden, amerikanischen Küche. Wie üblich waren alle Schränke fest eingebaut und die Betten in den Schlafzimmern waren gemauert, Matratzen darüber gelegt und fertig. Der Boden war mit feinem Marmor gefliest und die Wände waren in weißem Rau Putz gehalten. Die farbenfrohen Kontraste kamen mit den Möbeln, den Bildern und den vielen Pflanzen die zur Ausstattung gehörten. Alles in allem war dieses Appartement ein kleiner Traum. Die Krönung aber war die Terrasse. Das Hotel besaß zwei Stockwerke und die Räumlichkeiten für Carlo befanden sich in der oberen Etage. Zwei große Falttüren erstreckten sich fast komplett über die Terrasse die sich im Halbkreis über das gesamte Appartement erstreckte. Überdacht war sie mit weinrotem Schiefer, der getragen wurde von Natur belassenen, dunklen Balken. In großen aus Holz gefertigten Kübeln befanden sich prächtige mannshohe Palmen, eine jeweils auf jeder Seite. Ein runder Esstisch, mit der dazugehörigen Sitzgruppe, eine aus Baumwolle Hand geflochtene Hängematte und von den Balken herabhängende Kerosin Lampen schmückten dieses kleine Paradies. Der Ausblick auf einen Teil des Strandes und zum Meer hin lud dazu ein die meiste Zeit draußen zu verbringen. Man konnte die Schiffe beobachten, die auf den Hafen von Puerto Plata zusteuerten: kleine Fischerboote die ihren Fang einbrachten, Frachtkähne, die Ware aus aller Welt in ihrem Bauch trugen und deren Fracht hier gelöscht wurde sowie Yachten, Segelschiffe und Luxusliner. Mit einem guten Fernglas konnte man die müden Fischer und die Matrosen in ihren schmucken Uniformen erkennen, selbst die Passagiere der Traumschiffe konnte man sehr gut ausmachen.

      „Ist das für dich okay Carlo?“

      Die Stimme Patricias riss ihn aus seinen Gedanken.

      „Es ist herrlich“, sagte Carlo, „am liebsten würde ich sofort einziehen.“

      „Also, das ist doch kein Problem, du gehst mit Angel deine Sachen holen und ich lasse inzwischen alles herrichten. Frisches Bettzeug, Handtücher und so weiter. Noch einmal gut durchwischen, dann ist alles klar.“

      Vor lauter Freude umarmte Carlo Patricia, drehte sie im Kreise und küsste sie auf beide Wangen. Mit einem Lächeln ließ sie ihn gewähren.

      „Mach hin Angel, holen wir meine Sachen.“

      Zum ersten Mal saß Carlo nun zum Frühstück auf „seiner Terrasse“. Frisch ausgepresster Orangensaft stand in einer Karaffe eisgekühlt vor ihm, dazu ofenwarme Brötchen, Marmelade, Butter und ein Obstteller mit diversen Früchten des Landes. Kaffee lief durch die Kaffeemaschine. Dolores war überhaupt nicht begeistert, dass Carlo so schnell eine Bleibe gefunden hatte. Sie half ihm zwar beim Packen, würdigte ihn aber keines Blickes.

      „Vete a la rubia“ (verschwinde zu der Blonden) zischte sie leise Da schwang ein bisschen Eifersucht mit und Carlo fragte sich warum. Im Grunde waren sie sich einander sehr ähnlich. Beide Frauen waren hoch gewachsen, schlank, die Haare seidig lang gewachsen. Ihre Gesichter waren nicht einfach nur hübsch, nein, ihr Antlitz war ausdrucksstark und doch gleichzeitig geheimnisvoll. Was sie unterschied, war die Farbe der Augen und die ihrer Haut: Dolores schokoladenbraun und Patricia elfenbeinweiß. Verschieden waren sie auch im Wesen und im Temperament. Dolores wirkte wie eine Raubkatze, die ihre Beute umkreist, bereit jederzeit ohne Vorwarnung und Mitleid zuzuschlagen. Patricia hingegen zeigte sich als kühle Amazone, aufrecht und stolz, und bei jeder Gefahr jederzeit dazu bereit sich zu verteidigen. Beide umgab das Geheimnisvolle, ein Hauch Unerklärliches, und man wurde von beiden unweigerlich in ihren Bann gezogen.

      Intuitiv und mit dem Instinkt der Straße spürte Carlo dass er vor den beiden Frauen auf der Hut sein musste. Immerhin, Dolores gehörte zu Angel und auch Patricia war fest vergeben. Ihr Lover verbüßte eine mehrjährige Gefängnisstrafe wegen Piraterie. Er saß schon eine geraume Zeit in Fortaleza, der größten und sichersten Strafanstalt des Landes. Mit einigen Compañeros hatte er mit einem Schnellboot, außerhalb der dominikanischen Hoheitsgewässer, langsamere Yachten ausgeraubt. Solange sie in internationalen Gewässern ihr Unwesen trieben, geschah ihnen nichts, obwohl ihre Aktivitäten bekannt waren. Ein einziges Mal nur, sie witterten fette Beute, verfolgten sie einen Segler und stellten ihn erst als er sich bereits in der hiesigen Hoheitszone befand. Das reichte den örtlichen Behörden, um diese modernen Piraten festzusetzen und abzuurteilen. Jetzt brummte er in seiner Zelle während Carlo mit dem Frühstück auf Patricia wartete. Seine Gedanken verloren sich und er fing an zu träumen, sah seinen Vater in der schmucken Uniform am Bug eines Schiffes stehen. Sie liefen Reval an und bald würde er seine Liebste wieder sehen. Fein hatte er sich gemacht, gefallen wollte er ihr und ihr Herz erobern, dabei gehörte es ihm doch schon längst. Mit schönen Worten würde er sie umschmeicheln, trunken machen mit seinen feurigen Küssen. Verführen würde er sie und sie würde ihm folgen, egal wohin die Reise auch ging. Vier Mädchen würde sie ihm gebären und zu guter Letzt auch noch einen Jungen: Carlo!

      „Carlito", hatte seine Mamuschka gesagt, „du wirst den Namen von Papaschka weitertragen. Du bist ihm Garant, dass sein Name fortbesteht und nicht ausstirbt.“

      Gottesfürchtig war seine Mamuschka und in ihren Gebeten hatte sie dem Herrn gedankt für ihren Mann und ihre Kinder. Der Herrgott musste sie wohl sehr lieb gehabt haben, immerhin hatte er beide sehr früh zu sich geholt. Die Kinder wurden getrennt und kamen in ein Heim. Als Carlo vierzehn Jahre alt geworden war, hatte er seine Habseligkeiten in einen kleinen Rucksack gepackt und war getürmt. Er hatte gelernt sich durchzuschlagen. Auf der Straße groß geworden, hatte die Straße ihn geprägt.

      „Carlo.“

      Aus seinen Träumen schreckte er auf. Patricia stand vor ihm, es war ihre angenehme Stimme die nach ihm gerufen hatte. Er hatte die Tür für sie weit offen gelassen.

      „Du warst so in Gedanken dass du mein Klopfen gar nicht gehört hast.“

      „Frühstücken wir?“

      „Gerne“, antwortete sie lächelnd und zeigte dabei ihre wunderschönen perlweißen Zähne. Das ist schon komisch, das Lächeln einer Frau und ihre Zähne sind immer das erste, was ihm an ihnen auffällt. Sie konnten schön sein und gut ausgestattet in der Bluse. Und mit einem knackigem Arsch, das ließ ihn erst einmal kalt. Lächelten sie aber, dann war es als wenn sie eine Tür aufmachten und wortlos sagten: „Komm rein, ich mag dich.“ Ein Lächeln reißt die Mauern jeder Festung ein. Wie einfach man doch einen Faden spinnen kann. Während Carlo den Kaffee holte, hatte sie Platz genommen und es sich bequem gemacht. Sie hielt die Augen geschlossen und reckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. Barfuß, die Zehen rot lackiert, den Saum ihres Kleides ein wenig nach oben geschoben, saß sie