ANGESTRANDET. Rainer Teklenburg

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Название ANGESTRANDET
Автор произведения Rainer Teklenburg
Жанр Контркультура
Серия
Издательство Контркультура
Год выпуска 0
isbn 9783347113237



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durch. Sie gingen hierher zum Tauchen und niemand störte sie. Beide teilten sie die gleiche Leidenschaft und waren fasziniert von der bunten Unterwasserwelt. Die Mauern des Pools waren zum Meer hin eingefallen und jetzt tummelten sich alle möglichen farbenfrohe Fische darin. Auch Riffhaie. Die wurden aber nicht sehr groß und waren sehr menschenscheu. Man brauchte sie nicht zu fürchten. Zum Fischen tauchte Carlo ins offene Meer hinaus. Im Pool waren ihm die Meeresbewohner ausgeliefert und jeder sollte seine Chance bekommen, auch ein Fisch. Ziemlich oft kam er ohne Fang zurück und war nicht traurig darum. Im Gegenteil, er riskierte auch eine Kleinigkeit, wenn er da alleine heraus schwamm und wenn er heil zurückkam, dann war das auch schon ein gutes Gefühl. Außerdem jagte er nur mit der Harpune. Es gefiel ihm überhaupt nicht, eine Angel oder ein Netz auszuwerfen und zu warten bis die Beute in die Falle ging. Es gab zu viele Leute, die wie eine Spinne im Netz auf ihre Opfer warteten, um sie dann, wenn sie sich in den feinen Fäden verfangen hatten, wie ein Vampir auszusaugen.

      Patricia und Carlo nahmen Pressluft zum Tauchen, da sie nie tiefer als zwölf bis fünfzehn Meter gingen, reichte das völlig aus. Nicht weit vor dem Pool gab es ein kleines Korallenriff. Da es nicht tiefer als zwölf Meter lag, wurden die Farben durch die Lichtbrechung des Wassers nicht verändert. Es war ein idealer Standort für Weichkorallen und die gab es hier in allen farblichen Nuancen. Neben den Weich- und Hartkorallen gab es weitverzweigte Gorgonien. Der Boden war übersät mit Sandaalen, die nicht größer waren als Regenwürmer. Keck reckten sie ihren Leib aus den sandigen Meeresböden, schwupps waren sie weg, wenn Gefahr drohte. Zurück blieb eine pfenniggroße Vertiefung im Meeressand, die ihr Vorhandensein noch erahnen ließ. Kugelfische die sich aufblähten, damit kein Feind sie einfach nur mirnichts-dir-nichts runterschlucken konnte. Seepferdchen und Seesterne trieben in der Strömung. Patricia hatte eine Tigermoräne entdeckt und wollte sie Carlo zeigen. Sie befanden sich in einem Schwarm Zebrafische. Es schienen Tausende zu sein, die sie umgaben, trotzdem gelang es ihnen, nicht auch nur einen zu greifen. Mehr als die Riffhaie, schreckten die Feuerquallen, durchsichtig und rosa waren sie wunderschön anzuschauen, aber wehe man kam mit ihnen in Kontakt. Ihre Nesselsäure verursachte regelrechte Verbrennungen und ein Gang zum Arzt wurde unvermeidlich. Die Moräne ließ sich nicht sehen, kam nicht heraus aus ihrer Höhle. Carlo hätte gerne gewartet, aber Patricia wollte wegen der Delphine auftauchen. Seit einigen Tagen trieben sich hier zwei herum und sie wollten sie beobachten. Seit gut einer Stunde saßen sie schon am Beckenrand und warteten. Der Meerespool hatte die Ausmaße eines kleinen Sees. Manchmal kamen die beiden Meeressauger hinein als wollten sie es erkunden, so auch heute. Patricia ließ sich ins Wasser gleiten. Die Delphine näherten sich neugierig, stupsten sie mit der Schnauze an und ließen sich berühren. Es gelang Patricia, sich an einer Rückenflosse festzuhalten. Der Fisch rauschte mit ihr durchs Becken. Carlo fotografierte die Szene wie wild, um das Ereignis festzuhalten. Immerhin, das waren freilebende und keine dressierten Tiere. Auch der Zweite bot sich Patricia an. Es war als versuchten die zwei Meeresbewohner ihr Herz zu erobern. Leichte Eifersucht überkam Carlo, da den beiden offensichtlich gelang, was ihm versagt blieb. Nach schier endlos langer Zeit zog er Patricia an der Hand aus dem Wasser. Erschöpft aber glücklich stand sie vor ihm, die nassen Haare klebten auf ihrem nassen T-Shirt und ihre vollen Brüste zeichnen sich deutlich ab. Mit dem Badetuch frottierte er ihre Haare und ihre Körper rieben sich dabei leicht aneinander. Die Berührung ließ seinen Schwanz groß und hart werden, deutlich konnte sie sehen wie er seine Shorts ausbeulte.

      Mit ihren großen Augen, blau wie das Meer dem sie entstiegen war, schaute sie ihn an.

      „Carlito es tut mir leid, es geht nicht.“

      „Ich weiß Patci.“

      „Ich werde auf ihn warten, treu sein.“

      „Ich weiß Patci.“

      „Es ist so verdammt schwer, Carlo, du machst es mir so verdammt schwer.“

      Ich mache es ihr so verdammt schwer? Was glaubte sie denn, wie das für mich ist, dachte Carlo. Meine Heimat habe ich verlassen wegen einer verlorenen Liebe. Der Mächtige geht nicht ins Exil, aber ich bin keiner von den Mächtigen, ich bin gegangen um zu finden, was mir Zuhause verwehrt wurde. Jetzt steh' ich hier mit klopfendem Herzen und dem Wunsch sie zu umarmen, zu liebkosen und zu beschützen. Du darfst nicht nach den Sternen greifen, Idiot, der du bist…

      ***

      Kuss-Kuss und Aladin, die Kamele, hatten ein gutes Leben bei Angel. Eigentlich sollten sie ja ihr Fresserchen verdienen, in dem sie Touristen am Strand entlang, zwischen ihren Höckern, beförderten. Angel hatte sich das so schön vorgestellt, im Geiste hörte er schon die Dollarchen in der Kasse klingeln. Er hatte zwar ein großes Herz, aber auch eine arabische Seele und dass das Kosten- und Nutzenverhältnis nicht stimmte, bereitete ihm fast körperliche Schmerzen. Das konnte auch Allah nicht gewollt haben, dass Angel Kuss-Kuss und Aladin ohne Gegenleistung durchfütterte, zumal, wie es schien, Kuss- Kuss bei jeder Fütterung zeigte, dass sein Herr sich verspekuliert hatte und er auch ohne seine Hufen durch den Sand zu bewegen, einen vollen Trog hatte. So konnte es nicht weitergehen, die zwei fressen mir die Haare vom Kopf. Zu irgendwas müssen sie doch nutze sein. So grübelte Angel fast täglich darüber nach, was er mit dem frechen Kuss-Kuss und dem eingebildeten Aladin machen sollte. Je länger unser arabischer Freund darüber grübelte, desto leidvoller wurden seine Züge. Kaum mit anzusehen war es, er schien kleiner zu werden, fast als ob er anfing zu schrumpfen. So kam es, dass Dolores und Patricia sich ernsthaft Gedanken um ihn machten und ein Treffen mit Carlo vereinbarten um nach einer Lösung zu suchen.

      „Wo ist Angel?“

      „Zuhause, seit Tagen spricht er kein Wort.“

      „Warum schlachtet er die beiden blöden Kamele nicht einfach.

      „Du bist verrückt Patricia, die zwei sind wie seine eigenen Kinder.

      Carlo, du musst dir etwas einfallen lassen.“

      Erwartungsvoll sahen sie ihn beide an.

      Kamele in der Karibik?, nicht so einfach mit denen etwas anzufangen. Unten an der Terrasse vorbei lief Maxe in seinen abgewetzten Lederhosen, nach vorne gebeugt und leise vor sich hin fluchend. Die Weißblauen hatten mal wieder verloren im fernen Alemánia. Arbeit hatte er auch keine mehr, er war zu unzuverlässig. Genauer gesagt die Weißblauen waren zu unbeständig. Keiner wollte in einem halb gedeckten Haus sitzen, nur weil die auf der anderen Seite des Atlantiks kein Tor schossen. Sie sahen Maxe am Strand verschwinden.

      „Ich hab’s, ich habe die Lösung!“ rief Carlo.

      Er drehte sich zu den zwei Schönen um und erzählte ihnen von seiner Idee.

      „Das ist es, Carlito, das ist es!“

      Mit eisgekühltem Orangensaft stießen sie darauf an.

      Salude!

      Angel war skeptisch, aber einverstanden. Jetzt galt es nur noch, Maxe zu überzeugen damit die Sache rund würde. Heute war er eine kleine Berühmtheit: 'Der Kalif von Aramir' alias Maxe. An den Stränden von Sosua, Puerto Plata und Cabarete ließ er sich mit Kuss-Kuss und Aladin im Beduinengewand von den Touristen mit ihren Fotoapparaten ablichten, gegen Bares, verstand sich.

      Nachdem die ersten Dollarchen in Angels Kasse gelandet waren, hellte sich seine Miene zusehends wieder auf und seine Kummerfalten waren wie weggeblasen, richtig rosig und gesund sah er nun aus. Ein wenig sorgten sie sich nun um den Kalifen alias Maxe, wurde er doch mit jedem Tag den Wüstentieren ein wenig ähnlicher.

      Angel zuckte mit den Achseln,

      „Allah wird's schon richten…“

      ***

      Dick und rostig waren die Gitterstäbe aber sie gaben den Blick frei aufs Meer. Schwer und grau hingen die Wolken über dem Wasser, eine Frage der Zeit, wann sie sich auftaten und dem Atlantik zurückgaben, was die Sonne zuvor geholt hatte.

      Das ist der Kreislauf der Dinge, die Natur hat das so geregelt, dass nichts verloren geht. Wir essen und trinken, scheiden aus. Ameisen und Erdgetier verwerten das, als Rest bleibt Humus für die Pflanzen, davon ernähren sich andere und von den anderen ernähren wir uns. Es geht nichts verloren, nur die Dinge verändern sich.

      Auch