Название | ANGESTRANDET |
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Автор произведения | Rainer Teklenburg |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347113237 |
Ein paar Tropfen des Einzigen ließ den Leib sich wölben und in den folgenden Monaten die Milch in die Brust schießen. Spätestens wenn des Meisters Meisterstück das Licht der Welt erblickte, pflegte der Einzige sich fast zeitgleich mit dem Erscheinen dieses Wunders der Natur zu verdrücken. Er löste sich quasi in Luft auf, um an anderer Stelle und mit einer anderen Schönen das Wunder zu wiederholen.
Was also sollte Angel mit den Dollars machen?
Nicht weit von seinem Domizil entfernt hatte er ein Fischerdorf ausgemacht und dort für alleinstehende Mütter einen Kindergarten eingerichtet. Dort konnten diese ihre Kleinen kostenlos betreuen lassen, während sie einer Arbeit nachgingen. Zu diesem Zweck hatte er zwei wunderschöne Mulattinnen eingestellt, Maria und Dolores.
Dolores, der Namen bedeutet Schmerzen. Dolores, Schmerzen? Namen verpflichten. Zweiundzwanzig Jahre war sie alt, groß gewachsen, schlanke Fesseln, schlanke gepflegte Hände. Ihre schwarzen Haare reichten bis zum Gesäß und bedeckten ihren Po zur Hälfte Hohe Wangenknochen in ihrem schmalen Gesicht, große dunkle Augen, in denen man sich verliert, gekrönt von langen Wimpern.
Dolores, Schmerzen!
Verführung pur möchte man sagen. Auf jeden Fall hatte sie ihre Betreuung auf Angel ausgedehnt und nach und nach total ausgefüllt. Eine freundliche Übernahme sozusagen. Jetzt standen beide hinter der Absperrung und warteten, bis Carlo seine Formalitäten erledigt hatte. Seine Tasche in der Hand, drängte er sich durch die Wartenden zu ihnen durch.
Hola Carlo!
Hola Dolores, hola Angel!
„Komm her und lass dich umarmen.“
Mit diesen Worten reckte Angel sich nach oben und zog dabei Carlos ein wenig nach unten. Einen dicken Kuss auf die rechte Wange und noch einen auf die linke. Dann war Dolores dran, die sich lediglich etwas auf die Zehenspitzen stellen musste.
„Gib mir die Tasche.“
Angel zerrte am Riemen. Carlo kannte das schon, das würde jetzt noch eine Weile so gehen.
„Lass nur, ich trage sie selber.“
„Lass doch.“
„Gib schon her, maldita sea
„Gib schon, coño“
Dolores wusste, dass Angel nicht nachgeben würde, ja glatt beleidigt wäre, hätte Carlo nicht eingelenkt. Also gab dieser mit einem gespielten Stöhnen nach, wobei der kleine Araber triumphierend lächelte.
„Mein Auto ist in der Werkstatt, wir werden ein Taxi nehmen.“
„Es ist schön, dass du nun hier bleibst, du wirst Deinen Weg schon machen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr.“
„Allah wird's schon richten“, lachte Angel.
Schweigend liefen sie zum Taxi, verstauten Carlos Gepäck. Erst als sie das Flughafengelände bereits verlassen hatten, nahm Angel das Gespräch wieder auf.
"Du wohnst erst einmal bei uns, bis wir etwas Passendes für dich gefunden haben. Und morgen gehen wir zu meiner Advokatin wegen deiner Recidencia. Jetzt duschst du erst einmal, dann gehen wir essen. Ich habe am Strand von Costambar, in einem Lokal, einen Tisch bestellt. Es gibt Lachs vom Allerfeinsten. Außerdem werden etliche Freunde zur Begrüßung da sein.“
Er redete und redete. Wie durch Watte und von weitem drang seine Stimme zu Carlo, der versonnen aus dem heruntergelassenen Autofenster schaute. Gierig, die Eindrücke, die vorbeiflogen aufzusaugen und festzuhalten. Von den Zuckerrohrfeldern, die sich auf beiden Seiten der Straße ausdehnten, kamen die ersten Feldarbeiter. Die Machete geschultert, die Arbeit getan, befanden sie sich auf dem Weg zu ihren Behausungen. Schulkinder standen fröhlich albernd in ihren schmucken Uniformen am Rand der Straße. Die Buben alle mit Baseballmützen und die Mädchen mit geflochtenen Haaren, geschmückt mit bunten Perlen. Sie fuhren durch kleine Dörfer mit nur ein paar Häusern, manche aus Holz, andere gemauert. Überall pulsierendes Leben, kleine Gruppen standen zusammen bei den üblichen Plaudereien. Wie Hornissen schwirrten die Motoconchos (Mopedtaxis) auf der Suche nach einem Fahrgast kreuz und quer über die Straßen, Musik drang aus den Häusern, leichter Calypso, anarchistischer Reggae, verführerischer Lambada und der eindringliche Merengue. Vor den Casas saßen die Machos und spielten ihr Domino, während die Mujeres die Wäsche im Padio wuschen oder Freundinnen zu Besuch hatten. Gegenseitig legten sie sich die Haare, lackierten sich die Fingernägel in allerlei bunten Farben, bereiteten sich vor für die Nacht, um schön für ihre „Tigres“ zu sein, um ihnen zu gefallen.
„Maldita sea, coño, diablo.“
Der Fahrer fluchte laut vor sich hin. Vier Mal hatte er angesetzt, um einen Pick up zu überholen, der ihn nicht vorbeiließ. Dessen Ladefläche war voller junger Leute. Die Mädchen winkten fröhlich, während die Jungs ihre Muskeln spielen ließen, um die Ladies zu beeindrucken.
„No sabes pasar“ (kannst nicht vorbei), grölten die Jungs.
„No sabes manejar, ( kannst nicht fahren ) lachten die Mädchen.
Sie streckten dem Fahrer die Zunge heraus und wippten mit den Brüsten. Unter wildem Gehupe und lästerlichen Fluchen, schaffte er es endlich doch, unter dem Gegröle der jungen Leute, den Pick up zu passieren.
„Asi es mi pais“ (so ist meine Land), sagte er mit einem fröhlichen Lächeln und ein wenig Stolz in der Stimme.
Währenddessen redete Angel unverdrossen weiter und Dolores schaute mit ihren dunklen Augen und einem verträumten Blick zu Carlo, der sich richtig gut fühlte. Dieser spürte wie der Virus zwischen seinen Beinen Platz nahm, er hatte den Guten bereits an den Eiern.
Es war schon fast Mitternacht, als das Trio frisch geduscht und umgezogen ihren Tisch an der Strandbar einnahm. Sie bot für gut vierzig Leute Platz und war mit Stroh überdacht. Von den Dachbalken hingen ausgediente Fischernetze, Schiffstaue, Riesenmuscheln und allerlei Utensilien herab. Nicht ganz ungefährlich wurde die kleine Bar von dutzenden Kerosinlampen ausgeleuchtet, die allesamt leicht im Wind schaukelten und deren Licht und Schatten den Eindruck vermittelten als würden dutzende Kobolde hin- und her eilen und die Gäste zum Narren halten. Der Tresen war hufeisenförmig gemauert. Seine Außenwände waren liebevoll von haitianischen Künstlern bemalt worden. Auf der Stirnseite befand sich ein Gemälde mit schwarzen Sklaven die sich im nächtlichen Mondlicht von ihren rostigen Ketten befreiten und sich im Schutze der Dunkelheit davonmachten. Die Seeseite zeigte ein Piratenschiff, das unter vollen Segeln die Wellen des sich aufbäumenden Meeres kreuzte. An Deck, bis an die Zähne bewaffnete Piraten, die ein einäugiger Capitan vom Ruderdeck aus befehligte. Aus den geöffneten Kanonenluken nahmen sie ein spanisches Handelsschiff unter Feuer, das bereits mit zerfetzten Segeln sein Heil in der Flucht suchte. Auf der Landseite wurde eine Voodoo-Zeremonie dargestellt. Eine schwarze Priesterin in Trance, umgeben von Trommlern und Tänzern, die entrückt von der Gegenwart wie in Ekstase schienen. Ihr weißes Kleid, bespritzt mit dem Blut eines Gallo,(Hahn) dem sie zuvor die Kehle durchgebissen hatte. Der Voodoo, von den Sklaven aus Schwarzafrika in die Neue Welt getragen, verbreitete sich in Windeseile in die Karibik und bis zu den letzten Schamanen in den tiefsten Urwald rund um den Amazonas. Finstere und magische Kräfte sagt man ihm nach, z. B., dass der Kundige mit Hilfe des Voodoo Geist und Seele seiner Feinde zu beherrschen vermag. Offiziell ist der Voodoo auf der Insel verboten, existiert überhaupt nicht. Im Verborgenen wird er weiter praktiziert und hat bis heute nichts von seiner Magie verloren, und, wir mögen es nicht beschwören, auch nichts von seinen unheilvollen Kräften.
Als die komplette Gesellschaft eintraf, war der Tisch bereits gedeckt. Angel hatte das telefonisch arrangiert, aber erst einmal hatten sie nicht die geringste Chance an ihren Tisch heranzukommen.
Es gab ein großes Hallo,
Händeschütteln hier,
Küsschen da.
„Carlo,