Название | Fixin |
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Автор произведения | Rayton Martin Villa |
Жанр | Контркультура |
Серия | |
Издательство | Контркультура |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347108936 |
Heute gab es diese Beschränkung natürlich nicht mehr und viele neue Städte lagen auch im Inneren des Kontinents und direkt am Pol. Zu Beginn der Besiedlung hatte es dort nur kleine Bergbausiedlungen gegeben.
Die maximale Größe der Städte in Antarktika beruhte vor allem auf zwei Faktoren.
Erstens wurde die Anzahl der Bewohner von der Regierung streng kontrolliert, denn das Gesetz erlaubte nur noch die für alle notwendigen Tätigkeiten erforderliche Anzahl an Menschen.
Das zweite wichtige Ziel der Regierung war, die gesamte Infrastruktur auf geringstmöglichen Energie- und Rohstoffverbrauch hin zu optimieren. Transporte waren daher kaum über größere Entfernungen oder zwischen den Städten notwendig, weil die allermeisten Gegenstände, Nahrungsmittel und Dienstleistungen direkt vor Ort verfügbar waren. Dazu gab es direkt an die Stadtkuppeln angrenzend eigene Industriegebiete und Agrarflächen, beide ebenfalls durch riesige Kuppeln von der Außenwelt geschützt.
Der Stand der Sonne war hier in der Polregion inzwischen wieder sehr niedrig und die Berg- und Fjordlandschaft Antarktikas wurde wegen der länger werdenden Schatten immer besser sichtbar, je näher sie New Urumqi kamen.
Alles war hier viel höher und schroffer als in Svalbard. Einige Flächen erschienen auch leicht gelbgrün, was an den hier existierenden Flechten lag. Eine Humusschicht gab es auch hier kaum, da diese während des Abschmelzens des Eispanzers zum größten Teil fortgeschwemmt worden war. Nur in ganz besonders windgeschützten Tälern ohne Abfluss existierte sie noch. Lagen diese in ausreichend kühler Höhe und waren sie zudem durch hohe Felswände vor direktem Sonnenlicht geschützt, wuchs dort vereinzelt auch eine Zwergkiefernart. Sie erreichte kaum zwanzig Zentimeter Höhe und war die einzige im Freien vorkommende Pflanzenart Antarktikas.
Die Landschaften waren daher auch ähnlich monoton wie auf den anderen Kontinenten. Nur in manchen Jahren gab es etwas Abwechslung, wenn am Ende des Polarwinters unter ganz besonders günstigen Bedingungen etwas Schnee auf den Gipfeln der wenigen Viertausender liegen blieb, wenn auch nur für wenige Stunden.
Jia musste plötzlich an den alten Eisschild denken, der Antarktika vor der Klimakatastrophe für Millionen von Jahren bedeckt hatte. Sie schaltete die Cenozoic-Ansicht ein, sodass sie in ihrer Eyefoil eine Simulation sehen konnte, wie der Kontinent vor dreißig Millionen Jahren vergletscherte.
Die schwarzbraune Landschaft unter ihr färbte sich sofort vollständig grün mit bläulichen Wasserflächen, so wie sie zu dieser Zeit ausgesehen hatte. Wie bei Schneefall in einem Zeitrafferfilm wuchs darauf jetzt eine weiße Schicht, die innerhalb einer halben Minute den gesamten Kontinent unter sich begrub. Danach war nur noch eine monotone, weiße Oberfläche zu sehen, unter der in Polnähe selbst die höchsten Bergspitzen verschwunden waren. Es war fast als ob die Landschaft mit schneeweißer Farbe zugegossen worden wäre.
Die dazu angezeigten Daten waren eigentlich unfassbar. Vor etwa einhundertsechzig Jahren begann dieser bis zu viertausend Meter dicke Eispanzer durch sehr warme Meeres- und Luftströmungen, die unvorstellbare Mengen warmer, monsunartiger Niederschläge mit sich brachten, immer schneller abzuschmelzen. Das Regen- und Schmelzwasser ergoß sich in tausenden riesigen Strömen von der Größe des Kongo, Rio Negro oder sogar des Amazonas in die Meere. Das Inlandeis wurde so innerhalb weniger Jahrzehnte vollständig zerstört.
Ganz ähnliche Vorgänge waren auch in Grönland aufgetreten. Zusammen mit dem Schmelzen aller Permafrostböden in Amerika und Eurasien ließen sie den Meeresspiegel in nur knapp achtzig Jahren um fünfundneunzig Meter ansteigen.
Jia schaltete die Ansicht des Eisschilds wieder ab. Der Anblick auf das monotone Weiß war ähnlich langweilig wie zuvor der Blick auf die Wolkendecke des Südatlantiks. An ihrem nächsten Punkt zum Pol, der hier rund eintausend Kilometer rechts von ihnen lag, überquerten sie die Sichuan-Berge. Die große Anzahl Seen dort war durch Bergstürze und Erdrutsche aufgrund der Erwärmung und der Erdbeben entstanden.
Der Hypersonic hielt weiter auf New Urumqi zu, das auf dem hundertvierzigsten östlichen Längengrad lag. Die Entfernung von hier betrug noch achthundertfünfzig Kilometer, die Zeit bis zur Landung knapp vierzig Minuten.
Die Anzeige, sich zu setzen, erschien. Nach zwei Minuten, als alle Passagiere wieder Platz genommen hatten, drehten sich die Sitze gleichzeitig und lautlos um einhundertachtzig Grad. Der Hypersonic reduzierte daraufhin spürbar die Leistung seiner Triebwerke und ging in den Sinkflug über. Sie wurden zunehmend in ihren Sitz gedrückt. Diese Bremsphase dauerte viel länger als die Beschleunigungsphase, weil wegen der hohen Geschwindigkeit nur kleine Bremsklappen verwendet werden konnten.
Der Hypersonic verlor schnell an Höhe. Es traten jetzt doch ein paar leichte Vibrationen wegen der dichter werdenden Atmosphäre auf, sie waren jedoch nicht zu vergleichen mit den Erschütterungen, die es sonst immer gegeben hatte. Jia schaute besorgt zu Gaia. Diese aber strahlte und saß ganz entspannt in ihrem Sitz.
»Das gefällt mir!« sagte sie fast lachend und genoss die perfekte Technik.
Nach zwanzig Minuten Sinkflug waren sie bereits auf sechzehntausend Metern und nur noch zweitausendsiebenhundert Stundenkilometer schnell. Sie hielten diese Höhe und Geschwindigkeit für drei Minuten, bis sich die Außenhaut ausreichend abgekühlt hatte. Dies war wegen der Bremsschirme notwendig, die sonst verbrannt oder zumindest beschädigt würden, wenn die Luft beim Vorbeiströmen am aufgeheizten Rumpf zu stark erhitzt würde und danach mit den Schirmen in Kontakt geriet.
Zehn Minuten vor der Landung waren links schon die riesigen Kuppeln von New Urumqi zu erkennen. Sie schimmerten weißorange in der tief stehenden Sonne und erstreckten sich bis zum Horizont unter dem leicht bewölkten Himmel. Selbst der vergleichsweise kleine Hyperport in direkter Nähe war zu sehen.
Da der Hypersonic noch zu hoch war, flog er zunächst wieder aufs Meer hinaus, um dort nach einer langgezogenen Linkskurve auf Gegenkurs für die Landung zu gehen.
Jia checkte die Anzeige der Windgeschwindigkeit. Neunzig Stundenkilometer aus dreißig Grad West, konstant. Auch die Landung würde völlig reibungslos verlaufen.
Draußen huschten die ersten Nebelfetzen der Schönwetterwolken vorbei. Der Hypersonic durchstieß die Wolkenschicht und stellte den Bug für die letzten zwei Flugminuten steiler an, um die Anfluggeschwindigkeit ausreichend zu verringern.
Die letzten Sekunden vor dem Aufsetzen durchflogen sie die fünftausend Meter lange Einflugschneise, die sich hier ähnlich wie in Svalbard zwischen riesigen Schutzwänden befand. Daneben war für einen Moment auch der steile, röhrenförmige Starttunnel zu sehen, der wegen der starken Beben nicht unterirdisch angelegt werden konnte. Er war daher auch nicht so lang, was jedoch wegen der weniger starken Stürme in Antarktika kein Problem war.
Der Hypersonic wurde plötzlich noch stärker abgebremst, weil die vor ihnen liegende Landehalle gleichzeitig einen riesigen Windkanal darstellte, der die landenden Maschinen durch starken Gegenwind schon in der Einflugschneise verlangsamte.
Beim Aufsetzen direkt vor der Halle gab es nicht die geringste Vibration, was sowohl an der perfekt glatten Landebahn als auch an der Drehgeschwindigkeit der Räder lag, die genau der Geschwindigkeit des Hypersonics im Moment der Bodenberührung entsprach.
Einen Moment später verschwand er darin und wurde von dem dort noch stärker gebündelten Luftstrom und den drei riesigen Bremsschirmen am Heck abgebremst, die gerade entfaltet worden waren. Kurz vor Erreichen des Hallenendes kam die Maschine zum Stillstand.
Jia schaute auf die Streckendaten. Es war 11: 23 Uhr. Flugzeit 2: 58 Stunden.
Ein perfekter Flug! Zwanzigtausend Kilometer, knapp
drei Stunden…
Sie war zufrieden. So schnell und angenehm wie heute waren sie noch nie von Svalbard nach New Urumqi gereist.
Das