Название | Ein Buch für Keinen |
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Автор произведения | Stefan Gruber |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347043282 |
Das reine Weibliche wird durch das Unbewusste, Triebhafte und Natürliche symbolisiert, keinesfalls durch Bewusstsein, Ratio und Kultur, das dem männlichen Part zugeordnet wird. Dementsprechend sitzen auch manche christlichen Deutungen des Pentagramms einem Trugschluss auf, wenn sie postulieren, dass das Gehäuse des Apfels im Garten Eden, wenn man ihn entzwei schneidet, ein Pentagramm zeigt, dass die fünf Wunden Christi am Kreuz symbolisieren soll. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis ist, ebenso wie die zum Satan umgedeutete phallische Schlange, ein patriarchalisches Symbol, welches das Ende der altsteinzeitlichen Mutterphase einläutet. Deshalb verwundert es auch nicht, dass es sich bei dem Wort »Apfel« im biblischen Paradiesmythos um einen Übersetzungsfehler handelt und dort nur von der »Frucht vom Baum der Erkenntnis« die Rede ist. Erst in der lateinischen Übersetzung wurde der Apfel als Wortspiel erwähnt (»mālum/ malum« - lateinisch für »Apfel« und »das Böse«). Mit dem Verzehr des Apfels wurde das männliche Bewusstsein aus dem weiblichen »Urbewussten/Unbewussten« herausgelöst, indem die paradiesische Einheit des Gartens dual gespalten wurde und Adam und Eva plötzlich erkannten, dass sie nackt waren bzw. erkannten, dass sie als Individuen existierten. Sie begriffen ihre Vergänglichkeit, d.h. die Ewigkeit zerbrach in Leben und Tod. Sie reflektierten sich zum ersten Mal selbst, spalteten so die Gegenwart in Vergangenheit und Zukunft und erfuhren somit die Zeit.
In den ursprünglichen Versionen des Orients vom Garten Eden war es eine Muttergöttin, welche das erste Menschenpaar schuf. So war es bei den Sumerern die Muttergöttin Nammu, die den Menschen aus Lehm formte. Auch in der Bibel selbst gibt es deutliche Hinweise auf den matriarchalen Ursprungstext, ja sogar Indizien dafür, dass Eva (hebräisch für »Leben«) im ursprünglichen Mythos die eigentliche Herrin des Gartens war, die Adam (hebräisch für »Mensch«) erschuf.1 Dafür spricht auch die in Anatolien verehrte Jungfrauengöttin Hebe, die bei den Hurritern Ḫepat genannt und in Assyrien als Eveh verehrt wurde. Bereits die Namensähnlichkeit mit Eva des Alten Testaments zeigt, dass es sich dabei um denselben Mythos handelt, der alle Kulturen durchdrang.2 Bereits die sumerische Muttergöttin Inanna hatte ihren eigenen heiligen Garten mit dem Weltenbaum, der die Weltenteilung darstellte. Ebenso gab es in Inannas Garten bereits eine Schlange, die in den Wurzeln des Baumes (die Wurzeln als Ruhe, Ursprung und weibliches Unterbewusstsein) unter der Erde (ein weibliches Element) ihr Nest hatte und damit noch klar matriarchal geprägt war. Auf der Krone des Baumes, die bis zum Himmel reichte (der Himmel steht für das männliche Bewusstsein), baute der Vogel Anzu sein Nest (der Vogel steht für das männliche himmelaufwärts Streben). Er kann durchaus mit dem die männliche Dynamik verkörpernden Phoenix gleichgesetzt werden. Im Stamm hauste die Göttin Lilith, die so den weiblichen mit dem männlichen Pol verband und die Einheit des Gartens symbolisierte.3 Im Mythos bat Inanna ihren Bruder4, die Bewohner des Baumes zu vertreiben. Er erschlug die Schlange als erstes Sinnbild für das baldige Ende des Matriarchats5, Lilith flüchtete an einen unbekannten Ort und der Vogel Anzu flog in die Berge des Himmels, um sich dort ein Nest zu bauen. Wenngleich Inanna vorläufig noch aus dem Weltenbaum die Herrschaftsinsignien fertigte und ihren Thron baute1, so symbolisiert dies doch den zaghaften Beginn des Patriarchats und die Morgendämmerung der Herrschaft männlicher Gottheiten, die Inanna alsbald in die Unterwelt verdrängten.2 Den Weltenbaum gibt es in der Mythologie vieler Völker und Kulturen. In den germanischen und slawischen Mythen gibt es einen Weltenbaum mit einem Adler, der im Streit mit einem an den Wurzeln angesiedelten schlangenartigen Drachen (bzw. einer geflügelten Schlange) liegt. Im indischen Mythos streitet sich der Adler Garuda mit den Schlangen. Im iranischen Mythos gibt es den Vogel Simurgh auf der Mutter aller Bäume. Im griechischen Mythos gibt es den Garten der Hesperiden, der von der Muttergöttin Gaia für Heras Hochzeit mit Zeus geschaffen wurde und dessen Wunderbaum, der ewige Jugend verlieh, vom Drachen Ladon bewacht wurde, der zumeist als Schlange dargestellt wurde. Die Hesperiden3 als Hüterinnen des Gartens waren ihrerseits, je nach Angabe, die Töchter der Nyx, Göttin der Nacht - die in der Darstellung der Theologie Hesiods, in welcher das Chaos4 die Urmutter ist, ein direkter Abkömmling des Chaos und damit eine Schwester der Gaia ist - oder die Töchter der Hesperis, der weiblichen Verkörperung des Abendsterns, d.h. der Venus. Im germanischen Mythos war die Göttin Idun5 die Hüterin der goldenen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit versprachen.
Der christliche und jüdische Gott Jahwe war ebenso eine schlichte Lokalgottheit unter vielen – wahrscheinlich ein Berggott oder Wettergott. Spuren dieses Polytheismus finden sich vermutlich in den älteren Schriften der Bibel, wo von Elohim (Götter) anstatt von Eloha (Gott) die Rede ist (»Seht, der Mensch ist geworden wie wir«6) und die den Garten Eden bewachenden Kerubim zeugen mit hoher Wahrscheinlichkeit von degradierten Göttern, die nun dem Alleingott dienten, um seine Pracht zu unterstreichen. Durchgesetzt in der Götterwelt hat sich Jahwe (Jehova7), wie wir noch sehen werden, als Hirtengott durch die gewalttätige Unterwerfung von Bauernstämmen durch Hirtenstämme. Daneben gibt es natürlich auch bei Jahwe, wie bei jeder männlichen Gottheit, Indizien für eine große Muttergöttin, durch die er geboren wurde, zu deren Sohngemahl er avancierte und die von den patriarchalischen Verfechtern des Monotheismus schließlich verdrängt, verteufelt und danach, so gut es ging, aus den Annalen der Geschichte getilgt wurde. Im Falle von Jahwe ist das die syrische/ugaritische Fruchtbarkeits- und Muttergöttin Aschera, deren Namen etwa vierzig Mal in der Bibel auftaucht.1 Sie war vorerst die Gattin des Gottes El, mit dem sie die Götterwelt zeugte und der letztendlich mit Jahwe gleichgesetzt wurde.2 Der äußerst populäre Kult um Aschera wurde von den patriarchalischen Jahwe-Priestern währenddessen als schwere Sünde gebrandmarkt, wie das auch mehrmals in der Bibel angeführt wird. Selbst der radikalpatriarchalische Islam, dessen Religionsbegründer die glühende Verehrung der Gottesmutter Maria in frühchristlicher Zeit ein besonderer Gräuel längst vergangener, matriarchaler Tage war, blieb von der Begegnung mit weiblichen Gottheiten nicht verschont. In den sogenannten »Satanischen Versen« erlaubt Mohammed die Anbetung dreier heidnischer Götter, um die Mekkaner leichter zum Glauben zu bekehren. Nach der Eroberung Mekkas revidierte er seine Aussage, ließ die Heiligtümer der drei Göttinnen zerstören und behauptete, diese Verse seien ihm nicht vom Erzengel Gabriel, sondern vom Satan eingegeben worden. Die Göttinnen, deren Anbetung er ursprünglich erlaubte, waren die Schicksals- und Muttergöttin Al-Lāt3, (die eine eindeutige Verbindung zur Muttergöttin Astarte, der Gattin des Baal, hat4), die Schicksalsgöttin des Mondes und des Abendsterns Manat und die bereits erwähnte Fruchtbarkeitsgöttin al-ʿUzzā5, Göttin des Morgensterns, womit wir wieder bei der Venus und dem zugehörigen Pentagramm angelangt wären.
Das Pentagramm als weibliches Fruchtbarkeitssymbol, das, weil man es in einem Zug zeichnen kann, den Kreislauf des Lebens symbolisiert, wird auch dieses Kapitel beseelen, welches sich auf den Menschen, seine Geschichte und die von ihm erschaffenen Systeme, in die er sich eingliedert bzw. denen er sich unterwirft, als Schwerpunkt konzentriert. Die weibliche Ruhe ewig gleicher Zyklen steht damit im Gegensatz zum Kapitel »Der Phoenix« (altägyptisch »der Wiedergeborene / der neugeborene Sohn«), welches die männliche Dynamik verkörpert. Wenn der Phoenix die aktive Kraft des männlichen Feuers verkörpert, den reinen Willen, der sich durch die Bändigung des Animalischen kultiviert und dadurch gleichzeitig selbst verzehrt, figuriert das Pentagramm den passiven Eremiten, die Weisheit des weiblichen Wassers, die erträgt, integriert, loslässt und sich dem Schicksal fügt. In der Mitte dieses Werkes ruht und pulsiert unaufhörlich das orphische Ei in sich selbst, »Der Kreis«, der Uroboros. Er spaltet die Einheit in einen männlichen und einen weiblichen Teil und synthetisiert sie wieder in einer ewigen Oszillation und dieser Kreis wird seinerseits von Venus und Mars, Erde und Sonne bzw. Ruhe und Dynamik umkreist, erhalten, zerstört und erschaffen.
Das Kapitel beginnt mit der Erklärung der menschlichen Urschuld als Antrieb der menschlichen Geschichte und einem kurzen Umriss der Entstehung des Staates. Danach widmen wir uns einer ausführlichen Analyse der beiden großen Wirtschaftsideologien des 20. Jh., Kapitalismus und Sozialismus, erklären ihr systemimmanentes Scheitern, verweben die Kapitel bereits mit dem Basiswissen und –empfinden für das Verständnis des