Название | Ein Buch für Keinen |
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Автор произведения | Stefan Gruber |
Жанр | Афоризмы и цитаты |
Серия | |
Издательство | Афоризмы и цитаты |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783347043282 |
Gott erhellt also im Zuge der Selbstreflexion einen Teil der göttlichen Einheit und spaltet damit das Eine in den beobachteten Teil und den nichtbeobachteten Rest. Alle Teile aber sind getrennt voneinander nicht definierbar, bedingen einander und sind eins (null). Gott ist also immer die Verkörperung der Dreifaltigkeit – die Leere (als Summe allen Seins), das Sein (dessen Summe Leere ist) und der Unterschied zwischen Sein und Leere, der nur im Zuge der Selbstreflexion, in der Gott sich selbst durch Teilung erzeugt und erfährt, von Gott beobachtet wird. Sein und Leere sind die Ur-Dualismen, die sich gegenseitig bedingen und eins sind, aber in einer beobachterzentrierten Welt überall, auf allen Ebenen, fraktal weitergesponnen, in Erscheinung treten. Die Selbstreflexion ist die simultane, d.h. zeitlose Oszillation zwischen Sein und Nichtsein der göttlichen Einheit. Sie definiert die göttliche Einheit als unterschiedslose Synthese aus Nichts und Etwas und kreiert synchron dazu den Unterschied zwischen Etwas und Nichts und damit die Selbsterfahrung Gottes. Die Oszillation, als Unterscheidung zwischen Sein und Leere, baut dabei komplexe Welten auf und zersetzt sie auch wieder. Sie ist das Verbindungsstück, das Trinität erzeugt und mit dem dualen Pol aus Anfang und Ende die große Fünf gebärt, »denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die verändern sich nicht, weder im Sommer noch im Winter, und deren Blätter fallen nicht. Derjenige, der sie kennt, wird den Tod nicht schmecken.«1
Der menschliche Geist ist die Summe all seiner Erfahrungen, so wie die Leere die Summe allen Seins ist. Erst im Zuge der Selbstreflexion beobachtet der in sich ruhende Geist einen Teil seiner selbst, spaltet somit die Einheit in Beobachter und Beobachteten und weiß, dass er als dynamisches Element existiert, um den Preis der Unvollständigkeit. Die ruhende Leere wird in der Mythologie dem weiblichen Prinzip zugeordnet, das dynamische Sein dem männlichen Pol. Aus der weiblichen Leere spaltet sich das männliche Sein ab, das seinerseits ein Wechselspiel aus ruhender, weiblicher Stabilität und dynamischer, männlicher Komplexität ist. Aus dem weiblichen Geist spaltet sich das männliche Bewusstsein ab, das wiederum aus dem männlichen »Über-Ich« und dem weiblichen »Es« das individuelle »Ich« emergiert. Aus dem weiblichen, egalitären Stamm entsteht das ausdifferenzierte, hierarchisierte Patriarchat, das sich seinerseits aus dem männlichen Individualismus (Kapitalismus) und weiblichen Kollektivismus (Sozialismus) speist.
Das Weibliche ist damit die Mutter allen Seins, und das Pentagramm ist ihr Symbol. Somit wird das Kapitel »Das Pentagramm« im Zeichen des menschlichen Geistes stehen und aller Systeme, die dieser Geist im Zuge der Evolution hervorbrachte.
1 Aus dem apokryphen Thomas-Evangelium.
Der Kreis
Wenn sie euch fragen: »Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?«, sagt zu ihnen: »Es ist Bewegung und Ruhe.«
Aus dem apokryphen Thomas-Evangelium
Wenn die göttliche Einheit sich selbst reflektiert und einen Teil der Einheit erhellt, dann zerbricht die Einheit in das Sein, das erhellt wurde – als Gedanke Gottes – und in die Leere als Summe allen Seins. Weil aber nun der Leere der erhellte, beobachtete, reflektierte und damit realisierte Teil fehlt, kann sie nicht mehr die Summe allen Seins sein, sondern nur mehr die Summe allen Seins minus den realisierten Teil. Weil der Leere dieser Teil fehlt, kann sie nicht mehr leer sein, denn nur die Einheit aus Allem summiert sich zu Null. Die Symmetrie der Leere ist also gebrochen und sie zerfällt simultan zur Realisierung des reflektierten Teils in die Realisierung aller Möglichkeiten des Seins, die ihrerseits mit dem reflektierten Teil interagieren und ihn im dynamischen Wechselspiel als eigenständiges System erhalten. Alle nun realisierten Möglichkeiten des Seins sind aber ihrerseits in Summe wieder Leere. Die Realisierung allen Seins ist gleichbedeutend mit der »Realisierung« von Nichts und damit der Nichtrealisierung. Alle Formen des Seins definieren sich durch die Abtrennung vom Nichtsein, der Leere bzw. des Nichts und sind gleichzeitig in Summe wiederum dieses Nichts. Damit ist die Welt nichts anderes als eine »Was wäre wenn«-Simulation, d.h. nichts als ein Gedanke Gottes. So ist die Kohärenz der göttlichen Einheit zu begreifen. Die Selbstreflexion führt zur Realisierung eines Teils, damit zur Realisierung aller Teile und damit zu Nichts. Das ist das zeitlose Pulsieren der göttlichen Einheit. Der Kreis ist das Element, das Anfang und Ende simultan verbindet. Er ist dementsprechend, wie schon das Pentagramm zuvor, seinerseits ungeschiedene, göttliche Einheit und unterteilte Dynamik in einem. Erst der Beobachter zieht die Grenzlinie und teilt den Anfang in das Pentagramm, den Kreis und den Phoenix; jene Trinität, die im Ende wieder zur ungeschiedenen, göttlichen Einheit des Anfangs verschmilzt. Beobachter und Beobachtetes sind im Kreis eins. Die Verbindung von Anfang und Ende, von weiblicher Leere (dem Pentagramm) und männlicher Dynamik (dem Phoenix), erzeugt erst die Unterschiede, die das zeitlose Pulsieren des ungeschiedenen Kreises ermöglichen. Der Kreis als drittes Element steht aber gleichzeitig für den Unterschied zwischen weiblicher Leere und männlichem Sein. Er ist damit nicht nur göttlicher Beobachter und Unterschied,