Münchner Gsindl. Martin Arz

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Название Münchner Gsindl
Автор произведения Martin Arz
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783940839725



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hin auf den Boden starrend auf seinem Stuhl.

      »Sie haben Herbert Förster die Fotos von Polina geschickt«, sagte Bella Hemberger laut und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch vor sich. »Sie, Herr Nowak, haben die freizügigen Fotos an Ihren Schwager geschickt. Warum?« Tatsächlich hatten die Techniker der Polizei auf Nowaks Smartphone Chatverläufe und andere Daten mühelos wiederherstellen können. Ganz wie Pfeffer gesagt hatte. Die meisten Menschen vergessen respektive wissen gar nicht, dass etliche Apps automatisch Sicherungskopien in die Cloud stellen, um aus Versehen gelöschte Daten wiederherstellbar zu machen. Bei Polina war das anders, die hatte die entsprechenden Dienste deaktiviert. So hatten sie Nowak nachweisen können, dass er die Fotos des Kindermädchens an Hebert Förster geschickt hatte.

      »Ich wollte ihm nur zeigen, was ich mit den neuen Filtern machen kann«, sagte Nowak leise.

      »Dazu schreiben Sie aber nichts! Kein Wort von Filtern, von Fototechnik! Herrgott noch mal, Herr Nowak, wie oft sollen wir das denn noch durchkauen?«

      »Dann ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass ich gar nichts zu den Fotos geschrieben habe!«, wurde Robert Nowak plötzlich laut.

      »Richtig«, bestätigte die Hauptkommissarin. »Und warum?«

      »Weil ich mit ihm direkt darüber gesprochen habe!«

      »Wir wissen, dass Herbert Förster an dem Tag, um die Uhrzeit, als Sie ihm die Fotos geschickt haben, einen Termin in Augsburg hatte. Und Sie waren in München. Da können Sie schwer mit ihm Auge in Auge geredet haben. Und Herr Förster hat uns gegenüber ausgesagt, dass er die Fotos von Ihnen unverlangt geschickt bekommen hat.«

      »Mein Gott! Kann sein. Das ist ewig her. Okay!« Er fuhr sich über den Kopf. »Also bitte, dann sage ich Ihnen, wie es wirklich war.«

      »Zeit wirds«, knurrte Bella Hemberger.

      »Herbert hat mich gebeten, diese Fotos von Polina zu machen, verstehen Sie? Er wollte Fotos von ihr. Nicht ich. Ich fand sie völlig abtörnend, nett, aber unsexy. Herbert hingegen … Na, er wollte nicht als Lustgreis dastehen. Vor allem durfte Susa nichts erfahren, ja, nicht mal ahnen. Darum hat er sich Polina gegenüber immer sehr zurückgehalten. Vielleicht hat er sie mal angefasst, kann sein, aber es durfte auf keinen Fall auffallen. Seine Karriere und so! Also hab ich die Fotos von Polina gemacht und ihm geschickt, damit er sich … keine Ahnung … drauf einen runterholen kann. Das wars. Und ja, ich hab ihm auch ein Foto von meinem Pimmel geschickt, damit er mal sieht, was ein richtiger Schwanz ist. So, zufrieden?«

      »Warum nicht gleich so, Herr Nowak?«, mischte sich nun Max Pfeffer ein, versöhnlich, einfühlsam im Ton. Er legte seinen Aktenberg auf den Tisch. »Wir haben schon darüber gerätselt, warum Sie Herrn Förster Fotos von Ihrem Penis geschickt haben. Es hätte ja auch sein können, dass Sie ihm damit zeigen wollten, dass Sie mit Frau Komarowa schlafen würden. Sagen Sie, kann es nicht doch sein, dass Sie in Polina Komarowa verliebt waren?«

      »Nein! Ich habs doch gerade erklärt!«

      »Und sie hat Sie abgewiesen, nicht wahr? Das waren ganz schön viele Demütigungen in der letzten Zeit, hm? Scheidung, Privatinsolvenz, beinahe obdachlos. Puh. Sehr schwierig.«

      »Das hat doch überhaupt nichts … Deswegen bringe ich doch niemanden um.«

      »Ich verstehe das doch, Herr Nowak«, sagte Pfeffer. »Diese ungünstige Situation, dass Sie bei Ihrer Schwester Unterschlupf suchen mussten. Das war bestimmt nicht einfach. Noch dazu, wo Ihre Schwester Sie für einen Versager hält. Jeden Tag diese Demütigung!«

      Nowak schrumpfte noch mehr in sich zusammen.

      »Und dann Ihr Schwager«, fuhr Pfeffer fort und schüttelte langsam den Kopf. »Nicht gut. Und dass er Sie öffentlich ›Loser-Bob‹ nennt, ist wirklich unschön.«

      »Tut er nicht«, sagte Nowak.

      »Doch. Tut er. Ja, das schmerzt. Wenn man das alles zusammennimmt, dann versteht jeder, was für ein gewaltiger Druck auf Ihnen gelastet hat. Und Sie ein Ventil brauchten. Dass Ihnen das alles zu viel wurde. Nicht wahr? Sie hatten es satt, die Demütigungen weiter zu schlucken. Weiterhin von dem Mann abhängig zu sein, der Sie verachtet. Da sind Sie dann ausgerastet und wollten irgendwem weh tun …«

      »Nein!«

      »Sie wussten, dass Ihr Schwager Polina attraktiv fand. War der Mord an ihr womöglich ein Zeichen für Ihren Schwager? Dass Sie auch Macht haben? Macht über Leben und Tod sogar?«

      »Nein! Ich weiß ja nicht einmal, wie sie ermordet wurde! Erwürgt, das ja, aber sonst? Das stand nicht in den Zeitungen. Sehen Sie, ich kann es gar nicht gewesen sein. Womit ist sie denn erwürgt worden?«

      »Sagen Sie es uns.«

      »Oh, ja sicher.« Robert Nowak lachte verzweifelt. »Huh! Was wird das wohl gewesen sein?« Er spielte den Nachdenkenden. »Ah! Ich habe sie mit ihren eigenen langen Haaren erdrosselt!« Er lachte irre. »Logisch!«

      Pfeffer und Hemberger sahen sich lange an. Nowak beruhigte sich schlagartig, seine Augen zitterten zwischen den beiden Polizisten hin und her. »Nein«, sagte er dann tonlos und sackte in sich zusammen.

      »Doch«, antwortete Pfeffer. »Täterwissen, könnten wir beide nun denken, nicht wahr?«

      »Das war doch ein blöder Scherz«, flüsterte Nowak kaum hörbar. »Ich hab mir nur das Absurdeste ausgedacht, was … Ein blöder Witz! Ich wusste doch nicht … Woher denn?«

      Pfeffer und Hemberger warteten schweigend.

      »Ich … ich habe ein Alibi«, flüsterte Nowak dann.

      »Wie bitte?«, rief Bella Hemberger.

      »Und von wen?«, fragte Pfeffer.

      »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Nowak.

      »Klar, der Klassiker. Sie schauen zu viele TV-Krimis.« Bella Hemberger schlug erneut mit der flachen Hand auf den Tisch. »Chef, der verarscht uns!«

      »Da muss ich meiner Kollegin recht geben«, sagte Pfeffer gelassen. »Diese ›Ich habe ein Alibi, kann aber den Namen nicht nennen, weil ich ja eine wichtige Person sonst bloßstellen würde‹-Nummer ist nicht neu, wir haben das schon oft gehört. Meist lohnt es sich nicht, die betreffende Person vor einem möglichen Skandal zu beschützen. Wir reden von Mord, Herr Nowak. Das bedeutet lebenslänglich. Also: Wer bestätigt Ihr Alibi?«

      »Das geht nicht«, greinte Nowak. »Ich kann nicht …«

      »Und überlegen Sie es sich gut, was Sie sagen. Sie wissen, dass wir eine Zeugenaussage haben, dass Sie sehr früh am Morgen außer Haus waren«, sagte Bella Hemberger grimmig. »Ein Zeuge hat Sie gesehen, als Sie vom Joggen oder vielleicht doch vom Morden zurückkamen.«

      »Wie schön.« Robert Nowak verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Dann wissen Sie ja alles und können mich ins Verlies werfen.«

      »Warum lügen Sie?«, fragte Max Pfeffer mit gespielter Enttäuschung. »Warum? Wäre es nicht besser für Sie, wenn Sie uns einfach die Wahrheit sagen? Dass Sie Polina ermordet haben, weil sie Sie abgewiesen hat? Weil Sie ihre Zurückweisung nicht ertragen konnten? Erleichtern Sie Ihr Gewissen.«

      Ein leises Klopfen, dann kam Froggy herein. Neben seinem Kaffeebecher brachte er Unterlagen zu der Dating-App Hottah. Die App-Betreiber hatten sich sofort bereit erklärt, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, da musste nicht einmal ein richterlicher Beschluss her. Während Max Pfeffer kurz die Ergebnisse überflog, schwiegen die anderen. Bella Hemberger blieb bei ihrer Rolle als Bad Cop und starrte Robert Nowak in Grund und Boden.

      Es gab tatsächlich keine gespeicherten Chats, weder Text noch Bilder, die 48-Stunden-Garantie funktionierte. Sowohl Hamed Bakh­tari als auch Elvedin Saqqaf hatten Kontakt mit mehreren Männern gehabt. Einige besaßen immer noch aktive Profile. Was Pfeffer jedoch sofort auffiel, waren die Profile mit den Nicknames ›Pops23‹ und ›Hunk23‹. Beide agierten von unterschiedlichen IP-Adressen aus, die verschiedenen in der ganzen Stadt verstreuten Internetcafés gehörten. Auffällig war, dass ›Pops23‹ insgesamt nur