Название | Münchner Gsindl |
---|---|
Автор произведения | Martin Arz |
Жанр | Триллеры |
Серия | |
Издательство | Триллеры |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940839725 |
»Lucky«, rief sie. »Ich muss dir was erzählen.« Sie machte Licht und ging in Luckys Schlafzimmer. Zu ihrer größten Enttäuschung sah sie, dass sein Bett leer war. Sie ärgerte sich über sich selbst. Lucky war ja für ein paar Tage am Gardasee mit seinem neuen Stecher, diesem blöden Schwanzpic-Sender von der App, ›Bullock23‹ oder so. Gemeldet hatte er sich auch noch nicht bei ihr. Scheiß Kerle.
Nachdem der Schmerz nachgelassen hatte, zog Mortimer sein Smartphone aus der Tasche und wählte eine Nummer. »Yo, hier ist Mo«, sagte er dann. »Die Sache ist abgeblasen … Ja, wir haben uns geeinigt … nein … nein, ihr lasst sie in Ruhe, okay … Willst du Ärger mit mir? … Okay, will ich dir auch geraten haben. Pfoten weg von der Braut.« Er legte auf.
27
»Und jetzt?«, fragte Bella Hemberger am nächsten Morgen. »Ihr prügelt euch wie zwei Vollpfosten, und danach ist dicke Freundschaft, oder wie? Ihr wisst schon, dass das disziplinarische Folgen hat.«
»Hat es nicht.« Max Pfeffer blinzelte mit dem blauen Auge. Er hatte es den ganzen Abend über gekühlt. Das hatte die Schwellung eingedämmt. Blauviolett war es trotzdem. »Außer dir weiß niemand, dass wir eine kleine unglückliche Begegnung hatten, und dabei bleibt es auch.«
Erdal Zafer nickte zaghaft. Seine linke Gesichtshälfte war angeschwollen und schillerte türkis. Da er sich nun nicht rasieren konnte, ließ er den Bart wachsen. Das hatte den Vorteil, dass in wenigen Tagen niemand mehr die Blessuren sehen würde.
»Warum deckst du den Vollpfosten?«, fragte Bella wütend und deutete auf Froggy. »Der lästert über dich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, der homophobe Sack, und dann greift er dich auch noch körperlich an.«
»Sei still!«, herrschte Froggy sie an.
»Von dir lass ich mir nicht den Mund verbieten!«, konterte Bella.
»Ich decke ihn nicht«, antwortete Pfeffer ruhig. »Er hat mich nicht angegriffen, und ich weiß, dass die Lästerei ab heute ein Ende hat. Nicht wahr, Erdal?«
Froggy nickte verlegen und grinste schief. Dann nahm er eine Aldi-Einkaufstüte hoch und holte daraus eine große Tupperdose mit Tiramisu hervor. Als er den Deckel öffnete, wirbelte ein feiner Nebel aus Kakaopulver hoch. »Hier, Chef, hat meine Frau gemacht. Sie macht immer ganz viel Kaffeelikör mit rein. Sie sagte: ›Wenn dein Chef Espresso mag, dann mag er auch mein Tiramisu.‹ Ich denke, Baklava wäre zwar passender, weil du so sauber hinlangst wie ein Türke, aber meine Frau ist Deutsche, die kann nur Tiramisu.«
»Danke. Sag deiner Frau lieben Dank. Freut mich. Holt euch Teller und Löffel aus der Küche, Tiramisu für alle und Frieden auf Erden. Ich mach ’nen Espresso dazu.«
»Wie jetzt?« Bella Hemberger blickte entnervt von Pfeffer zu Froggy. »Das wars?«
»Ja«, sagte Pfeffer entspannt.
»Ja«, sagte Froggy glücklich lächelnd.
»Was ist übrigens mit der Videoüberwachung von Hellabrunn?«, fragte Pfeffer.
»Nichts«, antwortete Froggy. »Die Kameras sind nur auf den Tierparkbereich ausgerichtet, nicht auf den öffentlichen Grund. Dürfen sie gar nicht.«
»Wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Okay, dann eben business as usual. Was wir inzwischen haben«, sagte Bella Hemberger, »ist noch ein Bericht aus dem Labor. Ja, peu à peu kommen die ganzen Ergebnisse rein. Es gibt tatsächlich eine Übereinstimmung von einem Sohlenabdruck, den die Kollegen neben der Kreuzwegsäule sichergestellt haben, an der die Leiche lehnte, mit einem Laufschuh. Also, es ist zwar kein ganzer Sohlenabdruck, sondern nur ein kleines Fragment, aber die Laborjungs sagen, dass das reicht. Der dazu passende Schuh gehört unserem Herrn Nowak.«
»Was ich nicht verstehe, lieber Max, ist, was diese beiden Asylbewerber mit dem Fall zu tun haben sollen«, sagte Kriminaldirektorin Jutta Staubwasser und tippte mit dem rechten Zeigefinger auf die Unterlagen, die vor ihr auf dem Schreibtisch lagen. Sie hatte Max Pfeffer zu einer Unterredung in ihr Büro gebeten. Durchaus Routine, doch er hatte gleich geahnt, dass das kein einfacher Termin sein würde. Irgendwie lag das im Tonfall seiner Vorgesetzten, als sie ihn angerufen hatte, doch mal bitte vorbeizukommen. Jutta Staubwasser setzte sich gerade auf ihren Schreibtischstuhl. Die Frisur wie immer fest betoniert. Das Escada-Kostüm in Taubenblau saß perfekt. Kurz sah sie irritiert auf sein blaues Auge, dann beschloss sie offenbar, es nicht zu kommentieren.
»Das, liebe Jutta, kann ich ehrlich gesagt auch nicht erklären«, antwortete Pfeffer wahrheitsgemäß.
»Ich sehe überhaupt keinen Zusammenhang zwischen dieser Polina und den Migranten. Die Staatsanwaltschaft übrigens auch nicht.«
»Es muss aber einen geben«, sagte Pfeffer. »Wir haben den Silberreif von Elvedin Saqqaf bei ihr gefunden.«
»Jaja«, winkte Jutta Staubwasser ab. »Ich habe die Akten gelesen.« Sie stützte ihre Ellenbogen auf den Schreibtisch und spielte die investigative Journalistin: »Können Sie mich überzeugen, dass es einen Zusammenhang mit dem Mord gibt, Herr Kriminalrat?«
»Nur, dass in der WG von Polina eingebrochen und alles durchwühlt wurde. Es wurde nach aktuellem Stand unseres Wissens allerdings nichts entwendet. Wir vermuten, dass der Täter diesen Armreif suchte.«
»Vermuten. Sicher. Und wenn es irgendwelche Junkies waren, die unter der Candidbrücke leben? Auf der Suche nach irgendwas Wertvollem? Wenn die einfach nicht wussten, dass es in der WG nichts zu holen gab?«
»Die hätten zumindest alle Fernseher aus der Wohnung mitgenommen.«
»Zu schwer, zu sperrig. Nein, solche Leute suchen nach Bargeld und Schmuck. Nein, mein lieber Max, das überzeugt mich nicht. Was zählt, ist die Spurenlage bei diesem … wie heißt er … Robert Nowak, dem Bruder von Susa Förster. Übrigens köstlich, ihre Krimis! Hast du mal einen ›Basti Daxlberger‹-Krimi gelesen? Musst du nachholen. Unbedingt. Köstlich und voller charmanter Münchner Charaktere, so lebendig. Man glaubt fast, man kennt die Leute. So, wie unser München früher einmal war.«
Weil du so viel Ahnung hast, wie unser München einmal war, Neigschmeckte, dachte Pfeffer.
»Nun gut, also Robert Nowak. Ich finde ihn mehr als verdächtig. Die Fotos, seine Wischiwaschi-Aussage, sein fehlendes Alibi für die Tatzeit, die Aussage von diesem Mortimer und alles. Ich denke, den sollten wir in den Fokus der Ermittlungen rücken. Und wenn ich ehrlich bin, dann ist auch Herbert Förster nicht unverdächtig. So leid es mir für Susa täte. Hatte ich erwähnt, dass ich sie mal bei einer Lesung kennengelernt habe? Bezaubernde Person. So natürlich.« Die mangelnde Menschenkenntnis von Jutta Staubwasser war legendär. »Völlig uneitel.« Sie reichte Pfeffer einen dünnen Aktendeckel rüber. »Ich war so frei, mich schon mal um die Durchsuchungsbeschlüsse zu kümmern. Nowak und Herbert Förster.«
»Das …« Pfeffer war einigermaßen sprachlos, denn seine Chefin preschte in der Regel nicht so vor. Sie strich zwar gerne am Schluss für sich die Lorbeeren ein, doch während der Ermittlungen verhielt sie sich meist zurückhaltend bis vorsichtig. »Das trifft sich hervorragend, denn wir haben nun auch noch einen Fußabdruck von ihm am Tatort sichergestellt.«
»Na also!« Jutta Staubwasser strahlte über beide Ohren. »Dann kümmern wir uns nun um diesen Nowak! Ich muss dich sicher nicht daran erinnern, dass die Öffentlichkeit ein sehr großes Interesse an diesem Fall hat, und es wäre günstig, wenn wir zeitnah Ergebnisse präsentieren könnten. Darum konzentrier dich auf den Bruder.«
28
»Sam Rosenberger?«
»Wer will das wissen?« Das Mädchen sah nicht von ihrer Schüssel auf. Sie schaufelte einen Berg Nudeln in den Mund und kaute entspannt. Unter dem Baseballkäppi lugten rosa