PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt. Greig Beck

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Название PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt
Автор произведения Greig Beck
Жанр Языкознание
Серия Primordia
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958354210



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»Ist doch egal. Wir turnen eine Woche im Dschungel herum, dann wird irgendjemand krank oder sogar getötet und wir kommen nach Hause, mit dem Geld auf dem Konto.« Er schaute Emma an. »Wobei wir gerade beim Thema sind, wie ist das eigentlich, wenn du getötet wirst? Dann kriegen wir doch hoffentlich trotzdem unser Geld?«

      Drake Masterson starrte ihn böse an, doch Emma ließ sich nichts anmerken. »Natürlich wirst du bezahlt. Und übrigens habt ihr etwas dabei, das wir bei unserem ersten Versuch nicht hatten: Jemanden, der schon mal dort war, der euch sagen kann, worauf man achten muss.« Sie starrte Ajax an. »Zufrieden?«

      »Jawohl, Madam!« Er grinste und salutierte mit zwei Fingern.

      »Gut. Ich habe außerdem im Verlauf der Jahre meine eigenen Karten angefertigt … aus meiner Erinnerung.«

      Sie schaltete auf eine weitere Ansicht des Dschungels, die aus geringerer Höhe aufgenommen worden war. Sie zeigte den Fluss Rio Caroní.

      Alle lehnten sich nach vorn und folgten mit ihren Augen der eingezeichneten roten Linie, die mit Stichworten garniert war: verdeckter Fluss, Flachwasser, versunkene Statue, Paradiesfluss, Sumpf, Farnwald.

      Drake nickte anerkennend. »Nicht schlecht.«

      Fergus grunzte. »Wahrscheinlich ist es nicht gerade maßstabsgetreu, aber ja, das ist doch ein guter Anfang. Damit können wir arbeiten.«

      »Da hatten wir schon Schlimmeres«, fügte Brocke hinzu.

      Emma fuhr mit einer Ansammlung von selbstgemachten Zeichnungen fort. Es war das Tepui aus der Ferne, die gigantische Wand, die aus dem Dschungel ragte. Dann der Tempel mit riesigen Steingötzen, die den Eingang zu bewachen schienen.

      Andy kniff die Augen zusammen und stand auf, um sich dem an der Wand prangenden Projektionsfeld zu nähern. Er deutete auf das Bild und wandte sich dann an Helen: »Die Schlangengöttin – die Yacumama

      »Die Mutter des Flusses«, antwortete Emma. »So hat Jenny sie genannt«, fügte sie hinzu und verzog das Gesicht.

      »Wie hoch ist dieser Tafelberg?«, fragte Ajax.

      »Wahrscheinlich um die fünfhundert Meter, plus-minus einhundert. Es ist nicht das Höchste im Dschungel, aber es ist ringsherum sehr steil.« Sie näherte sich ihm, die Arme verschränkt. »Es gab einen versteckten Durchgang hinter dem Tempel, eine Art Tunnel, den wir bis oben hin hochklettern konnten. Das hat ein paar Stunden gedauert.«

      »Okay, gut«, sagte Ajax.

      »Nein, nicht gut … denn er ist nicht mehr da. Er ist eingestürzt.«

      »Dann machen wir es auf die harte Tour«, antwortete Drake. »Das wird natürlich viel länger dauern. Ich weiß, dass du Erfahrung im Klettern hast, genau wie mein Team.« Er wandte sich Andy und Helen zu. »Wie sieht es mit euch aus?«

      »Nun ja …« Andy legte den Kopf schief und schaute schräg nach oben, als würde er in seinem Gedächtnis nach den geforderten Kenntnissen kramen.

      »Nein«, sagte Helen fest. »Wir haben beide keine Erfahrung.«

      Andy schaute sie an und seufzte dann. »Stimmt, nicht wirklich. Ein bisschen Kletterwand im Fitnessstudio vielleicht, aber nichts … in freier Wildbahn.«

      Ajax kicherte, wobei er seinen silbernen Zahn entblößte. »Macht nix, das ist exakt dasselbe.« Sein Grinsen wurde breiter. »Außer, dass du unten keinen Trottel stehen hast, der dein Seil hält, dass es keine bunten Griffe zum Festhalten gibt und auch keine weiche Matte, auf die du fällst. Oh, und dann ist da noch die Kleinigkeit, dass unsere Wand höher als das Empire State Building ist. Aber abgesehen davon ist es wirklich genau dasselbe.«

      Emma konnte nicht anders, als darüber zu lächeln, wie blass Andy wurde. »Es gibt aber auch noch andere Höhlen, zumindest eine, von der ich weiß. Durch die bin ich runter gekommen. Aber es war keine einfache Tour, hat mich zwei Tage gekostet. Ich würde ungern das Risiko eingehen, so viel Zeit zu verschwenden.«

      »Dann lasst uns einen Hubschrauber nehmen. Ich kenne da unten ein paar Jungs, die uns einen Huey leihen – der ist gepanzert und hat ein Kaliber-50-Maschinengewehr. Damit sind wir blitzschnell rein und raus und haben zudem die nötige Feuerkraft.« Drake breitete seine Arme aus: »Ihr könnt euch später bei mir bedanken.«

      »Wenn man den Himmel beherrscht, beherrscht man den Krieg«, applaudierte Brocke.

      »So wird’s gemacht!« Fergus lehnte sich in seine Richtung und sie schlugen ihre Fäuste gegeneinander.

      »Funktioniert leider nicht«, sagte Emma. »Um genau zu sein, funktioniert gar nichts mit Elektronik. Wie auch immer Primordia, dieser Komet, es anstellt – alle elektrischen Geräte werden nutzlos. Die Indianer dort halten es für eine besonders potente Regenzeit mit viel Gewitter und machen einen großen Bogen um das Gebiet, wenn es soweit ist.«

      Ajax hob sein Kinn. »Dann fliegen wir vorher hin und warten. Du hast doch gesagt, dieser Effekt hält nur einige Tage vor. Dann sind wir einfach einen Tag früher da und warten es ab. Wenn es wieder vorbei ist, fliegen wir weg.«

      »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Emma, »und ich habe zehn Jahre investiert, um das Phänomen zu untersuchen. Im Jahre 1978 haben sie ein paar Sonden auf den fraglichen Tafelberg fallen lassen. Als sie sie hinterher wieder einsammeln wollten, waren sie weg. Nicht kaputt, sondern einfach unauffindbar, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.« Emma verschränkte wieder die Arme. »Meine Theorie ist, wenn man schon da ist, bevor der Effekt eintritt, ist die Verzerrung bei der Öffnung des Portals so kraftvoll, dass alles vernichtet wird, was vorher da war.«

      »Na, das nenne ich mal beschissen!« Ajax lehnte sich zurück.

      Emma ließ ihren Zeigefinger durch die Luft sausen: »Ich glaube aber, dass es noch einen anderen, schnelleren Weg gibt!«

      KAPITEL 11

      Ben lehnte seinen Kopf gegen einen seiner mit Schlamm verkrusteten Arme. Der Pteropode, den er verspeist hatte, war verdammt zäh gewesen, vom Kauen taten ihm noch die Kiefer weh. Aber das Fleisch war lecker und nahrhaft gewesen. Was ihm wirklich zusetzte, war die Einsamkeit, und so dachte er an den einzigen Freund zurück, den er in diesem Höllenloch je gehabt hatte. Er schloss seine Augen und träumte sich in diese Zeit zurück.

      Damals war er überwiegend nachts unterwegs gewesen, immer in Richtung Osten. Er hatte eine Gebirgskette in Küstennähe überquert, wobei er sich an die Trampelpfade von Tieren gehalten hatte. Es war natürlich riskant gewesen, diesen zu folgen, da er jederzeit in einen Hinterhalt hätte laufen können. Die Alternative wäre jedoch gewesen, sich einen eigenen Weg durch das Unterholz zu bahnen, was ewig gedauert hätte.

      So war er nach etwa einem Monat voller Nachtwanderungen auf einem der Gipfel gelandet, von dem aus er das Meer sehen konnte. Der weite, blaue Ozean hatte ruhig dagelegen und vor sich hin geglitzert, als die Sonne über ihm aufgestiegen war. Es hatte ihn noch einmal einen ganzen Tag gekostet, aber in der Abenddämmerung hatte er einen langen Sandstrand an einer Felsklippe erreicht, in der einige Höhlen klafften.

      Höhlen bedeuteten einerseits Gefahr, doch leere Höhlen bedeuteten relative Sicherheit. Je schwerer man sie erreichen konnte, umso besser war es. Ben hatte sofort gesehen, dass sich einige dieser Höhlen in guten zehn Metern Höhe befunden hatten, und das war sehr vielversprechend. Also waren sie sein erstes Ziel.

      Schließlich stand er oben auf dem Kliff, von wo es bestimmt dreißig Meter hinunterging. Darunter befand sich ein hufeisenförmiger Sandstrand, wie eine kleine Lagune, die durch einen Ring aus groben Felsbrocken vom Meer abgetrennt war.

      Auf dem Bauch robbte er auf den Abgrund zu und wagte einen Blick über die Kante. Eine der Höhlen befand sich etwa fünf Meter unter ihm und hatte eine schöne Felslippe, die er erreichen konnte. Sie war groß genug, dass er darauf landen könnte – größeren Jägern würde das aber nicht gelingen.

      Er band sich seinen Speer und seine gewebte Tasche um und machte sich auf den Weg. Er kletterte hinunter und betrat