Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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zu sprechen.

      »Thoneca große Nation, freie Männer. Sennor Mastilo von Farm an Gallegos-Fluß Thoneca hassen, weil glauben, wir seine Kinder getötet. Wir keine Mörder. Wir Jäger, wir Frieden wollen mit chilenische Soldaten. Mastilo hier an Gallegos Herr über alles. Haben viel Peons er, viel Hirten, viel Diener, viel Gewehre. Mastilo fangen sechs von uns vor drei Monaten. Mastilo kein Erbarmen. Er wickeln Thonecas Kupferdraht von Dampfmaschine um Hände und Füße. In Kupferdraht böse Geister laufen, laufen zu Glasflaschen, leuchten, – laufen zu andere Maschinen, scheren Schafe, drehen Säge, pumpen Wasser aus Gallegos. Mastilo kein Erbarmen. Thoneca schwören bei Geister der Toten, daß nicht Mörder von Kinder. Nichts helfen. Thoneca tot durch Draht. Wir all das wissen, wir Freund unter Arbeiter dort. Wir schicken Boten nach große Stadt Skyring. Chilenische Kommandant Boten auslachen. Keine Gerechtigkeit.«

      Die ungemütlichen Gentlemen auf den Kiefern murmeln ein Wutgeknurr.

      »Mastilo töten noch mehr Thonecas. Dann fangen er unsern Freund, blinden Sennor Braanken. Sein unser Freund. Große Kampf, Braanken fliehen. Alle Thoneca tot, nur einer leben, uns holen. Wir Fährten finden, kommen hierher, schon Finsternis. Araukaner Coy gerade haben Mastilo niedergeschlagen am Schluchtrand, Coy haben El Gento Tau zugeworfen auf untere Pandasara, kommen wieder nach oben, sagen zu Tuluma von Kisten mit Köpfen von Mastilo-Kindern, sagen, daß Frieden sein soll, wenn El Gento auch wollen Frieden, sagen, daß Mastilo für Thoneca, aber Braanken für Araukaner bleiben.«

      Ich verstand ihn. Coy hatte verlangt, daß man ihm den »Blinden« überlasse. Dafür hatte er den von ihm überwundenen Mastilo den Thonecas überliefert. Coy also hatte mir doch das Hopfentau zugeworfen. Es war nun vieles geklärt.

      »Wie El Gento denken?« fragte Tuluma, indem er mich prüfend ansah.

      Böse Zwickmühle! Wenn Coy mir nur Verhaltungsmaßregeln gegeben hätte!

      Ich überlegte. Coy hatte vielleicht damit gerechnet, daß ich in seinem Interesse dieses Abkommen billigen würde. Er hatte mir unten in der Schlucht angedeutet, daß diese Schlucht das größte Heiligtum der Araukaner enthielte und daß Braanken und Miß Gordon, so faßte ich jetzt seine Worte auf, gemeinsam dieses mir völlig unbekannte »Heiligtum« irgendwie ausspionieren oder entweihen wollten.

      Diplomat sein heißt reden, was man nicht denkt.

      Ich nickte Tuluma zu. »Hier gibt wohl lediglich Coy den Ausschlag, Tuluma. Ich bin Gast der Araukaner. Wenn ich jedoch euch warnen darf, Tuluma: Schont Mastilo! Vergeßt nicht, daß die chilenische Kavallerie euch aufreiben kann. Wenn ihr wollt, werde ich nach Skyring reiten und mit dem dortigen Kommandanten sprechen. Ich werde dafür sorgen, daß Mastilo zur Verantwortung gezogen wird. Nur müßt ihr mir vorher in allem die Wahrheit sagen. Ihr kennt Braanken. Wer ist er?«

      Der greise Kapike hob die Schultern.

      »Braanken Freund, gewiß … Kurze Zeit erst, El Gento … Das sein so: Ein Thoneca suchen Harz in Wald westlich von Huar-Berg. Kommen Sturm, Kiefer fallen, Krieger liegen wie tot! Aber kommen weiße Sennor Braanken. Reiten wieder weg, sagen Krieger, nicht folgen sollen ihm. Damals Braanken noch Augen haben. Krieger zwei Tage später finden weiter östlich tote Pferd von Braanken, halb von Chapo-Ameisen aufgefressen. Krieger reiten Spur nach. Alles weitere wissen El Gento. Krieger dankbar, holen andere Thoneca, Braanken beschützen … Alles wissen …«

      Nun etwas dürftig waren diese Angaben ja. Immerhin genügten sie mir, bis auf die beiden Kisten!

      »Und die Kisten, Tuluma?« fragte ich gespannt.

      Der alte Häuptling schüttelte den Kopf. »Nichts wissen, El Gento … nichts wissen!«

      Er log natürlich. Aber zur höheren Diplomatie gehört auch das, einem Lügner höflich scheinbar zu glauben.

      »Über den Tod der beiden Kinder Mastilos wißt ihr vielleicht etwas?«

      Der weißhaarige Kapike, der ein Greis und doch noch ein körperlich und geistig wahrlich nicht zu verachtender Gegner war, erlaubte sich jetzt als Antwort lediglich eine unbestimmte Handbewegung und fragte dann seinerseits: »Wollen El Gento bestimmt bei Kommandant in Skyring sorgen, daß Mastilo bestraft werden? Haben El Gento bei Kommandant Gehör? Schon mal mit ihm reden, he?!«

      Das war eine Sackgasse für mich. Ich hatte mich bisher gehütet, den Ort selbst zu betreten. Von weitem kannte ich ihn. Und den Major der chilenischen Armee, der dort den lieben Herrgott spielte, hatte ich überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen.

      Der alte Tuluma schielte mich listig von der Seite an. »He – wie sein?!« drang er auf eine Antwort.

      Ich hatte inzwischen einen Ausweg gefunden.

      »Höre mich an, Kapike … Ihr sollt Mastilo als Gefangenen bei euch behalten, aber anständig behandeln. Ich werde mit dem Major in Skyring die Sache in Ordnung bringen. Wenn er etwa Mastilo nicht zu bestrafen gedenkt, könnt ihr noch immer eurerseits Richter spielen. Ich glaube, das ist ein Vorschlag, der euch und uns und Mastilo gerecht wird.«

      Ich hatte laut genug gesprochen, daß auch die übrigen Thoneca mich verstanden haben mußten, so weit sie eben dieses merkwürdige Kauderwelsch beherrschten. Tuluma prüfte die wilden Gesichter seiner Untertanen, und dieser fragende Blick rief sofort ein lebhaftes Beifallsgemurmel hervor, das mir äußerst angenehm um die Ohren brummte. Meine Diplomatie hatte gesiegt. Die Warnung vor den chilenischen Kavalleristen war nicht spurlos an diesen Kriegern vorübergegangen, die dem Ideal eines nordamerikanischen Apachen oder Komanchen auch in dem Punkte nicht mehr ganz entsprachen, daß sie eben ihre Karabiner doch lieber auf einen Pampashirsch als auf einen Menschen richteten, von der lieben Sitte des Skalpierens schon ganz abgesehen.

      Jedenfalls: Der Pakt wurde zwischen dem Alten und mir durch Handschlag feierlich besiegelt, und mein Ersuchen, Mastilo nun schleunigst von dem Condornest wieder herabzuholen, fand willige Ohren.

      Da es mir ein Rätsel war, wie die Thonecas den Chilenen überhaupt dort nach oben auf die Granitsäule, die mindestens vierzig Meter hoch war und selbst für einen Guanaco niemals zu erklimmen gewesen wäre, hinaufgeschafft hatten, begleiteten Coy und ich das halbe Dutzend Thonecas bis zur oberen Terrasse, wo Coy mir zuraunte: »Mistre Olaf Karl, sehr gut so sein – sehr gut!« – Nun, diese Anerkennung war mir ziemlich gleichgültig, weit wichtiger das Tun der sechs Krieger, von denen der eine jetzt seine Bola, den Lasso mit den fünf Enden und fünf Bleikugeln, wie ein Jongleur um eine Felszacke schleuderte, nach oben turnte und die Geschichte von der Granitnase aus wiederholte. Alle sechs waren in wenigen Minuten am Condorhorst, und Coy meinte trocken, als sie nun den Chilenen an fünf anderen, zusammengeknoteten Lassos herabließen:

      »Ah – Thoneca dumm … Wir hier nehmen Mastilo in Empfang. Wir reden mit ihm. Wir werden Mastilo machen klar, daß sein Leben abhängen von uns …«

      Der blondbärtige hünenhafte Mastilo schwebte langsam herab. Um die Brust war ihm ein Strick geknotet, an dem die beiden halbflüggen Condorjungen krächzend und wütend um sich hackend hingen und des Großfarmers tadellosen Reitanzug mit weißlichen Andenken beehrten.

      Dann stand der Chilene dicht vor mir. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck hochmütiger Neugier. Er betrachtete mich von oben bis unten und sagte dann mit einer herrischen anmaßenden Stimme: »Gehört habe ich schon von Ihnen, El Gento … Welcher Staat hat Sie denn ausgespien?!«

      Coy beobachtete mich. Ich fühlte es. Aber diese Beleidigung eines Menschen, dessen blutige Taten geradezu nach Vergeltung schrien, prallte vollkommen an mir ab. Ich – – und Mastilo?! Nein – dazu war ich denn doch zu schade, diesem brutalen selbstherrlichen Menschen auch nur eine Silbe als Erwiderung zu schenken.

      Ich drehte mich kurz um, schritt langsam davon.

      Coy, mein temperamentvoller Coy aber dachte anders. »Sennor Mastilo werden klein werden, ganz klein!« platzte er heraus. »Haben Sennor Mastilo schon gesehen Inhalt von Kisten von blindem Braanken – he – – schon gesehen?!«

      Ich wandte mich wieder zurück.

      Der Chilene, ohne Zweifel ein Mann mit einem starken Schuß nordischen Blutes in den Adern, meinte mit beleidigender