Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Karl Olaf, schlechte Gegend sein … Sehr aufpassen … Dreckige Tehus vielleicht nahe. Werden Sennor Mastilo verfolgen. Hassen ihn. Böse Mann … Sehr stark … Keine Gesetz hier … – Kommen mit …«

      Er schritt nach Westen zu das in flachen, langen Terrassen ansteigende Plateau empor. Der Mond stand schräg über uns, der Himmel war klar und der Sternenschein genügte für geschulte Augen.

      Coy trug dieselben hohen Seehundsstiefel mit dreifachen Sohlen wie ich. Die Sohlen sind weich und doch außerordentlich haltbar. Wir vermieden jedes Geräusch. Coys elastische Bewegungen und fast tänzelnde leichte Schritte, so überaus kraftverratend und denen des schleichenden Pumas ähnlich, der sich vor Dornenranken hütet, wurden immer behutsamer, je höher wir kamen.

      Der Wind fauchte uns mit eisigem Odem entgegen. Kaum fünfhundert Meter über uns schimmerte die erste lange Schneezunge wie ein grauweißer Strich. Wir kamen an einem einzelnen turmartigen Felsen vorüber, dessen Umgebung mit dicken Krusten Vogelunrat bedeckt war.

      »Condor!« flüsterte Coy.

      Ich schaute empor. Oben auf der Granitnadel starrte ein Gewirr von Ästen nach allen Seiten auseinander – das Nest der Riesenraubvögel, des edelsten Wildes der Kordilleren, denn der Puma – – ein Feigling! Ein angeschossener Condor ist weit gefährlicher.

      Ein rauhes Krächzen klang aus der Höhe herab. Condorjunge …

      Coy meinte: »Nachher holen … Gut bezahlen der Kaufmann in Skyring …«

      Dann noch zwei Terrassen – und wir standen am Rande eines etwa zehn Meter breiten Abgrundes, der sich von Nord nach Süd in unübersehbarer Länge hinzog.

      Kiefern und Burgbuchen hingen halb entwurzelt über die senkrechte Wand hinweg. Dort unten murmelte und plätscherte in nicht erkennbarer Tiefe ein Gletscherbach. Der Wind war schon eisig. Die Luft aber, die hier aus diesem Schlunde emporquoll, war Grabesluft, Gestank, Modergeruch.

      Links neben uns zog sich ein Dornendickicht hin, vermischt mit den zähen gelblichen Ranken des wilden patagonischen Hopfens, der bis zur Schneegrenze zu finden ist und stellenweise ganze Hügel bildet, deren Gerüst, Kiefern, durch diese unbarmherzigen Würger längst erstickt und vermodert sind. Trotzdem behalten diese Gebilde auch ohne inneren Halt ihre Form bei, und gerade diese Dickichte sind’s, die der Puma bevorzugt, der selbst bis zu den Schneefeldern emporsteigt.

      Coy sagte gedämpft: »Hinlegen, Mistre … Hinabschauen … Coy zufällig hierher kommen, zufällig sehen … – Hinlegen …«

      Ich tat’s und schob den Kopf ganz weit vor.

      Finsternis – nichts …

      Der Mond reichte in diese Tiefe nicht hinab, die Sterne erst recht nicht.

      Ich wagte noch mehr … Ich packte einen Kiefernast, der mir fest genug schien. Coy setzte sich auf meine Schenkel. Ich hing nun bis zum Bauche über dem Kanon …

      Nichts …

      »Coy, was sahst du …?«

      »Licht und Frau, – Sennora, trugen Männeranzug mit Hosen und Wickelgamaschen. Licht war Laterne, Karbid, Mistre … Das kennen … – Nichts sehen?«

      »Nein …«

      »Warten ein bißchen …«

      Das tat ich gern. Eine Dame im Sportanzug hier oben in den Anden in einer scheinbar völlig unzugänglichen Schlucht?! Es konnte sich nur um meine blonde Unbekannte handeln.

      Aber selbst geduldigstes Warten half nichts.

      »Zurück zu Zelt, Mistre …« meinte Coy schließlich. »Mistre können nachher nochmals hier nach oben … Sein gewesen fremde Reiterin – bestimmt!«

      Ich richtete mich auf. Wir beeilten uns, denn wir hatten die Freunde gut zehn Minuten ohne Schutz gelassen. Je mehr wir uns dem Mooszelte näherten, desto langsamer und wachsamer wurde Freund Coy. Zuletzt standen wir still, beobachteten die Umgebung. Oben aus der Zeltöffnung wirbelte der Rauch empor. Der Eingang war durch eine Decke gut verwahrt. Kein Lichtstrahl des Feuers drang in die Nacht hinaus.

      Coy war beruhigt.

      »Keine dreckigen Tehus … Noch nicht … Coy schlafen … Mistre am besten dort sitzen … Gute Aussicht … Windschutz …«

      Ich setzte mich auf die Steinbank, nahm die Repetierbüchse in den Schoß, schob die Sicherung zurück. Coy kam mit einer Decke wieder aus dem Zelte heraus, wobei er es sorgfältig vermied, einen Lichtstrahl ins Freie fallen zu lassen. Er legte mir die schwere Wolldecke um die Schultern und flüsterte: »Nachtluft hier nicht gut, Mistre …«

      Ich drückte ihm die Hand. Ich weiß, was ich an Coy Cala habe. Seine Treue, seine Anhänglichkeit und Fürsorge verbergen sich hinter dem durchsichtigen Gespinst kleiner scheinbarer Frechheiten. – Verbergen sich – schreibe ich heute … Wann werde ich schreiben müssen: verbargen sich! Auch die Stunde wird kommen … Heute lebt Coy noch. Sein robuster Leib verscheucht immer wieder den Sensenmann von seinem Schmerzenslager. Noch lebt er … daß er mir jemals genommen werden könnte, daß dieses kühne, wilde intelligente Antlitz einst langsam im Siechtum verwelken würde, damals ahnte ich es nicht. Welch’ Glück für uns, daß wir die Zukunft vor uns haben als schwarze Wand.

      Ich drückte ihm die Hand, und er kehrte wieder ins Zelt zurück.

      Von meiner Steinbank aus, deren Granitlehne nach Nordwest gerichtet, konnte ich den Condorhorst mit dem Glase deutlich erkennen. Zuweilen reckten sich über den Rand des liederlich gebauten Nestes zwei unförmige Köpfe hinweg – die Jungen! Die Eltern waren abwesend.

      Dann wurde ich durch ein Geräusch links von mir abgelenkt …

      Wahrhaftig – ein Puma … Ganz langsam schob sich die braunfahle Katze aus einem Windbruch hervor. Unsere Pferde wurden unruhig, hoben die Köpfe und drehten dem Raubtiere die Achterseite zu … Die Gäule standen neben dem Zelte halb unter schräg gewachsenen Kiefern. Sie hatten den Puma gewittert, und sie machten sich zur Abwehr bereit.

      Der Puma verharrte jetzt auf einer kleinen kahlen Stelle eine Weile regungslos. Nur der etwas buschige lange Schweif pendelte bedächtig hin und her.

      Vier Pferde – nein, Seine Hoheit verzichtete, machte kehrt. Vielleicht hatte er schon einmal Pferdehufe und Pferdezähne zu schmecken bekommen. Coys Gaul hätte ihn auch übel zugerichtet. Das war ein ganz gefährlicher Racker.

      Ich begann zu frieren. Außerdem lockte die Schlucht dort oben. Ich hatte Coy nicht weiter nach der Frau im Abgrund und nach der Karbidlaterne befragt. Wozu?! Ich wollte selbst sehen.

      Nochmals forschende Blicke rundum … Sollten wirklich Tehuelchen jetzt mitten in der Nacht unseren Lagerplatz finden, so würden die noch immer äußerst wachsamen Pferde rechtzeitig die Schläfer im Zelte warnen. Es war jetzt also für mich die günstigste Gelegenheit zu einem kurzen Abstecher nach dem Kanon, in dessen Tiefe die Fremde mit einer Karbidlaterne herumgeistern sollte – immerhin etwas, das selbst für mein abgestumpftes Gemüt verheißungsvoll erschien. Coy eine Sehtäuschung zuzutrauen, wäre verfehlt gewesen. Und die Sennora in losen Zusammenhang mit dem Verschwinden der Fährte Braankens und der seines brutalen Verfolgers zu bringen, dazu gehörte nicht viel Phantasie.

      Also bergan!

      Die Knochen waren mir doch etwas steif geworden, und Coys federnde Schritte mit ihrer verblüffenden Geräuschlosigkeit nachzuahmen, das wollte nicht recht glücken.

      So kam ich denn ahnungslos, in die Wolldecke lose eingehüllt, an der Granitsäule vorüber – oder Turm, wie man es nennen will … So ahnungslos wie ein Kulturmensch, der etwa die Kungsgatan in Stockholm entlanggeht und dem plötzlich ein Ziegelstein auf den tadellos blanken Zylinder fällt. Hier freilich war der Zylinder mein Filzhut, Fabrikmarke Valdivia, Verkäufer Sennor Gonzales in Skyring, Besitzer des Weltkaufhauses Gonzales und Kompagnie, – der andere gerissene Gauner war sein Herr Sohn Pedro, ein ganz übles Früchtchen, der eifrigst dafür sorgte, daß die Tehuelchenhorden der Umgegend auch mal Mischlinge von ihren Töchtern ernten konnten