Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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suchte …

      »Weshalb haben Sie eigentlich der Lady das Notizbuch weggenommen, Olaf?!« meinte er neugierig, und diese Neugier zauberte wieder ein friedliches Lächeln um seinen freundlichen Mund. »Man klaut doch nur Dinge, die von Wert sind … Ich habe mir das Büchlein angesehen … Es enthält lediglich vier Seiten Zahlen, — Preise für Einkäufe in Kairo, denke ich …«

      »Sie denken daneben.«

      »Bitte, es sind Notizen über Einkäufe! Geben Sie das Ding mal her.«

      Gupa an der anderen Seite des qualmenden Feuers, über dem nun, gestützt durch drei Steine, ein Aluminiumtopf stand, mischte sich mit seinem kräftigen Baß etwas gereizt ein. Wir hatten uns der deutschen Sprache bedient — nicht absichtlich. Unser Kamerad mit dem undurchdringlichen Golemgesicht sagte ziemlich scharf: »Sprecht englisch …! Auch ich will wissen, was vorgeht.« Er schüttete gemahlene Hirse in das Wasser des Kessels, tat den Inhalt einer Konservenbüchse hinzu und behielt seine steinerne Miene bei, als ich mich bei ihm mit Recht entschuldigte …

      »Es handelt sich um Lady Janes Notizbuch, lieber Gupa …«

      »Es handelt sich um viel ernstere Dinge,« erklärte er laut. »Wir haben zwei Gegner, und jeder von ihnen hat Begleiter. Der eine ist Lord Cordy, der andere seine Frau. Sie sind ebenfalls verfeindet.«

      »Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte,« lächelte Tübbicke sorglos. »Ich möchte wohl wissen, wie uns hier jemand finden soll …?!« Er war Optimist. Er nahm das Leben von der leichten Seite. Auch das ist Jungbrunnen.

      Gupas dunkle Augen ruhten mit etwas geringschätzigem Ausdruck auf Tübbickes frischem Gesicht. Seine Stimme grollte fast, als er entgegnete: »Der Lord wird uns finden …! Er verlor etwas — er oder einer seiner Begleiter … Hier dies!!«

      Er griff in sein mantelartiges Gewand hinein, in das er sich allerlei Taschen eingenäht hatte. Ein schmutziger brauner viereckiger Stab kam zum Vorschein.

      »Da!!«

      Nichts weiter sagte er …

      Tübbicke lachte. »Was ist das?! Ein Gummiknüttel?!«

      »Es ist Gold,« erklärte Gupa. »Ich fand es im Geröll des Passes vor der Notbrücke, die wir errichteten.«

      Er kratzte mit dem Messer die Schmutzschicht an einer Stelle ab. Es war ein Goldbarren von etwa zwanzig Zentimeter Länge und fünf Zentimeter Dicke.

      Tübbicke wog die Goldstange mit feierlicher Miene in der Hand. »Das imponiert mir, das sehe ich zum ersten Male.«

      »Ich nicht,« — Gupa schaute mich an. »Olaf, du weißt, daß ich am Amur Goldminen besaß. Ich war Millionär …«

      Freund Adolar starrte ihn sprachlos an. »Millionär?! Sie?!«

      »Ich — ja, und ich weiß mehr über Goldminen der Erde als mancher andere. Dieser Barren ist sehr alt. Er muß aus einer sehr alten ägyptischen Schatzkammer stammen. Lord Cordy ist ein Abenteurer, — Sie sagten das, Mr, Tübbicke. Er ist noch mehr: Ein Mörder und Frauenentführer. Ich nehme an, es war nicht Wera Zubanoffs Schönheit, die ihn lockte. Die Fürstin Zubanoff hat uns vieles verschwiegen, obwohl wir ihre Retter sind, Retter waren, Olaf …« Und jetzt traf mich ein ironischer Blick. »Was besagt das Büchlein, Olaf? Wir müssen klar sehen.«

      Ich hielt das kleine Notizbuch, das in einer Klapphülle steckte wie in einem Zigarettenetui, in der linken. Ein Druck auf den Knopf ließ das Etui auseinanderschnappen, und das Büchlein, mit einem Gummiband befestigt, öffnete sich von selbst. Der Flammenschein beleuchtete die Zahlen und die daneben gekritzelten Wörter.

      Tübbickes Stirn krauste sich. Sein Gesicht ward hart.

      »Reden Sie, Lensen!«

      »Ich werde vorlesen,« meinte ich achselzuckend. »Ich habe die feine Witterung eines Schweißhundes auch für entlegene Dinge wie dies Geschreibsel. Hier steht als erste Zahl:

      400 — K. — Kuft

      Halten Sie »Kuft« für Toilettenseife, Tübbicke?!«

      Er schwieg und senkte den Kopf.

      »Hier steht weiter:

      4T. — K. — K.

      Glauben Sie, es handelt sich um Zahnbürsten, Tübbicke?!«

      »Kuft ist eine Stadt am Nil,« sagte der Rat widerwillig.

      »Also wußten Sie ganz gut, daß es nicht Notizen über Einkäufe sind. Es sind Angaben über eine Reiseroute nach Süden, — von Kairo aus in Kilometern berechnet, dazu noch in Tagesmärschen von Ort zu Ort. Da von Kairo bis Kuft in der Luftlinie die Strecke vierhundert Kilometer beträgt, da für diese Entfernung vier Tagesritte vorgesehen sind, ergäbe das pro Tag hundert Kilometer. Das schaffen nur erstklassige Reitdromedare wie die der Bischarin. — Weiter steht hier:

      300 — Kuft — Ass.

      3½ T.

      Meinen Sie nicht, Tübbicke, daß »Ass« gleich Assuan sein soll? Oder denken Sie an Skatkarten?«

      Adolar mit den drei A rief ärgerlich»Genug davon! — Die Route ist bis hinab zur großen Karawanenstraße genau berechnet … bis zum Bir Schikr, dann folgt nur noch eine Zahl:

      150 — Irba,

      und das verstehe ich nicht recht.«

      Ich mußte lächeln. Für einen Reisenden aus dem »Weißen Rößl« hatte der Herr Rat erstaunliches Talent zum Kombinieren.

      Mein Lächeln machte ihn verlegen.

      »Natürlich ist Irba das Irba-Gebirge, das im Osten am Roten Meere liegt. Aber — — die 150?!«

      » … Können nur bedeuten: 150 Kilometer von Bir Schikr gen Osten,« erklärte ich.

      »Nun — — und?!« Jetzt wurde Tübbicke lebhafter. »Was soll es mit dieser Reiseroute?! Wer quält sich denn heutzutage noch per Dromedar bis zur Nubischen Wüste durch?! Mein Reisehandbuch umfaßt nur Oberägypten bis zum großen Stauwerk bei Assuan, und ich habe mir nur eine Nilfahrt bis Siuk leisten können, doch …«

      Ich sagte ironisch. »Tübbicke, Sie werden mir nie einreden, daß Sie lediglich zum Vergnügen nach Aegypten gekommen sind …! Als wir Sie trafen, waren Sie zweifellos nach dem Kloster St. Antonius unterwegs. Was wollten Sie dort?«

      Er zögerte, dann erklärte er offen:

      »Jemand suchen, Lensen … Oder nein, weshalb das Versteckspiel, Sie heißen Abelsen, ich werde jedoch Olaf sagen, wie es Gupa tut. Ich könnte Ihr Vater sein.«

      »Und Sie sind nicht Rechnungsrat im Ruhestande …?!«

      Er streckte mir die Hand hin. »Ich bin es — Tatsache! Ich werde Ihnen gelegentlich eine abenteuerliche Geschichte erzählen, die den großen Vorzug der Wahrheit hat. Ich gebe zu: Meine Interessen lenken mich ostwärts. Ich wollte in den uralten Wüstenklostern St. Antonius und St. Paulus Nachforschungen anstellen, aber — das hätte Zeit. Ich möchte mich von Ihnen beiden nicht gern trennen, Sie könnten mir später helfen. Ich habe eben meinen Entschluß geändert. — Meinen Sie, daß Lord Cordy ebenfalls die Route bis Bir Schikr kennt?«

      Ich löste das Gummiband, und das Büchlein enthüllte sein letztes Geheimnis. Zwischen Etui und Rückendeckel war ein zusammengefalteter Zettel eingeklemmt. Mit Tinte stand da in groben Zügen eine fast brutale Schrift:

      »Du wirst mich niemals daran hindern, W. Z. zu zwingen, mit nach der Oase zu kommen. Sie kennt alles Nötige, nur sie! — Hüte Dich— das Recht ist auf meiner Seite. Solltest Du mir bis Bir Schikr folgen, ist es Dein eigener Schade!«

      Keine Unterschrift …

      Trotzdem: Cordy war der Schreiber, und Cordy war auch der heimtückische Schütze gewesen, der mich im Tale von St. Antonius hatte auslöschen wollen.

      Tübbicke und Gupa pflichteten mir vollkommen bei. Wir kannten nun unser fernes Ziel.