Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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von Giftgasen, baut Riesenpanzer, Riesengeschütze, Riesentanks … Hören Sie mir auf von Kultur, Zivilisation und modernen Schlagworten, die barer Unsinn sind. Ich bin Schwede, aber meine Mutter war eine Deutsche, und wenn ich daran denke, daß man Deutschland mit der Friedensschere beschnitt, damit angeblich jedes Volk frei würde, wenn ich dann an die wahren Methoden der bis zum äußersten gerüsteten Mächte denke, und an die Zustände in Asien, – – es ist fast zu albern für einen vernünftigen Menschen, sich darüber zu erregen …!«

      Steenpool schaute zur Decke empor, deutete ein Achselzucken an. »Alles ist Schwindel, Mr. Abelsen. Wahrheit ist nur der Satz: Macht geht vor Recht! – Das wird immer so bleiben, und alle Friedensschalmeien werden daran nichts ändern.«

      Das Thema war ihm unangenehm, und er bog mit der Bemerkung ab: »Der Wang-Bund hat zwölf Häupter, und diese nennt man Tschu-Wang, ein Ausdruck, der etwa mit »Oberster Wang« übersetzt werden kann. Wassili Gowin ist vielleicht noch mehr als ein Tschu-Wang, denn der dreizehnte Tschu-Wang, das war der alte Doktor Wang, vereinigt in seiner Person die ganze erschreckende Macht dieser Geheimorganisation, und dieser Großmeister, Mr. Abelsen …« – er beugte sich zu mir hin und legte mir die Hand auf die Schulter – »dieser Großmeister könnte uns alle so spurlos verschwinden lassen, daß …«

      Er hatte seine Hand wieder zurückgezogen, – er hatte mich glänzend genarrt, seine gepflegte Hand war als Faust wie ein Hammer …

      Ich höre noch, daß Wrangel bösartig aufheulte, dann schwanden mir die Sinne. Als ich erwachte, lag ich auf dem Diwan, eine fahle Helle erfüllte den Salon, es war Tag geworden, aber draußen über der Lichtung hing der berüchtigte Sachalinnebel in grauen festen Schleiern.

      Das dumpfe Stöhnen des Hundes brachte mich vollkommen zur Besinnung. Ich taumelte, als ich mich erhob und die Wandleuchter anzündete. Wrangel hatte eine böse Stirnwunde, und der arme Kerl, der den hinterlistigen Steenpool angesprungen hatte, war nahe dem Verrecken. Der mit Blut besudelte kostbare Teppich und die umgeworfenen Stühle bewiesen, daß es einen harten Kampf gegeben hatte. Mein eigener Kopf brummte wie ein Bienenhaus, und niemals habe ich mich so gedemütigt gefühlt wie damals, als ich der kalten Berechnung des kleinen Steenpool zum Opfer gefallen war.

      Was ich für Wrangel irgend tun konnte, tat ich. Ich war allein in dem großen Blockhause, von dem ich bisher nur den Flur und den Salon Weras kannte. Ich versorgte den Hund, ich fand in einem Zimmer, das durchaus dem Arbeitsgemach eines Gelehrten glich, eine Reiseapotheke. Wrangel erholte sich, nachdem ich ihm eine Kampferspritze gegeben hatte, er mußte nur allzu viel Blut verloren haben.

      Meine Armbanduhr zeigte zehn Uhr – vormittags. Ich war allein, weder Gowin noch Wera noch sonst jemand war hierher zurückgekehrt. Die Einsamkeit tat mir wohl, ich besichtigte die Räume in aller Ruhe, und ich wunderte mich, wie man all diese zum Teil kostbaren Möbel hier mitten in den Urwald geschafft hatte.

      Die Küche mit einem guten Eisenherd und einem Petroleumkocher, sowie viel Geschirr hatte eine Falltür, die in den Keller führte. Er war trocken und gut ventiliert, auf Regalen standen hunderte von Konservenbüchsen, Weinflaschen, Whisky, Kisten mit Zinkeinsatz mit Zigarren, Zigaretten, Kautabak, photographischen Artikeln und Chemikalien.

      Die merkwürdigste Entdeckung machte ich dann draußen. Zwischen zwei einzelnen Bäumen der Lichtung, riesigen Eichen, war eine tadellose Eindrahtantenne gespannt, die Ableitung lief nach einer Bodenkammer, in der nicht nur ein Fünfröhrenempfänger, sondern auch ein Sender von etwa ein Kilowatt Energie standen.

      Wer hatte dieses Blockhaus erbaut, wer hatte hier gelebt?!

      Flüchtig dachte ich an Iwan Zubanoff. Ich verwarf den Gedanken wieder. Fürst Zubanoff war aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Bix und Fattmoore hatten ihn nach Rußland geschafft, und ein Standgericht würde mit dem ehemaligen zaristischen Aristokraten wohl kurzen Prozeß gemacht haben.

      Ich stand sinnend da und betrachtete den Empfänger. Er war deutsches Fabrikat, auch der Sender. Ein winziger Motor, eine Dynamomaschine, ein Gleichrichter, – hier in dieser Kammer feierte die Radiotechnik Triumphe. Nichts fehlte. Da waren zwei Lautsprecher, ein halbes Dutzend Kopfhörer, sogar ein Diktaphon, das Signale selbsttätig aufnahm.

      Tief in Gedanken stieg ich die Treppe hinab und betrat das reich ausgestattete Arbeitszimmer neben dem Salon. Zwischen breiten Bücherregalen hingen große Karten von Asien und Europa und dem Pazifik. Ich durchsuchte den Schreibtisch. Er war leer bis auf Vorräte von Papier und Tinte, Federn und so weiter. Daneben stand eine neue Schreibmaschine. Auch die Bücher besagten nichts. Es waren Werke aus allen Ländern jeder Art, – Sven Hedin war vollzählig vertreten, ebenso Joe Chamberlains politische Broschüren, dazu manches Buch, das mir, dem Weltenbummler, noch gänzlich fremd, so ein Buch über Amanullah, Exkönig von Afghanistan, geschrieben von einem Engländer E. Gidwul Nohc, – schon das Vorwort von scheinheiliger Gehässigkeit.

      Wer baute dieses Haus, wer wohnte hier? – In dem Schlafzimmer stand nur ein schlichtes Feldbett, in einem Raum neben der Küche schienen zwei Diener untergebracht gewesen zu sein.

      Wer?!

      Ich trat vor die Karte Asiens, und ich sah, daß in diese Karte feine farbige punktierte Linien, Kreuze, Doppelkreuze und andere Zeichen unauffällig eingezeichnet waren.

      Mit einem Schlage kam mir die Erleuchtung.

      Dies Haus war Doktor Wangs verborgenes Hauptquartier gewesen, von hier aus hatte er zeitweise die Riesenorganisation geleitet …!

      Und anderes noch durchschaute ich jetzt.

      Gowin war absichtlich als Matrose auf dem Wege nach Sachalin gewesen, als ich ihn kennen lernte. Gowin hatte wohl gewußt, daß Doktor Wangs Schlupfwinkel sich auf Sachalin befände, jedoch den Platz selbst nicht gekannt. Deshalb seine Jagdausflüge, deshalb seine Wolfsgruben, die er stets allein anlegte. Er wollte Zeit finden, dieses Haus zu suchen!

      Mehr noch – und meine Gedanken spielten frei und leicht, angeregt durch diese ersten zweifellos richtigen Schlußfolgerungen: Gowin konnte nicht der Tschu-Wang, der dreizehnte Tschu-Wang, der Großmeister, sein. Sonst würde er dieses Haus gekannt haben. Der geköpfte Doktor Wang würde doch schon bei Lebzeiten als weitblickender Politiker seinen Nachfolger bestimmt haben!

      Wer war es?!

      Und dann Steenpools Mission! Galt sie nur zwei ermordeten englischen Schiebern?! – Ausgeschlossen! Steenpool war vom Auswärtigen Amt, und der Wang-Bund bedrohte auch England.

      Und Wera?! Wie war sie nach Sachalin gekommen, wie war sie in dieses Haus geraten, das doch durch den mehr als eleganten Salon, ein wahres Liebesnest, auch für eine Frau hergerichtet war?!

      Hier versagten meine Schlußfolgerungen. Hier begann die Wand, die mir den Blick versperrte.

      Wenn Wera vorhin in der Nacht alles berichtet hätte, wäre ich jetzt klüger gewesen.

      Ich schritt hinüber in das Liebesnest. Ich war wie benommen von all dem Geheimnisvollen, das mir diese Stunden aufgebürdet hatten. Als ich die Tür geöffnet und den schwerseidenen Vorhang zurückgeschlagen hatte, prallte ich zurück.

      In dem Schreibsessel saß Wera Zubanoff in ihrem jetzt schlammbespritzten Kimono.

      7. Kapitel

       Weshalb?!

       Inhaltsverzeichnis

      Sie sah gänzlich erschöpft aus, sie hatte dunkle Ränder unter den Augen, ihr Blick war matt und verzweifelt.

      »Sie noch hier?!« sagte sie müde und lächelte ganz wenig.

      »Und Sie wieder hier, Fürstin?!« – meine Stimme klang froh und lebhaft.

      Ihre Augen senkten sich vor dem beglückten Leuchten meiner Züge.

      Eilfertig holte ich Wein, ein Glas, – sie trank gierig …

      »Ich danke Ihnen, Mr. Abelsen …«

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